Berge blau und die Fahne rot. Rudi W. Berger
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Название: Berge blau und die Fahne rot

Автор: Rudi W. Berger

Издательство: Автор

Жанр: Историческая литература

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isbn: 9783961456604

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СКАЧАТЬ Uns sparen sie tot, wen sonst.

      Ede: Früher arbeiteten paar tausend beim VEB MÖZEU, Tischler, Anlagenfahrer, was du willst. Stadt der Möbel Weltstadt. Und was ist heute?

      Karl: Musst du mir das sagen? Nicht mal mehr Geld hat unsere schöne Stadt auf der Höhe für ihr Karpfenpfeiferfest, geschweige denn für unsereins. Jeden Tag gucke ich zum Rathausturm hoch und sehe, wie die Göttin der Gerechtigkeit, unsere „Gette“ fröstelt.

      Ede: Mit Waage und Schwert, haha. Dieses Eisen der Ungerechtigkeit. Mich fröstelt auch.

      Karl: Das Loch im Sparstrumpf der Räte wird immer größer. Der Schwarm der Arbeitslosen wächst, uns eingerechnet. Wir modernen Sklaven.

      Ede: (Winkt nach einer weiteren Dose, die Karl beflissen öffnet, aber antrinkt, leert und vor den Salon wirft) Durch diesen Autofritzen da drüben auch.

      Karl: (Gegen Hacke und Boxer, die heran stolpern) Die zwei müssten es ja wissen.

      Hacke: (Wütend) Der da, der Boxer.

      Boxer: Ebenfalls wütend) Hacke, er selber, ha. Er ist schuld, dass ich rausgeflogen bin.

      Hacke: Alles machte er mir zum Schur.

      Karl: Jaja. Sich gegenseitig auf die Füße treten Möööönsch! (Zeigt einen Vogel) Rabotten wie verrückt und dann doch fliegen.

      Ede: Mobbing.

      Karl: Idioten.

      Boxer: Genau das. Der da hat’s gemacht.

      Hacke: Nein, der da. Immer auf mich rein. (Beide aufeinander los)

      Ede: No, no, no. (Trennt sie) Und hast dich nicht gewehrt?

      Hacke: Na, wie denn?

      Ede: Das weißt du nicht?

      Karl: (Ironisch, schulmeisterlich) Befreien Sie sich aus der Rolle des gedemütigten Opfers. Treten Sie ihren Widersachern selbstbewusst entgegen. Machen Sie ihm klar, dass Sie nicht länger gewillt sind, sich schikanieren zu lassen.

      Ede: Ja, ja, ja, und …

      Karl: Unterdrücken Sie alle Signale, die auf Angst hindeuten: stockendes Sprechen, hängende Schultern oder ausweichende Blicke.

      Ede: Und …

      Karl: Demonstrieren Sie Stärke durch aufrechte Körperhaltung, festen Schritt, offenen Blickkontakt, Ruhige Hände und …

      Ede: Ja und, und, und …

      Beide: Wenn Sie neue Arbeit finden, erwähnen sie niemals, dass Sie je gemobbt wurden, denn …

      Ede: Schluss damit. Alles Theater, ha! Ich hau hier ab. Ich mach’ in diesem Kaff die Mücke.

      Karl: Du? Jetzt? Aber … Und was machen wir?

      Ede: Was aber? Hab ich’s nicht schon gesagt? Was will ich noch hier?

      Karl: Magst ja recht haben. Was geschieht hier schon für uns. Die Stadt ist zu langsam.

      Ede: Die meisten, die noch bleiben, haben nischt auf dem Kasten, keinen Pfiff, keine Ideen und wir jungen Leute kein Glück.

      Karl: Aber wohin? Meinst du, anderswo ist es besser?

      Ede: Wohin denn, wohin? Das ist es ja. (Trinkt, Trommelklang naht) Sind die schon wieder da?

       3.

       Der Platz belebt sich. Im Hintergrund ein Transparent: „Karpfenpfeifers Ersatzfest: Freude, Lust und Trommelklang.“ Bürger und Schüler kreiden Pflastersteine an. Protagonisten mit Hüten pflanzen einen Glücksbaum. Sie reichen Tagesblätter, sammeln Existenzzeichen und hängen sie an den Baum.

      Sprecher: (Mit Megaphon, von den Trommlern begleitet) Ersatz für unser Karpfenpfeiferfest. Wo die Kunst nach Luft schnappt, geht auch alles andere ein. Aber die Zuversicht stirbt nicht. Wir pflanzen einen Hoffnungsbaum. Schreibt eure Taten und Wünsche in die Tagesblätter ein, schenkt ihm ein Zeichen eurer Existenz und tanzt mit uns, damit er groß wird und blüht. Für jedermann. Und zählten nur hundert ohne Arbeit, sie wären zu viel für unsere Stadt. (bei den Ankreidern) Für jeden von ihnen einen Stein. Ja, zwanzig, damit meine Mutti eine neue Stelle bekommt. Dreißig, damit ich morgen eine Lehrstelle habe. (Protagonisten tanzen zu den anderen und bieten die Tageblätter zum Einschreiben an)

      Ede: Alles Theater, he!

      Karl: Traumtänzer, verschwindet!

      Boxer: Wer hört euch denn? Geht in unser Zeuromeer baden! Sie bewerfen die Akteure mit leeren Büchsen. (Anita kommt als Dame aus dem Salon, schreibt verstohlen in ein Tageblatt, gibt ihren Talisman als Zeichen für den Glücksbaum das zu Boden fällt, verschwindet mit den Protagonisten und die Trommeln verklingen)

      Karl: Ui! Habt ihr gesehen?

      Boxer: In dem Türchen das Figürchen…

      Hacke: Das ist ein Bienchen! Kenn’ ich die nicht?

      Karl: Mein, sage ich. (Hebt den Anhänger auf)

      Ede: Haste gedacht. Her damit.

      Karl: Rede kein Blech.

      Ede: Rede ich oder du? Na also. (Reißt Karl den Anhänger aus der Hand, geht zum Salon, liest den Namen und kommt verwirrt zurück) Wenn der Lässig … Kann doch nicht wahr sein. Sag, ist das wirklich unser ehemaliger Chef vom VEB MÖZEU?

      Hacke: Wer denn? Hast du das nicht gewusst?

      Ede: (Betrachtet verloren den Talisman) Anita … ich meine, diese Frau, sie kam von drinnen und ging da wieder hinein?

      Hacke: Was denn sonst.

      Boxer: So ist es.

      Karl: Ede, Mensch. Is was? He!

      Hacke: (Flüstert mit den anderen) Hab ich’s nicht gleich gewusst. Anita ist es, sein Liebchen. Er bumste sie damals in der Heizung.

      Boxer: Da war’s schön warm, haha.

      Hacke: Und er, der Lässig, einer seiner Chefs …

      Karl: Der selber auf sie scharf war …

      Hacke: Jaja. Erwischt und ihn gefeuert oder feuern lassen.

      Ede: (Noch immer verwundert) So einen Salon, Mensch. Und wo hat er den Schmand dafür her?

      Hacke: Er hatte dich hinausgeekelt, dann ging er in die Vollen. Abgewickelt, na klar. Alles für eine Mark und noch nen Happen bei.

      Ede: Dieser Gauner! Na warte. (Setzt die Bierbüchse energisch auf die Bank. Ich muss da mal rein.

      Hacke: In diesen pinkfeinen Laden?

      Ede: СКАЧАТЬ