Post für Dich aus Amora!. Birgit Cremer
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Название: Post für Dich aus Amora!

Автор: Birgit Cremer

Издательство: Автор

Жанр: Короткие любовные романы

Серия:

isbn: 9783957442079

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СКАЧАТЬ Passt doch! Dann heißt es »Vorhang auf« für die einmalige Welt von Nick und Nora. Und wozu diese Offenbarung?

      Der Dalai Lama würde wahrscheinlich nur mit einem Lächeln antworten. Na denn: »Prost«!

       Amora, den 17.11.2010

      Geliebter Nick,

      das ist ja der Hammer! Nach einer halben Ewigkeit in »Amora« mit dir (die Zeit verfliegt wirklich wie im Düsenjet) und ausgerechnet an so einem tristen Tag wie »Buß- und Bettag«, also eigentlich müssten wir heute auf den Knien durch die Wohnung rutschen und all unsere Sünden bereuen, wird der geheimste meiner Träume nun endlich Wirklichkeit. Wir verfassen ein gemeinsames Buch über unsere einmalige Liebe, und als Grundlage dafür schreiben wir einander Briefe, wie am Anfang unserer leidenschaftlichen Beziehung.

      Nick – du gibst mir den Kick! Unsere Liebesbriefe damals waren so heiß, dass ich beim Schreiben regelmäßig Brandblasen an den Fingern hatte. Wenn ich dann mit zitternden Händen Post von dir aus dem Briefkasten fischte, war ich jedes Mal halb wahnsinnig vor Glück und Aufregung. Allein schon der Duft nach deinem atemberaubenden Rasierwasser! Ich hing mit meiner Nase an dem Papier wie ein Spürhund der Drogenfahndung am Rauschgift. Nach dem Lesen deiner Zeilen und Inhalieren deines Duftes war ich dann ganz wahnsinnig, wie in Trance. Dieser Gefühlszustand wiederholte sich mit jedem deiner Briefe, und zwar so lange, bis wir endlich unser erstes gemeinsames Liebesnest, »Amora« im Mini-Format, in einem schrecklichen Münchner Hochhausviertel beziehen konnten. Von da an schwebten wir zusammen auf »Wolke 7« durchs Leben.

      Aber erst mal »back to the roots«, also alles auf Anfang.

      Schon als 18-Jährige war ich ständig damit beschäftigt, den berühmten Mann fürs Leben zu finden. Als Vorbild meines persönlichen Supermanns schwirrte mir der charmante, witzige, schlagfertige und äußerst gutaussehende Nick Charles, der Held meiner Lieblings-Krimi-Reihe »Der dünne Mann«, aus längst vergangener Zeit im Kopf rum.

      Auf meiner Suche nach einem Nick der Neuzeit habe ich alle Discos, Kneipen und auch manch zwielichtige Bar im Umkreis von fünfzehn Kilometern systematisch abgeklappert. Ich bin auf jede noch so öde Party von Leuten, die ich gar nicht leiden konnte und nur um fünf Ecken herum kannte.

      Ich habe mich in meiner Verzweiflung sogar bei einer Tanzschule angemeldet und im Dreivierteltakt durch einen A- und F-Kurs gequält. Alles leider ohne jeglichen Erfolg. Der Märchenprinz war nicht in Sicht, und mit den »Fröschen« wollte ich mich nicht wirklich abgeben.

      Nach einigen Jahren zwischen Hoffnung und Frust bahnte sich 1983 die Wende an. Ich hatte die absolute Lebenskrise, die ich nur mittels viel Alkohol, schmachtender Liebeslieder und einem »Nick Charles-Tag« in der Woche – meine Buchausgabe von »Der dünne Mann« sah schon dementsprechend zerfleddert aus! – einigermaßen ertrug.

      Mein Jurastudium in München wurde immer unerträglicher. Die Vorlesungen bei den verknöcherten Paragraphenreitern gingen mir unheimlich auf die Nerven. Warum hatte ich mich nicht für ein spannenderes Studienfach entschieden?

      Mein Privatleben war so aufregend wie eine Briefmarkensammlung. Unter der Woche Smalltalk mit Freundinnen und gelegentliche Museums- und Kinobesuche, am Wochenende der obligatorische Pflichtbesuch bei meinen Eltern in Ingolstadt. Dort durfte ich mir, zwischen Schweinebraten und Cremetorte, regelmäßig anhören, warum ich eigentlich in dieser winzigen Kammer des Studentenwohnheims in München leben musste. Daheim bei ihnen hätte ich es doch »viiiel« schöner. Na klar, wenn man auf fromme Bibelsprüche, fettes Essen und Zimmerkontrolle steht, ist das alles wunderbar. Ich erzählte ihnen dann immer die Story von den langen Vorlesungen, manchmal auch bis in den späten Abend hinein, und der so arg schlechten Zugverbindung, wohl wissend, dass sie den Zugfahrplan nie überprüfen würden. In Wahrheit war ich heilfroh, wenigstens unter der Woche nicht das Kind meiner Eltern sein zu müssen, und Ingolstadt kannte ich nach 22 Jahren auch schon in- und auswendig.

      Ein Glück nur, dass meine heißgeliebte Oma Josephine mein Leben in München sponserte. Dennoch brauchte ich jetzt dringend eine neue Perspektive, wenn ich nicht als Dauerpatientin bei einem Psychiater enden wollte.

      Dann endlich, ausgerechnet am Faschingswochenende, schlug bei mir der Blitz ein, der Geistesblitz. In der Kirchenzeitung, schlechthin die Lieblingslektüre meiner streng katholischen Eltern, fiel mir folgende vielversprechende Anzeige eines Klosters ins Auge:

      »Ora et labora – eine Woche der Sinnfindung«.

      Ich wusste sofort, das ist meine Rettung. Eine Woche in völliger Abgeschiedenheit zwischen Beten und Küchendienst, da musste einem doch die Erleuchtung kommen bzw. der Wegweiser zu einem glücklichen Leben aufleuchten.

      Im März war es dann soweit: An einem fürchterlich stürmischen eisigen Sonntagabend kam ich, nach einer dreistündigen Bahnfahrt, voller Hoffnung (notfalls konnte ich ja für immer ins Kloster gehen) und Erwartung (ich hatte mir schon einen dicken Schmöker, Gruselkrimi vom Feinsten, für einsame Abende eingepackt) im Kloster Marienfelde an. Eine Stunde später waren wir schon mittendrin in der berühmtberüchtigten Vorstellungsrunde: »Ich heiße Nora und komme aus Ingolstadt, ratet mal, warum ich hier bin.« Wir waren eine bunt gemischte Gruppe – na gut, die meisten hatten sich für ein fröhliches Schwarz entschieden – von zwölf Leuten, Männlein und Weiblein jeden Alters, alle mit ziemlich frustriertem Gesichtsausdruck, also ganz genau meine Wellenlänge. Ich dagegen hatte mich vorher klamottenmäßig noch in Unkosten gestürzt und für diese Woche extra neu eingekleidet, und zwar in freundlichen Farben. Neben Rot machte mich vor allem Weiß ganz heiß, getreu der Devise: »Manche mögen’s weiß«!

      Ja – und dann sah ich dich! Du warst sozusagen der Lichtblick des dunklen Raumes, was nicht nur an deiner auffallend hellen Kleidung lag. Du hast mich angelächelt, um nicht zu sagen über beide Backen gegrinst, und bist dann, wie vom Blitz getroffen, vom Stuhl gekippt. Mein Herz überschlug sich sofort wie in einer Achterbahn. Meine Knie wurden wackeliger als Omas Wackelpudding, und ich wusste schlagartig: Das ist er, der Traummann deiner schlaflosen Nächte, dein Nick Charles.

      Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben eine Erscheinung, was an solch heiligen Stätten sicher nicht außergewöhnlich ist, nur eben etwas anderer Art. Als du dich dann wieder vom Boden aufgerappelt und als »Nick« vorgestellt hast, da hörte ich alle Glöcklein klingen und die Englein singen.

      Ich wusste, ich war angekommen am Ziel meiner langen Reise und Suche nach dem Lebensglück.

      Nora hatte endlich ihren Nick gefunden.

      Gott sei Dank hatten wir mit Pater Anselm einen sehr verständnisvollen Kursleiter, der ja auch mal jung gewesen und vielleicht sogar verliebt war. Er hat immer ein Auge zugedrückt, wenn wir uns bei einer an sich ernsten Meditation schmachtend oder albern kichernd ansahen, während die anderen Kursteilnehmer voll innerer Verzückung schon einen Meter über dem Boden schwebten. Sogar das Kartoffelschälen und Gemüseputzen in der dampfenden Klosterküche wurde für uns zu einem unvergesslichen Ereignis. Wir klebten aneinander wie siamesische Zwillinge und machten uns über die anderen griesgrämigen Gesichter lustig. Die Abende verbrachten wir bis spät in die Nacht im Klosterkeller bei einem schönen Gläschen Spätburgunder und unendlich langen, wunderbaren Gesprächen. Dagegen quälten sich unsere vertrockneten Mitbrüder und -schwestern mit hochgeistigen Themen, wie z.B.: »Welche Lieder sollen beim morgigen Gottesdienst gesungen werden?«, oder: »Soll der Blumenschmuck auf dem Altar bleiben oder nicht?«

      Die »Armen« konnten einem wirklich leidtun, sie hatten keinerlei Lebensfreude und keinen Blick für das Wesentliche, und daran hat wohl auch diese Exerzitienwoche nichts geändert. Für sie war die Kleiderordnung bei der Erstkommunion, das Essen beim СКАЧАТЬ