Lieber guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an. Susanne Rüster
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Название: Lieber guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an

Автор: Susanne Rüster

Издательство: Автор

Жанр: Зарубежные детективы

Серия:

isbn: 9783937881812

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СКАЧАТЬ Besorgnis und Angst an.

      Berger brauchte einen Augenblick, um ins Hier und Jetzt zurückzufinden. Er blickte auf seine Hand. Die Perlenkette war fort. Er schüttelte den Jungen ab und wandte sich um. „Alles in Ordnung.“

      Auf dem Weg zurück ins Präsidium schienen die Straßen immer länger zu werden. Und am Ende jeder Straße wartete wieder nur eine neue Straße. Berger stolperte von Kreuzung zu Kreuzung, während das Schneegestöber dichter wurde. Passanten starrten ihn an. Starke Übelkeit stieg in Berger auf und er rang nach Luft. Auf unerklärlichem Weg erreichte er das Brandenburger Tor, das wie ein drohender Wächter die Straße überschattete. Taumelnd blieb der Kommissar stehen. Die Welt drehte sich. Jemand riss ihm den Hut vom Kopf. Berger blickte auf. Es war die Kartenverkäuferin. Sie und die Tänzerinnen aus dem ‚Wintergarten-Varieté‘ umkreisten ihn. Theodor Bergers Herz raste. Die Augen der umstehenden Frauen wurden riesengroß, Blicke durchbohrten ihn. Eine der Tänzerinnen hob den Arm und deutete mit dem Zeigefinder auf ihn. Berger erkannte entsetzt die Tote aus dem Tiergarten. Ihr Blick war leer und kalt.

      Berger wirbelte herum und ergriff die Flucht. In seinem Kopf hallten Stimmen, Musik und Schreie wild durcheinander. Wie aus dem Nichts baute sich Obmüller im weißen Kittel vor ihm auf und packte ihn am Mantel. „Wir werden deinen Kopf aufbohren müssen“, sagte er finster, warf dann den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus.

      Theodor Berger versuchte verzweifelt sich loszureißen, er strampelte, sein Herz raste, doch vergeblich, er fiel und fiel.

      „Theo? Theo! Wach auf!“

      Mit einem heftigen Ruck schreckte Berger aus dem Schlaf auf. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren. Das Laken seines Bettes war schweißnass. Vor dem Fenster hatte sich die Dämmerung über die Stadt gesenkt und noch immer fielen unentwegt dicke, weiße Flocken aus dem Himmel über Berlin. Berger fasste sich an die Stirn, nur langsam kam Klarheit in seine Gedanken. Es war Weihnachten. Und er, Berger, war zu Hause.

      Im Türrahmen lehnte Marta. Ihre Miene war finster. „Telefon für dich!“

      Mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand wieder in der Küche. Der Duft nach Festtagsgans und Bratäpfeln wehte Berger in die Nase. Telefon. Telefon?

      Hastig schlug er die Decke zurück, schwang sich aus dem Bett und schlüpfte in Hose und Hemd. Dann eilte er zum Telefon. „Ja bitte?“

      „Obmüller hier“, quäkte die Stimme des Polizeiarztes aus dem Lautsprecher. Für einen winzigen Moment war Berger versucht, den Hörer einfach auf die Gabel fallen zu lassen und so zu tun, als hätte es diesen Anruf nie gegeben. Seine Finger krallten sich um das gedrehte Kabel.

      „Was gibt’s?“ Bergers Stimme klang so matt und resigniert, dass Obmüller am anderen Ende der Leitung laut auflachte.

      „Wir wollten dir eigentlich nur mitteilen, dass Weihnachten ist. Und wir haben in diesem Jahr doch tatsächlich weit und breit keine Leiche. Du kannst also deinen wohlverdienten Urlaub genießen.“ Im Hintergrund erklang das unterdrückte Gekicher der Kollegen, die an diesem Heiligabend in der Wache Dienst hatten. Berger schloss kurz die Augen und atmete durch. Dann schob sich ein breites Grinsen über sein Gesicht. „Ein Sauhaufen seid ihr, verstanden! Schöne Weihnachten!“

      „Ein schönes Fest, Herr Kommissar“, gluckste Obmüller und legte auf.

      Sacht ließ auch Berger den Hörer auf die Gabel zurück sinken und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Er ließ seinen Blick aus dem Fenster wandern. Die hellen Schneeflocken tanzten im Licht der Gaslaternen und hoben sich deutlich gegen das Blauschwarz des städtischen Himmels ab. In der Küche ertönte heftiges Geschirrklappern und holte Berger aus seinen Gedanken. Er stieß sich von der Wand ab und ging den Flur hinunter zur Küche. Sacht knarrte der Dielenboden unter seinen nackten Füßen. Marta sah auf, als er die Küchentür öffnete. Ihr Blick war eine Mischung aus Skepsis, Vorahnung und unterdrücktem Zorn.

      „Und, was wollte dein Kollege? Ist wieder etwas passiert?“

      Berger vernahm das leise Zittern in ihrer Stimme und lehnte sich locker gegen den Türrahmen.

      „Er wollte nur sagen, das alles in Ordnung ist. Es gab noch keinen Weihnachtsmord in diesem Jahr.“ Einen Moment lang war es vollkommen still. Bergers Blick glitt über Martas neue Frisur, einen kurzen, dunklen Bubikopf. Sie hatte sich schon für die Feier umgezogen. Das elegante Seidenkleid fiel locker um ihre Hüfte und der weite Ausschnitt betonte ihren schmalen, weißen Hals. Ein Blitz zuckte durch Bergers Kopf und er lächelte kalt. Wie in Zeitlupe griff er in seine Hosentasche und zog langsam eine lange Perlenkette hervor. „Frohe Weihnachten, mein Engel …“

      Regine Röder-Ensikat

      Gier

      „Süßer die Glocken nie klingen, als zu der Weihnachtszeit“, von klaren, hellen Knabenstimmen gesungen, locken Uwe Pfeifer an das Wohnzimmerfenster seiner Altbauwohnung. Von hier aus hat er einen wunderbaren Ausblick auf den Gendarmenmarkt. Er liebt die geschichtsträchtige Kulisse, von der schon Goethe schwärmte und in Knüttelversen pries: „Prophete links, Prophete rechts, das Weltkind in der Mitten“. Pfeifer sieht das Schauspielhaus, eingerahmt vom Französischen und vom Deutschen Dom. Er liebt diesen Platz, diese Gegend, auch unter einem kulinarischen Aspekt. Für ihn, den Viel- und Gutesser ein märchenhaftes Umfeld. Im Café Möhring frühstückt er und lässt sich oft nach einem langen Arbeitstag im Restaurant Lutter und Wegener mit Köstlichkeiten der internationalen Küche und deliziösen Weinen verwöhnen.

      Alle Jahre wieder wird unter seinem Fenster der schönste Weihnachtsmarkt der Stadt aufgebaut. Düfte von Zimt, Anis, Glühwein und gebrannten Mandeln füllen die Luft und schweben zu ihm hinauf in den dritten Stock seiner Wohnung und locken ihn täglich in das Schlaraffenland. Schwedische Elchsteaks, französische Spezialitäten wie Crêpes, Käse und Trüffel, auch holländische Puffertjes, Nürnberger Lebkuchen und Bratwürste aus deutschen Landen kostet er dann und genießt.

      Ganz bewusst hat Uwe Pfeifer sich jetzt, in der Adventszeit, für eine Abmagerungskur entschieden. Zu genau kennt er seine Schwächen. Er muss seiner Völlerei entfliehen, denn er ist dick, sehr dick und felsenfest entschlossen abzunehmen. Ein schwerer Entschluss, wie er aus Erfahrung weiß, denn schon viele Male haben qualvolle Diäten nie das gewünschte Ergebnis gebracht. Sie endeten immer so, dass er, meist ein umgänglich heiterer Junggeselle, in tiefe Depressionen fiel.

      Für eine Diät in den eigenen vier Wänden ist die Vorweihnachtszeit so gar nicht geeignet, aber in diesem Jahr will er seine Genußsucht bändigen.

      Er hat sich eine Klinik im Berliner Bezirk Zehlendorf ausgesucht. Hier wird nach dem Motto „Schlank macht glücklich“ eine ganzheitliche Behandlung angeboten, eine Erfolg versprechende Lösung seiner Probleme: Heilfasten mit Säften und Kräutertees, Gymnastik und Massagen, ein vielseitiges Programm.

      In einer Villa am kleinen Wannsee, umgeben von einem Park mit alten Buchen und Kiefern, die bis zum Wasser reichen, weitab von den vielen Weihnachtsmärkten, hungert er nun seit einer Woche nach der dürftigen Gemüse- und Säftekur von Frau Doktor Elisabeth Schönstett.

      Der anstrengende Aufenthalt wird ihm durch Genüsse besonderer Art jedoch verschönert und erleichtert. Vom Fenster seines Zimmers hat er Ausblick in ein Reihenhäuschen, das der Klinik gegenüber liegt, in dem ein junges, hübsches Wesen in einer Küche herumläuft. Der Anblick entzückt ihn, denn trotz Novemberkälte ist die Frau immer leicht bekleidet. Sie ist vollschlank und rotgoldene Haare umspielen ihr СКАЧАТЬ