Die Schuhleiche. Michael Schlinck
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Название: Die Schuhleiche

Автор: Michael Schlinck

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783960085027

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СКАЧАТЬ bin noch mit deinem Schützling in Schaafheim auf der Kartstrecke, aber mein Kollege ist auf dem Weg zu dir. Er heißt Timo Gebauer und kümmert sich um alles, bis ich da bin.“

      „Okay“, höre ich aus meinem Handy, „aber komm bitte so schnell du kannst, Dieter.“

      „Klar mach ich das“, und mit diesen Worten ist das Gespräch beendet.

      Obwohl Maik sehr niedergeschlagen ist, hilft er mir tatkräftig. Zwei Tage lang hat er im Schweiße seines Angesichts Runde für Runde gekämpft, die Abstimmung seines Renngerätes verbessert. Nun steht er mit leeren Händen da.

      Und doch schaffen wir es innerhalb einer Stunde, unser Fahrerlager abzubauen und alles zu verpacken. Das Wohnmobil haben wir schon am Morgen reisefertig gemacht, damit wir am Abend nicht zu viel zu tun haben. Aus Erfahrung wissen wir nämlich, dass wir am Ende eines Renntages so erledigt sind, dass wir uns über alles freuen, was wir nicht mehr tun müssen.

      Auf der Rückfahrt habe ich nun Zeit, mir ein paar Gedanken zu machen. Auch über Gusti. Er betreibt die Firma Schuhqualität in zweiter Generation, die sich im Laufe der Jahre zu einer ansehnlichen Kette entwickelt hat. Es sollten inzwischen so um die zwanzig Verkaufshäuser sein, die Gusti betreibt. Selbst in Belgien und Luxemburg. Des Weiteren hat Gusti noch eine kleine, aber feine Skateboardmanufaktur, in der in Handarbeit edle Skateboards entstehen. Und genau der Name dieser Firma ziert auch das Renngerät meines Sohnes, weshalb ich Maik auch gerne als seinen Schützling bezeichne.

      Wie doch die Zeit vergeht, wenn man in Gedanken versunken ist. Beinahe hätte ich die Abfahrt Landau Süd verpasst. Hier verlasse ich die Autobahn 65, die Ludwigshafen oder besser gesagt die Metropolregion Rhein-Neckar in einem Bogen durch die Südpfalz mit dem badischen Karlsruhe verbindet. Mein Weg führt mich über die B38, vorbei am Segelflugplatz auf dem Ebenberg, in die Stadt Landau. Noch vor dem Bahnübergang in Höhe des Vinzentiuskrankenhauses biege ich links ab, um über die L509 Landau in Richtung Wollmesheim zu verlassen.

      Beim Ortsschild, aufgestellt in Höhe einer Großbäckerei, kann ich vor mir das Panorama des Wasgaus sehen. Eigentlich ein unscheinbares Mittelgebirge im Südwesten Deutschlands, aber durch seine Ruinen und Felslandschaften unverwechselbar schön. Auch die Madenburg ist schon deutlich zu sehen. Der Anblick der auf 458 Meter Höhe liegenden Burgruine dient mir stets als Orientierungspunkt, da am Fuße der Burg die B48 zwischen den Bergen verschwindet. Genau da muss ich hin. Dort liegt das verschlafene Dörfchen Waldrohrbach, in dem ich mit meiner Familie lebe.

      Fünfzehn Minuten nachdem wir die Stadtgrenzen von Landau verlassen haben, parke ich das Wohnmobil mit Maiks Rennanhänger im Hof unseres alten Bauernhäuschens. Kaum habe ich den Motor abgestellt, sehe ich Natalie, meine Frau, aufgeregt aus der Haustür kommen. „Was ist passiert? Warum seid ihr schon zurück? Ist was mit Maik?“ Bei diesen Worten meiner Frau fällt mir ein, dass ich vor lauter Gedanken an Gusti und den auf mich zukommenden Fall total vergessen habe, sie über den Rennverlauf zu informieren. Klar, dass unsere viel zu frühe Ankunft sie in Angst und Schrecken versetzt.

      „Mach dir keine Gedanken, Natsch“, versuche ich sie zu beruhigen. „Maik sitzt im Wohnmobil und wird dir alles vom Rennen erzählen. Nur ich muss leider gleich wieder los. Es gibt eine Leiche.“

      Während ich in meinen Dienstwagen steige, sehe ich, dass meine Frau immer noch mit offenem Mund auf der gleichen Stelle steht. In der Gewissheit, dass Maik sie schon aufklären wird, fahre ich hastig vom Hof. Statt meiner Frau ist in meinem Rückspiegel nur noch eine Staubwolke zu erkennen.

      Kurz darauf biege ich in die Industriestraße in Hauenstein ein. Jetzt heißt es, Geduld zu bewahren. Überall sind Fahrzeuge mit den unterschiedlichsten Kennzeichen bemüht, einen Parkplatz zu finden. Auf den Gehsteigen sind Menschenmassen mit Tüten bepackt unterwegs. Ja, die Industriestraße ist unter dem Namen „Schuhmeile“ weit über die Grenzen Hauensteins bekannt. Ein Gesetz, bei dem es um in alter Tradition hergestellte Ware geht, erlaubt den ansässigen Händlern, ihre Schuhe auch sonntags zu verkaufen.

      Nachdem ich mich durch den Trubel im vorderen Teil der Straße gekämpft habe, kann ich im hinteren Bereich die Einsatzfahrzeuge der Schutzpolizei erkennen. Einen Parkplatz zu suchen, hab ich nun echt keine Lust, also stell ich meinen Dienstwagen direkt am Absperrband vor dem Haupteingang ab. Schon kommt ein uniformierter Schutzpolizist energisch auf mich zu. Mich wundert sehr, dass mir der Kollege in keinster Weise bekannt vorkommt. „Hier ist und bleibt heute geschlossen“, bekomm ich zu hören. „Nehmen Sie Ihre Schleuder und fahren Sie weiter.“

      Schleuder? Hat der Kollege eben meine Dienstwagen wirklich Schleuder genannt? Ich meine, dass ich lange für meinen Mini gekämpft habe. Er ist ja auch kein gewöhnlicher Mini. Es handelt sich um das limitierte GP Modell, mit 218 PS bei 1.235 Kilogramm Leergewicht, das ist doch eher ein Wolf im Schafspelz als eine Schleuder. Was ich allerdings dem Schutzpolizisten zugutehalten muss, ist, dass in unserer technischen Abteilung mein Wagen auf schäbig getrimmt wurde. Zudem hat er noch ein paar Raffinessen eingebaut bekommen. So ist er einfach wie geschaffen für verdeckte Ermittlungen.

      Ich halte, um mir unnötige Erklärungen zu sparen, einfach meinen Dienstausweis in die Luft.

      „Entschuldigen Sie, Hauptkommissar Schlempert. Ich wusste nicht …“

      „Schon gut.“ Ich habe keine Lust, mir das peinliche Gestottere weiter anzuhören. Allerdings ist mir schon aufgefallen, dass er schnell lesen kann. „Sind Sie neu bei der Schutzpolizei? Sie sind mir nicht bekannt.“ Nun hat doch meine Neugier gesiegt.

      „Nein“, bekomme ich postwendend Auskunft, „ich bin schon seit achtzehn Jahren im Dahner Revier tätig.“

      Da habe ich meine Antwort. Klar, der Kollege kommt nicht aus Landau. In Dahn gibt es ja auch noch, ähnlich wie in Annweiler, eine kleine Polizeiinspektion, die nur tagsüber besetzt ist.

      Endlich kann ich das Gebäude betreten, in dessen großzügigem Eingangsbereich sich zwei hochlehnige Sofas befinden, die als Wartebereich dienen. In einem sitzt mein Freund Gusti. Wie ein Häufchen Elend sieht er aus. In sich zusammengesunken und kreidebleich.

      „Mensch, Dieter! Gott sei dank, dass du da bist.“ Na, das ist doch mal eine Begrüßung. „Ich weiß gar nicht, was ich tun soll. Da will man auf ehrlichem Wege Schuhe verkaufen und dann hab ich ne Leiche im Lager.“

      „Hallo, Gusti. Beruhige dich erst einmal. Jetzt bin ich ja da. Hol dir einen Kaffee und ich spreche derzeit mit den Kollegen. Okay?“

      „Nichts ist okay. Du weißt doch, dass ich die topmoderne Maschine nicht bedienen kann und Personal hab ich ja am Wochenende keins da, somit kann ich die Aufgabe auch nicht delegieren.“ So viel zu den armen reichen Leuten. „Ach ja, deinen Kollegen hab ich mein Büro zur Verfügung gestellt.“

      Da das Büro von Gusti gleich das erste auf der linken Seite ist, brauch ich mich quasi nur auf dem Absatz umzudrehen und die Tür zu öffnen, um bei meinen Kollegen Timo und Laura zu sein. An dem großen Besprechungstisch im vorderen Bereich des großzügigen Büros haben sie ihre Unterlagen ausgebreitet, die bis dato hauptsächlich aus Notizen und ein paar Lieferscheinen bestehen.

      „Hallo, ihr zwei“, begrüße ich sie kurz. „Bringt ihr mich bitte mit ein paar Worten auf den aktuellen Stand?“

      Laura Schmitt, die wir auf der Dienststelle immer Lara nennen, tritt auf mich zu. Lara nennen wir sie deshalb, weil sie eigentlich die zu Fleisch gewordene Lara Croft aus dem bekannten Computerspiel Tomb Raider ist. Genau so kommt sie jetzt geradewegs auf mich zu. Die khakifarbenen СКАЧАТЬ