Название: Winter
Автор: Dave Nocturn
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957770196
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»Einem verbrannten Schlackeklumpen ist es egal, ob er nass ist oder nicht.«
»Hä?« Frank glotzte Gabi unter seinem um den Kopf gewickelten Tuch mindestens so dämlich an wie eine Bergziege einen Touristen, der ihr ein Büschel Gras vor die Nase hielt.
»Denk nach, Großer!«
Was wollte die Kleine? Hatte sie etwa in seinen Gedanken geschnüffelt? Das wäre eine beachtliche Leistung. Wieso Schlackeklumpen?
Als Gabi mit ihrer flachen rechten Hand ein Flugzeug darstellte und mit dem linkem Daumen und Zeigefinger etwas »davon runterfallen« ließ, dämmerte es Frank.
Sie sah ihn mit einem breiten Lächeln an. »Das buchstabiert man D-E-S-I-N-F-I-Z-I-E-R-U-N-G.«
Gabi hatte recht. In Wahrheit hatte der beherzte Eingriff des alten Herrn da oben in die Funktion seiner Solaranlage ihm das Leben gerettet. Leben. Na ja, was man so als Leben bezeichnete.
»Immerhin können wir uns unterhalten und spazieren gehen. Das habe ich früher nicht so gerne gemacht.«
Jetzt musste Frank auch grinsen. Das konnte er sich gut vorstellen.
»Also gäbe es gar kein anderes Leben für mich«, fuhr er fort. »Ich muss froh sein, ein totlebender General Gabriels zu sein, anstatt irgendwo in Köln richtig tot als Kohlehaufen herumzuliegen? Wirklich beruhigend.«
Gabi schien eher keine Problem damit zu haben. Natürlich war ihr durch das Down-Syndrom geschwächter Körper als Totlebende stärker und ausdauernder. Aber sie konnte nichts mehr fühlen, wusste jedoch genau, was es bedeutete. Nur der Hass war geblieben.
Je mehr Frank darüber grübelte, desto verwirrter wurde er. Es war an der Zeit, dass sie wieder Action machten. Auch ihre Gefolgschaft wurde merklich unruhiger. Das lag aber nicht nur an seinem melancholischen Anfall, sondern auch daran, dass die Zombies durch den Regen langsam wieder aufweichten und die hinteren auf dem abgefallenem glitschigen Fleisch der vorderen ausrutschten. Und so strauchelten die hungrigen Zombies gegen ihre Artgenossen, denen das überhaupt nicht behagte.
Kapitel IV
Trautes Heim
Liebes Tagebuch, es ist unglaublich, was wir erfahren haben: Nicht nur, dass wir jetzt den Auslöser für diese Scheiße, in die sich unsere Welt verwandelt hat, kennen. Es besteht die Hoffnung, dass es ein Heilmittel geben wird. Für die Milliarden wandelnder Leichname nicht mehr. Aber für alle, die noch leben, und die, die vielleicht nach uns kommen. Steini, also Dr. Steins, hat uns erklärt, was passiert ist. Ich glaube ihm. Auch, dass er und seine Kumpels nicht gefährlich sind. Solange sie genügend Dope intus haben. Hätte ich auch gerne.
Jörg konnte sich nicht beruhigen, ebenso wenig wie die anderen Pilger. »Sie erzählen uns seelenruhig, dass hier der Ursprung der Seuche liegt, und im selben Atemzug, dass es ein Heilmittel geben könnte?«, schrie er.
Erich stieß ins gleiche Horn: »Selbst wenn es eins geben sollte: Ihr habt die Seuche auf die Menschen losgelassen. Warum sollten wir euch glauben oder euch schonen?«
Dr. Steins setzte sich auf den Boden vor dem Tor. Er bedeutete der Gruppe, es ihm gleichzutun, nur auf ihrer Seite des Zaunes.
»Bitte«, sagte er, »hören Sie mich an, und dann entscheiden Sie, was Sie tun wollen.«
Sandra führte schließlich eine Entscheidung herbei, indem sie sich einfach fallen ließ. »Lasst ihn uns wenigstens anhören. Erschießen können wir ihn danach immer noch.«
Steins nickte. Jörg, Erich und Martin sahen sich nacheinander an. Schließlich zuckte Martin mit den Schultern und setzte sich neben Sandra. Jörg machte es ihm zögerlich nach. Nur Erich bliebt stehen.
»Komm, Erich, setz dich!«, forderte Martin ihn auf.
Der blonde, hünenhafte Mann gab schließlich nach und ließ sich rechts von Sandra nieder. Er überragte die Frau um gut zwei Köpfe. Links von ihr hatten sich Martin und Jörg hingesetzt.
»Okay Doc, fangen Sie an. Ich hoffe, Ihre Story ist gut«, sagte Sandra und spielte abwesend mit ihrer Waffe.
Steins nickte und blickte ihnen nacheinander in die Augen. »Das, was Sie hier hinter mir sehen, ist der Eingang zu einer geheimen Forschungseinrichtung der NATO. Ihr Forschungsgebiet waren bakteriologische Waffen.«
»Ich wusste es! Die Dreckssäcke der Regierung haben sich einen feuchten Furz um die Abkommen gekümmert.« Erich war ehrlich empört.
»So wie fast alle Regierungen der sogenannten zivilisierten Welt. Jeder Staat hatte mindestens ein solches Labor«, fuhr Steins fort. »In diesem Labor wurden hauptsächlich Virenkampfstoffe erforscht. Basis war immer ein natürliches Virus, das gentechnisch verändert wurde. Und dann erhielten wir eine Probe des Lazarusvirus.«
»Sie erwähnten den Namen schon einmal.« Jörg sah den Doktor nachdenklich an. »Lazarus war dieser Typ in der Bibel, der von den Toten wiederauferstanden ist, oder?«
»So ähnlich. Das Virus ist äußerst selten, und die bisher einzige bekannte Quelle liegt im Dschungel Brasiliens. Dort wurden vor ein paar Jahren Mitglieder eines Eingeborenenstammes entdeckt, die unglaubliche Selbstheilungskräfte hatten. Bei den Untersuchungen stellte man fest, dass ein Virus die Basis dieser Kräfte war. Doch man konnte das Dorf der Indios nicht finden. Alles, was man hatte, waren die drei Jäger, die durch Zufall entdeckt worden waren.«
»Sie sprachen von einer bekannten Quelle, Doktor.« Die Vorahnung, was diese Quelle war, klang deutlich aus Sandras Stimme heraus.
Steins nickte. »Diese Indios sind der Ursprung.«
»Was ist mit ihnen passiert?«
»Das, Herr Kraft, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich weiß nur, dass Blutproben dieser Männer zu den kostbarsten Dingen auf diesem Erdball gehören.«
Jörg lachte auf. Ein Laut, trostlos wie eine leere Bahnstrecke. »Doktor Steins, die wertvollsten Dinge auf dieser Welt sind jetzt Wasser, Nahrung, Munition und ein sicherer Unterschlupf.«
»Mag sein. Doch die Hoffnung auf Heilung liegt ebenfalls in diesem Blut. Jedenfalls erhielten wir eine Blutprobe und einen Auftrag.«
»Was für einen Auftrag?« Jörg wurde hellhörig.
»Wir sollten erforschen, ob und wie sich das Virus als Kampfwertsteigerung für Soldaten einsetzen lässt.«
»Supersoldaten«, flüsterte Erich.
»Genau. Unverwundbare oder doch zumindest schnell heilende Soldaten. Das war unser Projektziel. Doch unsere anfänglichen Ergebnisse verheißen weit mehr.« Das ausdruckslose Gesicht von Steins hatte sich bei der Erinnerung an das Vergangene aufgehellt. Etwas wie Emotionen wurde sichtbar. »Wir stellten fest, dass das Virus Teile eines deaktivierten Gencodes in sich trug.«
»Deaktiviert?«
»Genau, СКАЧАТЬ