Название: Winter
Автор: Dave Nocturn
Издательство: Автор
Жанр: Зарубежные детективы
isbn: 9783957770196
isbn:
Kapitel III
Gibt es ein Leben vor dem Tod?
Gabi und Frank waren mit dreihundert der am besten erhaltenen Exemplare ihrer reanimierten Gefolgschaft aufgebrochen, um der immer schwächer werdenden Spur, die Gabi noch mit ihren alten Freunden verband, zu folgen.
Die Aktion in dem gut erhaltenen Dorf hatte zwar für viel Nachwuchs unter den Zombiesoldaten gesorgt, aber der Preis war hoch gewesen. Die Präsenz, die Gabi bisher immer genau spürte, solange Sandra und ihre sogenannten Pilger nicht allzu weit entfernt waren, begann zu verfliegen. Sie hatten viel Zeit benötigt, um das Dorf zu erreichen und dort erst einmal reinen Tisch zu machen. Am Ende hatte sich Frank allerdings gefragt, wie es diese lausigen Dörfler so lange geschafft hatten, die ständigen Attacken der umherstreunenden Zombies zu überstehen.
Ihm kam die Aufgabe, die ihm Gabriel gestellt hatte, in den Sinn: »Bring mir so viele Seelen, wie du kannst. Vergrößere deine Armee« Genau das hatte er sehr erfolgreich in diesem kleinen spießigen Kaff Schwarmstein getan – und davor auch schon. Die Marodeure, die so plötzlich aufgetaucht waren und sich hatten einen Spaß aus dem Gemetzel an Reanimierten machen wollen, waren ihren speziellen Fähigkeiten natürlich nicht gewachsen gewesen. Nun schritten Graf Vlad, der ehemalige Anführer der Russen-Mafia-Gang, und sein Fahrer Alfred direkt hinter den beiden Totlebenden an der Spitze der eigenartigen Truppe aus verfaulten und kürzlich reanimierten Zombies. Frank spürte bei Vlad, dass er, ähnlich wie Hausmeister Krause damals in Köln, noch etwas mehr Grips in seinem toten Hirn bewahrt hatte. Es konnte nicht schaden, wenn ihre Toten ein wenig mitdachten.
Bei dem Gedanken musste Frank grinsen.
Innerlich verfluchte er seinen doch nicht so mächtigen Körper. Sicher, er hatte Macht über die echten toten Zombies, egal wie agil ihre Murmel noch war. Doch er hatte auch erfahren müssen, dass er nicht alles konnte. Nur ungern erinnerte er sich daran.
Natürlich hatte er versucht, nachdem Vladimirs Truppe aufgerieben war, mit Hilfe der erbeuteten und nun eigentlich nutzlosen Fahrzeuge ihre Marschgeschwindigkeit zu erhöhen. Immerhin waren er und Gabi ja bei vollem Bewusstsein. Also setzte er sich ans Steuer eines Jeeps und befahl einem Haufen seiner Soldaten aufzusitzen. Wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht immer noch von seinem Hass auf Sandra angestachelt worden wäre, hätte er sich bei den folgenden Szenen totgelacht. Die Ghoule staksten zum Wagen und schienen einfach in ihn hineinlaufen zu wollen. Stumpf stampften sie auf der Stelle, ihre Körper drückten gegen das Fahrzeug. Und da zu diesem Zeitpunkt deutlich mehr auf der Fahrerseite versuchten, dem Befehl zu folgen, geriet der Jeep in Gefahr, umgekippt zu werden. Im letzten Moment griff Frank ein und stoppte den Versuch.
Da ahnte er bereits, dass es schwierig werden würde, denn komplexe Vorgänge bedurften anscheinend auch komplexer Befehle. Aber die hatte er bisher nicht geben müssen. Doch nach kurzer Überlegung kam ihm die Erleuchtung. »Wir machen den Weg frei!«
Gabi nickte nur, mehr ahnend als wissend, was er wohl damit meinen könnte.
Frank besorgte sich aus einer der Scheunen einige stabile Bretter und bastelte eine Art Rampe, die auf die kleine Ladefläche des Jeeps führte. Ein Befehl an die Zombies, sich hinter dem Fahrzeug zu sammeln, und ein weiterer, aufzusitzen, führte schließlich zum gewünschten Ergebnis.
Doch so einfach, wie er sich das dann vorgestellt hatte, war es doch nicht, denn sie wurden unruhig. Zusammengequetscht zu sein, machte sie offensichtlich nervös. Dann fuhr er los, und prompt fielen die drei hintersten aus dem Wagen.
Er war etwa zwei Kilometer in Richtig Schwarmstein gefahren, als er merkte, wie seine Konzentration nachließ. Er benötigte zu viel Kraft, um die bei der Scheune gebliebenen Untoten beisammenzuhalten. Und dann geschah es: Er hatte sich nur eine Sekunde zusätzlich auf das nun nähere Dorf konzentrieren wollen und kam von der Straße ab.
Der Jeep krachte so in den Straßengraben, dass Frank und die hilflosen Zombies wie mit der Schleuder abgeschossen über den Acker flogen. Zum Glück gab es nur wenig Verluste, und mit der vor Ackerschlamm triefenden Meute kehrte er zu dem kleinen Gehöft zurück.
Also waren sie jetzt wieder zu Fuß unterwegs, und Frank ahnte, dass sie so den fliehenden Pilgern kaum näher kommen konnten. Nur sein immer noch schwelender Hass gegen Sandra, die ihn verraten hatte, ließ ihn weitermachen. Gedankenverloren strich er mit seiner schrumpeligen Zunge über die neuen Schneidezähne. So richtig fest waren die auch nicht.
Er blickte zu Gabi, die links neben ihm ging. Sie wirkte abwesend, so, als ob sie gerade wieder auf ihre Art Kontakt mit jemand anderem aufgenommen hatte. Ihr rundes Gesicht wirkte angespannt, und sie bewegte andauernd die Augenbrauen, als ob sie über etwas nachdachte.
»Wie hätte ich das denn machen sollen? Ich konnte doch nicht in deine Mutter beißen. Das ging nicht. Und auch unsere wandernden Toten schien etwas daran zu hindern, es einfach zu tun. Ich musste nicht mal große Konzentration aufbringen, um sie daran zu hindern.«
Ihr Kopf ruckte hoch und sie sah ihn mit ihren dunklen Augen böse an. »Sie hätte es verdient. Und es wäre vorbei. Jetzt muss ich sie noch länger ertragen.«
»Tu du es doch!«
»Bah.«
Wie eingeschnappt sah sie stur nach links. Dort zeichnete sich hinter einem lichten Wäldchen das Nachbardorf von Schwarmstein ab. Dort gab es außer ein paar umherirrenden Zombies kein Leben, alle Bewohner waren damals ins größere Dorf geflüchtet. Wenn sie es denn geschafft hatten …
»Wie war das denn früher? Du hattest erzählt, dass ihr irgendwas mit den Jungens im Dorf gemacht hattet. Das klang irgendwie … normal.«
Gabi tat, als hätte sie nichts gehört, aber Frank nahm die Veränderung in ihrer Aura wahr. Sie hatte die Frage mitbekommen.
Franks Gedanken schweiften ab, als er über seine eigene jüngere Vergangenheit nachdachte. Es war nur einige Tage her, da war er, auch mit einer Frau – sein Blick glitt kurz zu Gabi, die weiterhin stur schweigend neben ihm herwatschelte – vor den Zombies und »Hausmeister Krause« geflohen. Wie jetzt war ihnen ständig eine Horde Reanimierter gefolgt. Aber damals hatte er nichts mit ihnen zu tun haben wollen. Heute benutzte er sie, um sich zu rächen und dem Dunklen Mann …
Frank bemerkte, dass die lange Abwesenheit Gabriels in ihm den Keim von Zweifel an dessen Allmächtigkeit wachsen ließ.
»Ich kann es nicht. Sie sind zwar böse, aber sie sind … meine alte Welt. Das schreibt man …« Sie stockte. »Ich weiß ganz tief drinnen, dass es nicht gut ist, wenn sie ebenfalls wie wir werden. Darum haben auch unsere Soldaten die faulen Flossen von ihnen gelassen.«
Das hatte Frank sich bereits gedacht. Ohne ihren unbewussten Einfluss wäre so hilfloses Warmes Rotes sofort das Opfer des unstillbaren Hungers der Zombies geworden.
»Deine alte Welt. Das hast Du gut gesagt. Von meiner ist nicht mehr viel übrig. Meine Tante wollte mich sogar schon verspeisen, bevor ich Sandra traf.« (Siehe Band 1 "Gottes letzte Kinder")
Wut kochte in ihm hoch, als er ihren Namen aussprach, doch sie brannte längst nicht mehr so wie damals, als Gabriel den Hass in ihm entfacht hatte.
Frank beschleunigte seinen Gang, und die Horde der Untoten folgte ihrem General. Den Kurs gab die kleine Gabi vor. Zumindest solange sie noch die Pilger in der Ferne spürte.
***
Der kalte Regen wurde immer kräftiger – und СКАЧАТЬ