Название: Frieden - eine verlorene Kunst?
Автор: Stephan Elbern
Издательство: Автор
Жанр: Историческая литература
isbn: 9783943904895
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Mit dem Friedensabkommen hatten sich die Machtverhältnisse im westlichen Mittelmeerraum entscheidend verändert, ebenso die Organisation des römischen Staates, der mit dem karthagischen Besitz auf Sizilien seine erste „provincia“ gewann, mit Syrakus das erste Klientelkönigreich. Allerdings hatte das brutale Vorgehen gegen die dortige griechische Bevölkerung, etwa bei der Plünderung von Akragas (j. Agrigent), das internationale Ansehen Roms schwer geschädigt.
Schon bald konnte die Tiberstadt ihren Machtbereich erneut erweitern; skrupellos nutzte sie die Schwächung Karthagos durch den Aufstand seiner unzufriedenen Söldner, um Sardinien zu besetzen und dem Gegner erneut den Krieg zu erklären; gegen eine Zahlung von 1.200 Talenten wurde der Friede „großzügig“ wiederhergestellt. Hier zeigte sich erstmals der nackte Imperialismus der Römer, der in den folgenden Jahrhunderten zur Verwüstung und Ausplünderung zahlreicher Länder führen sollte; erst später haben die Segnungen der „Pax Romana“7 ihre brutale Eroberungspolitik nachträglich gerechtfertigt.
Triumph der römischen Beharrlichkeit: Der Frieden mit Karthago (201 v. Chr.)
Rom steigt zur Weltmacht auf; die Niederlage Hannibals bei Zama besiegelt den Untergang Karthagos.
Im 1. Punischen Krieg hatten die Karthager ihre Stützpunkte auf Sizilien, durch einen eklatanten römischen Rechtsbruch später auch Sardinien eingebüßt. Zum Ersatz für die verlorenen Gebiete begann Hamilkar Barkas mit dem Aufbau eines Kolonialreiches in Spanien, das wertvolle Silbervorkommen und gute Möglichkeiten für die Anwerbung von Söldnern unter den kriegerischen Stämmen des Landes bot. Zunächst musste Rom dem Machtzuwachs der Rivalin tatenlos zusehen, da der drohende Krieg gegen die Kelten in Oberitalien alle Kräfte erforderte. Sobald diese jedoch niedergeworfen waren, griffen die Römer in die spanische Interessensphäre Karthagos ein, wo inzwischen Hamilkars Sohn Hannibal die Machtstellung des Vaters übernommen hatte; sie putschten in der Stadt Sagunt ihre eigenen Anhänger an die Regierung (und verstießen damit gegen den Friedensvertrag von 241!). Diese griffen die benachbarten Verbündeten der Karthager an und stellten damit den jungen Heerführer vor ein Dilemma: Wenn er die Rechtsbrüche hinnahm, war die punische Machtstellung in Spanien erschüttert, da er seine Bundesgenossen offensichtlich nicht zu schützen vermochte; ein Angriff auf Sagunt musste hingegen zum Konflikt mit Rom führen. Die siegreichen Feinde haben Hannibal später als „Alleinschuldigen“ für den Kriegsausbruch abgestempelt; nach zahlreichen vergleichbaren Propagandamanövern im 20. und 21. Jh. kann dies nicht überraschen (im Irak suchen die Besatzungstruppen noch immer nach Saddam Husseins „Massenvernichtungswaffen“!). Tatsächlich blieb ihm keine andere Wahl, wenn er nicht die außenpolitische Handlungsfähigkeit des eigenen Staates aufgeben wollte. Daher löste er durch die Eroberung von Sagunt den 2. Punischen Krieg aus (218 – 201 v. Chr.). Seine ersten Jahre waren durch glänzende Siege des genialen punischen Feldherrn geprägt; mit der Vernichtung eines römischen Heeres von 80.000 Mann in der Schlacht bei Cannae (216 v. Chr.) schien der Krieg entschieden. Aber nun änderte der Gegner seine Strategie und bot Hannibal keine Gelegenheit mehr zur offenen Feldschlacht; auf den anderen Schauplätzen ging man jedoch offensiv gegen die Feinde vor. Mit den Erfolgen des jungen P. Cornelius Scipio in Spanien wandte sich das Kriegsglück; als dieser in Nordafrika landete und Karthago selbst bedrohte, wurde Hannibal aus Italien abberufen. Nachdem Verhandlungen mit dem römischen Heerführer gescheitert waren, mussten die Waffen entscheiden; bei Zama vernichtend geschlagen, riet der punische Feldherr selbst zum Frieden (202 v. Chr.).
Sieg über Hannibal – Karthago zum Untergang verdammt
Die dreißig Mitglieder des Ältestenrates begaben sich zu Scipio und nahmen die vorläufigen Bedingungen für ein Abkommen entgegen: Karthago blieb autonom, wurde aber auf sein afrikanisches Gebiet beschränkt; Spanien und die Inseln waren endgültig verloren. Als „Freunde und Bundesgenossen des römischen Volkes“ (amici et socii populi Romani) waren die Besiegten fortan zur Heerfolge verpflichtet. Gefangene und Überläufer mussten ausgeliefert werden (die abgefallenen Latiner wurden enthauptet, römische Bürger jedoch gekreuzigt), ebenso die Kriegsschiffe bis auf zehn sowie alle Elefanten; die Haltung dieser Tiere war künftig untersagt, ebenso die Anwerbung von Söldnern8. Die besiegte Stadt sollte 100 Geiseln9 stellen, sowie eine Kriegsentschädigung von 10.000 Talenten in 50 Jahren leisten. Für die Zukunft entscheidend waren zwei weitere Bestimmungen des Vertrages: Der mit den Römern verbündete Numiderkönig Massinissa sollte die früheren Besitzungen und die seiner Vorfahren zurückerhalten (ein „Freifahrtschein“ für spätere Gebietsforderungen!); Karthago durfte außerhalb Afrikas keine Kriege mehr führen, im Land selbst nur mit römischer Erlaubnis.
Den Besiegten wurde ein dreimonatiger Waffenstillstand gewährt, um das Abkommen in Rom bestätigen zu lassen; in dieser Zeit mussten sie Sold und Verpflegung für Scipios Heer übernehmen. Der Senat empfing die karthagische Gesandtschaft im Tempel der Bellona (nahe dem späteren Theater des Marcellus). Bei den Beratungen erhob sich Widerspruch gegen die vorläufigen Friedensbedingungen; manche forderten die Zerstörung Karthagos. Schließlich billigte die Volksversammlung den Vertragsentwurf Scipios (201 v. Chr.). Eine Kommission des Senates reiste mit den punischen Gesandten nach Afrika, um letzte Details festzulegen (etwa die genaue Grenzziehung). Danach trat das Abkommen in Kraft, von beiden Seiten feierlich beschworen; schmerzerfüllt mussten die Karthager mit ansehen, wie ihre Schiffe in Flammen aufgingen – es erschien ihnen, als ob ihre Stadt selbst brannte!
Mit diesem Friedensschluss war Rom endgültig zur Weltmacht aufgestiegen, der die anderen Staaten und Völker zwischen Spanien und Syrien schon bald erliegen sollten; Karthago hatte dagegen jegliche politische und militärische Bedeutung eingebüßt. Allerdings ermöglichten die durchgreifenden inneren Reformen Hannibals – der sich hier auch als bedeutender Staatsmann erwies – eine wirtschaftliche Erholung, die schon bald römische Ängste (wenngleich von Karthago tatsächlich keine Gefahr mehr drohte) und Begehrlichkeiten weckte. Man hatte nicht vergessen, wie nahe die Stadt dem Untergang gewesen war; noch Generationen später erschreckten die Römer ihre unartigen Kinder mit dem Ruf „Hannibal ad (nicht: ante) portas“10. In geradezu pathologischem Hass hat M. Porcius Cato immer wieder die Zerstörung der früheren Rivalin gefordert.11
Die vagen Formulierungen des Friedensvertrages boten hinreichend Gelegenheit, die einst so stolze Stadt weiterhin zu demütigen. Immer wieder besetzte Massinissa karthagisches Gebiet, willig bestätigten die Kommissionen des Senates seine Rechtsbrüche. Als sich die Bedrängten endlich zum Widerstand aufrafften, schlug Rom erbarmungslos zu. Da sie – entgegen den Bestimmungen des Friedensvertrages – ohne Einwilligung der Siegermacht Krieg geführt hatten, nötigte man sie zu immer neuen Zugeständnissen, um ihnen schließlich die Zerstörung Karthagos anzukündigen. Da regte sich der verzweifelte Überlebenswillen der Einwohner, die ihre Vaterstadt heldenhaft gegen die römischen Legionen verteidigten. Erst nach dreijähriger Belagerung wurde sie durch den jüngeren Scipio erobert und dem Erdboden gleichgemacht (149 – 146 v. Chr.), die Überlebenden in die Sklaverei verkauft, der Ort verflucht – er sollte auf ewig unbewohnt bleiben (Caesar gründete später ein neues Karthago, das aufgrund seiner einzigartigen Handelslage zu einer der bedeutendsten Metropolen des Imperium Romanum wurde).
Das Ende der Souveränität: Der Vertrag von Apameia (188 v. Chr.)
Rom wirft die hellenistischen Staaten nieder und erringt die Vorherrschaft im östlichen Mittelmeerraum. Seit dem Frieden von Apameia kennt es keinen gleichrangigen Gegner mehr.
Mit dem Sieg über Karthago hatte Rom faktisch die Herrschaft über den westlichen Mittelmeerraum erlangt (201 v. Chr.); obwohl das Volk nach diesen schweren Jahren kriegsmüde war, СКАЧАТЬ