Название: Ur-Praxis
Автор: Frank Viola
Издательство: Автор
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783955781590
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Kapitel 1: Gemeindebildung nach Gottes Vorbild
Wenn wir den Willen Gottes für seine Gemeinde kennenlernen wollen, müssen wir bis zur „Schöpfungsgeschichte“ der Gemeinde zurückkehren, um festzustellen, was er damals sagte und tat. Hier finden wir den klarsten Ausdruck seines Willens. Die Apostelgeschichte ist die „Genesis“ der Kirchengeschichte, und die Kirche zur Zeit des Apostels Paulus ist die „Genesis“ des Wirkens des Heiligen Geistes. Die Verhältnisse in den heutigen Kirchen sind weit entfernt von den damaligen. Aber die heutigen Verhältnisse können uns niemals Beispiel und zuverlässige Führung sein. Wir müssen zum „Ursprung“ zurückkehren. Als Vorbild darf uns nur dienen, was Gott am Anfang als seinen Willen kundgetan hat.1
Watchman Nee
In den letzten fünfzig Jahren sind fast einhundert Bücher zum Thema „Gemeindegründung“ erschienen. Manche dieser Bücher haben aus diesem Thema eine regelrechte Wissenschaft gemacht. Erstaunlicherweise gehen aber nur wenige dieser Werke darauf ein, wie die ersten Gemeinden gegründet wurden.
Ich halte es für einen schwerwiegenden Fehler, die Berichte in der Apostelgeschichte über die Geburt der christlichen Gemeinden im ersten Jahrhundert außer Acht zu lassen. Watchman Nee schreibt:
Lasst uns nie auf den Gedanken kommen, die ersten Kapitel der Apostelgeschichte seien heute nicht mehr anwendbar. Wie das erste Buch Mose, so offenbart uns auch die Apostelgeschichte den Anfang der Wege Gottes. Sein Vorgehen damals setzt ein für alle Zeit gültiges Muster für sein Wirken.2
Im Neuen Testament finden wir vier Wege, wie im ersten Jahrhundert Gemeinden gegründet wurden. Diese waren weder kulturell bedingte Modeerscheinungen noch raffinierte Einfälle besonders intelligenter Menschen. Ich bin davon überzeugt, dass sie auf Gott selbst zurückgehen.
Das Jerusalemer Modell
Der erste dieser Wege trat in Jerusalem auf. Zwölf Apostel gründeten eine Gemeinde, indem sie Jesus Christus predigten (Apg 2,14–8,3). Nach einer gewissen Zeit vermehrte sich die Gemeinde durch „Verpflanzung“ oder „Migration“.3
Wir nennen dies das Jerusalemer Modell, weil es in Jerusalem seinen Anfang nahm. Das Neue Testament berichtet, dass der Samen der Jerusalemer Gemeinde nach vier Jahren in ganz Palästina ausgestreut und verpflanzt (umgebettet) wurde.4 Aufgrund der Verfolgung zogen die Gläubigen von Jerusalem aus an andere Orte, wo sie ihren Glauben bezeugten und in der Folge neue Gemeinden entstanden (Apg 8,1-8; 11,19-21). Die zwölf Apostel blieben noch eine Zeit lang in der Stadt.5
Zu den besonderen Merkmalen der Jerusalemer Zerstreuung zählt die Tatsache, dass sämtliche Christen in Jerusalem bereits organische Gemeinde erlebt hatten, bevor sie woanders hinzogen, um neue Gemeinden zu gründen. Mit anderen Worten: Sie brachten ihre Erfahrungen mit Christus und der Gemeinde in den neuen Regionen ein. Wie wir noch sehen werden, ist dies ein entscheidender Faktor.
Bezeichnenderweise nahmen die neu entstandenen Gemeinden in Palästina die Hilfe der Apostel in Anspruch – obwohl sie nicht unmittelbar von diesen gegründet worden waren. Die zwölf Apostel besuchten die neuen Gemeindepflanzungen, begossen den Samen und jäteten das Unkraut (Apg 9,32–11,30). Zwar unterstützten die Apostel die neuen Gemeinden, festigten und ermutigten sie, doch lebten sie nicht dort und regelten auch nicht deren Angelegenheiten.
Das Antiochia-Modell
Die klassische Gemeindegründungsmethode im ersten Jahrhundert nahm in Antiochia in Syrien ihren Anfang. Dieses Gründungsmodell tritt am deutlichsten in Apostelgeschichte 13,1–20,38 zutTage. Paulus wurde mit seinen Mitarbeitern von Antiochia ausgesandt, um Gemeinden in Südgalatien, Griechenland und Kleinasien zu gründen. Man kann diese Methode der Gemeindegründung als das Antiochia-Modell (oder auch „Neusaat“-Modell) bezeichnen.6
(Übrigens lassen sich die Reisen des Paulus besser als „Gemeindegründungstour“ oder „apostolische Reisen“ bezeichnen. Der geläufige Ausdruck Missionsreise ist eine Erfindung des neunzehnten Jahrhunderts und wird dem Wesen und Zweck des paulinischen Dienstes kaum gerecht.7 Dazu jedoch später mehr.)
Das Antiochia-Modell kann folgendermaßen beschrieben werden: Ein Apostel kommt mit leeren Händen in eine Stadt, um Jesus Christus zu verkündigen. Er predigt keine „vier geistlichen Gesetze“, keine „Schritte zur Bekehrung“, keinen „Heilsplan“ oder irgendwelche christlichen Glaubenssätze. Auch verkündigt er nicht sich selbst (2 Kor 4,5). Stattdessen verkündigt er eine Person – Jesus Christus.8
Aufgrund der Christus-Verkündigung bekehren sich eine Anzahl von Menschen. Einige mögen religiös sein und schon eine Beziehung zu Gott haben (die Juden). Andere sind Gott noch nie begegnet (die Heiden).
Nachdem der Apostel die Menschen zu einer echten Begegnung mit Gott in Christus geführt hat, zeigt er der jungen Gemeinde, wie man aus diesem innewohnenden Leben des neuentdeckten Herrn heraus lebt. Er offenbart den Gläubigen den ewigen Ratschluss Gottes, und diese Schau ergreift die Gemeinde.
(Beachten Sie, dass Gottes ewiger Ratschluss, seine große Mission, Gott und nicht den Menschen zum Mittelpunkt hat.) Kurzum: Der Apostel pflanzt in den Geist der Gläubigen die gleiche „himmlische Vision“ hinein, die er selbst erhalten hat (Apg 26,13; Gal 1,15-16).
Der Apostel vermittelt der neuen Gemeinde auch die apostolische Überlieferung, die ihren Ursprung in Jesus hat (1 Kor 11,2; 2 Thess 2,15; 3,6). Er offenbart den Herzen der Gläubigen die unausforschlichen Reichtümer und die Größe Christi und dass Christus alles ist, was sie brauchen (Eph 3,8). Das heißt es, eine Gemeinde auf Jesus Christus als dem einzigen Fundament zu gründen (Mt 7,24 ff.; 16,16-18; 1 Kor 3,11; Eph 2,20). Jesus Christus als Fundament zu haben, bedeutet, dass die Gemeinde lernt, sich ganz auf Christus zu verlassen, in ihm zu ruhen und aus ihm zu leben.
Das Evangelium, das die Apostel im ersten Jahrhundert predigten, war: Christus ist der Herr und in ihm haben wir Gottes unverfälschte und wirksame Gnade. Paulus von Tarsus schmiedete die Menschen nicht mit irgendwelchen Regeln, religiösen Pflichten oder Gesetzlichkeit zusammen. Er verkündete stattdessen das Evangelium der Gnade mit solcher Vollmacht, dass es die Pforten der Hölle niederriss und die Juden aus ihren religiösen Zwängen und die Heiden aus ihrer Verderbtheit befreite. Es war ein doppelt mächtiges Evangelium.
In der Folge war die neugegründete Gemeinde gesättigt mit der Herrlichkeit, der Freude und der Freiheit in Jesus Christus (Apg 13,52; 2 Kor 1,24; 3,17). Beachten Sie, dass die frühen Apostel eine herrliche, atemberaubende Offenbarung Christi erhalten hatten, von der ihr Geist erfüllt war und die sie verströmten, ehe sie diese Offenbarung an andere weitergeben konnten. Hören wir Paulus:
Als er mir nun seinen Sohn offenbarte – mir ganz persönlich –, gab er mir den Auftrag, die gute Nachricht von Jesus Christus … zu verkünden (Gal 1,16 NGÜ).
Die unmittelbare und nachhaltige Frucht dieser himmlischen СКАЧАТЬ