Название: Gedanken und Aphorismen
Автор: Sri Aurobindo
Издательство: Автор
Жанр: Личностный рост
isbn: 9783937701394
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Was war denn der Anfang der ganzen Geschichte? Dasein, das sich aus schierem Entzücken am Sein vervielfachte und in zahllose Trillionen von Formen tauchte, um sich unzählig wiederzufinden.
Und was liegt in der Mitte? Trennung, die zu vielfältiger Einheit strebt, Unwissenheit, die zu einer Fülle mannigfaltigen Lichtes sich hin bemüht, Schmerz, der in den Wehen unvorstellbarer Ekstase liegt. Denn das alles sind dunkle Erscheinungsformen und entstellte Schwingungen.
Und was ist das Ende der ganzen Geschichte? Wie Honig, der sich selbst und all seine Tropfen zusammen kosten würde, und all seine Tropfen würden einander und jeder die ganze Wabe als sich selbst kosten, so dürfte es am Ende mit Gott und der Seele des Menschen und dem Weltall sein.
Liebe ist der Grundton, Freude die Melodie, Kraft der Zusammenklang, Wissen der Musiker, das unendliche Weltall der Komponist und die Zuhörerschaft. Wir kennen erst die vorbereitenden Misstöne, die ebenso schlimm sind, wie die Harmonie großartig sein wird; bestimmt aber kommen wir zur Fuge der göttlichen Glückseligkeiten.
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Die Kette
Die ganze Welt sehnt sich nach Freiheit, und doch ist jedes Geschöpf in seine Ketten verliebt; das ist das erste Paradox und der unauflösbare Knoten unserer Natur.
Der Mensch ist in die Bande der Geburt verliebt; daher ist er auch in die entsprechende Bande des Todes geschlagen. In diesen Fesseln strebt er nach der Freiheit seines Wesens und der Herrschaft seiner Selbst-Erfüllung.
Der Mensch ist in die Macht verliebt; daher ist er der Schwäche unterworfen. Denn die Welt ist ein Meer von Kräftewogen, die ständig aufeinanderstürzen; wer auf dem Rücken einer Welle reiten will, muss unter dem Anprall Hunderter ermatten.
Der Mensch ist ins Vergnügen verliebt; daher muss er das Joch von Kummer und Schmerz auf sich nehmen. Denn unvermischte Verzückung gibt es nur für die freie und leidenschaftslose Seele; doch was im Menschen dem Vergnügen nachjagt, ist eine leidende und angestrengte Energie.
Der Mensch hungert nach Ruhe, aber ihn dürstet auch nach den Erfahrungen eines unsteten Mentals und friedlosen Herzens. Genuss ist für sein Mental etwas Fieberhaftes, Ruhe etwas Träges und Eintöniges.
Der Mensch ist verliebt in die Begrenzungen seines physischen Wesens, und doch verlangt es ihn auch nach der Freiheit seines unendlichen Geistes und seiner unsterblichen Seele.
Und etwas in ihm fühlt sich von diesen Gegensätzen seltsam angezogen; sie machen für sein mentales Wesen das Künstlerische des Lebens aus. Nicht nur der Nektar, sondern auch das Gift reizt seine Neugier und seinen Geschmack.
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In alledem liegt ein Sinn, und aus all diesen Widersprüchen gibt es eine Befreiung. Die Natur hat Methode bei jedem Wahnsinn ihrer Verwicklungen, und für die unentwirrbarsten Knoten gibt es eine Lösung.
Tod ist die ständige Frage der Natur an das Leben und ihre Mahnung, dass es sich selbst noch nicht gefunden hat. Würde es nicht vom Tod bestürmt, so bliebe das Geschöpf auf alle Zeiten in einer unvollkommenen Lebensform gefangen. Vom Tod verfolgt, erwacht es zur Idee eines vollkommenen Lebens und macht dazu Mittel und Möglichkeit ausfindig.
Gleicherweise stellt Schwäche die Kräfte, Energien und Größen, auf die wir so stolz sind, auf die Probe und in Frage. Macht ist das Spiel des Lebens, zeigt seine Stufe an und findet den Wert seines Ausdrucks; Schwäche ist das Spiel des Todes, der das Leben in seiner Bewegung verfolgt und die Grenze seiner erworbenen Energie betont.
Schmerz und Leid sind die Mahnungen der Natur an die Seele, dass der Genuss ihres Vergnügens nur eine schwache Andeutung der wirklichen Wonne des Daseins ist. Jeder Schmerz und jede Qual unseres Wesens birgt das Geheimnis einer Flamme der Verzückung, mit der verglichen unsere größten Vergnügungen bloß trübes Geflacker sind. Dies Geheimnis ist es, was für die Seele die Anziehung großer Prüfungen, Leiden und grimmiger Lebenserfahrungen ausmacht, die das nervliche Mental in uns verabscheut und meidet.
Die Rastlosigkeit und rasche Erschöpfung unseres tätigen Wesens und seiner Werkzeuge sind das Zeichen der Natur, dass Ruhe unsere wahre Grundlage ist und Aufregung eine Krankheit der Seele; die Fruchtlosigkeit und Einförmigkeit der bloßen Ruhe ist ihr Hinweis darauf, dass sie auf jener festen Grundlage das Spiel der Tätigkeiten von uns erwartet. Gott spielt immerdar und regt sich nie auf.
Die Grenzen des Körpers sind eine Hohlform; Seele und Geist müssen einströmen, jene aufbrechen und beständig erweitern, bis die Formel der Übereinstimmung zwischen diesem Endlichen und ihrer eignen Unendlichkeit gefunden ist.
Freiheit ist das Gesetz des Wesens in seiner unbegrenzbaren Einheit, sie ist der geheime Meister aller Natur: Dienstbarkeit ist das Gesetz der Liebe im Wesen, das sich freiwillig hingibt, um in der Vielfalt dem Spiel seiner anderen Selbste zu dienen.
Wenn Freiheit in Ketten arbeitet und Dienstbarkeit nicht Gesetz der Liebe ist, sondern der Kraft, dann wird die wahre Natur der Dinge entstellt, und Falschheit bestimmt der Seele Umgang mit dem Dasein.
Die Natur fängt mit dieser Entstellung an und spielt mit allen Kombinationen, zu denen sie führen kann, ehe sie die Berichtigung erlaubt. Dann hebt sie die ganze Essenz dieser Kombinationen empor in eine neue und reiche Harmonie der Liebe und der Freiheit.
Freiheit kommt durch Einheit ohne Grenzen; denn dies ist unser wahres Wesen. Wir können die Essenz dieser Einheit in uns selbst gewinnen; wir können ihr Spiel verwirklichen im Einssein mit allen anderen. Diese doppelte Erfahrung ist die vollständige Absicht der Seele in der Natur.
Haben wir unendliche Einheit in uns verwirklicht, dann bedeutet, uns an die Welt hinzugeben, äußerste Freiheit und absolute Herrschaft.
Unendlich, sind wir frei von Tod; denn dann wird das Leben ein Spiel unseres unsterblichen Daseins. Wir sind frei von Schwäche; denn wir sind das ganze Meer, das den tausendfachen Anprall seiner Wogen genießt. Wir sind frei von Kummer und Schmerz; denn wir lernen unser Wesen mit allem, was es berührt, in Einklang zu bringen und in allen Dingen das Wirken und Gegenwirken der Wonne des Daseins zu finden. Wir sind frei von Begrenzung; denn der Körper wird ein Spielzeug des unendlichen Geistes und lernt, dem Willen der unsterblichen Seele zu gehorchen. Wir sind frei von der Fieberhaftigkeit des nervlichen Mentals und des Herzens und dennoch nicht auf die Unbewegtheit beschränkt.
Unsterblichkeit, Einheit und Freiheit ruhen in uns und harren unserer Entdeckung; aber um der Freude der Liebe willen bleibt Gott in uns dennoch der Vielfältige.
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Kapitel 2
Gedanken und Einblicke
Manchen scheint es anmaßend, an eine besondere Vorsehung zu glauben oder sich für ein Werkzeug in den Händen Gottes zu halten; aber ich finde, dass jeder seine besondere Vorsehung hat, und ich sehe, dass Gott sich der Hacke des Arbeiters bedient und im Mund eines kleinen Kindes plappert.
Vorsehung ist nicht nur, was mich aus dem Schiffbruch rettet, in dem alle anderen untergingen. Vorsehung ist auch, was mir die letzte Planke der Sicherheit entreißt, während alle anderen gerettet werden, und mich im einsamen Ozean ertrinken lässt.
Die Siegesfreude ist manchmal geringer als der Reiz von Kampf und Leid; trotzdem sollte der Lorbeer das Ziel der erobernden menschlichen СКАЧАТЬ