Gedanken und Aphorismen. Sri Aurobindo
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Название: Gedanken und Aphorismen

Автор: Sri Aurobindo

Издательство: Автор

Жанр: Личностный рост

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isbn: 9783937701394

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      Was ich jetzt nicht vermag, zeigt an, was ich künftig vollbringen werde. Das Gefühl von etwas Unmöglichem ist der Anfang aller Möglichkeiten. Weil dies zeitliche Universum ein Paradox und eine Unmöglichkeit war, erschuf es der Ewige aus Seinem Wesen.

      Das Unmögliche ist nur eine Summe größerer, noch unverwirklichter Möglichkeiten. Es verhüllt einen vorgerückten Abschnitt, eine noch unvollendete Reise.

      Willst du, dass die Menschheit weiterkomme, so tritt alle vorgefassten Meinungen mit Füßen. Derart getroffen, erwacht das Denken und wird schöpferisch. Sonst bleibt es in mechanischer Wiederholung befangen und hält dies fälschlich für seine wahre Betätigung.

      Sich um die eigene Achse zu drehen ist nicht die einzige Bewegung für die menschliche Seele. Es gibt noch ihr Kreisen um die Sonne einer unerschöpflichen Erleuchtung.

      Sei dir erst deiner selbst im Innern bewusst, dann denke und handle. Alles lebendige Denken ist eine Welt in Vorbereitung; alles wirkliche Tun ist ein offenbarter Gedanke. Die stoffliche Welt besteht, weil eine Idee in göttlicher Selbstbewusstheit zu spielen begann.

      Denken ist weder Haupt- noch Ursache des Daseins, sondern ein Werkzeug des Werdens: ich werde, was ich in mir sehe. Alles, was Denken mir eingibt, kann ich tun; alles, was Denken in mir enthüllt, kann ich werden. Das sollte des Menschen unerschütterlicher Glaube an sich selbst sein, denn Gott wohnt in ihm.

      Immerfort zu wiederholen, was der Mensch schon getan hat, ist nicht unsere Aufgabe, sondern zu neuen Verwirklichungen und ungeahnten Meisterschaften vorzustoßen. Zeit, Seele und Welt sind uns als Feld gegeben, Schau, Hoffnung und schöpferische Vorstellung dienen uns als Eingeber, Wille, Gedanke und Arbeit sind unsere all-wirksamen Mittel.

      Was gibt es Neues, das wir noch zu erlangen hätten? Liebe, denn bisher haben wir es nur zu Hass und Selbstgenuss gebracht; Wissen, denn bisher haben wir es nur zu Irrtum, Feststellung und Meinung gebracht; Seligkeit, denn bisher haben wir es nur zu Vergnügen, Schmerz und Gleichgültigkeit gebracht; Macht, denn bisher haben wir es nur zu Schwäche, Anstrengung und vereiteltem Sieg gebracht; Leben, denn bisher haben wir es nur zu Geburt, Wachstum und Sterben gebracht; Einheit, denn bisher haben wir es nur zu Krieg und Bündnis gebracht.

      In einem Wort: Gottheit; uns neu zu schaffen nach dem göttlichen Bild.

      * * *

      Wäre Brahman nur eine unpersönliche Abstraktion in ewigem Widerspruch zur augenscheinlichen Tatsache unseres konkreten Daseins, so wäre Aufhören das rechte Ende der Angelegenheit; aber auch Liebe, Wonne und Selbstbewusstheit zählen.

      Das Weltall ist nicht bloß eine mathematische Formel zur Erarbeitung des Verhältnisses gewisser mentaler Abstraktionen, sogenannter Zahlen und Prinzipien, um am Ende zu einer Null oder einer leeren Einheit zu kommen, noch ist es bloß ein physikalischer Vorgang, der eine bestimmte Kräftegleichung ausdrückt. Es ist die Wonne eines in sich selbst Verliebten, das Spiel eines Kindes, die endlose Selbstvervielfachung eines Dichters, der von Seiner eigenen endlosen Schöpferkraft berauscht ist.

      Wir können vom Höchsten als von einem Mathematiker sprechen, der eine kosmische Summe in Zahlen ausdrückt, oder als von einem Denker, der durch Experiment ein Problem des Kräftegleichgewichts und der Verhältnisse von Prinzipien löst: aber wir sollten von Ihm auch sprechen als von einem Liebenden, einem Musiker universaler und einzelner Harmonien, einem Kind, einem Dichter. Die gedankliche Seite genügt nicht; auch jene der Wonne muss voll erfasst werden: Ideen, Kräfte, Existenzen und Prinzipien sind leere Formen, erfüllt sie nicht der Atem der Wonne Gottes:

      Dies sind Bilder, aber alles ist ein Bild. Abstraktionen geben uns den reinen Begriff von Gottes Wahrheiten; Bilder geben uns jedoch ihre lebendige Wirklichkeit.

      Wenn Idee, Kraft umarmend, die Welten zeugte, so zeugte die Wonne des Seins die Idee. Weil das Unendliche unzählbar Wonne in sich empfing, darum gelangten Welten und Universen in das Dasein.

      Bewusstheit des Seins und Wonne des Seins sind die ersten Eltern. Sie sind auch die letzten Transzendenzen. Unbewusstheit ist nur eine dazwischen liegende Ohnmacht des Bewussten oder sein dunkler Schlaf; Schmerz und Selbstauslöschung sind nur Wonnen des Seins, die vor sich selber flieht, um sich anderswo oder anders wiederzufinden.

      Die Wonne des Seins ist nicht auf die Zeit beschränkt; sie ist ohne Ende oder Anfang. Gott tritt aus einer Daseinsform heraus, nur um in eine andere einzugehen.

      Und was ist schließlich Gott? Ein ewiges Kind, das ein ewiges Spiel in einem ewigen Garten spielt.

      * * *

      Gott kann nicht aufhören, sich zur Natur niederzuneigen, noch der Mensch, zur Gottheit emporzustreben. Das ist die ewige Beziehung zwischen dem Endlichen und dem Unendlichen. Scheinen sie sich voneinander abzukehren, so nur, um sich inniger zu begegnen.

      Im Menschen wird sich die Welt-Natur ihrer selbst wieder bewusst, damit sie den größeren Sprung zu ihrem Genießer hin tun könne. Dieser Genießer ist es, den sie unwissentlich besitzt, den Leben und Empfindung besitzen und zugleich leugnen, den sie leugnen und zugleich suchen. Die Welt-Natur kennt Gott nur darum nicht, weil sie sich selbst nicht kennt; sobald sie das tut, wird sie die unvermischte Wonne des Seins kennen.

      In der Einheit zu besitzen ist das Geheimnis, und nicht in ihr sich zu verlieren. Gott und Mensch, Welt und Jenseits werden eins, wenn sie einander kennen. Ihre Trennung ist die Ursache der Unwissenheit, wie Unwissenheit die Ursache des Leidens ist.

      Zuerst sucht der Mensch blind und weiß nicht einmal, dass er sein göttliches Selbst sucht; denn er beginnt im Dunkel der stofflichen Natur, und noch wenn er anfängt zu sehen, ist er lange geblendet von dem Licht, das in ihm wächst. Auch Gott antwortet dunkel auf sein Forschen; Er sucht des Menschen Blindheit und freut sich daran wie an Kinderhänden, die nach der Mutter tappen.

      Gott und Natur sind wie ein Knabe und ein Mädchen bei verliebtem Spiel. Sie verstecken sich und laufen, wenn erblickt, voreinander davon, um sich suchen, jagen und fangen zu lassen.

      Der Mensch ist Gott, der sich vor der Natur verbirgt, dass er sie durch Kampf, Beharrlichkeit, Gewalt und Überraschung besitzen möge. Gott ist der universale und transzendente Mensch, der sich vor seiner eigenen Individualität im menschlichen Wesen verbirgt.

      Das Tier ist der in ein Fell verkleidete Mensch auf vier Beinen; der Wurm ist der auf die Entwicklung seines Menschentums zukriechende Mensch. Sogar die groben Formen der Materie sind der Mensch in seinem unfertigen Körper. Alles ist Mensch, der Purusha.

      Denn was verstehen wir unter Mensch? Eine unerschaffene und unzerstörbare Seele, die Wohnung nahm in einem Mental und Körper, die aus ihren eigenen Elementen gemacht sind.

      * * *

      Die Begegnung von Mensch und Gott bedeutet immer ein Eindringen und Eintreten des Göttlichen in das Menschliche und ein Sich-Versenken des Menschen in die Göttlichkeit.

      Doch ist jenes Versenken nicht von der Art einer Selbstvernichtung. Auslöschung ist nicht die Erfüllung all dieser Suche und Leidenschaft, dieses Leidens und Entzückens. Das Spiel wäre nie begonnen worden, müsste es derart enden.

      Wonne СКАЧАТЬ