Seewölfe - Piraten der Weltmeere 393. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 393

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954398010

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СКАЧАТЬ über einer Woche spähten die Ausgucks unausgesetzt voraus, um Land zu entdecken. Ohne Erfolg. Die Neue Welt ließ auf sich warten. Existierte sie überhaupt? Lag sie vielleicht ganz woanders? Hatten die spanischen Kapitäne trotz der Folter Mubarak zum Narren gehalten?

      Immer öfter stellte sich die Mannschaft diese Fragen. Nervosität, genährt von der plagenden Ungewißheit, hatte sich ausgebreitet und drohte auszuufern. Solange waren die Kerle noch nie auf See gewesen, fern jeglicher Küste.

      Auch Mubarak war unruhig geworden, vermochte es aber vor der Meute zu verbergen. Hatten die spanischen Kapitäne, diese Hunde, ihn vielleicht doch belogen?

      Wieder und wieder studierte er die Karten und Handbücher, die er erbeutet hatte und wie einen Schatz hütete. Er sprach Spanisch und konnte die fremde Sprache auch lesen. Sein Vater hatte ihn darin unterrichtet, als er noch ein kleiner Junge gewesen war.

      „Man muß die Sprache des Feindes verstehen, um ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen zu können“, hatte er immer gesagt.

      Mubarak fragte sich, ob die Karten und Handbücher vielleicht gefälscht waren, damit kein Fremder je erfuhr, wo die Spanier ihre Schätze abholten. Aber es konnte nicht sein. Unter der Qual des peinlichen Verhörs hätten die Schiffskapitäne es ihm verraten.

      Viel Zeit – das wußte Mubarak – durfte nicht mehr verstreichen, sonst brach wirklich eine Meuterei an Bord los. Lekbir war nicht der einzige, der sich gegen ihn aufgelehnt hatte. Schon als die Schebecke in den südlichen Roßbreiten bekalmt worden war, hatten sich zwei andere Kerle aufsässig gezeigt. Mubarak hatte sie rücksichtslos erdolcht und anschließend über Bord werfen lassen.

      Ein anderer Kerl war krank geworden und gestorben. Die Angst vor einer Ansteckung ging noch immer um, obwohl keiner genau wußte, woran der Kumpan gelitten hatte. Die Ungewißheit ließ sie unruhig werden. Und jetzt noch ein Schwachsinniger – alle Anzeichen schienen auf Pech hinzudeuten. Böse Omen schwebten über der Schebecke, Allahs Schwert konnte sie jeden Augenblick treffen.

      Doch am Nachmittag dieses Tages änderte sich die Lage schlagartig.

      „Boot voraus!“ meldete einer der Ausgucks. „Eine Jolle mit acht Riemen!“

      Die Mienen der Kerle hellten sich auf.

      „Wo ein Boot ist, kann auch das Land nicht fern sein“, sagte Selim.

      „Oder ein Schiff“, sagte Mubarak, dann legte er den Kopf in den Nacken. „Wie viele Männer befinden sich an Bord?“

      „Sieben“, erwiderte der Ausguck.

      „Weiße?“

      „Giaurs!“ Der Ausguck spähte immer noch durch seinen Kieker, ohne ihn abzusetzen.

      „Was tun sie?“

      „Sie angeln.“

      „Sind Sie Schiffbrüchige?“

      „So sehen sie nicht aus“, antwortete der Ausguck. „Ihre Kleidung ist in Ordnung, ihre Gesichter sind nicht verzweifelt. Sie haben Frieden im Herzen.“

      „Sehr gut“, sagte Mubarak. „Aus all dem schließe ich, daß die Küste nicht weit sein kann. Die Hunde müssen Spanier sein, wahrscheinlich befindet sich einer ihrer Häfen in der Nähe. Oder ein Fort.“

      „Das man ausplündern und niederbrennen kann“, sagte Selim. Sein hageres Gesicht war verzerrt.

      „Kurs auf die Jolle!“ befahl Mubarak. „Wir kapern sie und schneiden den Giaurs die Kehlen durch. Nur einen von ihnen lassen wir am Leben. Er muß uns verraten, wo sein Schiff ist.“

      2.

      Nicht Spanier saßen auf den Duchten der achtriemigen Jolle, sondern fünf reinblütige Engländer, ein Holländer und ein Schwede. Sie hießen Dan O’Flynn, Sam Roskill, Piet Straaten, Stenmark, Jeff Bowie, Jack Finnegan und Paddy Rogers.

      Ihr Schiff war die „Isabella IX.“, die zur Zeit in der großen Bucht von Great Abaco ankerte, weil es einige Zwischenfälle und Verzögerungen gegeben hatte – zum Beispiel mit Don Juan de Alcazar oder mit der „Golondrina“, deren Schiffsführung und den siebzig Mixteken. Anderenfalls wäre die „Isabella“ nach der Geleitzugschlacht, die vor den Bahamas getobt hatte, längst zur Schlangen-Insel zurückgekehrt.

      Wäre Mubarak davon etwas bekannt gewesen, dann hätte er mit größter Wahrscheinlichkeit seine Taktik geändert. Er hätte sich versteckt und die Jolle nicht angegriffen. Er hätte auf die „Isabella“ gewartet und wäre ihr als Fühlungshalter bis zur Schlangen-Insel und nach Coral Island gefolgt. Denn dort lagerte bereits alles, was er sich von seinem Abstecher in die Karibik erhoffte: Gold, Silber, Diamanten und Perlen in unvorstellbaren Mengen.

      Doch Mubarak war ahnungslos. Er näherte sich diesem ersten Vorboten der Neuen Welt, von dem er annahm, daß es sich um eine Jolle der Spanier handele. Schließlich gab es nicht nur dunkelhaarige, sondern auch blonde Spanier, das war erwiesen.

      Dan war der Bootsführer. Mit seiner kleinen Crew war er auf „Proviantbeschaffung“. Sie angelten, um die immer knapper werdenden Vorräte der „Isabella“ zu strecken. Schließlich hatten sie mit den Mixteken siebzig Esser mehr an Bord, die versorgt werden mußten, zumal sie an Bord der „Golondrina“ unter menschenunwürdigen Bedingungen eingepfercht gewesen waren und kaum etwas zu essen erhalten hatten. Sie waren bis auf die Knochen abgemagert, vor allem die Kinder und die Frauen mußten wieder aufgepäppelt werden.

      Die Nahrungsfrage war das vordringliche Problem. Das Fangergebnis am Vortag war erstaunlich gut gewesen, aber die Beute reichte immer noch nicht aus. Aus diesem Grund war Dan mit seiner Crew früh am Morgen ausgelaufen. Sorgfältig hatten sie den Angelplatz gewählt. Inzwischen war es ihnen gelungen, fünfzehn große, zehn- bis zwölfpfündige Zackenbarsche, Umber, Makrelen, Zahnfische und auch ein paar Heringe zu fangen.

      Die Jolle war gut beladen. Neben den Fischen lagen die Handfeuerwaffen und die Blankwaffen der Männer, außerdem zwei Flaschenbomben, die Ferris Tucker Dan vorsorglich mitgegeben hatte.

      „Man kann nie wissen, was passiert“, hatte der rothaarige Riese gesagt.

      Das stimmte – gerade auf Great Abaco hatte es für die Arwenacks immer wieder höchst unangenehme Überraschungen gegeben. Man mußte auf jeden Eventualfall vorbereitet sein. Das lehrte die Erfahrung.

      Immerhin: Der Kutscher hatte Hasard mittlerweile gemeldet, daß für den verletzten Don Juan de Alcazar keine Gefahr mehr bestünde. Don Juan hatte aus dem Kampf gegen Don Ignatio Churruca, dem Kapitän der inzwischen versenkten „Golondrina“, einen Schultersteckschuß davongetragen. Der Seewolf hatte ihm in der Notlage geholfen. Und der Kutscher hatte die Kugel aus der linken Schulter geholt. Das Operationsergebnis war positiv.

      So hatte Don Juan es sich nicht nehmen lassen, den Vorsitz der Gerichtsverhandlung gegen Don Ignatio, den Zweiten Offizier der „Golondrina“ und den Mörder Gomez Segura zu führen. Die Geschworenen hatten die drei Delinquenten zum Tod verurteilt, und sie waren unverzüglich gehenkt worden.

      Don Juan war stark und widerstandsfähig, aber das Fieber, die Schmerzen und die erlittenen Strapazen waren doch nicht spurlos an ihm vorbeigegangen. Er brauchte noch Ruhe und Schonung.

      Der Kutscher hatte sich wie immer СКАЧАТЬ