Seewölfe - Piraten der Weltmeere 189. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 189

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954395255

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СКАЧАТЬ der Profos am Manntau fest. Es war ein richtiges Wunder, daß er noch stehen konnte, fast alle anderen hatte es umgerissen. Big Old Shane war mit Ferris Tucker ins Gehege geraten, und sie waren ein Stück übers Deck gerutscht und gegen die Gräting geprallt. Jetzt rappelten sie sich wieder auf und brüllten sich gegenseitig an.

      Carberry hingegen stand wie ein Baum, schüttelte Old O’Flynn wie einen beim Naschen ertappten Moses und schrie: „Donegal, du Filzlaus, ich hab dir doch gesagt, du sollst dich mit deiner verfluchten Krücke verkrümeln!“

      „Du läßt mich ja nicht vorbei!“

      „Du triefäugiger …“

      „Halt dich zurück, Profos“, brüllte der Alte.

      „Wohin willst du denn, du Gewitteraal?“

      „Ins Achterdeck natürlich – zu Hasard junior und Batuti!“

      Carberry ließ einen grunzenden Laut vernehmen, der im Heulen des Sturmes und im Donnern der See unterging. Dann beförderte er Old Donegal in Richtung auf das Achterdecksschott und entließ ihn mit einem saftigen Fluch und einem wütenden „Das hättest du ja auch gleich sagen können“.

      Die „Isabella“ ging auf neuen Kurs und krängte so schwerfällig wie ein todwundes Riesentier vom einen auf den anderen Bug. Mit Steuerbordhalsen segelte sie jetzt nordwärts – hart am Korallenatoll vorbei oder mit Wucht direkt auf die tückischen Bänke, die in der kochenden See weder zu sehen noch zu ahnen waren.

      Pete Ballie und sein Kapitän hielten das Ruderrad gemeinsam. Sie bissen beide die Zähne aufeinander, preßten die Lippen zusammen und sprachen kein Wort.

      Jetzt mußte sich zeigen, ob Hasards Manöver schnell genug erfolgt war.

      Aber kein Schaben und kein häßliches Krachen, kein Ruck, der durch den Rumpf der „Isabella“ lief, kündete von dem Schicksal, das sie alle fürchteten. Nach wie vor segelte ihr Schiff frei in den aufgerührten Fluten. Das heftige Knacken und Knirschen, das bedrohliche Schwanken der Masten, das Brüllen, Heulen und Toben blieben, aber die „Old Lady“ setzte ihren Kiel nicht aufs Riff.

      Pete Ballie sah seinen Kapitän über das Ruderrad hinweg an. „Was meinst du, Sir? Haben wir das Atoll hinter uns?“

      „Pete, ich bin kein Hellseher.“

      „Aber wir schaffen es.“

      „Der Teufel soll dich holen, wenn wir irgendwo aufbrummen, Mister Ballie!“

      Pete grinste und stemmte sich gegen das Ruderrad. Hasard, der auf der anderen Seite stand, zeigte ebenfalls ein hartes, verwegenes Lächeln.

      Ein Brecher schob sich von der Steuerbordseite heran, stieg an der Bordwand der „Isabella“ auf und lappte übers Schanzkleid. Schwerer krängte die Galeone nach Backbord, steiler fielen ihre Decks ab, aber auch diesmal brachte der Sturm sie nicht zum Kentern. Das Wasser sprudelte und rauschte durchs offene Ruderhaus hindurch und näßte die Gesichter und die Gestalten der beiden Männer. Sie prusteten – und grinsten sich immer noch wie die Teufel an.

      Auf der Kuhl hatte sich Ferris Tucker mit einem saftigen Fluch von Big Old Shane losgerissen. Er hielt sich in den Manntauen fest, warf einen Blick quer über Deck und brüllte: „Hölle und Teufel! Wir haben unseren schönen Kahn gerade wieder instand gesetzt, und schon kriegen wir wieder was aufs Haupt! Am besten rühren wir überhaupt keinen Finger mehr, das kommt bei der Scheißlady letzten Endes ja doch aufs selbe ’raus!“

      Er hatte allen Grund, erbost zu sein: Fast vier Tage lang hatte er mit seinen Helfern an der ramponierten „Isabella“ gearbeitet und die vor Tutuila erlittenen Gefechtsschäden ausgebessert – und jetzt dies!

      Serafin und Joaquin, die immer noch verbissen die Fockschot festhielten, wie Carberry es ihnen befohlen hatte, blickten verdutzt zu dem wetternden Rothaarigen hinüber. Sie verstanden kein Wort von dem, was er auf englisch schrie, aber sie dachten, es gelte ihnen – und fuhren unwillkürlich zusammen.

      Der Profos hangelte zu ihnen hinüber und begann wieder in seinem schauderhaften Spanisch zu brüllen. „Ihr Kakerlaken, ihr Enkel eines triefäugigen Tintenfischs! Wollt ihr die Scheiß-Schot wohl belegen? Oder wollt ihr daran baumeln bleiben und verhungern, was, wie?“

      Die Spanier beeilten sich, seine neue Anordnung zu befolgen, aber sie fühlten sich mehr als verunsichert.

      Old O’Flynn hatte derweil unbeschadet das Achterdecksschott erreicht. Er hatte es sich in den Kopf gesetzt, unbedingt nach Batuti und Hasard junior zu sehen – ja, und auch nach dem Mädchen Lavida, das auch im Achterkastell untergebracht war. Schön, der Kutscher und Philip junior wachten an den Kojen der drei Patienten und paßten auf, daß sie nicht herausfielen und sich irgendwo stießen. Aber was war, wenn der Kutscher und Philip junior nicht mehr gegen das Schlingern des Schiffes ankämpfen konnten und Verstärkung brauchten?

      Schimpfend löste Old O’Flynn die Verschalkung des Schotts. Er hatte sein Werk vollbracht und wollte das Schott gerade öffnen, da prallte es ihm auch schon entgegen. Der Alte wich schnell einen Schritt zurück, sonst hätte die hölzerne Kante garantiert sein gesundes Bein getroffen.

      „Hölle, Tod und Teufel“, schrie er. „Was wird hier …“

      Weiter gelangte er nicht. Eine schlanke, geschmeidige Gestalt schlüpfte an ihm vorbei und war auf der Kuhl, ehe er sie daran hindern konnte. Sie arbeitete sich in den Manntauen voran und enterte das Achterdeck.

      Lavida, das Polynesiermädchen!

      Die Öffnung der Grotte war in der Dunkelheit, die über der Insel Ngau lag, kaum zu erkennen. Rafael Sabicas nahm sie nur vage wahr, er mußte erst ein paarmal mit den Lidern blinzeln, um die bewaldeten Hänge sehen zu können, die links und rechts der Jolle aufstiegen.

      Das Boot war aus dem Wasserstollen heraus, und die Piraten pullten gegen die Strömung des Bachlaufes an, der sich etwa vom Zentrum der Insel aus in vielen Windungen durch das Berg- und Hügelland schlängelte und schließlich in der Bucht mündete. Jahrtausende – so nahm der Andalusier an – mußten vergangen sein, ehe das Süßwasser die Grotte in die Felsen gewaschen hatte, die ihr den Ausfluß ins Meer versperrt hatten.

      Hoch über den Köpfen der Freibeuter war Bewegung. Sabicas schaute auf. Der Sturmwind bog die Stämme der Bäume und ließ ihre Wipfel rauschen. Oben, im Regenwald, der die Bergkuppen überzog, sang das Wetter sein heulendes Lied, aber hier unten war kaum ein Windhauch wahrzunehmen.

      Nahezu lautlos glitt das Boot durch die geschützte Schlucht. Sabicas lehnte sich ein wenig zurück und versuchte, sich zu entspannen. Er hatte es geschafft. Über was machte er sich jetzt noch Sorgen?

      „Männer“, sagte er. „Es ist vollbracht. Wir haben dem Teufel ein Schnippchen geschlagen. Hölle, ihr solltet froh darüber sein.“

      Keiner antwortete ihm. Selbst Donato schwieg.

      Sabicas betrachtete die Mienen der zehn Kerle. Er las darin und wußte plötzlich, warum ihm immer noch nicht ganz wohl in seiner Haut war. Die Meute hatte sich keineswegs beruhigt. Er spürte ihre Niedergeschlagenheit und den schwelenden Zorn.

      Es roch nach Meuterei.

      „Und noch etwas“, sagte er leise. „Etwas, das wir bislang nicht bedacht haben. Überlegt doch mal, was wohl aus der ‚Isabella‘, dem Seewolf und seiner verfluchten Mannschaft geworden ist. Na?“

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