Seewölfe Paket 28. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 28

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399963

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СКАЧАТЬ habe ich vor“, erwiderte Günel. „Bist du einverstanden?“

      „Nur, wenn du dich nicht in Gefahr bringst.“

      „Keine Sorge. Wir werden ein kleines Schauspiel inszenieren. Wir fangen an, uns zu streiten, damit der Bursche draußen die Ohren spitzt. Und dann wird er keinen Verdacht schöpfen, wenn ich mich ihm hilfesuchend an den Hals werfe.“

      „Die Wirksamkeit der weiblichen List“, sagte Hasard lächelnd. „Dagegen ist einfach kein Kraut gewachsen.“

      „Du mußt nur den richtigen Moment abpassen, in dem du zur Stelle bist.“

      Der Seewolf nickte ihr beruhigend zu. Dann streifte er seine Sachen über und stieg in die Stulpenstiefel. Günel küßte ihn noch einmal, bevor sie loslegte.

      „Bist du verrückt geworden!“ fauchte sie laut und vernehmlich. „Wie kannst du so etwas von mir verlangen!“

      Er grinste. Ihre Inszenierung war in der Tat hervorragend.

      „Sei still!“ rief er mit gepreßter Stimme. „Um Himmels willen sei still. Wenn einer hört …“

      „Ich denke nicht daran!“ fiel sie ihm mit gellender Stimme ins Wort. „Faß mich nicht an! Wage es nicht! Wenn das deine wirklichen Absichten waren, will ich mit dir nichts mehr zu tun haben. Du verdammter, hinterlistiger Kerl!“ Sie warf sich herum und lief zum Zelteingang.

      „Günel, so hör doch!“ rief Hasard in gespielter Verzweiflung. „Sei doch vernünftig! Ich habe doch nichts getan, was …“ Er brach ab, seufzte tief.

      Günel hatte die Rinderhaut zur Seite geschlagen und schlüpfte ins Freie.

      Hasard hörte, wie sie mit dem Posten redete.

      „Hast du mitgekriegt, was er von mir verlangte?“ fragte sie auf türkisch. Ihre Stimme bebte vor Empörung.

      „Ein bißchen“, sagte der Mann mit schwerer Zunge. „Irgendwas wollte er von dir, was? Irgendwas, was du nicht willst. War doch so, oder?“ Er lachte meckernd.

      „Du bist ja betrunken!“ rief Günel vorwurfsvoll. „Reiß dich gefälligst zusammen. Ich werde sonst Üzürgül melden, wie hilfsbereit du zu mir warst.“

      Auf einen Schlag hörte sich der Posten hellwach an.

      „Was war es?“ fragte er kurz angebunden. „Soll ich Alarm schlagen?“

      „Das wird nicht nötig sein.“ Günel tat, als müsse sie tief Luft holen, um die Aufregung zu überwinden. „Der verfluchte Hund hat von mir verlangt, ihm bei der Flucht zu helfen. Er hat allen Ernstes verlangt, ihn auf einem sicheren Weg hinauszubringen. Ich konnte gerade noch entwischen. Er war so weit, daß er mich mit Gewalt dazu zwingen wollte.“

      „Ach so“, sagte der Posten, und es klang beinahe enttäuscht.

      „Wolltest du etwas anderes hören, du Mistkerl?“ zischte Günel erbost. „Du wirst jetzt gut auf ihn aufpassen, verstanden? Die Verantwortung für ihn liegt ab sofort wieder bei dir.“

      „Meine Güte, sei doch nicht so kratzbürstig“, sagte der Posten. Das Rascheln von Stoff war zu vernehmen. „Machen wir uns die letzten Nachtstunden ein bißchen gemütlich. Einverstanden?“

      „Laß mich los!“ ächzte Günel. „Wenn du mich nicht sofort losläßt, werde ich Üzürgül alles sagen.“

      „Und ich werde alles abstreiten“, entgegnete der Posten lachend. „Ich werde ihm sagen, daß du in Wahrheit scharf auf mich warst. Kein Wunder, nach der Enttäuschung mit dem Engländer.“

      „Untersteh dich!“ rief Günel, und die Anstrengung, mit der sie sich loszureißen versuchte, war ihrer Stimme anzuhören.

      Es war das Zeichen für Hasard.

      Geräuschlos zog er den Dolch aus der Scheide und schnellte los. Mit drei langen Sätzen erreichte er den Zelteingang. Auf dem großen Platz brannten noch Reste von Holzscheiten. Pechlichter in hohen Stangenkörben spendeten zusätzliche Helligkeit.

      Hasard erfaßte die Situation im Bruchteil einer Sekunde. Der Posten, der Günel verbissen keuchend an sich klammerte, stand mit dem Rücken zum Zelt. Sie hatte es so arrangiert, denn sie wußte, worauf es ankam.

      Der Seewolf packte den Mann an der Schulter, riß ihn herum und tötete ihn, bevor er seinen Schreck überwinden konnte. Vorsichtig ließ Hasard den leblosen Körper zu Boden gleiten, damit kein dumpfer Laut entstand.

      Günel war zurückgewichen. Eilig sah sie sich um.

      „Schnell!“ zischte sie, nahm Hasard beim Arm und zog ihn mit sich in die dunkle Gasse neben dem Zelt. Dort verharrten sie. Hasard schob den Dolch in die Scheide und verstaute die gesicherte Blankwaffe unter seinem Hosenbund.

      „Den direkten Weg werden wir nicht nehmen können“, flüsterte er, nachdem er sich einen Überblick verschafft hatte.

      Rings um das Feuer waren hockende und liegende Gestalten zu erkennen. Männer und Frauen. Einige bewegten sich noch, wenn auch schwerfällig und unsicher vom Alkohol. Worte waren nicht mehr zu vernehmen. Wahrscheinlich bewirkte auch dies die Angst vor Üzürgül, der in seiner Nachtruhe nicht gestört werden wollte.

      Günel deutete nach links. Ihre Hand zeichnete sich hell in der Dunkelheit ab.

      „Wir müssen nach Westen hin einen Bogen um den Schlupfwinkel schlagen. Auf der anderen Seite befindet sich Üzürgüls Zelt.“

      „Heißt das, daß du auch so gewaltigen Respekt vor ihm hast? Sogar wenn er schläft und keiner Fliege etwas zuleide tun kann?“

      „Er ist ein Teufel“, flüsterte Günel. „Laß es dir gesagt sein.“

      Hasard strich ihr über das Haar.

      „Verlieren wir keine Zeit mehr. Wie viele Posten sind an der Bucht?“

      „Zwei, soweit ich weiß. Einer ist an der Außenbucht postiert, direkt am Flußufer.“

      „Dort habe ich nichts gesehen, als sie mich hergebracht haben.“

      „Kein Wunder. Der Außenposten hat ein perfektes Versteck im Schilf. Und der andere steht am Verbindungsweg von der Nebenbucht zum Lager. Zusätzliche Wachen läßt Üzürgül nur dann auf stellen, wenn er mit Gefahr rechnet. Aber das dürfte wohl kaum der Fall sein.“

      Sie setzten sich in Bewegung. Günel ergriff Hasards Hand. Lautlos drangen sie durch die Zeltgassen zum Westrand des Schlupfwinkels vor. Aus etlichen Zelten waren Schnarchgeräusche zu hören.

      Dann, mit einigem Abstand vom Lager, gelangten sie schneller voran. Hasard wußte, daß sie keineswegs schon in Sicherheit waren. Die entscheidenden Hindernisse wollten noch überwunden werden. Den ersten Posten zu überwältigen, ohne daß der andere etwas bemerkte, war die größte Schwierigkeit.

      Langsamer, vorsichtiger jetzt, schlugen der Seewolf und die junge Türkin einen Bogen in nordöstlicher Richtung. Der höhere Buschgürtel, der die Innenbucht umgab, war in der schwachen Helligkeit von Sichelmond und Sternen bereits zu erkennen.

      Günel СКАЧАТЬ