Seewölfe Paket 28. Roy Palmer
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Название: Seewölfe Paket 28

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399963

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      Nicht so bei Günel. Sie hatte eine Art von Stolz und Vornehmheit, die dem Seewolf unvergleichlich erschien. Nie zuvor hatte er eine Frau kennengelernt, die auf diese gelassene Weise unnahbar blieb und doch gleichzeitig nichts dabei fand, ihre geheimsten Wünsche zu äußern.

      Mit Worten hatte sie das nicht getan. Noch nicht.

      Der Zelteingang wurde geöffnet. Eine flackernde Lampenflamme glitt aus der Dunkelheit herein. Hinter dem kleinen Lichtkreis war Günels Gesicht wie hinter einem durchscheinenden Schleier erhellt, und das Dunkel umrahmte dieses Gesicht, als hätte ihr ein Maler auf der Leinwand einen mystischen Schwarzton als Hintergrund gegeben.

      Sie zog die Rinderhaut vor dem Eingang wieder zu und richtete sich auf.

      Hasard hatte sich aufgesetzt.

      „Kannst du Gedanken lesen?“ sagte er lächelnd.

      Sie löschte die Lampe und stellte sie auf den Boden.

      „Nein“, antwortete sie leise und näherte sich ihm. „Aber ich habe meinen eigenen Gedanken Kraft verliehen und gehofft, daß du an mich denken wirst.“

      „Dazu brauchtest du keine Gedankenkraft aufzuwenden. Du hast mich auch so beeindruckt. Es ist fast unmöglich, nicht an dich zu denken.“

      „Verspotte mich nur“, sagte sie mit einem spitzbübischen Lächeln. Sie trat in das schwache Licht der aufgehängten Lampe. Unter dem dunkelblauen Seidengewand, das sie trug, zeichneten sich die Linien ihres schlanken Körpers wie von Meisterhand modelliert ab.

      „Es ist kein Spott“, widersprach Hasard. „Es ist die Wahrheit, und du weißt es.“

      Ihr Blick vertiefte sich in den seinen.

      „Ich habe es mir gewünscht“, flüsterte sie. „Wissen konnte ich es wirklich nicht. Du bist ein Mann, der auf dieser Welt alles gesehen hat. Warum solltest du dich ausgerechnet für eine wie mich interessieren? Eine, die sich anbietet. Noch dazu in dieser Situation.“

      „Setz dich zu mir“, bat er.

      Sie folgte der Aufforderung, und er spürte die Wärme und die Straffheit ihres Körpers.

      „Sag jetzt nicht, daß ich mich irre“, hauchte sie und blickte ihm von der Seite her in die Augen.

      Er strich über ihr schwarzes Haar, das so seidenweich war wie der Stoff ihres Gewandes.

      „Ich sage, was ich denke“, entgegnete er. „Und ich denke, daß du nur in einem Punkt recht hast. Ich habe tatsächlich auf der Welt alles gesehen. Aber das schließt nicht aus, daß man immer noch Neues entdecken kann. Du bist so eine Entdeckung.“

      „Schmeichler!“

      „Unsinn“, sagte er mit gespieltem Tadel. „Ich interessiere mich nicht für dich. Ich lehne es innerlich ab, mich überhaupt mit dir zu befassen. Und du kannst mir glauben, daß ich die Kraft dazu habe. Trotzdem gelingt es dir, dich in mein Bewußtsein zu drängen. Es ist kein Sich-Anbieten. Wenn es so wäre, würde es mir leichtfallen, dich zu ignorieren.“

      Atemzüge lang sah sie ihn schweigend an.

      „Es ist wie ein Traum“, murmelte sie dann. „Ich habe immer und immer wieder davon geträumt, einen Mann so reden zu hören wie dich – jetzt, in dieser Minute. Aber ich weiß, daß der Traum nie Wirklichkeit sein wird.“

      „Er kann es nicht sein.“

      „Ich weiß. Ich gebe mich auch keinen Illusionen hin.“

      „Ich bin froh, daß du so vernünftig bist.“

      „Es sind eher die Tatsachen, die mich dazu zwingen.“ Günel seufzte. „Alles, was du gesagt hast, ändert doch nichts an dem, was ich bin. Ich befinde mich in der Gesellschaft von Halunken. Selbst wenn ich händeringend beteuern würde, daß mich noch keiner von ihnen auch nur berührt hat, würdest du es mir wohl nicht glauben.“

      Hasard zog überrascht die Brauen hoch.

      „Ich gebe zu, daß es mir schwerfallen würde.“

      „Siehst du.“ Sie nickte. „Äußerlich sieht man mir nicht an, daß ich unter Üzürgüls Schutz eine Sonderstellung genieße. Er hat mich in Kuweit entführt, weil er von meinen Fähigkeiten beeindruckt war. Ich kann lesen und schreiben, und ich beherrsche mehrere Sprachen. Es hat ihn fast umgeworfen, so etwas an einer Frau festzustellen.“

      Hasard schüttelte verständnislos den Kopf.

      „Er scheint alles zu entführen, was ihn interessiert. Wie ist das geschehen – in Kuweit?“

      „Ich arbeitete dort in einem Kontor, bei guten Freunden, mit denen ich auch außerhalb der Arbeitszeit engen Kontakt hatte. Sie haben mir geholfen, mich vom Joch meiner Familie zu befreien. Meine Eltern sind strenggläubig. Ich konnte das nie ertragen. Deshalb habe ich sie verlassen, um meine eigenen Wege zu gehen. Das einzige, was ich ihnen verdanke, ist eine gute Bildung. Ich stamme aus Ankara, mußt du wissen.“

      „Und Üzürgül ist dir zufällig über den Weg gelaufen?“

      „Nicht gerade zufällig. Er tauchte eines Tages bei uns im Kontor auf, um Gewürze einzukaufen. Während er warten mußte, hat er mich beobachtet und gehört, wie ich mit meinen Freunden sprach. Er hat mir hinterher gesagt, daß er hingerissen gewesen sei und große Mühe gehabt hätte, sich nichts anmerken zu lassen. Später hat er mir dann auf dem Heimweg aufgelauert und mich verschleppt. Ehe ich mich versah, befand ich mich auf einem Segelschiff. Meine Freunde in Kuweit wissen bis heute nicht, was aus mir geworden ist.“

      Der Seewolf sah sie ernst an.

      „Ich weiß, daß du mir helfen wirst, hier herauszukommen.“

      „Ja, das werde ich tun.“

      „Dann bringe ich dich zurück nach Kuweit.“

      „Wenn es uns beiden gelingt, am Leben zu bleiben.“

      „Sprich nicht so, Günel, es gibt keinen Grund dafür. Wir werden es schaffen.“

      Sie lächelte wieder.

      „Deine Zuversicht ist wundervoll. Ich habe von meinem Traum gesprochen. Du erinnerst dich?“

      „Natürlich.“

      „Wenn er nur für einen kurzen Moment Wirklichkeit wird, ist es für mich schon etwas, das mir mehr bedeutet als der kostbarste Schatz.“

      Hasard verspürte einen Druck in der Kehle. Diese junge Frau brachte ihn mit ihrer Offenheit in einen seltsamen seelischen Zustand. Ein Schwanken zwischen dem Wunsch, sie an sich zu reißen, und der Befürchtung, daß er ihre Sehnsüchte letztlich doch enttäuschen mußte.

      Er glaubte ihr jedes Wort, das sie gesagt hatte. Sie genoß in der Tat die Sonderstellung, von der sie gesprochen hatte. Es gab keinen Grund, daran zu zweifeln. Hasard hatte beobachtet, welchen Respekt die anderen Frauen ihr entgegenbrachten.

      Und Üzürgül war haargenau so, wie sie ihn geschildert hatte. Ein Mann, der sich von seiner Gier treiben ließ. Der aber auch Grundsätze СКАЧАТЬ