Seewölfe - Piraten der Weltmeere 512. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 512

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399208

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СКАЧАТЬ Bernardo hob die Stimme, um das Rauschen der Brandung zu übertönen. „Ja! Aber wo, zur Hölle, ist das Fort?“

      „Verschwunden“, antwortete Aquino. Dann lachte er. „Abgesoffen!“

      „Schön wär’s, was?“ Maradona wankte auf die beiden zu. „Aber es steht noch da, das Fort. He, was macht ihr denn hier? Wollt ihr etwa baden?“

      „Baden?“ tönte Bernardo. „Ich bin doch nicht verrückt! Wasser ist schädlich! Frißt Leib und Seele kaputt!“

      Aquino kicherte. Er nahm eine Handvoll Sand auf und schleuderte sie nach Bernardo. Bernardo kriegte die Ladung voll ins Gesicht. Er fluchte, kroch bis zur Brandung und bewarf Aquino mit Schlick. Maradona hockte unterdessen unter den Palmen und verfolgte grinsend das Geschehen.

      Ja, so war das Leben auf der Isla de Pinos. Es gab eine Menge Sand, Palmen, Mangroven und natürlich Pinien – daher der Name der Insel. Mittendrin in dem Idyll standen das Fort, ein paar Baracken und die Kaschemme von Caravajo. Man lebte in den Tag hinein, die Soldaten schoben ihren öden Wachdienst und paßten auf die Proviant- und Waffenlager auf. Man aß, trank, schlief.

      Trotzdem mußte man in Nueva Gerona noch zufrieden sein. Im Inneren der Insel, an Orten wie Santa Fé, glich das Leben der Hölle auf Erden. Denn dort befanden sich die Marmorbrüche – und die Gefangenenlager. Die Kerle in Ketten mußten wie Sklaven schuften. Manch einer starb im Marmorbruch, vor Erschöpfung oder unter einem dicken Block, der aus seinen Halteseilen brach und zu Boden krachte, was immer wieder passierte.

      Maradona erhob sich und überließ Aquino und Bernardo ihrem weiteren Schicksal. Sie würden sich noch ein wenig mit Sand bewerfen und dann ins Fort zurückkehren. Man kannte das schon.

      Das Wachlokal sowie das Proviant- und Waffenlager waren dem Fort weit vorgelagert. Im Lokal befanden sich umschichtig immer ein Sargento und ein Dutzend Soldaten, die ihren langweiligen Dienst taten. Maradona schritt schwankend an der Hütte vorbei und grüßte den Sargento. Der grinste hinter ihm her.

      Maradona ging in seine Behausung, eine Fischerhütte am Hafen. Er warf sich auf sein Lager und faßte, bevor er einschlief, einen heroischen Entschluß. Gleich am nächsten Tag – an diesem Tag – würde er ein neues Leben beginnen. Entweder ging er einer redlichen Arbeit nach wie die Fischer, oder aber er kratzte genug Geld zusammen, um sich einen Kahn zu kaufen, der groß genug war, daß man damit nach Kuba gelangen konnte. Über diesem Vorsatz schlummerte Maradona ein.

      Es wurde hell. Es war der 22. Juli 1595, ein blasser Morgen in Nueva Gerona, Isla de Pinos.

      Cabo San Antonio war die westlichste Spitze der Insel Kuba. Ein schönes Stück Land mit sanft gebogenen Palmen. Ein Hort, der zum Verweilen einlud, allerdings ein wenig windig und manchmal sogar recht stürmisch. Am frühen Nachmittag dieses 22. Juli näherte sich eine Dreimastgaleone dem Kap. Es war die „Bonifacio“, das Schiff des Piratenkapitäns della Rocca, der auch der „Perlen-Wolf“ genannt wurde.

      Dies aus gutem Grund, Della Rocca, ein Mann aus Korsika, hatte es sich in den Kopf gesetzt, so viele Perlen wie irgend möglich zusammenzuraffen. Er war der Sohne eines Perlenfischers und hatte schon als Junge davon geträumt, einmal Herr eines ganzen Berges der kostbaren Kügelchen zu sein.

      Allerdings gelangte man nicht durch harte Arbeit zu dem ersehnten Reichtum, das hatte della Rocca schnell begriffen. Arbeit schadete außerdem der Gesundheit. Wollte man etwas werden, dann mußte man plündern und brandschatzen. So hatte sich della Rocca in die Karibik begeben. Er hatte eine Bande von mehr als zwei Dutzend Kerlen zusammengestellt, mit der er seine Beutezüge unternahm. Der Schlupfwinkel der Bande befand sich auf der Insel Cozumel vor der Küste von Yucatán.

      Della Rocca war ein gerissener Hund. Er hatte seine Schätze in Truhen untergebracht und diese Truhen an geheimen Plätzen, die auf die Karibik verstreut waren, vergraben. Das Eingraben hatte immer jeweils einer seiner Kerle oder ein Eingeborener vornehmen müssen, den della Rocca anschließend ins Jenseits befördert hatte. So wußte nur einer von der Position der Perlenverstecke – der Korse.

      Um die genauen Positionen nicht zu vergessen, hatte della Rocca sie in einem Buch festgehalten, dem Perlen-Logbuch. Die Namen der Plätze hatte er in einen Zahlenschlüssel übersetzt, den wiederum auch nur er kannte. Das Buch befand sich in einem Versteck der Kapitänskammer auf der „Bonifacio“.

      Jetzt war das Geheimversteck am Kopfende der Koje jedoch leer. Und auch della Rocca befand sich nicht mehr an Bord seiner Galeone. Er hatte es vorgezogen, heimlich mit einer Handvoll Kerle an Bord der Zweimastschaluppe zu verschwinden, die in der Bucht der Piraten auf Cozumel geankert hatte.

      Der Rest der Bande schäumte vor Wut. Moleta, der Bootsmann, hatte sich zum neuen Anführer erklärt. Jetzt befand er sich mit seiner Meute auf der Suche nach della Rocca und den fünf anderen „Verrätern“.

      Moleta hatte nicht den geringsten Zweifel daran, daß della Rocca mit dem Lotsen Manoel Ribas und vier anderen Komplicen Cozumel verlassen hatte, um die übrigen Spießgesellen hereinzulegen und zu betrügen. Man wollte sie um ihren Anteil prellen – um ihren Anteil an der Perlenbeute.

      Denn es war ja wohl klar, daß della Rocca, wegen des Diebstahls seines Buches unsicher und nervös geworden war. Er hatte Angst, daß ihm der Dieb zuvorkam. Wer war der Dieb? Zardo – der Kerl, den sie aufgehängt hatten, nachdem er mit der Wahrheit nicht hatte herausrücken wollen? Moleta wußte es nicht. Aber das war egal. Della Rocca, dieser verdammte Bastard, hatte sie alle zum Narren gehalten. Man mußte ihn finden, um jeden Preis.

      Mit Schnaps hatte der Korse seine Kerle betäubt, damit er ungehindert und unbehelligt den Schlupfwinkel räumen konnte. Raffiniert – und doch nicht gerissen genug. Moleta war auch nicht auf den Kopf gefallen. Er konnte sogar lesen, schreiben und rechnen, im Gegensatz zu den anderen.

      Er konnte sich erinnern: Das dem Stützpunkt von Cozumel am nächsten gelegene Perlenversteck befand sich am Cabo San Antonio. So war die Bande aufgebrochen und mit der „Bonifacio“ in See gegangen. Die Huren, die den Kerlen als Zeitvertreib gedient hatten, blieben auf Cozumel zurück. Um sie kümmerte sich keiner mehr. Sollten sie sehen, wie sie sich über Wasser hielten!

      Die Galeone steuerte in die Bucht am Cabo San Antonio. Moleta stand mit verschränkten Armen auf dem Achterdeck. Das Spektiv, dessen er sich vorher bedient hatte, hatte er zusammengeschoben und weggesteckt. Er blickte in die Runde und nickte grimmig.

      Cosmas, der Kerl, der das Ruder bediente, fragte: „Ist es die richtige Bucht?“

      „Ja Erkennst du sie nicht wieder?“

      „Ich bin nicht ganz sicher.“

      „Ich aber“, sagte der Bootsmann. „Hier liegt die Truhe mit den Perlen vergraben.“

      „Aber wo ist die Schaluppe?“ fragte Cosmas.

      „Keine Ahnung“, erwiderte Moleta barsch. „Ich bin doch kein Hellseher. Vielleicht hat della Rocca sie irgendwo versteckt.“

      „Wo?“ Cosmas stieß einen Fluch aus. „Teufel, der Ausguck hat weit und breit keinen Kahn entdecken können. Ich schätze, der Korse ist schon wieder weg. Dieses Schwein! Hätten wir bloß gemeutert, solange wir noch Zeit dazu hatten. Das wäre besser gewesen.“

      „Hätten, wäre“, ahmte Moleta ihn hämisch nach. „Es lohnt sich nicht, über den Wein, den man verschüttet hat, Krokodilstränen zu vergießen. Wir werden den Korsen, diesen Bastard, schon finden. Und dann gnade ihm Gott. Oder der Satan in Person.“

      Die СКАЧАТЬ