Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 506

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954399147

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СКАЧАТЬ einfach sterben! Vielmehr wollte er dem verdammten Teufel von der Schippe springen, solange noch ein Fünkchen Leben, Geist und Verstand in ihm waren!

      Der Zorn gipfelte in einem saftigen Fluch. Sofort ertönte eine Stimme über Marcelo. „Capitán, Sie dürfen sich nicht aufregen.“ Es war die Stimme des Arztes, Marcelo erkannte sie wieder.

      Don Luis Marcelo riß die Augen so weit wie möglich auf. Jetzt konnte er die Gestalten endlich erkennen – den Arzt, einen Assistenten, mehrere Soldaten. Ein Priester war nirgends im Raum zu entdecken.

      Aha, dachte der Capitán grimmig, es ist also doch noch nicht soweit.

      Draußen ertönte das Donnern einer Drehbasse. Eine Kugel heulte heran und krachte gegen die Außenmauer. Ein Beben ging durch den Raum. Wieder stieß Marcelo eine tüchtige Verwünschung aus.

      „Aber, aber, Señor“, sagte der Arzt besorgt. „Ich bitte Sie …“

      „Und ich gebe Ihnen einen Befehl“, sagte Marcelo frostig. „Rufen Sie sofort meinen Stellvertreter, den Primer Teniente Echeverria.“

      „Sie dürfen jetzt nicht sprechen“, warnte der Arzt.

      Marcelo blickte ihn aus funkelnden Augen an. „Es ist ein Befehl, haben Sie nicht verstanden?“

      „Doch – jawohl.“ Der Arzt gab einem der Soldaten ein Zeichen. Der Soldat verschwand, um Echeverria zu holen.

      Marcelo war über sich selbst erstaunt. Er hatte große Schmerzen, aber die Schmerzen kümmerten ihn in diesem Moment einen Dreck. Was noch verwunderlicher war: er verspürte nicht das geringste Verlangen nach Wein. Vielmehr fühlte er eine neue Art der Verantwortung und war von dem Wunsch beseelt, sofort etwas gegen das Gesindel zu unternehmen, das Havanna in eine Stadt des Terrors verwandelt hatte.

      Der Primer Teniente Echeverria erschien mit dem Soldaten, der ihn geholt hatte, und salutierte vor dem Krankenbett seines Kommandanten.

      „Teniente“, sagte der Capitán, „die Hunde haben mich übel zugerichtet. Aber ich kratze noch nicht ab.“

      „Ich bin darüber sehr erfreut und wünsche Ihnen, daß Sie schnell wieder auf die Beine kommen, Señor Capitán“, erwiderte Echeverria.

      „Danke.“ Marcelo glaubte es ihm. Echeverria war ein ehrlicher Mann. Ein guter Offizier und Soldat. Einer der wenigen, die ihn – trotz seines Trink-Lasters – wirklich schätzten. „Schildern Sie mir die Lage mit wenigen Worten, Teniente“, sagte Marcelo heiser.

      Das tat Echeverria. Es sah übel aus für die Bewohner der Residenz. Der Palast war vom Pöbel umzingelt, keine Maus konnte heraus. Die Kerle feierten bereits ihren Sieg. Rädelsführer waren de Escobedo und Bastida. Die Stadt – bis auf das Gefängnis und die Residenz – gehörte ihnen. Viel schlimmer aber war in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß bei den Eingeschlossenen Uneinigkeit herrschte.

      „Uneinigkeit?“ fragte Marcelo. „Etwa zwischen Militär und Zivilisten?“

      „So ist es“, antwortete Echeverria.

      „Das hätte ich mir denken können“, flüsterte Marcelo.

      „Señor Capitán“, sagte der Arzt. „Ich muß Ihnen verbieten, weiter mit dem Teniente zu reden. Ich …“

      „Ach, scheren Sie sich doch zum Teufel!“ fuhr Marcelo den Mann an. Entrüstet verließ der Arzt daraufhin den Raum.

      Marcelo grinste schwach. „So, jetzt sind wir wenigstens ungestört.“

      „Sie sollten auf den Rat des Arztes hören“, sagte der Primer Teniente.

      „Ja, schon gut. Wenn ich richtig verstanden habe, verteidigen Sie mit der Garde und der Miliz die Residenz?“

      „Ja. Wir tun unsere Pflicht.“

      „Wie sieht es mit der Munition aus?“

      „Sie ist knapp bemessen.“

      „Proviant?“

      „Er geht zur Neige“, erwiderte Echeverria. „Auch am Trinkwasser wird es uns bald mangeln. Die vielen Bürger, die hier Schutz gesucht haben, haben die Vorräte kaum rationiert.“

      „Und wer ist der Sprecher der Bürger?“

      „Don Alfonso Cortés y Menacha.“

      Marcelo murmelte wieder einen Fluch. „Ausgerechnet der. Das hat uns gefehlt. Aber auch das habe ich mir ausmalen können.“

      Don Alfonso Cortés y Menacha war einer der Magistratsbeamten von Havanna. Ein behäbiger, zum Fettansatz neigender Mensch, der im Grunde seines Herzens alles andere als ein Kämpfer war. Sicherlich hatte er mächtige Angst vor den Kerlen, die die Residenz mit Drehbassen beschossen.

      „Don Alfonso würde sicherlich gern kapitulieren, wie?“ fragte Marcelo. „Ich könnte es mir jedenfalls vorstellen.“

      „Ja“, bestätigte Echeverria. „Aber genau das wollen die Belagerer ja erreichen.“

      „Fein haben sie sich das ausgedacht“, sagte Marcelo erbittert.

      „Don Cortés y Menacha weist immer wieder darauf hin, daß die Frauen und Kinder am meisten gefährdet seien“, erklärte der Primer Teniente. „Seiner Ansicht nach müßte es unser aller Bestreben sein, sie vor weiteren Entbehrungen zu bewahren.“

      Der Capitán hustete. „Und was erwartet unsere Frauen und Kinder Ihrer Meinung nach, wenn wir die Flagge streichen?“

      „Ich bin überzeugt, daß de Escobedo und seine ominöse Streitmacht keinen schonen werden“, erwiderte Echeverria ernst. „Ganz im Gegenteil. Sie werden wie die Teufel hausen, wenn wir aufgeben.“

      „Weitere Details können Sie sich sparen.“

      „Ja, Señor.“

      „Teniente“, sagte Marcelo. „Würden Sie sich zutrauen, mit einem Trupp ihrer besten Soldaten einen Ausfall gegen die Kerle zu unternehmen?“

      „Ja, Señor Capitán.“

      „Bedenken Sie, daß es ein Himmelfahrtskommando wäre.“

      „Ich weiß Bescheid“, entgegnete Echeverria. „Aber das schreckt mich nicht ab. Wenn Sie mir den Befehl geben, stelle ich sofort eine Einsatzgruppe zusammen.“

      Marcelo lauschte. Wieder ertönte das Krachen eines Schwenkgeschützes auf der Plaza. Die Kugel prallte hart gegen die Mauer. Der Capitán betrachtete den schwankenden Kronleuchter seines Raumes und blickte zu dem bereits von früheren Schüssen zertrümmerten Fenster.

      „Eigentlich können wir froh sein, daß es Sommer ist“, sagte er zu seinem Stellvertreter. „Sonst wäre es hier jetzt lausig kalt.“

      Echeverria mußte nun doch grinsen – trotz der prekären Lage, in der sie sich befanden. „Es freut mich, daß Sie Ihren Humor nicht verloren haben, Señor Capitán“, sagte er.

      „Die Kerle trinken also Wein?“ fragte Marcelo. „Das haben Sie doch eben gesagt, nicht wahr?“

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