Seewölfe - Piraten der Weltmeere 207. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 207

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954395439

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      „Kinderkram“, erwiderte Ferris in der gleichen Lautstärke. „Daran glaubst du doch wohl selber nicht, Pete!“

      „Himmel, darf man hier jetzt gar nichts mehr sagen?“ rief der Rudergänger erbost.

      „Sicher darf man das“, entgegnete Shane. „Und du, Ferris, solltest nicht so eine dicke Lippe riskieren. Du tust so, als könntest du gar nicht abwarten, mit Freibeutern herumzuholzen. Hast du Airdikit auf Sumatra schon vergessen?“

      Ferris’ Miene verdunkelte sich. „Es war nicht meine Schuld, daß die Dons mir eine Kugel verpaßten. Außerdem war das Ding nur ein kleiner Kratzer.“

      „Na, na“, sagte Shane.

      Hasard ergriff wieder das Wort. „Shane hat recht, wir sollten nicht zu sehr auftrumpfen, Ferris. Denk an Yao-Yai, unser letztes Abenteuer mit den achtundzwanzig spanischen Galeonen – auch das hätte ins Auge gehen können. Ich will damit sagen, wir haben schon eine gehörige Portion Glück gehabt, daß wir dem Gefecht heil entronnen sind. Und ich will das Risiko für uns so gering wie möglich halten. Anders ausgedrückt, ich wäre ziemlich froh darüber, wenn wir ohne große Reibereien in den Indischen Ozean hinübergelangen könnten.“

      „Na ja“, meinte Ferris Tucker jetzt einlenkend. „Dagegen hätte ich natürlich auch nichts einzuwenden.“

      Hasard grinste. „Dann sind wir uns ja einig.“

      „Sir!“ rief Bill hoch über ihren Köpfen. „Jetzt verschwinden die Einmaster wieder hinter der Kimm. Sie haben angeluvt und segeln Kurs Nordwesten!“

      „Die wollen uns an der Nase herumführen“, sagte Ben Brighton.

      „Aber vielleicht haben wir ja die besseren Nerven“, meinte Ferris Tucker.

      „Zumindest genauso gute wie sie“, sagte der Seewolf. „Das werden wir ihnen beweisen. Wir halten unseren Kurs und zeigen uns von unserer sturen Seite.“

      2.

      Am Nachmittag, kurz nach dem Beginn der Abendwache um vier Uhr, erwachte der Erste Offizier Juan de Rivadeneira für kurze Zeit aus seiner Ohnmacht. Don Gaspar setzte sich zu ihm ans Krankenlager in einer der Kammern des Achterkastells, doch er vermochte kein einziges Wort mit dem Mann zu wechseln, da dieser nur Unzusammenhängendes stammelte und die Anwesenheit seines Kapitäns überhaupt nicht wahrzunehmen schien.

      José Tragante, der Feldscher, legte de Rivadeneira in regelmäßigen Zeitabständen kalte Umschläge auf die Stirn, die er aus in Streifen geschnittenem und in Wasser getauchtem Leinentuch angefertigt hatte.

      De Rivadeneira schwadronierte noch eine Weile, dann fiel er wieder in tiefe Bewußtlosigkeit.

      Tragante blickte den Kapitän an. „Er hat hohes Fieber. Ich habe ihm einen Pflanzenextrakt zu trinken gegeben, der die Temperatur senken soll, aber er hat alles wieder ausgespuckt.“

      „Muß er sterben, Tragante?“

      „Bislang ist noch keiner der Männer ums Leben gekommen, Senor.“

      „Das ist keine Antwort auf meine Frage.“

      „Senor, falls es sich wirklich um Cholera oder Ruhr handelt, dann gibt es für keinen der Kranken eine Rettung, das wissen auch Sie“, sagte der Feldscher so ruhig wie möglich.

      „Ja. Wie nun, wenn es eine schlimme Art von tropischem Fieber ist?“

      „Mit Brechdurchfällen, Senor?“

      „Nehmen wir einmal an, es handle sich um eine uns unbekannte Krankheit.“

      „Gut. Auch dann sind die Aussichten auf eine Gesundung dieser Männer äußerst gering. Auch an Fieber kann man sterben. Es kann einen um den Verstand bringen und langsam zu Tode quälen.“

      „Mit anderen Worten, sowohl de Rivadeneira, Victor de Andrade, Herra de Canduela und Diego de Fajardo als auch die vier einfachen Decksleute sind zum Tod verurteilt?“

      „Mit größter Wahrscheinlichkeit“, sagte Tragante.

      „Mein Gott.“ Don Gaspar Nunez de Arce warf noch einen erschütterten Blick auf die reglose Gestalt seines Ersten, dann erhob er sich. „Himmlische Dreieinigkeit, Santa Trinidad, hab’ Erbarmen mit diesen bedauernswerten Geschöpfen, die nichts Unrechtes getan haben und der göttlichen Gnade bedürfen.“

      Er fügte noch ein paar flehende Worte hinzu, brach dann ab, verließ den Raum und schickte sich an, zu de Andrade, dem Bootsmann, und zu de Canduela, dem Zweiten Steuermann, zu gehen, die ebenfalls in Kammern des Achterdecks lagen.

      Nie hatte Don Gaspar, der im Grunde seines Herzens kein besonders gläubiger Christ war, gesteigerten Wert auf die Mitnahme eines Kaplans an Bord eines Segelschiffes gelegt. Jetzt aber wünschte er sich einen Geistlichen herbei, denn in seiner wachsenden Verzweiflung wußte er nicht mehr, an was er sich klammern sollte.

      Die Heilkunst des Feldschers mußte vor dieser Art von Krankheit kapitulieren, eine Erlösung konnte nur von den überirdischen Mächten kommen. Don Gaspar bereute es jetzt zutiefst, nie mehr gebetet zu haben und in den Häfen die Heilige Messe in den Kirchen nur besucht zu haben, wenn es unumgänglich gewesen war. Er schämte sich seiner selbst, aber er schimpfte sich vor sich selbst auch einen erbärmlichen Schwächling, der der Lage nicht gewachsen war.

      Du mußt dich selbst besiegen, hämmerte er sich immer wieder ein, du mußt es schaffen!

      Das Schott des Achterkastells schwang auf, als er sich noch im Gang befand und gerade die Tür zu de Andrades Kammer öffnen wollte. Don Gaspar blickte nach links, erkannte die breite Gestalt seines Profos’ in der Öffnung des Schotts und verlieh sich einen inneren Ruck.

      „Senor“, sagte Pedro Gavena. „Eben gerade ist dem Decksmann Pascual schlechtgeworden. Ich habe ihn in eine der Kojen im Logis verfrachtet.“

      „Der neunte Fall“, sagte der Kapitän. „Und wieder sind es genau die gleichen Anzeichen?“

      „Ja, Senor.“

      Don Gaspar trat auf ihn zu. „Ich will selbst sehen, wie es um diese armen Teufel bestellt ist, Profos. Gehen wir zusammen ins Mannschaftslogis.“

      „Ins Logis, Senor?“ wiederholte Gavena verwundert.

      „Ja, Sie haben mich schon richtig verstanden. Gehen wir.“

      Der Profos verkniff sich ein Achselzucken. Er ließ den Kapitän an sich vorbei und folgte ihm dann in zwei Schritten Abstand auf das Hauptdeck hinaus, an der Nagelbank, am Großmast und an der Gräting vorbei in Richtung auf das Vordecksschott.

      Gavena hielt es nicht für richtig, daß Don Gaspar höchstpersönlich die Mannschaftsunterkunft aufsuchte. Nicht etwa, weil es dort irgendwelche Unregelmäßigkeiten gab, die dem Mann sofort auffallen mußten – alles war aufgeräumt und sauber und befand sich in mustergültigem Zustand, dafür sorgte der Profos.

      Nein, Gavena war vielmehr der Ansicht, daß es unter der Würde eines Schiffsführers war, das Vordeck zu betreten. Wie es den einfachen Dienstgraden an Bord eines spanischen Kauffahrers versagt war, das Achterdeck zu entern, so sollte СКАЧАТЬ