Seewölfe - Piraten der Weltmeere 294. Roy Palmer
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 294

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954396917

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      „Nun ja“, erwiderte der Lieutenant. „So sicher bin ich mir auch nicht. Ehrlich gesagt, gibt mir dieser Kerl das größte Rätsel von allen auf.“ Er wandte sich zu René Douglas um, der den Blick etwas gehoben hatte und angestrengt auf einen imaginären Punkt an der Wand spähte. „Was halten Sie von dem Kerl, Monsieur Commandant?“

      Douglas antwortete zunächst nicht. Schweigen trat ein, man konnte das Knistern der Flammen in den Öllampen vernehmen. Dann endlich sah Douglas seine beiden Gesprächspartner an, stand auf und deutete aus dem Fenster, das auf den Hafen von Concarneau wies. „Ich habe eben eine großartige Idee gehabt und finde, wir sollten sie sofort in die Tat umsetzen. Hören Sie zu.“

      Kaum merklich hatte der Wind gedreht und blies jetzt aus westlicher Richtung, nicht mehr von Südwesten, gegen die Küste der Bretagne und die Häuser von Concarneau an. Der Wind nahm an Stärke zu, die Wellen der See stiegen höher und ließen die Schiffe und Boote, die auf der Reede vor Anker lagen oder an den Piers vertäut waren, tanzen.

      Auch die „Hornet“, die „Fidelity“ und das schwarze Schiff gerieten in heftigere Bewegung und schwoiten an ihren Ankertrossen. Besorgt schauten die Mannschaften auf und registrierten trotz der Dunkelheit, daß sich tiefhängende schwarze Wolken über der Stadt und der Küste zusammengeballt hatten.

      Das Wetter wurde schlechter. Der Wind jaulte, strich auf dem Weg über den Kai in die Gassen, eilte über die winzigen Plätze, die hier und da das Gewirr der engen Gänge unterbrachen, jagte um die Festung und umwirbelte die Gestalten der Männer und der Frau, die sich heimlich zur hinteren Mauer des Kastells begeben hatten.

      Dies waren Le Marocain und dessen neunköpfige Bande von Galgenstricken, Lucio do Velho, Bonano, Quintaval und Lucille, die Hafenhure von Quimper. Le Marocain hatte den Portugiesen, die beiden Spanier und die Frau zwischen Concarneau und Mordelles aus der See gefischt, nachdem er sich mit einer anderen Bande von Schnapphähnen um die Beute geschlagen hatte – und es war kein Fehler gewesen, die vier an Bord zu nehmen, wie sich inzwischen herausgestellt hatte.

      Lucille hatte die Gunst der Lage erkannt und sich sofort auf Le Marocains Seite geschlagen. Ihr Platz war immer bei dem Stärkeren, und die Situation sprach nun mal eindeutig zugunsten dieses Kerls mit dem krausen schwarzen Haar, den dunklen Augen, den vollen Lippen und den gelblichen Zähnen, die er bei jeder Gelegenheit zu entblößen pflegte.

      Do Velho hingegen war ein geschlagener Mann und vom Regen in die Traufe geraten. Wieder war er – zusammen mit Bonano und Quintaval – ein Gefangener, wieder saß er in der Falle. Zu allem Unheil hatte Lucille auch noch preisgegeben, was auch sie im Lager auf Mordelles erfahren hatte: Do Velho verbarg seine Kriegskasse in Concarneau. Hier mußte man suchen, wenn man reich werden wollte.

      Le Marocain hatte aus Lucio do Velho herausgequetscht, wo sich der Ort befand, an dem die Gelder lagen. Jetzt aber, ehe sie durch die Seitentür, die do Velho beschrieben hatte, in die Festung eindrangen, drehte er sich noch einmal zu dem Portugiesen um und zückte sein Messer.

      „Wenn du mir etwas vorgeschwindelt hast, ist dies dein Ende, Freundchen. Keiner darf Le Marocain ungestraft hinters Licht führen“, zischte er. „Noch hast du Zeit, dich zu berichtigen. Führst du uns aber in eine Falle, dann steche ich dich nieder.“

      „Ich habe die Wahrheit gesagt“, flüsterte Lucio do Velho. „Sie werden gleich sehen, daß alles seine Richtigkeit hat.“ Er wünschte sich, nie etwas über sein Geldversteck verraten zu haben, aber es war nun. einmal geschehen. Zu massiv waren Le Marocains Drohungen gewesen, zu groß seine eigene Furcht vor körperlicher Qual. Er war umgefallen und hatte alles gesagt.

      Dafür würde er sich an Lucille rächen, das hatte er sich geschworen. Wäre sie nicht gewesen, dann wäre die Sache mit der Kriegskasse ein Geheimnis geblieben. Aber sie war ja selbst auf Profit aus und aus diesem Grund Le Marocains Verbündete geworden. Ob er sie wirklich an der Beute beteiligen würde, stand auf einem anderen Blatt. Aber sie würde alles versuchen, um diesen Galgenstrick zu becircen. Das Rüstzeug dazu besaß sie ja reichlich: Sie war hübsch und verführerisch und konnte einem Kerl wie Le Marocain durchaus den Kopf verdrehen.

      Aus war es mit do Velhos Hoffnung, er könne Le Marocain für seine Pläne gewinnen und sich auf diese Weise einen neuen Kampfgefährten gegen den Seewolf schaffen. Le Marocain war es egal, was die Spione Spaniens in Frankreich wollten, es kümmerte ihn nicht, was aus Frankreich wurde, oder ob man den Engländern tüchtig eins auswischte. Ihn interessierten nur Münzen aus Gold und Silber, sonst nichts.

      So drangen sie jetzt durch die Seitentür in die Festung ein.

      Diese Tür wurde nicht bewacht, und kaum jemand schenkte ihr Beachtung. Lucio do Velho hatte den Schlüssel in einer kleinen Tasche seines Ledergürtels getragen, und auf Le Marocains Drohungen mit dem Messer hin hatte er damit herausrücken müssen.

      Wie hatte er diesen Schlüssel jedoch erhalten?

      Vor etwa sechs Wochen war er zusammen mit Ignazio, Bonano, Quintaval und de Fambrin auf den Auftrag des spanischen Königshauses hin in der Bretagne eingetroffen. Sofort hatte er damit begonnen, sich umzutun und nach Verbindungsmännern zu suchen. Sein Ehrgeiz kannte keine Grenzen, er wollte seine Aufgabe mit Bravour meistern.

      Über Albert, den „Buckligen“ von Quimper, war er auf Yves Grammont gestoßen, der zu allem bereit gewesen war, nachdem er die Dublonen, Piaster und Reales gesehen hatte, die ihm do Velho als Anzahlung zugeschoben hatte. Die große Aktion gegen englische Schiffe, die an der Bretagne vorbeisegelten, hatte begonnen.

      Do Velho hütete sich jedoch, Bargeld bei sich zu tragen. Grammont war zu allem fähig, auch dazu, ihm die Truhe abzunehmen und dann auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, ohne die Arbeit zu leisten, die die Spione von ihm verlangten.

      Also hatte sich do Velho nach einem geeigneten Versteck für seine Kasse umgesehen. Auch Ignazio mußte tüchtig herumhorchen, er war dafür der geeignete Mann gewesen. Jetzt war er tot und hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes in seine Bestandteile aufgelöst, doch do Velho trauerte ihm nicht nach. Ignazio, der Mann aus Porto, war sein treuer Untertan gewesen, doch manchmal war er ihm auch auf die Nerven gefallen. Er würde sich einen neuen Assistenten suchen, diesmal einen etwas gescheiteren Mann.

      Ein eigenes Schiff hatte do Velho nicht mit in die Bretagne genommen, denn das wäre zu auffällig gewesen. Er mußte alles unter dem Siegel strengster Geheimhaltung und größter Verschwiegenheit abwikkeln. Aus diesem Grund war er mit seinen Begleitern auf vielen Umwegen in die Bretagne gereist und bediente sich auch verschiedener Namen, um ja nicht aufzufallen und entlarvt zu werden.

      Die Kasse also – in der sich neben dem Geld übrigens auch ein von Philipp II. persönlich unterzeichneter sogenannter „Repressalienbrief“ befand – mußte irgendwo an Land verborgen werden, doch auch die geheimen Treffpunkte, an denen er mit Grammont die nächsten Unternehmungen besprach, kamen dafür nicht in Frage, denn dort konnte Grammont jederzeit herumstöbern, sobald sein Auftraggeber wieder fort war – beispielsweise in dem Gewölbe der Burgruine bei Quimper.

      Nein, do Velho hatte sich schon etwas sehr Originelles und Ausgefallenes ausdenken müssen, um seiner Gelder sicher sein zu können.

      Wie gut war es da doch, daß Ignazio eines Abends in einer Hafenkneipe von Quimper auf einen ehemaligen Wachsoldaten der Festung von Concarneau getroffen war. Sofort hatte er dies seinem Herrn do Velho gemeldet, und der Portugiese hatte selbst den Rest der „Verhandlungen“ eingeleitet.

      Im betrunkenen Zustand hatte ihm der Ex-Soldat anvertraut, er könne die Festung von Concarneau noch immer betreten und wieder verlassen – wann immer er wolle. Do Velho brachte ihn auch dazu, den Schlüssel vorzuweisen, СКАЧАТЬ