Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88. Roy Palmer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88 - Roy Palmer страница 4

Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394128

isbn:

СКАЧАТЬ sie erzitterte bis in die letzten Verbände.

      Männer, Frauen und Kinder schrien auf, bevor sie durcheinandergewirbelt wurden. Sie hörten nicht auf, „Ave Maria“ zu rufen. Sie klammerten sich in der Stunde des Todes nur noch fester aneinander, bekannten ihre Sünden, flehten um Gnade und Erbarmen.

      Carlo stieß sich den Hinterkopf an einem Balken. Es dröhnte in seinem Schädel, fast schwanden ihm die Sinne. Er wußte nicht, wo Ricardo war, was aus Dona Teresa und Magdalena und dem anderen Mädchen geworden war, er sah nur eine düstere, wogende Masse aus Leibern vor sich, hörte das Geschrei und das Heulen aller Dämonen der Hölle, das Orgeln von Höllenstürmen, und er glaubte, gleichzeitig Bronzeglocken dröhnen und die Apokalyptischen Reiter galoppieren zu hören.

      Auf dem Höhepunkt des rasenden Infernos splitterte und krachte der Rumpf der „Santa Barbara“ ohrenbetäubend. Alles brach zusammen, alles versank in erlösender Finsternis.

      Die Küste, dachte Carlo nur noch, Riffe …

      Er glitt auf einer schwarzen Rutschbahn geradewegs in den Höllenschlund, ein letzter Gedanke gab ihm ein, daß dieses Abtreten von der großen Weltbühne genauso war, wie er es sich in seinen finstersten Ahnungen immer vorgestellt hatte.

      Carlo tauchte in die Hölle ein, aber sie war nicht heiß, sondern kalt und ernüchternd. Er drehte sich, arbeitete mit Händen und Füßen wie ein verzweifelter, in den Fluß geworfener Hund, gewann Auftrieb und schoß nach oben. Konturen glitten an ihm vorbei, Düsteres, Undefinierbares – Felsen? Wrackteile? Menschen?

      Er geriet mit dem Kopf über Wasser, schnappte japsend nach Luft und griff instinktiv nach dem ersten Gegenstand, der ihm zwischen die Finger geriet. Es war ein Stück Schiffsbalken, morsch und verrottet wie alles auf der „Santa Barbara“. Für Carlo war er ein Geschenk des Himmels. Er klammerte sich an dem Holz fest und trieb im Sturm dahin.

      Wohin? Er wußte es nicht.

      Ein menschlicher Kopf tauchte neben ihm aus den Fluten hoch. Carlo gewahrte ein schlankes Gesichtsoval mit feingeschnittenen Zügen und langen schwarzen Haaren.

      „Magdalena“, stieß er aus. Er streckte die Hand aus, rief noch einmal ihren Namen, dann griff sie zu.

      In ihrer Not riß sie ihn fast von dem Balken weg, aber Carlo hatte die Geistesgegenwart, keinen von beiden loszulassen – weder den Balken noch das Mädchen. Er zerrte Magdalena mühselig zu sich heran, dann schossen sie zwischen Wogenhängen und brüllenden Schlünden dahin und stammelten ihr „Ave Maria“.

      „Wir sterben“, stieß Magdalena aus.

      „Wir schaffen es“, keuchte der junge Mann.

      „Bis nach Bahia?“

      „Bis nach Bahia.“

      „Ave Maria“, rief sie schluchzend. „Gib, daß es wahr wird!“

      „Magdalena – ich sehe Land!“

      „Du bist verrückt, Carlo.“

      „Ich sehe wirklich Land, eine Insel!“

      „Ich erkenne nichts!“

      „Gib, daß es kein Trugbild ist“, keuchte Carlo. Dann blickte er mit vor Entsetzen geweiteten Augen auf einen Brecher, der grollend und stampfend genau auf sie zurollte.

      Pedro Salvez spuckte Seewasser und Verwünschungen aus, ging unter, tauchte wieder auf und brüllte vor Wut und Verzweiflung. Er war überzeugt, daß sein verfluchtes Dasein ein Ende gefunden hätte. Er glaubte nicht mehr an Rettung und an die Pläne, die er sich so fein ausgemalt hatte.

      Röhrend stieß ihn das Meer vor sich her und trieb ihn ins Ungewisse. Wo die anderen, seine Kumpanen, waren, wußte er nicht, nur eines hatte er in allen Einzelheiten miterlebt – wie nämlich die „Santa Barbara“ und die „San Domingo“ auf Riffe gelaufen und zerschellt waren.

      Riffe – wie weit waren sie von der Küste entfernt?

      Gab es noch eine Chance, bis dorthin zu gelangen?

      Pedro Salvez hatte die Hoffnung aufgegeben. Nur sein Selbsterhaltungstrieb suggerierte ihm noch, nicht mit dem Schwimmen auszusetzen, sich nicht dem vernichtenden Element auszuliefern.

      Aber urplötzlich fühlte er Widerstand unter seinen Füßen. Ein Brecher donnerte heran, türmte sich in seinem Rücken auf, rollte über ihn weg und schmetterte ihn auf festes Land.

      Land – Salvez lag bäuchlings für einen Moment auf flachen Sand gepreßt, dann kam er wieder hoch und spie das Wasser aus, das er geschluckt hatte. Aber er lachte. Er lachte wie ein Verrückter, watete im fußhohen Wasser voran und sah unter den gleitenden Nebelstreifen Land liegen, Land! Die Wogen hatten verhindert, daß er es vorher erspäht hatte, aber jetzt hatte er es erreicht.

      Kichernd taumelte er durch die Brandung. Die heftigen Unterwasserströmungen packten seine Fußknöchel und brachten ihn erneut zu Fall, aber er hörte nicht auf zu lachen.

      Das Wasser wollte verhindern, daß er aufs Trockene lief, wollte ihn zu sich zurückzerren und vertilgen. Pedro Salvez stieß die lästerlichsten Flüche aus, kroch, lief, fiel, arbeitete sich knurrend voran. Der Kampf mit der Natur verwandelte ihn in eine rasende Bestie.

      Dann, endlich, brach er erschöpft auf dem Ufersand zusammen, dort, wo die Brandung ihn nicht mehr packen konnte. Er drehte sich auf den Rücken. Sein Atem ging flach und keuchend. Der Südostwind blies über ihn weg und schleuderte ihm Sand und Salz ins Gesicht, aber es kümmerte ihn nicht.

      Etwas berührte seine linke Hand.

      Salvez fuhr zusammen, hob den Kopf, drehte sich – und blickte seinem Kumpanen Augusto Navidad ins Gesicht.

      Navidad war ein etwas untersetzter Mann mit verlebtem Gesicht und großen dunklen Augen. Sie waren noch größer als gewöhnlich, diese Augen, sie spiegelten das Entsetzen, das ihm in den Knochen steckte.

      „Augusto“, sagte Salvez. Er hatte sich bereits wieder gefangen, er brauchte weniger Zeit dazu als der etwas phlegmatische Navidad. „Wir haben’s geschafft, Augusto, wir leben, kapiert?“

      „Ja.“

      „Wo sind die anderen – Antonio Perez und die, die mit auf unserer Seite stehen?“

      „Ich weiß nicht …“

      Pedro wandte den Kopf und suchte mit dem Blick den Strand ab. Jäh verharrte er. „Da! Da bewegt sich was im Wasser. Wer sagt denn, daß außer uns alle anderen verrecken müssen, he? Los, Augusto, beweg dich, du Bastard, wir wollen doch mal sehen, ob wir ein paar von den unseren an Land ziehen können.“

      Mit torkelnden Schritten liefen sie gegen den Wind an und suchten hart an der kochenden Brandung nach dem, den Pedro soben gesichtet hatte.

      Schließlich entdeckten sie ihn wieder und brüllten ihm zu: „Heda, Hombre, hierher!“

      Der Mann schleppte sich ein Stück weiter auf sie zu, gab dann aber einen würgenden Laut von sich und brach zusammen. Pedro stolperte zu ihm, packte ihn an seiner zerfetzten Kleidung und schrie: „Augusto, hilf mir, du Hundesohn, das ist einer der Decksleute der ‚San Domingo‘!“

      Mit СКАЧАТЬ