Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88. Roy Palmer
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88 - Roy Palmer страница 3

Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 88

Автор: Roy Palmer

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954394128

isbn:

СКАЧАТЬ Augen, war es mal wieder, der sie vor einem Unheil behütete.

      „Hart Backbord!“ schrie Hasard Pete Ballie zu.

      „Männer braßt an!“ brüllte der Profos. „Wir drehen in den Scheiß-Südost, und wenn die verfluchten Segel killen und knattern, zieht ihr gefälligst die Köpfe ein!“

      Ja, sie luvten wirklich in einem haarsträubenden, waghalsigen Manöver an und gingen fast ganz in den Wind, aber nur diese gedankenschnelle Reaktion des Seewolfes bewahrte sie vor dem Zusammenprall mit dem anderen Schiff.

      Hasard klammerte sich am Steuerbordschanzkleid fest und schaute in den dahinhuschenden Nebel, als das fremde Schiff an ihnen vorbeizog. Gischt umhüllte ihn und durchnäßte ihn bis auf die Haut. Ein Brecher rollte gegen die „Isabella“ an, hob sie hoch, ließ sie nach Backbord krängen und verwandelte die Decksplanken unter Hasard in eine glitschige, abschüssige Bahn. Und doch hielt er sich und konnte einige Einzelheiten des unbekannten Seglers registrieren, bevor dieser vorbei war und in Gischt, Schaum und Nebel verschwand.

      „Ein Spanier!“ rief Hasard seinen Männern zu. „Ein waschechter Don, ich habe seine Flagge erkannt – und dazu noch ein gut armierter. Ein Kriegsschiff, sage ich euch! In ruhigerer See hätte er uns wahrscheinlich gefordert. So aber hatte er genug mit sich selbst zu tun!“

      „Und ich dachte, das wäre der schwarze Segler!“ schrie Old O’Flynn von der Nagelbank her, um die er seinen Arm gehakt hatte.

      „Seit wann kann Siri-Tong denn hexen?“ fragte Shane. „Sie kann uns doch nicht mitten im Sturm überholt haben.“

      „Der ‚Eilige Drache über den Wassern‘ kann noch viel mehr“, orakelte der Alte. „Vergeßt nicht, woher der Kahn stammt, was wir damit schon alles erlebt haben und was noch im weiteren passieren kann.“ Er stieß einen Fluch aus. „Es gibt fliegende Schiffe, Spuklichter und den Fluch des Jonas auf See, aber das ist alles nichts gegen die Hexereien, die die Zopfmänner aushekken.“

      Die Erinnerung an das, was sie nach dem Abenteuer bei den Amazonen und Inkas im Amazonas-Delta erlebt hatten, war noch frisch. Wer von ihnen würde jemals vergessen, wie die Männer des plötzlich aufgetauchten Drachenschiffs Siri-Tong und den Wikinger entführt hatten, wie die Vergangenheit der Roten Korsarin aufgedeckt worden war, wie sie fast ihr Leben verwirkt hätte!

      Old Donegal Daniel O’Flynn traute Siri-Tong manchmal nicht so recht über den Weg, aber damit tat er ihr unrecht.

      „Er hat seine Schrullen“, pflegte Dan über seinen Alten zu urteilen, wenn Old Donegal mal wieder mit seinen Prophezeiungen vom Leder zog. Und jeder Mann an Bord wußte die Worte des Alten richtig zu werten.

      Nur eins blieb: der Aberglaube.

      Hasard haßte Unkereien, er wandte sich zu Old O’Flynn um und rief: „He, Donegal, sag mir lieber, was den Don in diese Gegend treibt, statt so hohle Sprüche zu klopfen!“

      „Der sucht uns, ist doch klar!“ schrie O’Flynn.

      „Einer allein?“ rief Ferris Tucker.

      „Unsinn, der gehört zu einem Geschwader“, sagte Big Old Shane. „Hölle und Teufel, das heißt, daß wir auch auf die anderen Schiffe stoßen und sie dann alle am Hals haben könnten. Ich schätze, wir müssen mächtig auf der Hut sein.“

      Hasard grinste in sich hinein. Daß sie mitten in einen spanischen Kriegsschiffverband geraten waren, hielt auch er für wahrscheinlich. Aber es fragte sich, ob den Dons der Sinn danach stand, sich heute mit ihm anzulegen.

      Egal, er hoffte, daß der Spanier ihn erkannt hatte. Das würde ihn und seine Landsleute zu den verrücktesten Mutmaßungen veranlassen. Auch die Dons waren abergläubisch, und vielleicht glaubten sie, einem Geisterschiff begegnet zu sein. Inzwischen mußte es sich herumgesprochen haben, wie dem spanischen Schiffskonvoi geschehen war, der zuletzt auf dem Amazonas nach der „Isabella“ und dem schwarzen Segler gefahndet hatte.

      Die „Isabella“ und der „Eilige Drache über den Wassern“ waren samt ihren Besatzungen verschwunden gewesen. In der „Selva“, dem Regenwald, der grünen Fieberhölle verschollen.

      Dies war das Verdienst der Versteck-, Tarnungs- und Fallenkünste der Amazonen. Enttäuscht und erbittert waren Hasards Todfeinde wieder umgekehrt, und von Cayenne und den anderen Häfen und Siedlungen an der Ostküste aus hatte die Nachricht über das Untertauchen des Seewolfes ihren Weg genommen.

      Hasard glaubte fest daran, noch weiteren Kriegsschiffen zu begegnen. Er nahm sich vor, sie gründlich zum Narren zu halten – soweit der Sturm es zuließ.

      Was Dan O’Flynn wenig später aber im verwehenden Nebel sichtete, waren alles andere als massive, gut bestückte Kriegssegler.

      Es handelte sich vielmehr um zwei jämmerlich abgetakelte Galeonen, die vor dem Sturmwind trieben. Sie schienen überhaupt nicht mehr manövrierfähig zu sein und waren zum Spielball der Wellen geworden.

      „Nun sieh dir das an“, sagte Hasard zu Ben. Er reichte ihm das Spektiv. „Und so was schwimmt noch. Allmächtiger, das Wetter wird sie zerschmettern.“

      „Willst du sie verfolgen?“

      Hasard schüttelte den Kopf. „Ich glaube, da gibt es wirklich nichts zu holen. Außerdem habe ich im Moment andere Sorgen.“

      Die „Isabella“ lag inzwischen wieder hart am Wind, segelte also mit Backbordhalsen auf Steuerbordbug liegend. Der Sturm tobte mit unverminderter Heftigkeit und drohte sie zur Küste zu drängen, so wie die beiden spanischen Galeonen, deren Namen und Bestimmung den Seewölfen nicht bekannt waren.

      2.

      Mitten im Tosen der Naturgewalten hatten sich die portugiesischen Siedler doch wieder unter Deck der „Santa Barbara“ und der „San Domingo“ zurückgezogen. Ein Mann war außenbords gespült worden, als ein Brecher die „Santa Barbara“ überflutet hatte. Carlo hatte sich in die brodelnde See stürzen wollen, um dem armen Teufel zu helfen. Ricardo Prado hatte ihn jedoch zurückgehalten.

      Es gab nicht genügend Halt auf der taumelnden Plattform des Hauptdecks, alle, besonders die Frauen und Kinder, drohten das gleiche Schicksal wie der Schiffbrüchige zu finden. So nahmen sie es in Kauf, wie die Tiere unter Deck zu hocken, in Dreck, üblen Gerüchen und kaum sauerstoffhaltiger Luft, aneinandergeklammert, hin und her geworfen.

      Erschüttert sahen Ricardo und Carlo auf die Szene.

      „Es ist das Ende“, sagte eine Frau im Donnern der Sturmwogen. „Der Herr stehe uns bei.“

      „Vater unser, der du bist im Himmel“, begann eine andere. Die anderen Frauen fielen mit ein, dann stimmten auch die Männer mit in das Gebet ein. Und je wütender Wind und Wasser auf die „Santa Barbara“ einhieben, desto lauter und flehender wurde der Chor der Todgeweihten.

      Dona Teresa, eine besonders mutige, stämmige Frau Ende der Vierzig, hielt zwei junge Mädchen an sich gepreßt und strich ihnen über die Köpfe. Die Mädchen weinten hemmungslos. Eine von ihnen kannte Carlo mit Namen, sie hieß Magdalena. An den Namen der anderen erinnerte er sich nicht.

      „Ave Maria“, riefen die Frauen. „Ave Maria, barmherzige Mutter Gottes, hilf uns …“

      Urmächte richteten sich vor der „Santa Barbara“ СКАЧАТЬ