Название: Große Errungenschaften der Antike
Автор: Holger Sonnabend
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
isbn: 9783843806527
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Traians Donaubrücke
Späteren Modellbauern hätte Caesar die Arbeit erheblich erleichtert, wenn er von seiner Rheinbrücke eine bildliche Darstellung hinterlassen hätte. Doch man darf hier nicht zu viel verlangen, schließlich war Caesar gerade in dieser Zeit sehr beschäftigt (obwohl er, wie wir von Sueton wissen, in der beneidenswerten Lage war, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun). Andere Brückenbauer waren entgegenkommender. Auf dem Forum des römischen Kaisers Traian (98–117 n. Chr.) in Rom steht eine 33 Meter hohe Säule. Diese ließ der Kaiser als Siegesmonument für seine erfolgreichen Kriege in Dakien, dem heutigen Rumänien, aufstellen. Auf einem 200 Meter langen Reliefband sind Szenen aus diesen Kriegen abgebildet – eine einzigartige Bildquelle für das römische Militärwesen und für die römische Repräsentationskunst. Man erkennt dort etwa Legionäre, die eine Schiffsbrücke überqueren – eine Darstellung, an der Dareios und Xerxes ihre Freude gehabt hätten. Und man erkennt eine große, stabile Pfeilerbrücke, die als eine der grandiosen technischen Monumente der römischen Kaiserzeit gilt. Bezeichnet wird sie in der Regel als »die Traiansbrücke« – dabei hatte auch Traian seinen Mandrokles, der für die eigentliche Ausführung verantwortlich gewesen ist: Apollodoros, ein berühmter Ingenieur und Architekt aus dem syrischen Damaskus. Bei den Eisernen Toren in den Südkarpaten, in der Nähe der heutigen Stadt Drobeta-Turnu Severin, führte diese Steinbrücke auf 20 Pfeilern über eine Distanz von 1,1 Kilometern über die Donau. Die Bauzeit betrug insgesamt zwei Jahre (103–105 n. Chr.).
Brückenzerstörer Hadrian
Für seine Donaubrücke hat Traian schon in der Antike die gebührende Anerkennung erfahren. Der griechische Historiker Cassius Dio geriet gar ins Schwärmen: »Traian baute über die Donau eine Steinbrücke, eine Leistung, für die ich ihn gar nicht genug bewundern kann. Zwar sind auch seine anderen Werke grandios, diese Großtat aber übertrifft sie alle.« Als Cassius Dio dies schrieb (zu Beginn des 3. Jahrhunderts n. Chr.), war dieses technische Meisterwerk aber nur noch ein Torso. Traians Nachfolger Hadrian (117–138 n. Chr.) hatte den ganzen Holzbelag entfernen lassen, und einsam standen seitdem nur noch die Pfeiler im Wasser, als stumme, aber arg amputierte Zeugen römischer Brückenbautechnik. Dabei war Hadrians Motivation gar nicht so unvernünftig gewesen. Er hatte ganz richtig erkannt, dass Brücken keine Einbahnstraßen sind. Zwar konnten die Römer bequem über die Donau marschieren, doch umgekehrt konnten das auch die Barbaren jenseits des Flusses tun. Hadrian war eben ein vorsichtiger Kaiser – im Gegensatz zu Traian, unter dessen Herrschaft das Römische Reich die größte Ausdehnung seiner Geschichte hatte.
Ein eingebildeter Brückenbauer
Hadrian entfernte nun aber nicht nur die Donaubrücke Traians, sondern er beseitigte auch, wenn man den Quellen trauen darf, deren Architekten Apollodoros. Unter Traian hatte der Syrer noch eine große Karriere gemacht, baute in Rom das Maßstäbe setzende Traians-Forum. Seine Erfolge scheinen ihm aber zu Kopf gestiegen zu sein. Noch zu Regierungszeiten Traians diskutierte er mit dem Kaiser ein Bauprojekt. Als Hadrian sich in dieses Fachgespräch einmischte, beschied ihn der Architekt, von solchen Dingen habe er keine Ahnung, er solle sich lieber um seine Kürbisse kümmern – dies war eine Anspielung auf ein Gemälde, das der kunstsinnige Hadrian gerade in Arbeit hatte und auf das er sehr stolz war. Als Kaiser unternahm Hadrian einen weiteren Versuch, sich vor dem großen Apollodoros als Experte für Architektur zu profilieren. Er legte ihm den von ihm selbst entworfenen Plan für den Bau eines Tempels vor und fragte (wahrscheinlich mit gespielter Bescheidenheit) nach, ob er gut gelungen sei. Nicht nur, dass die Expertise des Syrers vernichtend ausfiel – er machte sich am Ende auch noch lustig über den dilettierenden Kaiser. Die Götterfiguren, so teilte er dem konsternierten Kaiser mit, seien für den Innenraum des Tempels zu groß: »Wenn nämlich die Göttinnen aufstehen und herausgehen wollen, werden sie dazu nicht in der Lage sein.« So etwas konnte sich der Kaiser nicht gefallen lassen. Nach Cassius Dio wurde Apollodoros zunächst in die Verbannung geschickt und später hingerichtet. Dass er auch wegen der Apollodoros-Affäre dessen Donaubrücke demolierte, ist allerdings nicht mehr als eine völlig unbewiesene Hypothese – schließlich war Hadrian ein zivilisierter Kaiser.
Brücken erschließen das Reich
Ohnehin zählte es eher zu den Gewohnheiten der Römer, Brücken zu bauen als zu zerstören. Sie waren ein wichtiges Instrument zur infrastrukturellen Erschließung des Imperiums. So, wie die Römer in allen Provinzen Straßen erbauten, so konstruierten sie dort auch zahllose Brücken. Über 1000 solcher Brücken hat man inzwischen nachweisen können, viele von ihnen sind noch erhalten oder wenigstens in den Fundamenten vorhanden. Über römische Brücken zu fahren, war in der Regel eine komfortable Angelegenheit. In der Mitte waren sie mit einer Fahrbahn ausgestattet. Seitlich gab es jeweils einen Bürgersteig und ein Geländer. Und man verstand es auch, sich mit den Tücken der Strömung zu arrangieren (so, wie es der große Caesar vorgemacht hatte): Die Pfeiler wurden wie der Bug eines Schiffes angelegt, wobei der Bug zur Strömung hin orientiert wurde.
Das Prunkstück
Das prächtigste, heute noch intakte Exemplar einer kaiserzeitlichen Römerbrücke befindet sich im Westen Spaniens bei Alcantara. Eine 45 Meter hohe und 200 Meter lange Steinbrücke überspannt hier den Fluss Tejo, den die Römer Tagus nannten. Ihr Bau fand statt in der Regierungszeit Traians – und dass sie heute noch in voller Schönheit zu bewundern ist, sie also auch nicht von Traians Nachfolger Hadrian zerstört wurde, kann als definitiver Beweis dafür gelten, dass Hadrian nun wirklich nichts gegen Brücken als solche hatte.
KANALBAU
Xerxes
Persischer Großkönig 486–465 v. Chr.
Pionierleistung: Bau des Kanals auf der griechischen Halbinsel Athos
Wer heute auf der nordgriechischen Chalkidike die Halbinsel Athos besucht, interessiert sich in erster Linie für die imposanten Klosteranlagen aus byzantinischer Zeit. Doch es lohnt sich hier auch die Spurensuche nach einem ehrgeizigen Projekt aus der Antike: dem Kanal, den der persische Großkönig Xerxes im Jahre 480 v. Chr. durch den schmalen Isthmos legte, der die Halbinsel mit dem Festland verband. Die Arbeit an dem Unternehmen war so aufwendig, dass manche Historiker die antiken Berichte über den Bau dieses Kanals für unwahr gehalten haben. Aber die Forschungen der Archäologen haben längst Klarheit gebracht. Heute ist der Kanal wieder verschüttet. Doch dem aufmerksamen Beobachter werden nicht die künstlichen Erdhügel und die Substruktionen der Mauern entgehen. Und in jedem Frühjahr kündet die Vegetation vom Werk des Xerxes: Dann zeigt sich deutlich ein Streifen grüner Pflanzen, die an dieser Stelle üppiger als in der Umgebung wachsen, weil das Erdreich noch viel lockerer ist.
Eine missglückte Flottenoperation
492 v. Chr.: Der persische General Mardonios zieht mit einer Flotte durch die nördliche Ägäis. Das Ziel der Expedition ist es, die Autorität der Perser über die abtrünnigen thrakischen Stämme wiederherzustellen. Wegen mangelnder Seetüchtigkeit fahren die Schiffe wie üblich an der Küste entlang. Sie kommen von Osten, von der Insel Thasos, wollen nun die Halbinsel Athos passieren. Da bricht von Norden her ein gewaltiger Sturm herein. Die Flotte СКАЧАТЬ