Radieschen von unten. Marie Kastner
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Название: Radieschen von unten

Автор: Marie Kastner

Издательство: Автор

Жанр: Триллеры

Серия:

isbn: 9783967525731

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СКАЧАТЬ Verrats in die Brust. Ganz schön herb.

      Jetzt straffte sie ihren Rücken, ihr Blick wurde trotzig.

      »Du kennst ihn nicht und erlaubst dir ein vernichtendes Urteil? Schön, das ist dein Bier. Ich lasse ihn mir wegen deiner Eifersucht keinesfalls madig machen. Er ist anders, das weiß ich. Du kannst oder willst es nicht verstehen, Bernd. Man kann eigene Gefühle schlecht manipulieren oder mit dem Verstand totknüppeln. Und wenn doch, hätte ausschließlich ich das Recht dazu.

      Damit ist das Thema für mich beendet, Bernd. Ich muss mich außerdem für nichts rechtfertigen, schon weil du dich nicht etwa wegen mir von Julia getrennt hast. Das hattest du selbst gesagt, schon vergessen? Du warst es, der endlos lange gezögert hat. Vielleicht zu lange.

      Wir hatten vor meiner Abreise zwar eine wunderbare gemeinsame Nacht, das will ich gar nicht abstreiten, aber nun ist es eben anders gekommen. Das Schicksal hat mir meinen Weg gezeigt, und der führt nach La Palma.

      Bis heute Abend lege ich dir meinen Antrag auf Beurlaubung vor. Ich bitte dich, ihn trotz deiner Enttäuschung möglichst objektiv zu behandeln. Gäbe es jetzt noch was Dienstliches zu besprechen, wo soll ich mich dransetzen? Einige Wochen bin ich ja sicherlich noch in Deutschland präsent.«

      Mader hatte momentan eigentlich keine dringliche Aufgabe für sie. Er überlegte krampfhaft, wohin er sie schicken könnte, damit sie erstmal aus dem Revier und aus seinen Augen war.

      Plötzlich fiel ihm dazu etwas Passendes ein.

      »Da wäre tatsächlich was Aktuelles. Melde dich bitte beim Kollegen Weichelt. Der hat einen obskuren Vermisstenfall hereinbekommen. Eine Gärtnerin ist seit ungefähr drei Wochen spurlos verschwunden. Es wurde von einer Kollegin sogar Mordverdacht geäußert. Da die Frau zwischenzeitlich immer noch nicht aufgetaucht ist, weder tot noch lebendig, müssten wir dieser Sache allmählich doch nachgehen.

      Fahr bitte rüber zum Gartencenter Findeisen und befrage dort alle Kollegen einzeln. Gemeldet hat das Verschwinden eine Frau Bilcher. Die wollte mir ohnehin ein Foto der Vermissten vorbeibringen, hat das jedoch scheinbar vergessen. Das könntest du dir mitgeben lassen. Fahr bitte mit dem Jablonski, damit er vor Langeweile nicht andauernd auf dem Dienstcomputer surft. Ich erwische ihn nahezu jedes Mal, wenn ich ins Zimmer komme.«

      Marit wirkte erleichtert, atmete durch. Scheinbar war auch sie heilfroh, ihm auf diese Weise aus dem Weg gehen zu können. Sie stand auf, ging zur Tür.

      »Klar, mache ich gleich. Und Bernd … es tut mir wirklich leid. Ich mag dich nach wie vor sehr, wünsche mir, dass wir Freunde bleiben. Hoffentlich kannst du mich eines Tages verstehen und mir verzeihen«, sagte sie kleinlaut.

      Bernd seufzte tief. Er konnte sie nicht direkt ansehen, schaute zum Fenster hinaus. In der Scheibe spiegelte sich ihre Silhouette.

      »Glaubst du, ich wüsste nicht, wie sowas gehen kann? Ich habe mich in meinem Leben schon öfters verliebt. Zuletzt in dich.

      Böse bin ich dir nicht. Nur sehr enttäuscht und traurig. Trotzdem wünsche ich dir Glück, obwohl ich denke, dass du es bei ihm auf Dauer nicht finden wirst«, entgegnete er leise.

      »Danke. Das war mir sehr wichtig«, flüsterte sie und schloss die Tür hinter sich.

       Sowas nennst du also ›die Meinung geigen‹? Du bist ein Schlappschwanz, Bernd. Wie so eine sozialromantische Pädagogen-Wollsocke zeigst du auch noch Verständnis, dass sie dich einfach ersetzt hat, und wünschst ihr Glück. Kein Wunder, dass sie meint, auf deinem Herz herumtrampeln zu dürfen.

      Eines muss dir aber klar sein. Sollte sie wieder angeschissen kommen, weil der Surfer sie erwartungsgemäß verarscht hat, darfst du dich keinesfalls wieder auf sie einlassen. Die ist es nicht wert, meckerte sein Gehirn.

      Die Enttäuschung saß tief.

      *

       Später in Wernigerode, Gartencenter Findeisen

      Die Kripo rückte gleich mit drei Mann, oder vielmehr zwei Mann und einer Frau, in der Gärtnerei an. Ronny Weichelt hatte es sich nicht nehmen lassen, mitzukommen. Der Vermisstenfall Schönhoff erinnerte ihn unangenehm an die Sache mit einer gewissen Anne Gräbner im Frühjahr. Man hatte die junge Frau tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Ermordet vom Wernigeröder Ex-Revierleiter, dem einstigen Polizeichef höchstpersönlich.

      Gut, diesmal kam selbiger keinesfalls als Killer infrage. Er hatte sich aufgehängt, damit selbst gerichtet. Wobei der Tod allerdings erst eingetreten war, nachdem ihm die eigene Gattin ein Messer in die Brust gerammt hatte, um sicherzugehen, dass er auch wirklich tot war. Schier unglaublich, wenn man die Ereignisse des vergangenen Frühlings im Geiste so sachlich-kühl zusammenfasste.

      Ihn schauderte bei dieser Erinnerung, auch wenn er nicht unter jenen bedauernswerten Beamten gewesen war, welche Remmler, in dessen Gartenlaube von einem Balken baumelnd, aufgefunden hatten. Marit hatte ihm neulich gebeichtet, dass sie diesen Anblick wohl nie wieder aus dem Kopf bekommen könne.

      Dennoch. Er fand es schrecklich, wozu Menschen fähig waren. Insbesondere dann, wenn sie die Gewalt gegen sich selbst richteten. Insofern hoffte er inständig, dass wenigstens die Schönhoff lebend wiederauftauchte. Und das nicht nur, weil die Mordkommission ansonsten mit frischer Arbeit eingedeckt werden würde.

      Einen freien Parkplatz zu finden, stellte sich als schwierig heraus. Sonnige Tage luden die Hausfrauen der Umgebung grundsätzlich dazu ein, ihre Balkonkästen neu zu bepflanzen oder Gartenaccessoires zu kaufen. Und heute war solch ein Tag.

      Findeisen hielt neben einer ansehnlichen Auswahl an Pflanzen für drinnen und draußen ein riesiges Angebot an trendigen Deko-Artikeln und Werkzeugen bereit.

      Trotz der übermächtigen Konkurrenz diverser Filialen namhafter Gartenmarkt-Ketten war es dem Familienunternehmen gelungen, sich mithilfe hoher Qualitätsstandards und tollem Kundenservice in der Harzregion durchzusetzen. Man setzte auf den zeitgemäßen Öko-Trend. Alles das versprachen auch die knallgrünen Werbeplakate, welche den gesamten Außenbereich einrahmten.

      Fred Jablonski wurde nach zwei nervigen Parkplatzrunden zwischen sperrigen Blumentrögen, ein- und ausparkenden Autos und vollgepackten Einkaufswagen ungeduldig. Er fluchte, stellte den Wagen kurzerhand auf einem extrabreiten Behindertenparkplatz nahe dem Eingang ab.

      Marit wies ihn vergeblich auf das vermeintliche Versehen hin, aber er zog trotzdem die Handbremse an.

      »He, wir sind im Einsatz, und das ist ein Dienstwagen. Wir werden vom Steuerzahler finanziert, Zeit ist also Geld. Da kann man die Sonderrechte besten Gewissens ausnutzen. Es ist außerdem nicht meine Schuld, dass vor Geschäften offensichtlich mehr solche Parkplätze vorgehalten werden als es Gehbehinderte in ganz Wernigerode gibt«, rechtfertigte sich Freddie achselzuckend.

      Marit grinste kopfschüttelnd, ließ die Begründung aber durchgehen. Von den insgesamt fünf blau markierten Parkbuchten waren schließlich noch vier frei.

      Wenige Minuten später standen die drei Polizisten im Office der Geschäftsleitung. Man hatte sie bereits erwartet. Oskar Findeisen persönlich drückte Marit einen Packen Fotokopien und ein Passfoto in die Hand.

      Die Kriminalistin betrachtete es, stellte fest, dass man die Vermisste mit diesem Foto wohl kaum finden könnte. Die Frau sah unscheinbar aus, wie Jeanette Bilcher dies bei Ronny auch angegeben hatte. Genauso gewöhnlich wie tausend andere, denen man jeden Tag begegnete, ohne СКАЧАТЬ