Название: Kabarett Sauvignon
Автор: Thomas C. Breuer
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Lindemanns
isbn: 9783881907507
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Und ich lüg mir da nix ins Täschelche.
Ein anonymer Melancholeriker
und der braucht sofort sein Fläschelsche!
Kranke Kasse lassen uns schändlich im Stich.
Wir bleche und bleche und bleche.
Der Kummer schier überwältigt mich
und ich zeche und zeche und zeche.
Schütt die Sorgen in den Wein rein.
Davon bleiben dann nur noch Sörgelsche.
Was du heut nicht schaffst allein,
das verschiebste halt auf mörgelsche.
Doktor, Doktor, ich komm aus dem Konzept!
Doktor, Doktor, ich hab wohl was verschleppt!
Doktor, Doktor, ich brauche ein Rezept.
Denn Cabernet sauf ich noch,
Cabernet sauf ich noch!
Weinland Lëtzebuerg
Es waren in diesem Fall tatsächlich wieder die unvermeidlichen Römer, die im 1. Jahrhundert vor Christus den Weinbau in die Region brachten. Die Gründung zahlreicher Klöster trug zum Aufschwung des Weinbaus bei, da Gottesdienste mit einem Mindestpromillepegel der absolute Bringer waren. Der grausame Winter 1709 zerstörte indes den Rebbestand – mit Ausnahme des Moseltals, wo ein maritimes Klima mit kontinentalen Einflüssen vorherrscht, möglicherweise auch umgekehrt. Die Temperaturschwankungen sind natürlich geringfügig, gelegentliche Schwankungen der Bevölkerung schon bedeutender.
In der Folge wurden bevorzugt die robusten Reben der Sorte Elbling angebaut, mit denen die Kinder in Luxemburg so gerne Murmeln spielen. Diese Reben wurden zunächst als Fassware für den Verschnitt ins damalige Mosel-Saar-Ruwer-Gebiet ausgeliefert. Erst im 20. Jahrhundert wollten die Luxemburger die Identität ihrer Weine festigen, vor allem, nachdem Großherzogin Charlotte über den Wein groß herzog. Die Dame war so sauer wie manche der Böden, folglich musste alles geändert werden. Spontan gründete man 1925 das Weininstitut Remich, und keine zehn Jahre später führte man ein Qualitätswein-System ein, die „Marque nationale des vins de chemin de fer luxembourgeoise.“ Seitdem zelebriert man im ganzen Ländchen nicht nur „happy hours“, sondern geradezu „happy decades.“ Junge Winzer mit Kellerinstinkt arbeiten seither rund um die Uhr an einem positiven Auftritt. Wiederum fünfzig Jahre später, 1985, saß man anlässlich eines geselligen Beisammenseins gesellig beisammen, Franzosen, Holländer, Belgier, Deutsche und natürlich die als extrem gesellig geltenden Luxemburger, der Wein floss in Strömen, trotzdem entwickelte sich dabei eine Schnapsidee, nämlich die Grenzen füreinander aufzuheben. Der Ort des Gelages ist heute überall in Europa bekannt, wenn nicht gar berüchtigt: Schengen. Ohne Luxemburger Wein wäre die Grenzenlosität undenkbar.
Eben jener Wein stammt zu 45 % aus der hier Rivaner genannten Müller-Thurgau-Traube, gefolgt vom Elbling. Ein nicht unerheblicher Anteil der Trauben wird zu Wein verarbeitet. Für die Landesproduktion zeichnen zu 58 % die Kellereigenossenschaften verantwortlich, gefolgt von den Privatwinzern, die sich in der „Organisation professionelle des Viticulteurs Indépendants“, kurz OPEC, zusammengeschlossen haben. Der Rest: blutige Amateure, mit ihrer „Organisation non-professionelle des Ridiculteurs“. Den Wein aber bauen sämtliche Winzer bevorzugt an den Hängen der Luxemburger Mosel an. Im Kanton Remich wachsen die Reben auf Keuper mit Tonmergel, in der Region Grevenmacher auf Muschelkalk. Diese Gemeinde müsste eigentlich Königsmacher genannt werden, denn hier wird alljährlich am fünften Wochenende im August die luxemburgische Weinkönigin gekürt. Das Wort Greven leitet sich natürlich ab vom englischen Wort „grapes.“ Rebstöcke sind übrigens auch vereinzelt an der Untersauer anzutreffen, ein Fluss, der diesbezüglich seinen Namen nicht zu Unrecht trägt.
Manche Domaines haben mit Dämonen wie Hagel, Schüttelfrost oder Pilzkrankheiten zu kämpfen, weswegen man 1965 den „Fonds de Solidarité“ gegründet hat. Seither passen Winzer wie die Luchse aufeinander und auf ihre Weinberge auf.
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