Das Tagebuch der Mademoiselle S.. Anonym
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Das Tagebuch der Mademoiselle S. - Anonym страница 10

Название: Das Tagebuch der Mademoiselle S.

Автор: Anonym

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Cupitora

isbn: 9783958417687

isbn:

СКАЧАТЬ des früheren ausschweifenden Genusses bei ihm, kurz, er hatte gewöhnlich geendet, ehe sie noch begonnen, so daß eine verzehrende Sehnsucht bei ihr an die Stelle der natürlichen Befriedigung trat. Schon seit zwei Jahren lebte er in einer diplomatischen Stellung in Paris, und hatte seine Frau, wahrscheinlich in dem Gefühl der endlich eingetretenen vollständigen Unfähigkeit, an den Genfer See gebracht, wo sie höchst elegant und glänzend, aber sehr einsam lebte. – Marguerite bemerkte sehr wohl, daß eine Art von Haushofmeister, ein alter, verdrießlicher Mann als Aufpasser angestellt sei, der alles, was er sah und hörte, nach Paris berichten mußte. In den Familienverhältnissen der Baronin mußte es wohl liegen, daß sie mit äußerster Sorgfalt jeden männlichen Umgang vermied, so daß niemand im Hause oder in der Nachbarschaft etwas von dem ahnte, was Marguerite später von den geheimen Genüssen ihrer Herrin erfuhr. Anfangs schien es, als ließe sie sich an den Vertraulichkeiten mit ihrer Gesellschafterin vollkommen genügen. Als beide erst keine Scheu vor einander mehr hatten, fanden entweder morgens beim Aufstehen oder abends beim zu Bette gehen die ausgelassensten Szenen zwischen der Herrin und Dienerin statt, ohne daß während des Tages die erstere das geringste in ihrer Stellung gegen die letztere vergab.

      Waren die Spielereien zuerst nur einseitig gewesen, so wurden sie bald gegenseitig; Marguerite mußte völlig entkleidet zu ihr in das Bett kommen und Marguerite brauchte mir nicht zu erzählen, was sie zusammen trieben, hatte ich es doch selbst an mir erfahren. Nur hatte sie dort meine Rolle gespielt. Die Baronin soll ganz unerschöpflich in neuen Erfindungen gewesen sein und wußte den Berührungen zweier weiblicher Körper immer neue Reize abzugewinnen. Marguerite schilderte mir diese Zeit als die glücklichste, sorgloseste und genußreichste ihres Lebens.

      Allwöchentlich fuhr die Baronin nach Genf, um dort Besuche und Einkäufe zu machen usw. Jedesmal ging der Haushofmeister mit und auch Marguerite wurde, als jenes vertrauliche Verhältnis sich erst befestigt hatte, mitgenommen. – In einem der ersten Hotels hatte der Haushofmeister ein Abkommen mit dem Wirte treffen müssen, so daß die Baronin immer dieselben Zimmer bekam. Ein Schlaf- und Wohnzimmer für sie, daneben ein kleines Zimmer für Marguerite und neben diesem eines für den Haushofmeister. Aus jedem dieser Zimmer ging eine Tür auf den Korridor, die Verbindungstüren zwischen den Zimmern selbst waren verschlossen und Möbel davorgestellt. Kaum hatte Marguerite nur einige Male diese Reisen nach Genf mitgemacht, so bemerkte sie auch, daß etwas dort vorgehe, was die Baronin ihr verheimliche. Erstens fand weder abends noch morgens eine Toilette in gewohnter Art, noch irgendeine weibliche Vertraulichkeit statt; zweitens war die Baronin sonderbar ängstlich und unruhig, und drittens bemerkte sie an dem Bett und an dem Nachtkleide der Baronin deutliche Zeichen, daß sie in der Nacht nicht allein gewesen sei, nicht geschlafen haben konnte. Das Bett war in ganz ungewöhnlicher Unordnung. Stühle standen anders, als sie am Abend vorher gestanden hatten, und noch viel unzweideutigere Spuren fanden sich in der Nachtkleidung der Baronin. Mit einer Art von Eifersucht bewachte sie jeden Schritt, den die Baronin tat, jeden Brief, der ankam, jede Botschaft, die gebracht wurde, jede Visite, die empfangen wurde. Aber es war nichts zu entdecken! Und doch mehrten sich mit jeder Reise die Anzeichen, daß die Baronin in der Nacht nicht allein war. Vergebens horchte sie von ihrem Zimmer aus, ob sie etwas wahrnehmen könne. Die Baronin verschloß nicht allein die Tür des Wohnzimmers nach dem Korridor, sondern auch die Tür, welche aus dem Wohnzimmer in das Schlafzimmer führte. Ein Lauschen an der verschlossenen Tür, welche von dem Schlafzimmer auf den Korridor führte, wäre gar nicht möglich gewesen, weil fortwährend Reisende und Dienerschaft in dem Korridor verkehrten. Ebenfalls vergebens blieb Marguerite die halbe Nacht an ihrer offenen Tür stehen, um zu sehen, ob jemand vom Korridor aus in die Zimmer der Baronin träte. Diese Ungewißheit und dieses Lauschen dauerte mehrere Monate, bis endlich der Zufall eine Aufklärung brachte. – In einer Nacht entstand plötzlich Feuer, ganz in der Nähe des Hotels. Der Wirt ließ an alle Türen anpochen, um seine Gäste zu wecken und von der nahen Gefahr in Kenntnis zu setzen, und Marguerite eilte so rasch als möglich an die Tür der Baronin, pochte heftig an und wurde von der zu Tode erschrockenen Baronin eingelassen. Der Feuerschein, welcher in die Fenster schlug, hatte die Baronin so aller Fassung beraubt, daß sie am ganzen Körper zitterte und nur unzusammenhängende Worte sprechen konnte. – Mit einem Blicke übersah Marguerite das Schlafzimmer und hatte nun die langgesuchte Erklärung gefunden. Der Schrank, welcher vor der Türe stand, die in das danebenliegende Gastzimmer führte, war abgerückt, so daß jemand hatte bequem hindurch gehen können. Vor dem Bett lag auf einem Stuhl eine Weste, auf dem Nachttische eine Uhr mit Berloques, so daß kein Zweifel übrig blieb. – Die Baronin sah recht gut, daß Marguerite das alles bemerkte, war aber so erschrocken, daß sie nichts sagte. Schnell packte Marguerite alle Toilettengegenstände zusammen, um schnell fliehen zu können und bemerkte bei dieser Gelegenheit auch eine kleine, sonderbar geformte Blase, die offenbar schon gebraucht war. Als die Baronin etwas Fassung gewonnen, nahm sie gleich jenen Gegenstand aus dem Bette fort, wickelte ihn in ihr Schnupftuch und wollte also ersichtlich etwas vor ihrer Vertrauten verbergen. – Das Feuer wurde gelöscht und der Vorgang brachte vor der Hand keine Veränderung in den Verhältnissen Margueritens zur Baronin hervor. Noch ehe sie aber am andern Morgen Genf verlassen hatten, wußte Marguerite bereits von der Hoteldienerschaft, daß in dem Zimmer neben der Baronin ein junger, russischer Graf wohne. Die Zimmer lagen gerade da, wo der Korridor eine Biegung machte, so daß der Graf bei sich aus-und eingehen konnte, ohne an den Türen zu den Zimmern der Baronin bemerkt zu werden, weil er eine Treppe im Seitenflügel benutzen konnte. Jetzt war ihr alles klar. Zwischen dem russischen Grafen und ihrer Baronin bestand ein so vertrautes Verhältnis, und es kränkte sie, daß ihr das bisher verborgen geblieben war. Desto fester stand aber der Entschluß bei ihr, Mitwisserin des Geheimnisses zu werden. Auf der Rückfahrt nach Morges bemerkte sie auch, daß die Baronin an einer einsamen Stelle des Weges etwas aus ihrem Schnupftuche nahm und verstohlen aus dem Wagen warf. – Nach Morges zurückgekommen, trat das gewöhnliche Verhältnis wieder ein, obgleich die Baronin ersichtlich mit sich kämpfte, ob sie Margueriten in ihr Vertrauen ziehen solle, denn daß diese schon mehr wußte, als ihr lieb war, hatte sie sehr bald erkannt. – Es kam aber zu keinem Aussprechen zwischen den beiden Frauen. Bei der nächsten Fahrt nach Genf brachte Marguerite jede Minute, die sie frei hatte, auf dem Korridor des Hotels zu und begegnete mehrere Male dem jungen Russen, einem sehr hübschen, eleganten Mann, der sie schon beim zweiten Begegnen auf der Seitentreppe besonders freundlich ansah und beim dritten sich in ein Gespräch mit ihr einließ. Als er erfuhr daß sie die Kammerjungfer einer im Hotel wohnenden Dame sei – Marguerite hütete sich wohl, den Namen derselben zu nennen – machte er nicht viel Umstände und fragte, ob sie ihn wohl besuchen wolle? – Nur aus Neugier und ohne alle anderen Absichten – so hat sie mir wenigstens wiederholt auf das treuherzigste versichert – sagte sie nach einigen Weigerungen und kaum die Folgen bedenkend zu! Da gerade niemand auf dem Korridor war, so zog er sie auf sein Zimmer, küßte sie, befühlte ihren Busen und wußte trotz ihres Sträubens sich auch anderwärts zu überzeugen, daß er ein blühendes, wohlgebautes Mädchen in seinen Armen hielt. Während seine Hand auf das angenehmste beschäftigt war, sah sich Marguerite überall nach der Gelegenheit um, bemerkte im zweiten Zimmer die Tür, welche zum Schlafzimmer der Baronin führte, und hatte nun auch ihren Plan fertig. Der Graf wollte zwar sofort Ernst machen, stieß aber auf Widerstand und schien auch ganz zufrieden, als sie versprach, in der Nacht, wenn ihre Herrschaft schliefe, zu ihm kommen zu wollen. Das könne aber erst nach Mitternacht sein, wenn auf dem Korridor alles dunkel wäre. Er schien zu überlegen – und Marguerite freute sich nicht wenig, daß sie wußte, was er überlegte – die neue Bekanntschaft schien aber doch das Bedenken zu besiegen und sie wurden einig, daß sie nur um 1 Uhr kommen solle, er wolle dann seine Tür offen halten. Damit wäre ihr aber nicht gedient gewesen. Sie verlangte daher den Schlüssel, damit sie den rechten Augenblick abpassen könne, und erhielt ihn. Sie triumphierte nicht wenig über ihre Schlauheit und überdachte nun ihren Plan nach allen Seiten. Schon um 10 Uhr hatte die Baronin Nachttoilette gemacht, Marguerite entlassen und wieder vorsichtig hinter ihr beide Türen verschlossen. Statt aber in ihr Zimmer zu gehen, stellte sie sich auf dem Korridor an die Tür zum Schlafzimmer der Baronin und horchte aufmerksam auf alles, was darin vorging. Es dauerte denn auch nicht lange, so hörte sie die Baronin ein Liedchen trillern, was sie sonst nicht tat, dann ein leises Pochen, Abrücken eines schweren Möbels und das kaum hörbare öffnen einer Tür. Nun wußte sie, daß er bei ihr war und eilte zur Tür in die Biegung des Korridors, die zu dem Zimmer СКАЧАТЬ