Vagos, Mongols und Outlaws. Kerrie Droban
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Название: Vagos, Mongols und Outlaws

Автор: Kerrie Droban

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783854454045

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СКАЧАТЬ Und jetzt stand ich vor einem Problem. Wenn ich ihr plötzlich den Laufpass gäbe, würde sie mit Sicherheit was vermuten. Und wenn ich weiter mir ihr zusammenbliebe, wäre es gut möglich, dass Joanna tiefer grub. Ich entschied mich dafür, letzteres Risiko einzugehen und die Liebelei weiterzuführen.

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      Psychos elfjährige Tochter schnippte mit den Fingern in meine Richtung.

      „Prospect.“ Sie lutschte an einem Lollipop und deutete auf einen hervorstehenden Nagel auf der Holzterrasse, die ich gerade versiegelt hatte. Schweiß lief mir am Hintern runter. Ich spürte ein schmerzhaftes Pochen im Kopf und hätte das kleine Biest am liebsten ignoriert, doch Psycho war nun mal ihr Vater und ich sein Prospect – und das seit drei Monaten. Als Mitglied „auf Bewährung“ musste ich Psycho bedingungslos gehorchen, auch wenn die Befehle von dieser verzogenen Göre kamen. Sie blinzelte mich an, warf die dunklen Zöpfe hinter die Schulter und legte die Ferse auf das verrostete Geländer.

      „Vorsichtig“, flüsterte sie. „Es könnte sich jemand verletzen.“

      Ich schnappte mir den Hammer und blickte über den hinteren Teil des Gartens. Psycho kauerte auf einem kleinen, mit vertrocknetem Gras bewachsenen Hügel in der Nähe seines Swimmingpools und kümmerte sich um die Belange des Clubs. Gemeinsam mit Powder, dem Vizepräsidenten, Sonny, der für die Waffen zuständig war, und Spoon, einem weiteren Vollmitglied, berieten sie darüber, Tony „the Barber“ und Knuckles (der Spitzname wurde ihm nach einem Vorfall verpasst, bei dem er einen auf seinen Kopf gerichteten Pistolenlauf wegschlug, wobei sich ein Schuss löste, der seine Fingerknöchel wegpustete) als Prospects aufzunehmen. Die beiden waren jahrelange Freunde, wollten aber erst jetzt in den Club. Terrible hielt einige Meter entfernt Wache.

      Psychos Tochter schlug ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden. Die Sonne ging unter und malte eine dünne rote Linie am Horizont. Die Zeremonie für Tony und Knuckles dauerte nur wenige Minuten, nach denen Psycho ihnen die Aufnäher überreichte und ihnen die Hände schüttelte. Der Präsident rief Terrible in ihren Kreis, und die beiden unterhielten sich in leisem, gehetztem Ton. Psychos Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als wäre ein Schatten auf sein Antlitz gefallen.

      Sein kleines Mädchen zog an meiner Weste. „Was willst du schon wieder?“ Ich drückte ihre Hand weg.

      Terrible erlöste mich: „Komm schnell, wir müssen fahren.“

      Wir steigen in meinen klapprigen Ford Explorer, der an der Straße parkte. Terrible rutschte auf den Beifahrersitz und zündete sich eine Kippe an. Seine Hände zitterten. Er öffnete das Fenster einen Spalt weit und schnippte die Asche auf die Straße. Wir fuhren einige Minuten in totaler Stille, und dann deutete Terrible mit dem Filter der Kippe in meine Richtung. „Ich werd dir mal was erzählen. Eine verdammte Scheiße ist das.“ Sein lauter Ausspruch hallte wie ein böses Omen in meinem Brustkorb wider. Terrible wandte den Blick ab und starrte auf die gottverlassene, dunkle Straße. „Letzte Nacht gab’s einen Mord …“ In dem kleinen Fahrerraum klangen seine Worte wie Pistolenschüsse. Etwas über eine Schießerei im Verbrechermilieu zu erfahren – ja, das war der feuchte Traum jedes Informanten, der für mich allerdings zu einem Albtraum wurde, denn ich hatte keinen Rekorder dabei. Es handelte sich um eine Drogenabzocke. Terrible ratterte die Liste der Täter herunter – Sonny, Rhino und Twist, also der Kassierer und seine Vandalen. Scheiße! Scheiße!! Scheiße!!! Ich wollte ihn in seinem Redefluss stoppen, um gleich alles mitzuschneiden.

      „Sonny ist auf die Idee für das Ding gekommen.“ Terry konnte ihn aber von dem Vorhaben abbringen, und so zog sich Sonny zurück. Doch Rhino und Twist, die immer scharf auf Action waren, stürmten in das Haus des Lieferanten und überraschten die wenigen Junkies, die flüchteten. Als Terrible weiter plauderte liefen meine Gedanken Amok – Mist, ich musste das auf Band haben! Er hatte den Raubzug zusammen mit Sonny geplant, doch nicht mitgemacht, da er befürchtete, von der Zielperson erkannt zu werden. Halt doch jetzt mal die Klappe!

      „Da sollte niemand über den Jordan gehen“, ergänzte Terrible mit einer leisen Spur des Bedauerns in der Stimme. In den Rücken getroffen, stolperte ihr Opfer auf die Straße und hinterließ eine Blutspur – und stumme Zeugen. Doch was noch schlimmer war – Rhino und Twist verpissten sich hastig vom Tatort, wobei sich ihre Reifen tief in den Boden eindrückten. Eine ideale Spur für die Cops!

      „Die haben eine verdammte Visitenkarte zurückgelassen!“ Terrible warf den Kippenstummel aus dem Fenster. Stille breitete sich wieder aus, und ich hätte beinahe das Atmen vergessen.

      „Wir müssen den verdammten Scheiß aufräumen“, meinte er nüchtern. Er hatte den ursprünglichen Grund für die Autofahrt vergessen. Ich fuhr zu Twists Haus im Apple Valley. Eiskalt packte mich die Erkenntnis: Twist durfte nicht mit den Vagos in Verbindung gebracht werden, auch wenn er zum Victor-Valley-Chapter gehörte. Ein Mord wirbelte immer eine Menge Staub auf und zog ungewollt große Aufmerksamkeit nach sich. Psycho hatte Terrible befohlen, alle Gegenstände zu entsorgen, die in irgendeiner Weise auf die Vagos hindeuteten, darunter auch die Mordwaffe. Ich parkte auf der Straße, einige Meter von Twists Haus entfernt, und machte den Motor aus. Dunkelheit umhüllte uns. Dienstbeflissen half ich Terrible, ganze Seesäcke voller Klamotten aus der leeren Bude wegzuschleppen – Clubabzeichen, Banner, Flaggen, Hakenkreuzfahnen und handgemachte Holzschnitzereien mit den Insignien des Vagos.

      Bei der ersten sich mir bietenden Gelegenheit rief ich Koz an.

      „Kannst du das auf Band aufzeichnen?“, fragte er mich.

      Mir schlug das Herz bis zum Halse. Ich lebte in einer Welt dunkler Gestalten, gekleidet in Leder und Jeans, die einen Pfad der Verwüstung hinter sich zurückließen. Niemals in meinem Leben habe ich mich so einsam gefühlt. Als Informant hatte ich keine Verstärkung und kein Überwachungsteam zur Verfügung, und niemand stand mir zur Seite, der die in meinen Schädel einschlagende Kugel hörte, wenn alles den Bach runterging. Ohne Twists Geständnis hatten die Cops nichts anderes als eine Leiche auf irgendeiner Straße. Nur ich wusste, wer an der Sache beteiligt gewesen war. Doch praktisch gesehen existierte ich nicht. Ich machte einen Undercover-Job in der brutalsten Biker-Gang Kaliforniens. Wie sollte ich einen Killer überführen, den ich kaum kannte? Wie sollte ich ihn zum Reden bringen?

      Ich schnappte mir das Aufnahmegerät und verbrachte eine schlaflose Nacht.

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      Twists Wagen lag in Einzelteile zerlegt in seiner Auffahrt. Das Armaturenbrett ragte aus dem Schmutz hervor, die Sitze waren übereinandergestapelt, und Teile der HiFi-Anlage fanden sich auf einem großen Findling wieder. Wahrscheinlich vermutete er, dass sein Wagen verwanzt war. Ich warf einen kurzen Blick durch die mit einem Fliegengitter bespannte Eingangstür. Weißer Rauch waberte im Eingangsbereich. Ich klopfte an. Wie aus dem Nichts schoss eine Hand aus einer Öffnung im Mauerwerk und richtete eine .22er auf meinen Kopf.

      „Jesus, Twist“, keuchte ich erschrocken, kurz davor, auszurasten.

      „Was willst du?“, brüllte er mich an. Ich hörte, wie ein Wasserhahn abgestellt wurde. Twist hatte ein Loch in seine Badezimmerwand gestemmt, damit er während des Duschens die Straße im Auge behalten konnte. Er machte mit der nassen Hand das Peace-Zeichen und entschuldigte sich mit einem Grinsen. „Sorry, Mann!“

      Twist nickte in Richtung Tür. „Komm schon rein.“ Ich drang in den dichten Drogennebel ein und bemerkte zwei Frauen, die auf der Couch saßen und Meth rauchten. Kaum bekleidet – sie trugen nur Höschen СКАЧАТЬ