Erinnerungen an Kurt Cobain. Danny Goldberg M.
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Название: Erinnerungen an Kurt Cobain

Автор: Danny Goldberg M.

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783854456636

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СКАЧАТЬ war er besonders offen für die Künstler auf dem Label. Susanne Sasic, die das Cover von „Love Buzz“ gestaltet hatte, war zuvor mit Sonic Youth auf Tour gewesen und hatte unterwegs Merchandise-Artikel verkauft. Im Sommer 1989 arbeitete sie bei Pier Platters Records in Hoboken und machte Kim und Thurston den Vorschlag, sich Nirvanas ersten Gig im Maxwell’s anzusehen. „Sie sagte mir, Nirvana seien zwar nicht so gut wie Mudhoney“, erinnert sich Thurston, „aber trotzdem ziemlich interessant. Und daher gingen wir hin, Susanne, Kim, J. Mascis von Dinosaur Jr. und ich. Es war ein Dienstagabend, und außer uns waren vielleicht noch zwanzig andere Leute da.“

      Nirvana hatten gerade erst ein paar Töne gespielt, da war Thurston bereits überzeugt: „Die waren phantastisch!“ Er trat näher an die Bühne heran. „Am Schluss warf Chad das Schlagzeug um [Grohl stieß erst ein Jahr später zur Band] und Krist Novoselic schleuderte seinen Bass über die Bretter. Dann fing Kurt an, seine Gitarre auf den Boden zu schlagen, und schließlich lag alles in Trümmern. J. und ich guckten uns an und dachten: Oha, hoffentlich haben diese Typen morgen nicht schon wieder ein Konzert, sonst haben die ein echtes Problem. Sie hatten wirklich alles kaputtgeschlagen, aber sie waren einfach toll.“

      Nach dem Auftritt saßen Thurston, Kim und J. noch ein bisschen mit Nirvana zusammen. „J. erzählte, dass er darüber nachdachte, nach Seattle zu gehen und mit Donna Dresch und ein paar Leuten von den Screaming Trees eine Band zu gründen. Kurt sagte: ‚Mach das nicht, mach lieber bei uns mit!‘ Das war schon ziemlich gewagt.“ Schließlich hatten Dinosaur Jr. bereits drei Alben veröffentlicht, und Mascis war in der Indie-Szene wesentlich mehr etabliert als Kurt.

      Sub Pop gab selten mehr als 1000 Dollar für die Aufnahmen eines Albums aus. Bleach kostete sogar nur 600 Dollar. Wie auch die Sub-Pop-Singles wurde das Album von Jack Endino bei Reciprocal Recording in Seattle produziert. Die meisten Songs erinnerten in ihrer harten Rock-Intensität an die Melvins oder Mudhoney, aber es gab auch Titel wie „About A Girl“, Kurts erstem Nirvana-Song, der eine Pop-Melodie und einen echten Refrain besaß.

      Thurston spricht normalerweise in sehr gemessenem, nüchternem Ton, aber er kommt ins Stocken, wenn er sich daran erinnert, welchen Eindruck Bleach beim ersten Hören auf ihn machte. „Für mich klang die Platte einfach phantastisch. Es war ein Sound, der dem, was ich damals unbedingt hören wollte, ziemlich nahe kam, und dieses gewisse Etwas zu treffen, das gelang nur ganz wenigen Bands. Es ist in meinem Leben wirklich nicht oft vorgekommen, dass eine Platte all meine Erwartungen erfüllte. Für mich hatte Bleach etwas Elementares, Urzeitliches. Das Songwriting baute zwar auf Melodien auf, war aber trotzdem Punk. Es lag eine gewisse Schönheit darin. Ich liebe diese Platte.“

      Als Sonic Youth später Goo, ihr erstes Album für Geffen abmischten, spielte Thurston dem Toningenieur Howie Weinberg bei Masterdisk den Nirvana-Erstling vor und sagte: „Wenn unsere Platte sich so anhören könnte, wäre ich echt glücklich.“ Weinberg warf ihm einen ungläubigen Blick zu, als er die primitive Aufnahme hörte. Thurston begriff: „Es ging hier nur um den Vibe. Die Technik, die dahinterstand, spielte überhaupt keine Rolle. Es war die Magie der Band, die von dieser Platte ausging, und diese Magie lag größtenteils in Kurts Stimme. Hätte jemand anders bei dieser Band gesungen, dieselben Songs, dann hätte sich das alles nicht so entwickelt. Seine Stimme durchdrang alles.“

      Sonic Youth boten Nirvana an, bei verschiedenen Gigs an der Westküste im Vorprogramm zu spielen. Thurston erinnert sich: „Sie waren in Las Vegas dabei, in Portland und in Seattle. Als Drummer sprang Dale Crover von den Melvins ein. Sie waren gut, und das Publikum merkte das auch, aber von Nirvana-Fieber konnte noch lange keine Rede sein.“

      Als entscheidender Schachzug erwies sich die Idee von Sub Pop, den britischen Musikjournalisten Everett True Anfang 1989 nach Seattle einzufliegen, damit er für die einflussreiche britische Wochenzeitung New Musical Express über die Punk-Szene im amerikanischen Nordwesten berichtete. Nirvana hatten damals erst einige Singles veröffentlicht, aber True erkannte ihre Einzigartigkeit sofort und stellte sie in seinem Artikel ausgiebig vor. Es war das erste Mal, dass der Indie Rock, der später Grunge genannt werden sollte, in den internationalen Medien Erwähnung fand.

      Kurz nach dem Erscheinen von Bleach erkannte Poneman, dass Nirvana auf Tournee jemanden brauchten, der sich um ihren Sound kümmerte, und er vermittelte ihnen den Tontechniker Craig Montgomery, der schon für verschiedene andere Bands des Labels gearbeitet hatte. Montgomery erinnert sich: „Als erstes fiel mir auf, wie eingängig ihre Musik war. Sie hatten tolle Songs und einen Typen, der echt singen konnte, was bei vielen der sogenannten Grunge-Bands nicht der Fall war. Noch bevor ich Nirvana je live gesehen hatte, erzählten mir Leute in Seattle schon, dass er singen konnte wie John Fogerty von Creedence Clearwater Revival. Es war mein Job, eine Verbindung zwischen Kurts Stimme und dem Publikum zu schaffen.“

      Kurt war von Anfang an begeistert davon, den Toningenieur auf Tour dabei zu haben, und in den nächsten Jahren betreute Montgomery jede Nirvana-Show. „Zu Anfang saßen wir vier in Krists Dodge-Transporter und fuhren von einem Provinz-Punk-Club zum nächsten“, berichtet er. Und schon in diesen frühen Tagen, als Nirvanas Fans ausschließlich aus der Punk-Szene stammten und die Band auf ihren Singles noch laut und aggressiv daherkam, waren die ersten Anzeichen dafür zu entdecken, dass Kurts Vision auf die Verschmelzung von Punk und Pop abzielte. Krist zufolge hörten sie nicht nur Punk, sondern auch „Cassetten mit Roy Orbison, den Smithereens oder den Beatles“, und Montgomery stellt fest: „Häufig lief bei ihnen kitschige Popmusik.“

      Der Toningenieur erkannte schnell, dass die Bandmitglieder nicht nur ihren Musikgeschmack teilten, sondern auch denselben Humor. „Bei den Konzerten machten sie sich oft über die gängigen Rock-Klischees lustig. Manchmal tauschten sie dazu nur einen Blick aus, oder es genügte eine kleine Bewegung – aber sie ließen das Publikum immer an diesen Privatwitzen teilhaben.“ In dieses Muster passte auch das Zerschlagen ihrer Instrumente, das gleichzeitig als Hommage und Kritik verstanden werden kann. Montgomery erinnert sich wehmütig an Kurt: „Er war ein lustiger, kluger, schlagfertiger, sarkastischer Typ, mit dem man meistens jede Menge Spaß haben konnte. Manchmal war er natürlich auch still und brauchte Zeit für sich, aber er liebte nichts mehr, als auf der Bühne zu stehen.“

      Der Vertrieb der Sub-Pop-Veröffentlichungen lief damals über Caroline Records in New York. Janet Billig (heute Janet Billig-Rich) hatte als Punk-Fan noch während ihres Studiums an der New York University bei Caroline als Promoterin und A&R-Managerin angefangen. Da Sub Pop an der Ostküste kein Büro hatten, kümmerte sie sich um die Bands des Labels, wenn sie in New York spielten. Da sich keiner der Musiker ein Hotel leisten konnte, übernachteten viele in Janets Apartment in der Lower East Side, Ecke Seventh Street und Avenue C. „Die Wohnung hatte nur 45 Quadratmeter, aber es gab ein Hochbett und ein paar Futons, und mit etwas gutem Willen konnte ich dort acht Leute hineinquetschen.“ Von daher war es kein Problem, die drei Nirvana-Musiker sowie den Tonkutscher Montgomery bei ihren ersten New-York-Aufenthalten Anfang 1988 dort unterzubringen.

      Janet merkte gleich, dass Kurt eine Sonderstellung innehatte. Da die Gegend nicht die beste war und Kleintransporter häufig aufgebrochen wurden, war es besser, wenn die Bands ihr Equipment über Nacht in der Wohnung unterstellten, und als Nirvana das erste Mal bei ihr übernachteten, mussten auch noch einige Matratzen zum Schlafen besorgt werden. Kurt erklärte ihr mit leichtem Lächeln, dass Krist und Chad Channing, der damalige Nirvana-Drummer, die Schlepperei erledigen würden. „Kurt legte sich auf mein Bett und aß ein paar Kekse. Krist und Chad wussten schon, wie das lief – Kurt fasste nicht mit an.“ (Als ich Krist die Geschichte erzählte, verteidigte er Kurt sofort: „Wenn es sein musste, trug er sein ganzes Equipment durchaus selbst. Wir nannten das immer die gequälte Prozession.“)

      Janet ging es ähnlich wie mir einige Jahre später – auch sie erkannte Kurts besonderes Talent in dem Augenblick, als sie Nirvana erstmals live erlebte. Sie war völlig überwältigt von dem Einsatz, den die Band zeigte. „Ich war bei einem Gig in Philadelphia und bei einem weiteren an einem College in Amherst. Danach behaupteten sie jedes Mal, es sei der beschissenste Gig aller Zeiten СКАЧАТЬ