Erinnerungen an Kurt Cobain. Danny Goldberg M.
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Название: Erinnerungen an Kurt Cobain

Автор: Danny Goldberg M.

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783854456636

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СКАЧАТЬ Allman und David Bowie, die eigentlich Linkshänder waren, spielten trotzdem wie Rechtshänder. Kurt, wie auch Jimi Hendrix, schrieb zwar mit rechts, spielte aber mit links.

      Krist erinnert sich, dass Kurt immer damit beschäftigt war, Texte und Musik zu schreiben und zu überarbeiten. Als bildender Künstler war er ähnlich produktiv: „Eines Tages besuchte ich ihn in Aberdeen, und er zeigte mir selbstgezeichnete pornografische Comics, bei denen er einen Hund, Scooby Doo, mitspielen ließ. Sie waren echt gut! Kurt hat immer an Skulpturen, Bildern, Zeichnungen gearbeitet. Er hätte auch zur Kunstakademie gehen können. Er zog schließlich nach Olympia, weil in Aberdeen nichts los war.“ Courtney ergänzt: „Das war für ihn zwangsläufig. Erst in Olympia kam er mit Menschen in Kontakt, die nicht nur auf die Melvins und Black Sabbath standen, sondern auch noch auf andere Musik.“

      Olympia liegt achtzig Kilometer östlich von Aberdeen und ist mit seinen rund 50.000 Einwohnern etwas größer als Kurts Heimatstadt. Das dortige Evergreen State College ist eine progressive Hochschule, die auf Noten verzichtet; zu den Absolventen zählen die Underground-Cartoonistin Lynda Barry und der Simpsons-Schöpfer Matt Groening ebenso wie Tobi Vail und Kathleen Hanna von Bikini Kill, Carrie Brownstein von Sleater-Kinney, der Sub-Pop-Gründer Bruce Pavitt und Calvin Johnson, der K Records gründete und zudem bei der einflussreichen Lokal-Band Beat Happening sang und Gitarre spielte.

      Dass Olympia für den amerikanischen Punk eine so entscheidende Rolle spielte, lag auch am Radiosender des Evergreen-Colleges, KAOS, zu dessen Richtlinien es zählte, dass 80 Prozent der gespielten Songs von Indie-Labels stammen mussten. Hier trafen sich viele der späteren Schlüsselfiguren der Indie-Szene; Johnson und Pavitt hatten beispielsweise eigene Sendungen bei KAOS, bevor sie ihre Labels gründeten. 1987 gaben Nirvana im KAOS-Studio ihren zweiten öffentlichen Auftritt.

      K Records gaben einen Newsletter heraus, auf dem das Label-Logo in Menschengestalt dargestellt und mit der Unterzeile versehen war: „Der echte Held kämpft gegen das vielarmige Kapitalismus-Monster und bricht den Bann musikalischer Unterdrückung“. Johnson trug maßgeblich dazu bei, die Leinwand der Indie-Rock-Kultur zu verbreitern. Azerrad zufolge war es K zu verdanken, „dass man sich unter Punk nicht länger einen Typen mit Irokesenschnitt und Lederjacke vorstellte, sondern ein nerdiges Mädchen mit Strickjacke.“ Stella Marrs schrieb in der Einleitung von Love Rock Revolution – K Records And The Rise Of Independent Music: „An die Stelle des Macho-Rock-Gotts der herrschenden Musikkultur war eine andere Form von Männlichkeit getreten, die sich auch einmal zu weinen traute.“ Damit konnte sich Kurt sehr identifizieren. Schon seit Beginn seiner Karriere war er bestrebt, ein Mann ohne Macho-Allüren zu sein.

      Eric Erlandson, der später als Gitarrist zu Hole stieß und eng mit Kurt befreundet war, sagt über Olympia: „Es gab eine echte Underground-Szene, die immer schon Verbindungen nach Washington, D.C., pflegte.“ (Von dort stammten beispielsweise Fugazi, aber auch Dave Grohls erste Band Scream.) „Es war wie ein cooler, kleiner, inzestuöser Club, aber die meisten Leute waren offen und warmherzig. Kurt hinterließ bei den dortigen Musikern sofort einen großen Eindruck.“ Krist sagte über diese Zeit: „Kurt hatte schon jahrelang Songs geschrieben, und daher war er vielen anderen Musikern in seiner diesbezüglichen Entwicklung drei oder vier Jahre voraus. Nirvana fingen zwar als Musiker erst in Olympia und Seattle an, zeitgleich mit vielen anderen Bands, aber als Songwriter war Kurt schon auf einem anderen Level.“

      Slim Moon machte 1986 seinen Highschool-Abschluss in Seattle und zählte zu einer Gruppe besessener Melvins-Fans, die zu jedem Konzert reisten, das in halbwegs fahrbarer Entfernung stattfand. Moon: „Die Melvins waren meistens mit einem Transporter mit Tigermuster unterwegs, der ihrem Roadie gehörte, und dieser Roadie war Krist.“ Bei einem dieser Gigs bemerkte Moon auch Kurt zum ersten Mal.

      Nach der Schule zog Moon nach Olympia und besuchte das Evergreen College. Zwar gab er sein Studium bald auf, aber er blieb in der Stadt, weil er die Musikszene so großartig fand. Eines Abends gingen Moon und sein Highschool-Freund Dylan Carlson zu einer Party im Dude Ranch, einem Club in East Olympia, und kamen zum ersten Mal mit Kurt ins Gespräch; die gemeinsame Begeisterung für die Band Big Black sorgte sofort für eine gewisse Verbundenheit. Schon damals zeigte sich Kurts einzigartiger Sinn für Ästhetik. „Kurt trug einen sehr auffälligen Trenchcoat“, erinnert sich Moon.

      Einige Monate später erlebte Moon bei einer anderen Party zum ersten Mal die neue Band von Kurt und Krist. Dale Crover von den Melvins saß am Schlagzeug. Sie nannten sich – zumindest an diesem Abend – Skid Row. „Damals änderten sie ihren Namen praktisch für jeden Gig“, sagt Moon. „Kurt trug Glam-Klamotten, sogar Plateauschuhe, aber es war klar, dass das reine Verarsche war. Vor allem erinnere ich mich daran, dass er kein Gitarrensolo spielte. Er hatte ein digitales Delay-Pedal, und es war ein bisschen so, als ob er halbe Gitarrensoli brachte, um klar zu machen, dass er sich über dieses Rock-Klischee lustig machte. Es war bemerkenswert.“

      Moon, der inzwischen in Olympia kleinere Konzerte veranstaltete, buchte Kurts Band für ihren zweiten Gig. Er gibt zu, dass sein Freund Dylan Carlson „schneller raushatte als ich, dass Kurt ein Genie war“. (Kurt war bis zu seinem Tod mit Dylan befreundet, der höchstwahrscheinlich der letzte war, der ihn lebend sah.) Moon hingegen erkannte Kurts Qualitäten erst, als der damals Zwanzigjährige ihm einen Song vorspielte. „Das war so ein echter Ohrwurm, noch mehr als die meisten Sachen, die später dann auf Bleach landeten. Das haute mich wirklich um. Dass er mit den verschiedensten Formen spielte. Auf seiner Jeansjacke prangten zwar die Namen seiner ganzen Lieblingsbands, die auf Touch And Go und anderen Indie-Labels erschienen waren, aber er konnte trotzdem einen umwerfenden Killer-Song schreiben.“

      Schon in dieser Lebensphase nahm Kurt gelegentlich Drogen. „Als ich umziehen musste, fragte ich Kurt, ob er mir helfen konnte. Zwar sagte er, dass er sich nicht gut fühlte, aber als ich einwandte, dass er der einzige meiner Bekannten war, der ein Auto hatte, half er mir beim Einpacken, verschwand kurz draußen, weil er kotzen musste, kam dann aber wieder und zog den ganzen Umzug mit mir durch. Das war so nett von ihm, dass er mich unterstützte, obwohl er sich so scheiße fühlte. Dass er Drogen nahm, war mir gar nicht klar.“

      Olympia beschreibt Moon als „hartes Pflaster, wenn man als cool gelten wollte. Die Stadt stand in dem Ruf, ziemlich elitär zu sein, und es hieß, dass es dort ziemlich viele Cliquen gäbe. Kurt wollte sofort von den Leuten dort anerkannt werden, und das schaffte er natürlich auch. Die Band war viel zu gut, als dass man sie nicht akzeptiert hätte. Außerdem war er bei Partys echt lustig. Manchmal war er erst ganz still, und dann plötzlich konnte er den ganzen Raum unterhalten.“

      Olympia war auch das Zentrum der Riot-Grrrl-Bewegung, die gerade, als Kurt dort hingezogen war, in Schwung kam. Die Musikjournalistin Ann Powers, die unter anderem für die in Seattle beheimatete Wochenzeitung The Rocket schrieb und inzwischen eine Reihe von Büchern über Rockmusik und Feminismus herausgebracht hat, erklärt: „Riot Grrrl war Punk Rock mit Bewusstsein. Eine der einflussreichsten Bands, Bikini Kill, veröffentlichte ihr Album auf dem von Moon gegründeten Label Kill Rock Stars, dessen Vertrieb über K Records lief. Kurt hatte, als er in Olympia lebte, eine heiße Affäre mit der Bikini-Kill-Schlagzeugerin Tobi Vail.“ Courtney bestätigt das: „Tobi war die erste Frau, die Kurt wirklich geliebt hat.“

      Powers führt weiter aus: „Die Erfahrungen, die er in dieser Szene machte, sorgten dafür, dass Nirvana anders tickten als Mudhoney oder Pearl Jam. Er war mittendrin. Er war mit einer Frau zusammen, die feministische Musik machte, alle wichtigen Bücher zu dem Thema las und die Welt unter diesem Blickwinkel betrachtete.“ Kurt wiederum beeinflusste auch Vail. Sie sagte Everett True, dass sie von Kurt viel über Gesang gelernt hätte, unter anderem, wie man Schreie so einsetzte, als sei die Stimme ein Musikinstrument.

      Einen festen Platz in der Kurt-Cobain-Legende nimmt die Geschichte ein, dass Kathleen Hanna, die Leadsängerin von Bikini Kills, an die Wand über seinem Bett die Worte „Kurt smells like teen spirit“ schrieb. Sie bezog sich dabei auf das Deodorant, das Vail benutzte, aber Kurts künstlerisches Genie verarbeitete den Ausdruck СКАЧАТЬ