Название: Als er den Colt zog: Western Bibliothek 12 Romane
Автор: Pete Hackett
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745214451
isbn:
„Dein Geheimnis brennt in deinen Augen, Kleiner“, sagte Lee. „Jetzt, da du glaubst, dass sie für dich frei sein könnte, macht es dich unruhig. Noch mehr aber bedrängt es dich, dass sie allein auf der Flucht ist, eine Frau, eine sehr schöne Frau, an der kein Mann vorbeisehen kann. Begreifst du jetzt, warum es einen solchen Wirbel gab, als sie dich dem Alten vorzog? Es war viel Neid der anderen Männer im Rohhäuterlager dabei, der Neid derer, die selbst geheime Wünsche hatten und in Ann verliebt waren, die aber doch erkennen mussten, dass sie nur dich liebte. Ann fühlte sicher deine Aufrichtigkeit. Sie hat mit echt weiblichem Instinkt sich jemand erwählt, der innerlich stark und gerade ist. Das alles wirst du aber noch nicht begreifen können, du wirst es erst verstehen lernen müssen. Ich bin sicher, dass du deine Augen offen halten und aus deinen Lektionen lernen wirst.“
Nach dieser langen Rede lachte Lee leise in sich hinein. Dan aber wagte nicht von Ann zu sprechen. Er schämte sich, dass er eine Frau liebte, die einem anderen gehörte. So sehr er aber auch gegen sein Gefühl ankämpfte und sich sagte, dass es unrecht sei, er konnte das Gefühl nicht aus dem Herzen reißen.
Ich bin ein Schurke, dachte er. Jetzt wünschte ich, ich wäre nicht abweisend zu ihr gewesen, ich hätte sie in die Arme genommen und geküsst. Dass ich es nicht tat, dass ich es versäumte, wird mir nun immer als eine Unterlassungssünde erscheinen. Wo du auch immer sein magst, Ann, meine Gedanken werden ständig bei dir sein. Du hast mir ein Feuer ins Herz gesenkt, das aufflammte und nun immer stärker brennt. Wenn es eine Sünde ist, dann bin ich ein Sünder, denn ich kann dieses Feuer in mir nicht löschen. Ich will es weiter brennen lassen, wenn wir uns auch nie wieder im Leben sehen sollten, Ann.
Niemand würde ihm sagen können, wo Ann jetzt war. Er musste sie ihrem Schicksal überlassen und konnte nur hoffen, dass Rancher Frank Rüdiger sein Versprechen halten und Ann helfen würde.
„Ihr beide würdet wohl nicht noch einmal ein Pferd für mich stehlen, wie?“, sagte Dan aus seinen Gedanken heraus zu seinen Begleitern.
Paul hob überrascht den Kopf, sein Kinn streckte sich vor und ein Lachen umspielte seine Mundwinkel.
„Du irrst“, erwiderte er gelassen. „Was glaubst du, Lee?“, wandte er sich an seinen Bruder.
„Der junge Mann will uns bluffen, Paul“, antwortete Lee ruhig. „Selbstverständlich würden wir dir jedes fremde Pferd von der Weide holen, mein Junge, selbst wenn es Kopf und Kragen kosten sollte. Wir ändern uns nicht, und das ist gut so. Mach dir also keine Sorgen, Freund. Es ist alles gutgegangen, und du bist zu einem Prachtpferd gekommen, um das man dich beneiden könnte. Jetzt gehört es dir wirklich, und damit hast du einen Besitz, der dich vielen anderen Pferdehaltern überlegen macht.“
Der Ritt wurde in südlicher Richtung fortgesetzt. Weit vor ihnen, hinter den Kiamichi Mountains und seinen bezaubernden Hügeln, Wäldern und Bächen musste der Red River liegen, der die natürliche Grenze zwischen Oklahoma und Texas bildete.
Gegen Abend hatte der kleine Reitertrupp viele Meilen zurückgelegt und ging in ein Lager, das vorher ausgesucht worden war, das ganz den Wünschen der Reiter entsprach, die schließlich um ihre Sicherheit bedacht waren und dafür sorgen mussten, dass sie in der Nacht nicht überrascht wurden.
„Heute ist bei den Cherokesen das Fest des Heiligen Feuers“, sagte Paul, als sie den Pferden die Packen abgenommen, sie getränkt, gefüttert und angehobbelt hatten. An einem kleinen Feuer kochten sie ab. „Diese Zeremonie soll, wie man sagt, schon über zweitausend Jahre alt sein. Ich selbst habe das Fest noch nicht erlebt, aber ich habe schon viel davon erzählen hören.“
„Wir sind bis jetzt keiner Rothaut begegnet, und das ist mehr Glück, als wir erhoffen konnten, Paul“, sagte der Bruder. „Mit den Arapahoes und den Comanchen, die in Oklahoma leben, ist nicht gut Kirschen essen. Die Comanchen gehören zu den verschlagensten Indianern des Kontinents. Sie sind die besten Pferdediebe. Von ihnen, Dan, haben wir gelernt, wie man sich die fremden Pferde so unauffällig wie möglich von der Weide holt, denn bevor wir uns den Rohhäutern anschlossen, lebten wir bei den Comanchen.“
„Ja, die Schwierigkeit kam dann, als man uns unbedingt verheiraten wollte“, fuhr Paul fort. „Einige hübsche Squaws wollten versorgt sein, und da man wusste, dass wir einigermaßen gute Jäger waren, rechneten sie sich aus, dass sie nicht schlecht dabei abschneiden würden. Wir haben heimlich, still und leise den Rückzug vorbereitet und sind unseren treuen roten Freunden bei Nacht und Nebel entwischt. Vielleicht sucht man immer noch nach uns.“
Paul lachte und blickte in das Feuer hinein. Das Wasser in dem über der Feuerung hängenden Kessel fing an zu kochen.
Man hatte gegessen und den Hunger gestillt. Über den Männern breitete sich ein klarer Sternenhimmel aus. Die Männer lagen lange wach und hingen ihren Gedanken nach, doch keiner sprach mehr. Es schien, als bedrücke der Abschied diese drei Menschen, die im Alter und Wesen so völlig verschieden waren. Das Band der Freundschaft, das echt und stark war, ließ sie schweigen und mit offenen Augen zum Himmel blicken, wo der Wind über ihnen kleine Wolken vor sich hertrieb, dass hin und wieder das Mond und Sternenlicht verlöschte. Sie hatten keine Wachen ausgestellt. In diesem Gebiet kreuzten nur selten Indianer auf. Die Boomers hatten dieses Gebiet in Besitz genommen und die Indianer nach Norden abgedrängt. Es gab bereits viele kleine und große Ranchen in diesem Territorium und einige kleinere Rinderstädte, in denen es rau zuging. Es gab hier Raubrancher, die Treibherden, die nach Kansas wollten, nur bei Entrichtung von Zoll über die Weiden ließen. Nicht selten besaß ein solcher Raubrancher an einer Stelle eine Flussbrücke, bei deren Benutzung er eine Brückensteuer erhob.
Am Mittag des anderen Tages sahen die drei Reiter eine solche Flussbrücke vor sich auftauchen. Schon von weitem konnten sie die stark bewachte Brückenwächtermannschaft ausmachen.
„Drei Mann“, sagte Paul, „alles hartgesichtige Burschen. Wir werden sie uns einmal aus der Nähe ansehen. Ich fürchte, dass sie uns einige Dollar aus der Tasche ziehen wollen.“
Paul Millard brauchte nicht erst hinzuzufügen, dass man sehr wachsam sein musste. Seine beiden Begleiter betrachteten wie er die an dem Brückenende errichtete Hütte, die aus festen Bohlen gefügt war und einer kleinen Festung glich. Der Fluss, das zeigte sich bald, war nicht allzu breit, doch strömte er mit elementarer Wucht durch sein Bett. Schaum und Gischt spritzte an den beiden Steilufern auf.
Alle drei ritten ruhig weiter. Je näher sie kamen, um so aufmerksamer wurde die Brückenmannschaft. Als sie in Schussnähe waren, tauchten die Wächter in der Hütte unter und gingen in Deckung.
„Freundliche Leute“, sagte Lee trocken. „Ich glaube mich nicht zu täuschen, wenn ich sie für Banditen und Wegelagerer halte. Es fehlte nur noch, dass sie sich die Gesichter schwärzten.“
Nun, das war nicht der Fall. Auch ohne Gesichtsschwärze waren die Gesichter der Kerle keineswegs erbaulich anzuschauen.
„Haltet an“, sagte einer der Kerle. „Wer hier über den Fluss will, muss zahlen!“
„Freund, vielleicht wollten wir uns nur die Brücke ansehen und ihre Konstruktion bewundern“, erwiderte Lee dem Sprecher. „Ich bin Ingenieur und habe eine Schwäche für Brücken. Die schönsten sollen über den Red River geschlagen worden sein. Dort soll es bereits die ersten großen Stahlbrücken geben. Das Ansehen ist doch erlaubt, oder...?“
Sie hatten ihre Pferde angehalten und saßen wie gelangweilt im Sattel. Sie mochten den Brückenwächtern ein Rätsel aufgeben, denn obwohl die hier wohl allerlei Seltsames erlebten, war es doch wohl noch nicht vorgekommen, dass ein Ingenieur hergeritten kam, um ihre selbst СКАЧАТЬ