Die Kraft der Präsenz. Richard Moss
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Название: Die Kraft der Präsenz

Автор: Richard Moss

Издательство: Bookwire

Жанр: Зарубежная психология

Серия:

isbn: 9783954840168

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СКАЧАТЬ die in Ihrem Leben in jedem Moment geschehen, keinen Widerstand entgegenzusetzen – das können Sie jederzeit lernen, ganz gleich, ob Sie gesund sind oder nicht. Selbst wenn Sie im Krankenhaus liegen sollten und man Ihnen vielleicht sagt, Sie hätten nur noch wenige Wochen zu leben, kann die Realität des gegenwärtigen Moments – unbelastet von Gedanken, die „darübergestülpt“ werden – das Lächeln auf dem Gesicht eines geliebten Menschen sein oder eine vertraute Stimme. Es kann das gedämpfte Nachmittagslicht sein, das durch das Fenster ins Zimmer fällt, oder auch das Piepsen des Herzmonitors oder Geräusche aus dem Fernseher. Das ist die Wahrheit dieses Moments: Licht tritt in den Raum ein, eine Beziehung zu einem vertrauten Menschen ist gegenwärtig oder andere Menschen (in einem Fernsehfilm) machen gerade bestimmte Erfahrungen … Die Dinge haben alle auf ihre Weise einen Sinn, sie sind „richtig“, selbstverständlich, in Ordnung, wenn Ihr Ego sich nicht dem widersetzt, was ist.

      Wenn Sie die Wahl treffen, sich fest im gegenwärtigen Moment zu verankern – also nicht in den Bildern oder Geschichten, die Ihre Gedanken erzeugen –, dann ist das die grundlegende und wichtigste aller Entscheidungen. Sobald Sie in angstvollen Gedanken oder negativen Urteilen gefangen sind, ist jedes Geschehen wesentlich schwieriger und schmerzvoller, als es wäre, wenn Sie einfach offen sein könnten für das, was tatsächlich passiert. Selbst wenn Sie die Entscheidung treffen, sich nur auf positive Gedanken zu konzentrieren, erreichen die damit hervorgerufenen guten Gefühle, auch wenn sie Ihnen willkommen sein mögen, nie die Fülle dessen, was jeder Moment bringen kann, wenn Sie es sich gestatten, tief im Jetzt zu ruhen.

      Wenn Sie ganz im gegenwärtigen Moment sind, werden Sie auf eine Weise vom Leben getragen, die Ihrem Ego-Selbst nicht zur Verfügung steht, da es in seinen eigenen Geschichten gefangen ist. So sehen Annahme und Hingabe aus. Hingabe bedeutet nicht, dass Sie einen Kampf verloren haben. Sie haben lediglich aufgehört, zu kämpfen, und sich einer tieferen Wirklichkeit geöffnet: der Unmittelbarkeit des Moments. Überrascht werden Sie feststellen, dass Sie von einer sanften Präsenz in Empfang genommen und begleitet werden.

      Diese Präsenz kann das, was das Ego gewohnheitsmäßig zu vermeiden sucht, willkommen heißen, ohne irgendeine weitere Reaktion von Ihrer Seite. In dieser Hingabe stellen Sie fest, dass es keinerlei Drang mehr danach gibt, irgendwo anders zu sein. Im Ego gibt es ständig das Streben nach etwas anderem als dem, was ist. Wenn Sie Ihre Erfahrung weder ablehnen noch auf irgendeine Weise verändern möchten, dann ist jeder Moment ein grenzenloses Feld an Möglichkeiten, Einsicht und tiefer Unterstützung.

      Wenn Sie krank sind oder Ihr Leben auf andere Weise nicht nach Ihren Vorstellungen verläuft, dann ist es Ihr Ego, das sich beschwert, in den Widerstand geht, ängstlich oder wütend wird und Strategien entwirft. Sobald Sie in den gegenwärtigen Moment gehen, weg vom Ego und hinein in das Gewahrsein, sind Sie nicht länger krank, auch wenn Ihr Körper es sein mag. Als bewusstes Wesen sind Sie das Gewahrsein, das immer in Stille und Frieden existiert, und können die ständige laute Aktivität des Ego beobachten, ohne sich damit zu identifizieren. Dazu müssen Sie allerdings lernen, im Gewahrsein zu bleiben und Ihre Gedanken zu beobachten, denn sonst glauben Sie, Sie und Ihre Gedanken wären ein und dasselbe. Dann hat das Ego Sie in seinen Klauen und die Geschichten, die es erfindet, verursachen Leiden.

      Wie das Ego Sie zu etwas „Besonderem“ macht

      Wenn das Ego „am Drücker“ ist, besteht sein vorrangiger, selbst gewählter „Auftrag“ darin, ständig seine eigene Existenz zu bestätigen, und zwar immer wieder von Neuem. Es tut dies, indem es Sie davon überzeugt, dass Sie etwas Besonderes seien.

      Für ein Kind ist es ganz normal, sich als etwas Besonderes zu fühlen. Kinder werden geliebt, umsorgt und man spielt mit ihnen – sie genießen nahezu permanente Aufmerksamkeit. Kinder fühlen sich unweigerlich als etwas Besonderes: entweder in einem positiven Sinne, aufgrund all der Liebe und Aufmerksamkeit, die sie bekommen, oder (traurigerweise) im negativen Sinne, weil sie nicht ausreichend versorgt werden und zu wenig positive Aufmerksamkeit erhalten.2

      Wir übernehmen die Art, in der wir als Kind unser Gefühl der Besonderheit entwickelt haben, in unser Erwachsenenleben. Zwar ist das Gefühl, etwas Besonderes zu sein – speziell in Bezug darauf, wie wir uns von unseren Eltern gesehen und geliebt fühlen –, für die ersten Lebensjahre äußerst wichtig; es wird aber im späteren Leben eher zu einem Problem. In diesem Abschnitt verwende ich die Worte besonders und Besonderheit in einem spezifischen Sinne, nämlich um deutlich zu machen, wie das Ego ständig eine falsche Identität erzeugt, die in ein Gefühl offener oder verschleierter Selbstgefälligkeit mündet. Natürlich trifft es zu, dass wir alle einzigartig und in diesem Sinne auch besonders sind, doch ist dies nicht der Aspekt, den wir hier untersuchen möchten.

      Wenn Sie mit einer Krankheit oder einem emotionalen Problem konfrontiert sind, gibt es viele Arten, wie Sie sich selbst unbewusst zu etwas Besonderem machen. So kann Ihr Leiden beispielsweise besonders „furchtbar“ sein, viel schwerer zu ertragen als das von anderen, oder es ist vielleicht zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt aufgetreten. Vielleicht sind Sie auch insofern etwas Besonderes, als Sie Ihr Leiden scheinbar mühelos bewältigen, ohne Angst oder Schwäche zu zeigen, und sich nie Ihren depressiven Gefühlen beugen … Sie selbst in der eigenen Wahrnehmung zu etwas Besonderem zu machen oder in der Art und Weise, wie Sie von anderen gesehen zu werden glauben, das ist der Hauptzweck und die Haupttätigkeit des Ego. Wenn Sie sich das klar machen, haben Sie bereits einen entscheidenden Schritt getan, um sich von seinem begrenzenden Einfluss zu befreien.

      Die Herausbildung des Ego ist ein wichtiger Schritt in unserer Entwicklung. Bevor wir als bewusste Wesen erwachen können, müssen wir zunächst einen Standort schaffen, von dem aus wir bewusst werden können. Das ist das Ego, das Ich-Erleben. Diese Art von Bewusstsein ist allerdings sehr begrenzt und verursacht übermäßiges Leiden, weil sein Blickwinkel uns die Erfahrung der Trennung vermittelt.

      Das Ego glaubt, das Ich sei etwas ganz anderes als alles andere. Es glaubt an das „mein“: mein (getrennter) Körper, meine Gefühle, meine Ansichten, mein Gebiet, mein Besitz. Es fühlt sich von allem bedroht, was seinem eigenen idealisierten Selbstbild widerspricht, ebenso wie von allen Gefühlen, die es sich nicht erklären kann. Und es empfindet Krankheit und den Verlust von Wohlstand als Bedrohung. Kurzum: Wenn das Ego sich mit etwas identifiziert und daran anhaftet, fühlt es sich bedroht, sobald dieses Etwas infrage gestellt ist.

      Zu einem späteren Zeitpunkt der bewussten Entwicklung können Sie die Illusion der Getrenntheit überwinden und wach werden für eine tiefere Verbindung zum Leben. Es ist eine Erweiterung der Erfahrung, die Sie schon oft im Leben hatten, wenn Sie ganz präsent bei dem waren, was Sie taten, und es keinen Handelnden gab, nur ein Gefühl des Seins.

      Weil es keine Möglichkeit gibt zu charakterisieren, wer Sie als bewusstes Wesen sind, muss Ihr Ego einen Weg finden, Sie an Ihre eigene Getrenntheit glauben zu lassen. Das Ego kann nicht neutral sein; es kann weder Sie noch den gegenwärtigen Moment so sehen, wie sie tatsächlich sind – denn das wäre reines Gewahrsein. Also muss das Ego Sie auf die eine oder andere Weise aus der Masse herausragen und zu etwas Besonderem werden lassen. Dies tut es auf zweierlei Art: Es erzählt Ihnen Geschichten über Sie selbst, die Sie entweder zu mehr oder zu weniger machen, als Sie wirklich sind.

      Wenn die Geschichten des Ego Sie „kleinmachen“, dann bezeichne ich dies als „depressive Besonderheit“ oder Depressivität [engl.: depressive specialness], im Unterschied zur „großartigen Besonderheit“ oder Grandiosität [engl.: grandiose specialness], die entsteht, wenn das Ego Ihnen ein Gefühl der Überlegenheit vermittelt.

      Vielleicht neigen Sie jetzt zu der Annahme, dass ein Überlegenheitsgefühl die bessere oder wünschenswertere Form der Besonderheit sei. In Wahrheit jedoch unterbindet das Gefühl der Überlegenheit wirkliche Nähe zu anderen, fördert Verdrängung und führt in vielerlei Hinsicht zu mangelndem Urteilsvermögen. Der Glaube, Sie seien weniger wert als andere, bewirkt im Grunde genommen das Gleiche, СКАЧАТЬ