Название: Intention
Автор: Lynne McTaggart
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
isbn: 9783954840137
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Die Newton’schen Gesetze – der Wissenschaft großartige „Spielregeln“, wie der berühmte Physiker Richard Feynman sie einmal bezeichnete5 – und ihre Grundvoraussetzung, dass die Dinge unabhängig voneinander existieren, untermauern unsere persönliche, alltagsbezogene Weltanschauung: Wir glauben, dass alles Leben mit seinem turbulenten Treiben um uns herum stattfindet, ganz egal, was wir tun oder denken. Wir schlafen abends ruhig ein in der Gewissheit, dass das Universum nicht verschwindet, wenn wir unsere Augen schließen.
Doch diese „ordentliche, aufgeräumte“ Sicht des Universums als Ansammlung isolierter, sich wohl verhaltender Objekte ging im frühen 20. Jahrhundert zu Bruch, als die Pioniere der Quantenphysik das Herz der Materie genauer unter die Lupe nahmen. Diese winzigsten Teilchen des Universums, genau die, aus denen sich die große, objektive Welt zusammensetzt, verhielten sich selbst so gar nicht nach irgendwelchen Regeln, die diese Wissenschaftler kannten.
Dieses „ungesetzliche“ Verhalten wurde in einer Ideensammlung auf den Punkt gebracht, die als die „Kopenhagener Interpretation“ bekannt werden sollte, benannt nach dem Ort, an dem der energische dänische Physiker Niels Bohr und sein hervorragender Schüler und Schützling, der deutsche Physiker Werner Heisenberg, die wahrscheinliche Bedeutung ihrer außergewöhnlichen mathematischen Entdeckungen formulierten. Bohr und Heisenberg erkannten, dass Atome nicht kleinen Sonnensystemen aus vermeintlichen Billardkugeln vergleichbar sind, sondern viel unordentlicher: winzige Wahrscheinlichkeitswolken. Jedes subatomare Teilchen ist kein fester und stabiler Gegenstand, sondern existiert lediglich als eine Möglichkeit jedes seiner künftigen „Selbste“ – was Physiker als „Superposition“ bezeichnen oder als Summe aller Wahrscheinlichkeiten – wie bei einem Menschen, der sich in einem Spiegelsaal selbst betrachtet.
Eine ihrer Schlussfolgerungen war die Vorstellung der „Unbestimmtheit“ – dass man nie alles gleichzeitig über ein subatomares Teilchen wissen kann. Ermittelt man seinen Aufenthaltsort, so kann man zur gleichen Zeit nicht feststellen, wohin es sich bewegt oder mit welcher Geschwindigkeit. Sie bezeichneten ein Quantenpartikel sowohl als „Teilchen“ – als einen festen, bestimmten Gegenstand – wie auch als eine „Welle“: einen großen, verwischten Bereich von Raum und Zeit, in dem es sich an jeder Ecke aufhalten kann. Das war so ähnlich, wie wenn man einen Menschen mithilfe der ganzen Straße beschreiben würde, in der er wohnt.
Sie folgerten, dass die elementare Form physikalischer Materie nicht fest und solide sei, ja, dass sie noch gar nichts sei. Die subatomare Realität ähnele nicht dem soliden und verlässlichen Zustand, den uns die klassische Wissenschaft beschreibt, sondern eher einer flüchtigen Wahrscheinlichkeit scheinbar unendlicher Möglichkeiten. Die kleinsten Teile der Natur erschienen so willkürlich, dass die ersten Quantenphysiker sich mit einer groben symbolischen Annäherung an die Wahrheit zufriedengeben mussten – mit einem mathematischen Spektrum aller Möglichkeiten. Man könnte auch sagen:
Auf der Quantenebene ähnelt die Realität sozusagen einer noch nicht fest gewordenen „Götterspeise“.
Die Quantentheorien, die Bohr, Heisenberg und viele andere entwickelt hatten, rüttelten an den Grundfesten der Newton’schen Sichtweise, wonach alles Materielle etwas Getrenntes und Unabhängiges ist. Sie behaupteten, Materie lasse sich auf der ganz fundamentalen Ebene nicht in unabhängig voneinander existierende Einheiten aufteilen, ja sie lasse sich nicht einmal vollständig beschreiben. Isoliert hätten die Dinge keine Bedeutung; die hätten sie nur im Netz dynamischer gegenseitiger Beziehungen.
Die Pioniere der Quantenphysik entdeckten auch die erstaunliche Fähigkeit der Quanten, sich gegenseitig zu beeinflussen, obwohl alles das fehlte, dem Physiker gewöhnlich Einfluss zuschreiben, etwa das Wirken einer Kraft, die in einer bestimmten Geschwindigkeit auftritt.
Sobald die Teilchen einmal Kontakt hatten, hielten sie diesen Kontakt auf unheimliche Weise über Entfernungen hinweg aufrecht. Die Bewegungen eines subatomaren Teilchens – beispielsweise die magnetische Orientierung – beeinflussten im gleichen Moment das andere Teilchen, unabhängig davon, wie weit beide voneinander entfernt waren.
Auf der subatomaren Ebene resultierte Veränderung auch aus einem dynamischen Energieaustausch; diese kleinen Pakete vibrierender Energie tauschten über „virtuelle Teilchen“ unablässig Energie miteinander aus, wie ständige Pässe beim Basketball, ein endloses Hin und Her, das eine unermessliche Energiegrundlage im Universum entstehen ließ.6
Subatomare Materie schien sich in einem ständigen Informationsaustausch zu befinden, wodurch sie sich immer weiter verfeinerte und leicht veränderte. Das Universum war keine Lagerhalle statischer, getrennter Gegenstände, sondern ein einziger Organismus miteinander verbundener Energiefelder, die ständig im Werden begriffen waren. Auf der allerkleinsten Ebene glich unsere Welt einem riesigen Netzwerk von Quanteninformationen, dessen Bestandteile alle ständig miteinander „telefonieren“.
Diese kleine Wahrscheinlichkeitswolke löste sich nur dann in etwas Festes und Messbares auf, wenn ein Beobachter beteiligt war. Sobald diese Wissenschaftler beschlossen, ein subatomares Teilchen in einer Messung genauer zu betrachten, „kollabierte“ die subatomare Einheit, die als reines Potenzial existierte, in einen bestimmten Zustand.
Die Konsequenzen dieser frühen experimentellen Erkenntnisse waren tief greifend: Irgendwie war so etwas wie lebendiges Bewusstsein das Moment, das die Möglichkeit einer Sache in etwas Reales verwandelte. In dem Augenblick, in dem wir ein Elektron beobachteten oder eine Messung vornahmen, halfen wir – so schien es – seinen endgültigen Zustand zu bestimmen. Das legte nahe, dass beobachtendes Bewusstsein die entscheidende „Zutat“ beim Erschaffen unseres Universums sei. Einige bedeutende Quantenphysiker argumentierten, das Universum sei demokratisch und partizipatorisch – eine Gemeinschaftsunternehmung zwischen Beobachter und Beobachtetem.7
Der Beobachtereffekt in den Quantenexperimenten ruft noch eine andere ketzerische Vorstellung auf den Plan: dass lebendiges Bewusstsein irgendwie entscheidend ist für diesen Prozess, in dem die unmanifestierte Quantenwelt in etwas transformiert wird, das unserer Alltagsrealität ähnelt. Er deutet darauf hin, dass nicht nur der Beobachter das Beobachtete entstehen lässt, sondern auch darauf, dass nichts im Universum als tatsächliches „Ding“ existiert, unabhängig von unserer Wahrnehmung.
Der „Beobachtereffekt“ besagt, dass erst die Beobachtung – die direkte Beteiligung des Bewusstseins – die „Götterspeise“ fest werden lässt. Daraus folgt, dass die Realität nicht unveränderlich, sondern fließend oder veränderlich ist und deshalb möglicherweise offen für Einfluss.
Die Vorstellung, dass Bewusstsein das stoffliche Universum erschafft und möglicherweise sogar beeinflusst, stellt auch unsere derzeitige wissenschaftliche Sicht des Bewusstseins infrage; diese entwickelte sich aus den Ideen René Descartes’, des großen Philosophen des 17. Jahrhunderts (der behauptete, der Geist sei getrennt und irgendwie anders als Materie) – und integrierte da hinein die Vorstellung, dass Bewusstsein ganz vom Gehirn erschaffen werde und im Schädel eingeschlossen bleibe.
Die meisten normalen Physiker von heute zucken bei diesem zentralen Rätsel mit den Schultern: nämlich dass große Dinge getrennt sind, aber die winzigen Bausteine, aus denen sie bestehen, unablässig und ohne Zeitverzögerung miteinander kommunizieren. Ein halbes Jahrhundert lang haben Physiker akzeptiert (als ob das Sinn ergäbe), dass sich ein Elektron subatomar auf die eine Art verhält, sich aber dann irgendwie verwandelt und sich „klassisch“ (das heißt im Newton’schen Sinne) verhält, sobald es bemerkt, dass es Teil eines größeren СКАЧАТЬ