Münster - Was nicht im Stadtführer steht. Carsten Krystofiak
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Название: Münster - Was nicht im Stadtführer steht

Автор: Carsten Krystofiak

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783941895423

isbn:

СКАЧАТЬ rel="nofollow" href="#udfc39422-b82b-5ba4-9cd4-f587c9066262">Der Fall Verschuer. Ein dunkles Kapitel wird aufgedeckt: Die Mengele-Connection eines Medizin-Profs und seine Nachkriegs-Karriere an der Uni Münster.

       Studis im Urlaub. Mit dem fliegenden Hörsaal um die Welt.

       MÜNSTERANER UND IHRE BERUFE

       ’N Picasso? Harhar! Der Ganovenschreck: Münsters Museumsdirektor Markus Müller entlarvt Kunstfälscher.

       Der Chef vom Ballermann. Zu Besuch bei Münsters »Nackte Friseusen«- Stimmungssänger Mickie Krause.

       Die Altbierköchin. Zu Besuch bei Münsters Braumeisterin Barbara Müller.

       Stinkbomben gegen Hilde. Krawall, Katholikensturm & schöne Kinos: Zu Besuch bei Münsters Kino-Veteran Albert Mazzotti.

       Mit Dom-Klingelton. Furzende Frösche, brennende Herzen & Münsters Glockengeläut: Zu Besuch bei den verrückten Handyringtonelogo-Pixlern.

       Herz, Schmerz & Krone. Happy End ist Pflicht: Zu Besuch bei Münsters Heftchen- Autorin Marlene Eschkötter.

       Urne 2.0. Digitaler Leichenkult: Zu Besuch bei Münsters »McDonald’s der Bestatter-Szene«

       MÜNSTERANER UND IHRE HOBBYS

       Elvis heilt auch Dich! Reverend Schulz, der größte Elvis-Fan Münsters.

       Die Helden des Prelk. Seltsames Münster: Nach Speckbrett und Spatentennis kommt jetzt »Diäsch«.

       Die Wunder-Wanderung. Schnauf! Ultimo-Chefreporter geht auf große Wallfahrt nach Telgte.

       Bauern-Jackass. Kartoffelkanonen & Klorollenwerfer: In westfälischen Wäldern wird fröhlich rumgeballert.

       Jäger der Dose. »FTF« oder »DNF«: Die Hightech-GPS-Schnitzeljagd nach Münsters »Geocaches«.

       Immer nur Brei! Zu Besuch bei Münsters Mittelalter-Fans: Die »Monasterianer« basteln sich zurück in ihre Traumwelt.

       Münsters Mofa-Machos. Tollkühne Männer auf klapprigen Kisten: Geheime Rennen mit getuneten Müll-Maschinen.

       WAS MIT TIEREN

       Fiffis letzte Ruhe. Kadavermehl & Urnengrab: Was passiert eigentlich mit unseren verblichenen Haustieren?

       Unter uns Achtbeinern. Nix für Arachnophobe: Zu Besuch bei Münsters Spinnen-Fan Martin Kreuels.

       Im Rattentod-Labor. Der Kampf gegen genmutierte Super-Nager aus Westfalen: Zu Besuch bei Münsters Biogift- Forscher Hans-Joachim Pelz.

FRÜHER

      Immer nur Krawall!

      Ulrike Meinhof, warme Brüder & der falsche Asterix: Münsters kauzige kleine Demo-Chronik.

      Die Münsteraner gelten nicht gerade als politische Revoluzzer. Spektakuläre Protestaktionen traut man ihnen eher nicht zu. Wilde G8-Demos oder Kreuzberger Krawalle passen so gar nicht zur westfälischen Mentalität. Und schon gar nicht zur konservativen Bräsigkeit der Münsteraner. Oder ist das nur ein Vorurteil? Ein Blick in die Papiertonnen der Stadtgeschichte zeigt ein überraschend anderes Bild: Die Münsteraner haben sogar eine ausgeprägte Demo-Tradition.

      Schon 1956 zogen Studis mit Transparenten gegen Nahost-Krieg und Niederschlagung des Volksaufstandes in Ungarn über den Prinzipalmarkt. Zwei Jahre später protestiert ein breites Bündnis auf dem Domplatz gegen Atomkraft und Nuklearwaffen. Die Hauptrede hielt eine junge Studentin der Uni Münster: die spätere RAF-Gründerin Ulrike Meinhof.

      1965 demonstrierten rund siebentausend Münsteraner Studis erstmals vorm Schloss gegen unzumutbare Studienbedingungen. Dabei gab es damals noch keine 20.000 Studenten an der WWU und noch nicht einmal den Numerus Clausus. Und auch das gab’s schon, als Eure Eltern sich kennen lernten: 1969 kam erstmals die NPD nach Münster, um eine Kundgebung auf dem Domplatz zu halten. Knapp tausend Polizisten versuchten rund sechsmal so viele Gegendemonstranten fern zu halten. Am Bahnhof gab’s wilde Rangeleien zwischen Polizei und NPD-Gegnern. Dieser Sport hat sich also auch kaum weiterentwickelt.

      1972 erlebte der Prinzipalmarkt ein echtes Novum der Protest-Folklore: Deutschlands erste Schwulendemo fand ausgerechnet in Münster statt! (Homosexualität war noch gesetzlich verboten!) Rund 200 schwule Aktivisten zogen samstags mittags vom Schloss zum Prinzipalmarkt. In der Salzstraße hielt der Münsteraner Initiator eine Rede durchs Megafon. Die Bürger reagierten auf die »Warmen Brüder« perplex bis aggressiv.

      Schon ein Jahr später neue Aufregung: Die Frauenstraße 24 wird besetzt, um den Abriss des Jugendstilhauses zu verhindern. Ein internes Polizeikonzept der Zeit empfiehlt hilflos: »Die Entwicklung konspirativer Einsatzmethoden, z. B. Einschleusen von Beamten als Handwerker, Lieferanten und Passanten.« Kein Wunder, dass das nicht funktioniert hat. So überstehen die Besetzer alle Räumungsversuche, politischen Machenschaften der CDU und einen Brandanschlag. Erst acht Jahre später wird das Wohnprojekt legalisiert und ist damit eine der längsten Hausbesetzungen in der deutschen Geschichte.

      1974 kam es zum ersten handfesten Krawall: die »Kommunistische Gruppe Münster«, welche die katholischen Münsteraner zum »Marxismus-Leninismus chinesischer Prägung« bekehren wollte, verteilte vor Karstadt 850 Exemplare ihrer wirren »Kommunistischen Volkszeitung«. Beim Eingreifen der Polizei entwickelte sich eine Schlägerei. Verhaftet wurde – der dreijährige Sohn eines Kommunisten, der lauthals »Die Polizei ist böse!« brüllte. Allerdings brüllte er auch im Streifenwagen unentwegt weiter, sodass ihn die entnervten Beamten schleunigst wieder aussteigen ließen.

      1979 demonstrieren auch Münsters Frauengruppen – gegen einen der ersten Sex-Shops (in der Hafenstraße). Dabei kommt eins der schwersten Demogeschütze der Zeit zum Einsatz: die lila Latzhose! Die (männlichen) Polizisten drehen durch und prügeln auf die СКАЧАТЬ