Название: Die zwölf Sinne des Menschen
Автор: Karl König
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная психология
Серия: Karl König Werkausgabe
isbn: 9783772545085
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In bewusstem Kontrast zum Sehsinn findet sich bei König der Wärmesinn behandelt. Bei der Verfolgung der Frage, warum Rudolf Steiner der Wahrnehmung der Wärme im Kreis der zwölf Sinne einen so hohen Rang einräumt und sie zwischen dem Sehsinn und dem Hörsinn einordnet, während der Wärmesinn in der konventionellen Physiologie gemeinhin den Erfahrungen der Hautsinne, also Berührung, Schmerz und Vibration zugerechnet wird, führt König aus: «In der Tat ist der Wärmesinn das Tor von den hohen, zu den höchsten Sinnen. Aber warum?» In Bezugnahme des Phänomens, dass wir bei drei Wasserbecken, von denen das eine mit heißem, das andere mit kaltem und ein drittes mit lauwarmem Wasser gefüllt ist, wir die rechte Hand in heißes Wasser, die linke in kaltes Wasser legen und dann die Hände in das Becken mit lauwarmem Wasser halten, so erhalten wir ungleiche Wärmeempfindungen der Hände. Hierzu König: «Wenn wir dieselbe Außentemperatur wegen der Verfassung unserer Hände verschieden wahrnehmen, müssen wir annehmen, dass wir uns nicht auf die Information verlassen können, die uns der Wärmesinn gibt. […] Dies sind Phänomene, die alle höheren Sinne gemeinsam haben. […] es ist der Gleichgewichtssinn, der uns die oben beschriebene, differenzierte Wärmeerfahrung gibt, […] denn der Gleichgewichtssinn arbeitet kontinuierlich daran, eine Balance zwischen der Wärme außerhalb und innerhalb des Leibes zu schaffen.» Im Weiteren führt König aus, dass der Gleichgewichtssinn «viel tiefer in unserem physischen Organismus» arbeitet, indem er «das Verhältnis kleinster Substanzen im Blut so zueinander» reguliert, «dass z. B. die Menge der verschiedenen mineralischen Substanzen im Blut konstant bleibt. Dadurch wird das menschliche Bewusstsein, die persönliche Identität aufrechterhalten».
In diesem Zusammenhang betont König, dass es «die Substanz der Wärme» sei, die für die physikalische Wissenschaft nicht existiere, die gleichwohl «urzeitliche Grundlage aller Schöpfung» sei, die aus der «ersten Verkörperung der Erde als alter Saturn» entstanden sei. «Überall war Wärme, und es ist dieselbe Wärme, die uns in uns die Beständigkeit unseres inneren Milieus aufrechterhält, um unserem Ich die Möglichkeit zu geben, in unserem physischen Leib zu leben […] Wärme ist der Ursprung der Bewegung in der Flüssigkeit.» Und hier ist es das Blut in seiner eigenen Wärme, an das König den Wärme- wie den Gleichgewichtssinn ankoppelt. Dabei wird zudem darauf verwiesen, dass nach Rudolf Steiner im Gegensatz zur traditionellen Auffassung der (damaligen) konventionellen Medizin – nicht das Herz das Blut bewegt, sondern das Herz durch die Eigenbewegung des Blutes in Bewegung versetzt wird, wofür König den Sachverhalt ins Spiel bringt, dass im Verlauf der Embryonalentwicklung eine Blutzirkulation zu beobachten ist, lange bevor diese mit den Anlagen von Herz- und Blutgefäßen verbunden ist. Im Übrigen zeigen neuere kardiologische Forschungsergebnisse, dass sich hier inzwischen stillschweigend ein Paradigmenwechsel vollzogen hat. Denn die Kompensationsbreite der Kreislaufperipherie und deren wirkungsvolle Manipulation durch β-Blocker und ACE-Hemmer bei systolischer Herzinsuffizienz stellt eine mechanisch gedachte Funktion des Herzens als eine Pumpenvorrichtung infrage. Hinzu kommt das systematische Versagen positiv inotroper (die Herzschlagkraft erhöhender) pharmakologischer Ansätze der Herzinsuffizienztherapie, was indirekt auf die Bedeutung der Mikrozirkulation auf Organebene hinweist und die postulierte Bedeutung des Herzens als alleinige Ursache der Blutbewegung infrage stellt. Diese und weitere Detailerkenntnisse haben dazu geführt, dass inzwischen bei der Behandlung der chronischen Herzinsuffizienz die ehemals angewendeten, positiv inotrop wirkenden Pharmaka kontraindiziert sind und die zuvor ausdrücklich kontraindizieren Arzneimittel wie β-Blocker, ACE-Hemmer und Sartane zu den Mitteln der Wahl wurden. Erst die Verabschiedung des Paradigmas vom Herzen als einer Pumpe und deren Versagen bei der Herzinsuffizienz hat es ermöglicht, dass sich die β-Blocker als negativ inotrope Substanz durchgesetzt haben. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz ist nicht primär die systolische Kontraktion betroffen, sondern die Relaxation, das «Lösen» des Herzens eingeschränkt. Hier zeigen neuere Forschungsergebnisse, dass selbst die vorgenannte Arzneitherapie zu keiner Verbesserung führt, also unwirksam ist. Was anthroposophisch orientierte Kardiologen an Erfahrungen berichten, ist, dass gerade die chronische Herzinsuffizienz eine Herausforderung an die Therapieprinzipien der anthroposophischen Kardiologie ist und sich die Heileurythmie sowie die anthroposophisch ausgerichtete Psychokardiologie als wichtige und wirksame Pfeiler der Therapie erweisen. Jedenfalls scheint es, als ob die paradigmatische Ausrichtung der Herzfunktion im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte eine Richtungsänderung erfahren hat, nämlich weg von der tradierten Vorstellung der Pumpenfunktion des Herzorgans in eine Richtung, die sich zunehmend derjenigen des Herzens als eines Wahrnehmungsorgans auf unterschiedlichen Ebenen annähert.34
Angeregt durch geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse Rudolf Steiners stellt Karl König eine Verbindung zwischen Wärmesinn, Gleichgewichtssinn und dem Ich des Menschen her. «Innerhalb des zirkulierenden Blutes lebt der Wärmesinn, und innerhalb des Wärmesinns lebt das Ich des Menschen, welches Gleichgewicht und Wärme durchdringt.» Und weiter: «Das Herz ist nicht nur ein Wahrnehmungsorgan für den Wärmesinn, sondern auch für den Mut – oder auch die Feigheit. Eine der wichtigsten menschlichen Emotionen, der Zorn, lebt im Wärmesinn.» König verweist hier auf Ausführungen Rudolf Steiners, wonach «der Zorn der Erzieher des Ich» ist. Und König führt weiter aus: «Der Zorn kann nur wirken, weil der Wärmesinn sein Milieu ist, und so können wir verstehen, warum wir uns erhitzen, wenn wir zornig werden – oder kalt werden, wenn wir einen Wutanfall bekommen. Zorn ist immer mit Wärme, Wut mit Kälte verbunden. Das Ich entwickelt sich im Verlauf der menschlichen Evolution und wächst in der Kraft seiner Liebe. Für einen Menschen, der nie zornig war, wird es äußerst schwer werden, wirkliche Liebe zu entwickeln. Dies ist eng verbunden mit dem Wärmesinn und auch dem Gleichgewichtssinn. […] Das ist die Bedeutung des Wärmesinns. Mut und Feigheit sind ein Teil von ihm, und innerhalb der Gleichgewichtsverhältnisse unserer Wärme entsteht allmählich der Zorn, verwandelt sich in die Kraft der Liebe und gibt unserem Ich die Möglichkeit, sich mit dem Geist-Wesen zu verbinden, das durch den Wärmesinn diese höchste Verbindung vorbereitet.»
Mit diesem Bild des Wärmesinns können wir das Tor zu den vier höchsten Sinnen öffnen, denn dieses Bild entfaltet bestimmte Qualitäten innerhalb des niederen Ich des Menschen und hilft diesem Ich, durch die Liebe, zu seinem eigenen höheren Wesen aufzuschauen. Von diesem aus strömen Hörsinn, Wortsinn, Gedankensinn und Ichsinn in uns. Aber dass dies so sein kann, verdanken wir ganz dem Wärmesinn.
Mitwelt-bezogene Sinne
Den Hörsinn behandelt König in enger Gemeinsamkeit mit dem menschlichen Ohr. Dabei bezieht er sich auf geisteswissenschaftliche Forschungsergebnisse Rudolf Steiners, denen zu Folge die erste Anlage des Ohres als eiförmiges Wärmegebilde bereits auf dem alten Saturn erfolgt ist. König: «Das Ohr ist unsere Mutter; wir kommen aus dem Ohr, und das Ohr, das wir jetzt haben, ist geschrumpft und klein geworden. Dennoch war das Ohr vom Anfang der Welt an mit uns und ist es noch – und es offenbart, was wir in unserem innersten Wesen erreichen werden: das Reich der höchsten Sinne, der Sinne für das Wort, den Gedanken und das Ich, die uns unsere Geistigkeit offenbaren. Das Ohr ist das Tor zu den СКАЧАТЬ