Название: Die großen Reden der Weltgeschichte
Автор: Martin Kaufhold
Издательство: Bookwire
Жанр: Документальная литература
Серия: marixwissen
isbn: 9783843802215
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ja bäten um ein Haar zum Angedenken,
und sterbend nennten sie’s im Testament,
und hinterließens ihres Leibes Erben
zum köstlichen Vermächtnis.
…
Seid ruhig, liebe Freunde! Ich darf’s nicht lesen;
Ihr müsst nicht wissen, wie Euch Caesar liebte.
Ihr seid nicht Holz, nicht Stein, Ihr seid ja Menschen;
Drum, wenn Ihr Caesars Testament erführt,
Es setzt’ in Flammen Euch, es macht’ Euch rasend.
Ihr dürft nicht wissen, dass Ihr ihn beerbt;
Denn wüsstet Ihrs, was würde draus entstehen?
…
Wollt Ihr Euch wohl gedulden? Wollt Ihr warten?
Ich übereilte mich, da ichs Euch sagte.
Ich fürcht’, ich tu den ehrenwerten Männern
Zu nah, von deren Dolchen Caesar fiel;
Ich fürcht’ es.
…
So zwingt Ihr mich, das Testament zu lesen?
Schließt einen Kreis um Caesars Leiche denn,
Ich zeig Euch den, der Euch zu Erben machte.
Erlaubt Ihr mirs? Soll ich hinuntersteigen?
…
Wofern Ihr Tränen habt, bereitet Euch
Sie jetzo zu vergießen. Diesen Mantel,
Ihr kennt Ihn alle; noch erinnr’ ich mich
des ersten Males, dass ihn Caesar trug,
in seinem Zelt, an einem Sommerabend -
er überwand den Tag die Nervier –
hier schauet! Fuhr des Cassius Dolch herein;
seht, welchen Riss der tück’sche Casca machte!
Hier stieß der vielgeliebte Brutus durch.
Und als er den verfluchten Stahl hinwegriss,
schaut her, wie ihm das Blut des Caesar folgte,
als stürzt’ es vor die Tür, um zu erfahren,
ob wirklich Brutus so unfreundlich klopfte.
Denn Brutus, wie Ihr wisst, war Caesars Engel. –
Ihr Götter, urteilt, wie ihn Caesar liebte!
Kein Stich von allen schmerzte so wie der.
Denn als der edle Caesar Brutus sah,
warf Undank, stärker als Verräterwaffen,
ganz nieder ihn: da brach sein großes Herz,
und in den Mantel sein Gesicht verhüllend,
grad am Gestell der Säule des Pompeius,
von der das Blut rann, fiel der große Caesar.
O meine Bürger, welch ein Fall war das!
Da fielet Ihr und ich; wir alle fielen
Und über uns verlockte blut’ge Tücke.
O ja! Nun weinet Ihr, und ich merk’, Ihr fühlt
Den Drang des Mitleids: dies sind milde Tropfen.
Wie? Weint Ihr, gute Herzen, seht Ihr gleich
nur unsers Caesars Kleid verletzt? Schaut her!
Hier ist er selbst, geschändet von den Verrätern.
…
Seid ruhig, meine Bürger!
…
Ihr guten lieben Freund’, ich muss Euch nicht
Hinreißen zu des Aufruhrs wildem Sturm.
Die diese Tat getan, sind ehrenwert.
Was für Beschwerden sie persönlich führen,
warum sie’s taten, ach! Das weiß ich nicht.
Doch sind sie weiß’ und ehrenwert, und werden
Euch sicherlich mit Gründen Rede stehn.
Nicht Euer Herz zu stehlen komm’ ich, Freunde:
Ich bin kein Redner, wie es Brutus ist,
nur, wie Ihr alle wisst, ein schlichter Mann,
dem Freund ergeben, und das wussten die
gar wohl, die mir gestattet hier zu reden.
Ich habe weder Schriftliches noch Worte,
noch Würd’ und Vortrag, noch die Macht der Rede,
der Menschen Blut zu reizen; nein ich spreche
nur gradezu, und sag euch, was Ihr wisst.
Ich zeig’ Euch des geliebten Caesars Wunden,
die armen stummen Munde, heiße die
statt meiner reden. Aber wäre ich Brutus,
und Brutus Mark Anton, dann gäb’ es einen,
der Eure Geister schürt’, und jeder Wunde
des Caesar eine Zunge lieh’, die selbst
die Steine Roms zu Aufstand würd’ empören.
…
Nun Freunde, wisst Ihr selbst auch, was Ihr tut?
Wodurch verdiente Caesar Eure Liebe?
Ach nein! Ihr wisst nicht. – Hört es denn! Vergessen
habt Ihr das Testament, wovon ich sprach.
…
Hier ist das Testament mit Caesars Siegel.
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