Nordwestpassage. Roald Amundsen
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Название: Nordwestpassage

Автор: Roald Amundsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Edition Erdmann

isbn: 9783843802758

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СКАЧАТЬ war das Fahrwasser so gut wie eisfrei. Der Nebel begleitete uns ganz bis Kap Warrender. Hier hob er sich und in dem schönen sichtigen Wetter konnten wir das Land betrachten. Dieses ist sehr verschieden von Grönlands wildem Gebirgscharakter. Am vorherrschendsten ist die Plateauformation, aber sie wird oft plötzlich von Kuppeln unterbrochen; es ist unfruchtbar hier, aber doch nicht ganz ohne Reiz.

      Das sichtige Wetter hielt sich nicht lange. Schon am folgenden Morgen waren wir mitten im Nebel. Der Kompass war jetzt etwas unzuverlässig; dies in Verbindung mit dem Nebel muss uns zur Entschuldigung dienen, wenn wir hier irrefuhren. Und wir fuhren wirklich ein paar Mal irre. Aber ich tröstete mich damit, dass es denen, die nach uns kommen, wohl ebenso gehen wird.

      Nach ziemlich starkem Kreuzen erreichten wir am zweiundzwanzigsten August abends um neun Uhr die Insel Beechey und gingen an der Erebus Bay vor Anker.

      Der Anker war gefallen und das Schiff hatte beigedreht. Die meisten von uns waren zur Ruhe gegangen, um sich einer ununterbrochenen Nachtruhe zu erfreuen.

      Es war gegen zehn Uhr und die Dämmerung brach herein.

      Ich hatte mich auf eine Kiste gesetzt und schaute mit dem tiefen, feierlichen Gefühl, auf geheiligtem Boden zu sein, nach dem Land hinüber! Dies war John Franklins letzter sicherer Winterhafen gewesen.

      Meine Gedanken glitten rückwärts – in längst vergangene Zeiten.

      Ich sehe sie vor mir, die stattlich ausgerüstete Franklinflotte, wie sie in den Hafen hineinfuhr und die Anker auswarf.

      »Erebus« und »Terror« sind noch in ihrem vollen Glanz! Die englischen Farben flattern auf ihren Mastspitzen und die beiden schönen englischen Schiffe sind voller Leben – Offiziere in glänzenden Uniformen, Bootsleute mit ihren Pfeifen, blau gekleidete Matrosen! Zwei stolze Repräsentanten für die erste seefahrende Nation hier oben in der unbekannten Eiswüste.

      Vom Führerschiff wird ein Boot klargemacht. Sir John will an Land gesetzt werden. Die Blaujacken legen sich gut in die Riemen, sie sind stolz, ihren Führer im Boot zu haben. Aus seinem klugen, charaktervollen Gesicht leuchtet Güte; er hat für alle ein freundliches Wort, deshalb lieben ihn die Matrosen. Deshalb haben sie auch unbegrenztes Vertrauen zu dem alten erfahrenen Führer durch die Polargegenden. Jetzt lauschen sie gespannt auf jedes Wort, das zwischen ihm und den beiden Offizieren, in deren Mitte Franklin sitzt, gewechselt wird. Die Unterhaltung dreht sich um die ungünstigen Eisverhältnisse und um die Möglichkeit einer Überwinterung bei Beechey. Es fällt Sir John schwer, sich mit einem solchen Gedanken vertraut zu machen. Aber aus alter Erfahrung weiß er, dass man in diesen Regionen oft gezwungen ist, gerade das zu tun, was man am wenigsten möchte.

      Es war diesen kühnen Leuten allerdings gelungen, etliches Neuland zu erforschen, aber nur, um alle ihre Hoffnungen auf die Vollbringung der Nordwestpassage von undurchdringlichen Eismassen vernichtet zu sehen.

      Der Winter 1845–46 wurde hier an dieser Stelle zugebracht.

      Die dunklen Umrisse einiger Grabkreuze drinnen im Land, die ich von hier aus unterscheiden kann, legen Zeugnis davon ab.

      Das Gespenst des Skorbuts zeigte sich hier zum ersten Mal und forderte, wenn auch nicht viele, so doch einige Opfer an Menschenleben.

      Als das Eis im Jahr 1846 aufbricht, werden »Erebus« und »Terror« wieder frei. Noch einmal ertönt der frohe Gesang der Matrosen, und die Schiffe fahren zwischen Kap Riley und Beechey hindurch. Noch einmal weht Englands stolze Flagge. Das ist der Abschiedsgruß der Franklin-Expedition. Von da glitt sie hinein in das Dunkel – in den Tod …

      Der tüchtigste Forscher Dr. Sir John Rae war der Erste, der Nachricht darüber brachte, in welcher Gegend die Franklin-Expedition verunglückte. Aber die Ehre des ersten sicheren Berichts über das Schicksal der ganzen Expedition gehört dem Admiral Sir Leopold McClintock.

      Gar viele Reisebeschreibungen enthalten die Geschichte dieser Tragödie, deshalb will ich sie nicht wiederholen. Franklin und alle seine Leute setzten ihr Leben ein im Kampf um die Nordwestpassage. Wir wollen ihnen ein Denkmal setzen, das dauernder ist als irgendein Bautastein: die Anerkennung, dass sie die ersten Entdecker der Nordwestpassage waren.

      Der 23. August brachte schon in der Frühe Nebel. Wiik und ich gingen sogleich an die magnetischen Beobachtungen, die diesmal von allen mit großer Spannung und höchstem Interesse verfolgt wurden. Hing doch unser Weg nach dem magnetischen Pol von dem Ausfall dieser Beobachtungen ab. Ich kann nicht leugnen, viele hatten ihre Hoffnung darauf gesetzt, dass die Kompassnadel nach Westen zeige – nach den Bisamochsen auf der Insel Melville und nach Prinz-Patrick-Land. Die Deklinationsnadel wurde losgelassen und wir folgten ihren Bewegungen mit atemloser Spannung. Die Nadel schwankte lange hin und her und blieb dann in südwestlicher Richtung stehen. Obgleich auch ich zeitweise mit angenehmen Gefühlen an die Jagdgefilde im Nordwesten gedacht hatte, fühlte ich mich jetzt, wo die Entscheidung gefallen war, sehr befriedigt, denn mein ursprünglicher Plan konnte weiterverfolgt werden. Auch meine Kameraden waren

      von demselben Gefühl beseelt. Von Anfang an waren wir alle darin einig gewesen, dass der beste Weg für die Nordwestpassage gerade der sein müsse, wohin die Magnetnadel jetzt deutete.

      Wiik war ein zuverlässiger Arbeiter, wir hätten keinen gewissenhafteren und sorgfältigeren Gehilfen bekommen können.

      Leutnant Hansen bekam keine Gelegenheit zum Gebrauch seiner astronomischen Instrumente. Die Sonne wollte sich nicht zeigen und wir mussten uns mit der Messung einzelner bekannter Punkte begnügen. Glücklicherweise hatte Kommandeur Pullen im Jahre 1854 eine Spezialkarte von der Insel Beechey aufgenommen, und diese war uns nun von großem Nutzen. Der Leutnant fand übrigens Veranlassung, die Beschaffenheit des Bodens zu untersuchen, und er nahm eine große Menge Versteinerungen mit. Northumberland House ist der Name eines Hauses, das auf der Insel Beechey im Herbst 1852 von Pullen gebaut wurde. Es sollte für das Geschwader von Sir Edward Belcher, der auf die Suche nach Franklin ausgezogen war, Proviant und Ausstattungsgegenstände enthalten. Bei der Heimreise dieses Geschwaders wurde das Haus nebst Inhalt als ein Depot für Franklin zurückgelassen, falls dieser an der Insel vorbeikäme. Drei Boote von verschiedener Konstruktion wurden auch zurückgelassen. Auf seiner Untersuchungsexpedition mit dem »Fox« besuchte Sir Leopold McClintock diesen Ort im Jahr 1858. Damals schon hatte das Depot Schaden gelitten. Und als Sir Allan Young 1878 mit der »Pandora« dahin kam, war es von Bären, die eingebrochen waren, so gut wie zerstört. Kein Wunder also, dass wir im Jahr 1903 das Ganze vollständig vernichtet fanden. Die letzten Reste von Kohlen nahmen wir mit. Desgleichen einen kleinen Vorrat Sohlenleder, das uns sehr willkommen war. Obgleich so viele Jahre lang Wetter und Wind ausgesetzt, war das Leder noch ganz gut, ja es wurde sogar unserem neuen Vorrat von »prima amerikanischem Sohlenleder« vorgezogen.

       Die Ruinen des Franklin-Depots auf der Insel Beechey

      Aber das Schicksal dieses Depots erscheint mir als eine Warnung für die Polarfahrer, die ihre Hoffnung auf fünfzigjährige Depots setzen.

      Die im Auftrag von Lady Franklin zum Andenken an ihren Mann und seine Gefährten und seine Leute von McClintock errichtete Marmorplatte war in Ordnung. Sie lag noch da, wo sie im Jahre 1858 hingelegt worden war, am Fuß der Belcher-Säule, die zur Erinnerung an die Verunglückten der Belcher-Expedition errichtet wurde. An dieser Säule ist auch eine kleine Erinnerungstafel an den in der Gegend ertrunkenen französischen Leutnant Béllot eingelassen. Dies alles fanden wir im besten Zustand, desgleichen die Gräber selbst; einen einzigen umgestürzten Grabstein richteten wir wieder auf …

      Die Traurigkeit und Schwere des Todes ruht über der Insel Beechey; es ist kein Leben, keine Vegetation СКАЧАТЬ