Nordwestpassage. Roald Amundsen
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Название: Nordwestpassage

Автор: Roald Amundsen

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия: Edition Erdmann

isbn: 9783843802758

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СКАЧАТЬ einen ungeheuren Jubel erregte es besonders, als einer von ihnen sich bückte, um ein Messer aufzuheben, das ihm entfallen war, und dabei einen großen Teil seiner Sitzgelegenheit entblößte. Eine feine Art, sich zu verbeugen! Sie waren überaus lebhaft, schrien durcheinander, fochten und gestikulierten mit den Armen. Sie hatten uns offenbar etwas ganz Besonderes zu berichten. Aber wir verstanden ja natürlich keinen Deut davon. Da verzog endlich der eine plötzlich seinen Mund zu einem breiten Grinsen und sagte: »Mylius!«

      Und damit ging uns ein Licht auf. Nun errieten wir, was er meinte. Die so genannte dänische literarische Grönlandexpedition unter Mylius Erichsen musste in der Nähe sein. Nach dem, was wir über sie wussten, hatten wir sie unter den Eskimos bei Kap York vermutet.

      Kaum war der Name ausgesprochen, da ertönte hinter einem hohen Eiskoloss hervor lautes Schießen und Knallen wie bei einer wirklichen Schlacht, und von dorther kamen blitzschnell sechs Kajaks gefahren. Einer war mit einer kleinen norwegischen Flagge geschmückt und ein anderer mit einer dänischen. Das war in Wahrheit eine frohe Überraschung!

      Bald hatten wir den Führer der Expedition, Herrn Mylius Erichsen, und einen der Teilnehmer, Herrn Knut Rasmussen, sowie vier Eskimos an Bord. Sie wurden aufs Freundlichste begrüßt und ausgefragt. Fragen und Antworten klangen in froher Verwirrung durcheinander, und es dauerte eine gute Weile, bis wir uns beiderseitig so weit beruhigten, dass wir einander ordentlich Rede stehen konnten. Unsere größte Sorge galt dem Depot, und zu unserer ungeheuren Erleichterung erfuhren wir, dass es in schönster Ordnung sei.

      Abends um sieben Uhr erreichten wir Dalrymple Rock. Es ist kein Hafen auf der kleinen Insel; wir lagen also ohne jeglichen Schutz da. Ich fuhr indes sogleich mit Lund ans Land, um das Depot in Augenschein zu nehmen und zu entscheiden, wie die Überführung an Bord bewerkstelligt werden sollte. Herr Mylius Erichsen übergab mir einen Brief von den Herren Milne und Adams, worin sie uns alles Glück auf die Reise wünschten. Ich kann diesen beiden Herren nicht genug danken für die Bereitwilligkeit, mit der sie die langweilige Arbeit auf sich genommen hatten, und für die Sorgfalt, womit alles ausgeführt worden war.

      Das Depot lag zwischen großen Steinen auf einer Halde und war von allen Seiten mit Stacheldraht umgeben. Am Fuß des Hügels erstreckte sich eine alte Eisrampe ins Meer hinaus, die einen ausgezeichneten natürlichen Kai bildete. Wir beschlossen daher, unseren Ausladebaum als Kran auf dem Kai aufzurichten und mithilfe von diesem die Kisten, nachdem wir sie auf Schlitten dorthin gefahren hätten, direkt ins Boot hineinzubefördern. Um keinen zu weiten Boottransport zu haben, brachte ich die Gjöa so nahe wie möglich ans Land und verankerte sie da. Ich gebe zu, dass dies an einer offenen Küste unvorsichtig war, aber für uns war es sehr wichtig, bald fertig zu werden, um weiterreisen zu können. Wir schickten also einen Prahm an Land, um den dritten Teilnehmer der Expedition, Graf Moltke, der krank war, zu holen.

      Ein eiliges Abendessen war bald eingenommen und um zehn Uhr machten wir uns an die Arbeit. Leutnant Hansen blieb an Bord, um da die Aufsicht zu führen. Ich selbst übernahm unter dem liebenswürdigen Beistand unserer dänischen Gäste und einiger Eskimos die Arbeit am Land. Hansen sollte die Kisten herbeischaffen und Lund sie an Bord heben. Das ganze Depot – hundertfünf Kisten – musste als Decklast verstaut werden. Währenddessen wurde von Ristvedt und Wiik der Motor gereinigt und geputzt.

      Morgens um zwei Uhr gönnten wir uns Rast bei einer Tasse Kaffee, die wir wohlverdient hatten. Die Kisten wogen durchschnittlich ihre hundertdreißig Kilogramm und waren also kein Kinderspielzeug. Um halb drei Uhr gesellte sich zu meiner großen Freude Graf Moltke zu uns. Nach dem Kaffee begannen wir mit neuem Eifer. Ich wurde nun von vier Eskimos unterstützt. Es ist so viel darüber geschrieben worden, dass die Eskimos faul und unwillig und überhaupt im Besitz aller schlechten Eigenschaften der Welt seien; aber all dieses passte jedenfalls auf meine vier Gehilfen nicht. Sie handhabten unsere Kisten, von denen viele ein Gewicht bis zu zweihundert Kilogramm hatten, mit einer Leichtigkeit und Gewandtheit, die ihresgleichen suchten. Und anstatt Flüchen und Verwünschungen, die bei den »zivilisierten« Arbeitern die stehende Begleitung in solchen Fällen sind, begleiteten diese Naturkinder ihre Mühe mit Gesang und allgemeiner Munterkeit.

      Morgens um acht Uhr waren die letzten Kisten sowie sechs Fässer Petroleum nach dem Kai geschafft worden, und ich berechnete, dass wir um neun Uhr ganz fertig sein könnten. Aber ach, es ging anders als nach meiner klugen Berechnung! Plötzlich erhob sich ein Seewind, der uns zwang, Hals über Kopf an Bord zu gehen. Der Anker wurde gelichtet und die Vorsegel wurden gehisst – zu dem Aufziehen des großen Segels war keine Zeit. Die Regenbö jagte scharf daher, aber der Wind sprang glücklicherweise so um, dass er unsere Segelfetzen füllte. Nun ging es rasch vorwärts, und es war die höchste Zeit, denn wir konnten den Abstand vom Land nach Zoll messen. Wir fuhren um die Insel herum und ankerten in Lee auf der anderen Seite. Aber jetzt hatten wir noch die anstrengende Arbeit vor uns, die noch auf dem Kai stehenden elf Kisten und sechs Petroleumfässer auf die entgegengesetzte Seite der Insel zu verbringen. Ich fürchtete mich davor, den Eskimos mit diesem Ansinnen zu kommen; aber sie lachten und scherzten nur und griffen mit frischen Kräften zu. Fertig wurden wir aber doch nicht vor sieben Uhr abends.

      Bei unserer Ankunft an der Insel hatten wir die Hunde losgelassen, damit sie uns bei der Arbeit nicht im Wege wären. Sie benützten ihre Zeit sehr gut. Die alten Hunde von der »Fram« und die neuen von Godhavn bekamen Gelegenheit, in einer regelrechten Schlägerei alles, was sie von Streitigkeiten bis dato an Bord aufgespeichert hatten, auszufechten. Viele von den Hunden trugen böse Merkmale der Schlacht an ihrem Leib, als sie jetzt wieder an Bord gebracht wurden. Einer von unseren neuen Hunden war um keinen Preis herbeizulocken, und wir mussten ihn dahinten lassen. Die Eskimos werden ihn später, als er hungrig war, schon eingefangen haben. Mylius Erichsen schenkte mir vier prächtige Hunde, zwei ausgewachsene und zwei erst zwei Monate alte. Diese beiden Hündchen wuchsen zu außerordentlich tüchtigen Hunden heran. Wir nannten sie »Mylius« und »Gjöa«, und der Letztere wurde später unbestritten unser bester Hund.

      Um elf Uhr abends erreichten wir die Insel Saunder, wo die literarische Expedition ihren Aufenthaltsort hatte. Und so hart es für uns war, uns nach so kurzem Beisammensein schon wieder zu trennen, so mussten wir ihnen doch hier Lebewohl sagen.

      Wir waren nun schwer beladen. Unsere Petroleumbehälter hielten beim Abgang von Dalrymple 19.291 Liter. Das Deck lag auf der Wasserlinie und die Kisten reichten beinahe bis unter den Großbaum. Oben auf den Kisten liefen die Hunde umher und lauerten aufeinander. Es kostete uns große Mühe, die beiden feindlichen Parteien auseinanderzuhalten.

      Am siebzehnten August, um halb drei Uhr morgens, setzten wir unsere Reise fort. Es war ein herrlicher Morgen. Ein Gletscher um den anderen dehnte sich im Norden in glänzender Breite aus, bis das Land bei Kap Parry abschloss. Beim Anblick eines Gletschers, den unser kühner Landsmann Eivind Astrup erstiegen hatte, um mit Peary zusammen seine Wanderung über das Inlandeis zu beginnen, wurde es mir sehr schwer, Augen und Gedanken davon abzuwenden. Aber ich musste mich losreißen und meine Aufmerksamkeit auf meine eigenen Angelegenheiten richten. Vor uns erstreckte sich eine Mauer von schweren, neu gebildeten Eisbergen, die wir uns mit Macht vom Leibe halten mussten.

      Grönland wurde jetzt kleiner und kleiner, und wir hielten guten Kurs auf Kap Horsburg, den nördlichen Eingang zum Lancaster-Sund. Im Laufe des Tages passierten wir die Carey-Inseln in einer Entfernung von fünfzehn Seemeilen. Glücklicherweise blieb das Wetter still und klar. Wie die Gjöa jetzt belastet war, wäre sie nicht geeignet gewesen, einen Sturm auszuhalten. Es kostete uns ungeheure Mühe, um das Kap Horsburg herumzukommen. Der Wind war ganz abgeflaut; eine hohe Dünung aus Süden, die mit der Strömung aus dem Sund heraus zusammentraf, wühlte höchst unheimliche Wogen auf, und die Gjöa war mit ihrem Motor kein Schnellläufer.

      Am zwanzigsten August morgens um halb fünf Uhr waren wir endlich um die Landzunge herum und in dem Lancaster-Sund. Da ich mich entschlossen hatte, nach der Insel Beechey zu fahren, um dort eine Reihe magnetischer Beobachtungen vorzunehmen, hielten wir auf das nördliche Ufer zu.

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