Название: Der Diwan
Автор: Mohammad Schemsed-Din Hafis Hafis
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Klassiker der Weltliteratur
isbn: 9783843803373
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Die trunken, nichts gehört?
Ha, deine Lippen bezeugen,
Dass der Rubin ein Tropfen ist,
Der von den Gluten der Sonne
Zur Erde niederfällt.
Den Schleier zieh zurücke,
Wie lang wirst du dich noch verhüllen?
Was nützet dich der Schleier?
Zu was verbergen dich?
Dein Gesicht schaute die Rose,
Ha! da entglühte sie voll Scham,
Sie spürte deinen Geruch und
Zerfloss in Rosenwasser.
Aus Liebe deines Gesichtes
Stürzt in das Elend sich Hafis,
Bald wird er sterben, o komm!
Und finde Rettung auf.
Hafis, es gehe das Leben
Nicht ohne Früchte dir vorbei,
Bemüh’ dich und erkenne
Des Lebens großen Wert.
In unserer Prosa würde der Inhalt dieser Ode beiläufig so heißen:
1) Bin ich bei dir, so bin ich im Paradiese, bin ich ferne von dir, so bin ich in der Hölle.
2) Die Reize Edens huldigen den deinen.
3) Mein Auge weint die ganze Nacht aus Sehnsucht nach dem deinigen.
4) Die Schönheit des Frühlings ist ein bloßer Kommentar über die deinige, und die Freuden des Paradieses sind eine schwache Erinnerung gegen die, welche deine Liebe gewähret.
5) Mein Herz ist verbrannt, weil ihm sein heißester Wunsch nicht gewährt wird.
6) Da dein Mund ein wahrer Wüterich und Mordbrenner ist, so mag er freilich auch Kriegssteuer und Brandschatzung fordern.
7) Nicht nur Verliebte, sondern auch fromme Männer sind Trinker.
8) Wenn ihr zweifelt, dass der Rubin nichts als geschmolzene Sonnensglut sei, so seht nur die Lippen des Geliebten an.
9) Entschleiere dich.
10) Rosen entfliehen, weil du sie an Schönheit beschämest.
11) Und Hafis vergeht aus Liebe.
12) Er kennt den Wert des vergänglichen Lebens und will es benutzen.
I.
Bei dem Geiste des Herrn, beim alten Recht und dem Bündnis
Schwör ich, es bleibet dein Heil immer mein Morgengebet.
Meine Tränen ergießen sich zwar wie vor Noe die Sündflut,
Aber des Busens Bild waschen sie nimmer hinweg.
Kauf mein zerschlagenes Herz, in tausend Stücke zerbrochen,
Ist es so viel als sonst tausend der anderen wert.
Schelte mich nicht der Trunkenheit, der Geleitsmann der Liebe
Hat mich seit Anbeginn selber zum Rausche gebracht.1
Sei gerad’, dann ersteiget die Sonne hell dem Gemüte,
Während die Dämmerung trügt, zeigt sie sich finster und schwarz.2
Nicht verwirf, o mein Herz, die Hoffnung der Gnade des Freundes.
Hast du mit Liebe geprahlt, tue Verzicht auf den Kopf.
Wahnsinn jagt mich um dich hinaus in Wüsten und Berge,
Meiner Ketten Last, ach, die erleichterst du nicht!
Ausgeschmält hat die Ameis’ Assafen, und wahrlich mit Rechte,3
Dass er verloren den Ring, dass er ihn nimmer gesucht,
Gräme dich nicht, Hafis! und hoffe von Schönen auf Treue,
Ist es des Ackers Schuld, wenn das Getreide nicht wächst?
1Am Tage, wo das ewige Schicksal die Bestimmung aller Menschen entschied, ward auch meine Neigung zum Trunke unwiderruflich entschieden.
2Im Persischen ein besonderes Wortspiel. Die erste Dämmerung heißt Subhi kasib, der trügende Morgen. Das Morgenlicht, auf welches unmittelbar der Aufgang der Sonne folgt, heißt Subhi sadik, der aufrichtige Morgen. Sei also aufrichtig, dann wird die Sonne aufgehen; bist du trügerisch wie die erste Dämmerung, so wird es auch in deinem Gemüte finster bleiben.
3Eine Anspielung auf die Geschichte der Ameise, die, nachdem alle Tiere mit Geschenken beladen vor dem Throne Salomons erschienen waren, auch einen Grashalm brachte. Assaf verlor das Siegel Salomons, dessen sich hernach ein Diwe bemächtigte und mit Hilfe desselben in Salomons Namen regierend die Völker täuschte. Das Siegel Salmons bedeutet hier die Lippen des Freundes, deren Genuss für jetzt verloren ist. Hafis will sich aber nicht die Nachlässigkeit des Großwesirs zu Schulden kommen lassen.
II.
Die Zelte meiner Augen
Sind deinem Aufenthalt geweiht,
O komm herab, sei gnädig,
Denn meine Wohnung ist dein Haus.
Des Mals, der Flaumen Anmut
Hat Weisen selbst das Herz geraubt
O sonderbare Weise,
Sie dienen dir statt Netz und Korn.
In dem Genuss der Rose
Erfreue dich, o Nachtigall!
Denn mit verliebten Klagen
Erfüllest du allein die Flur.
Die Heilung meines Herzens
Sei deinen Lippen heimgestellt,
Die Kräfte des Rubines
Sind deinem Schatze anvertraut.
Zwar bin ich nicht im Stande
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