Название: Perry Rhodan 1246: Die Macht des Träumers
Автор: Thomas Ziegler
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845312453
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Aber der Dekalog existierte nicht mehr, dachte der Zeroträumer.
Und eine Stimme sagte: »Was hast du getan?«
Es war eine kalte Stimme, kalt wie Trockeneis aus der Minuswelt, und sie drang aus dem Nichts. Der Zeroträumer fuhr mit einem Schrei hoch. Seine Pigmentsensoren röteten sich, ließen ihn klar und scharf hören, riechen und sehen, das ihm bisher so warm und vertraut erschienen war, wirkte mit einemmal giftig.
»Herr?«, stammelte er. »Wo bist du, Herr?«
»Ich bin bei dir«, sagte die Stimme seines Herrn. »Ich bin immer bei dir gewesen. Ich habe dich vor dem Tod bewahrt und dir das Leben geschenkt, das ewige Leben, die Unsterblichkeit. Aber was hast du getan, Kazzenkatt?«
»Herr, töte mich nicht!«, rief der Sarlengort. Unterwürfig fiel er auf die Knie. »Es ist nicht meine Schuld! Verschone mich, Herr!«
In der Zentrale wurde es dunkler. Schatten legten sich über das Grün der Formenergie, und aus den Schatten – dunkler als die Asche von Sarlengort – schälte sich eine humanoide Gestalt. Die Gestalt eines Terraners, eines Feindes, und die Tatsache, dass der Herr der Negasphäre ausgerechnet diese Erscheinungsform gewählt hatte, verstärkte Kazzenkatts Furcht.
Ich will leben!, dachte er verzweifelt. Das ist alles, was ich will!
»Du hast versagt«, erinnerte der Herr der Negasphäre.
Kazzenkatt hob trotzig den Kopf. »Ja«, sagte er laut. »Ich habe versagt. Aber ich bin nur dein Werkzeug. Wenn du dein Werkzeug töten willst – ich bin bereit.«
Ein verächtliches Lachen antwortete ihm, und eine unsichtbare Hand packte ihn mit brutaler Gewalt, zerrte ihn hoch, schmetterte ihn in den Sessel aus Formenergie.
»Narr!«, donnerte der Herr der Negasphäre. »Natürlich hast du den Tod verdient! Aber glaubst du nicht auch, dass ich dich längst getötet hätte, wenn ich dich töten wollte? Glaubst du nicht auch, dass ich meine Gründe habe, dich trotz deines Versagens am Leben zu lassen? Vergiss nicht, Kazzenkatt«, raunte er, »dass ich der Herr bin und dass du mir dienst. Vergiss nicht, was ich dir einst gesagt habe – dass der Tod dir wie eine Erlösung erscheinen wird, wenn ich beschließe, dir die Gnade des Todes zu gewähren. Aber noch ist es nicht soweit. Noch benötige ich deine Dienste, Element der Lenkung ...«
Hoffnung keimte in Kazzenkatt auf, doch sie währte nur kurze Sekunden. Denn wie sollte er dienen, machtlos wie er war? Was konnte er gegen die Terraner und ihre Verbündeten ausrichten?
»Was kann ich tun?«, fragte er krächzend. »Wie kann ich dir jetzt noch dienen, wo ich alles verloren habe? Das Element der Zeit ist im Abgrund der Vergangenheit verschwunden. Das Element der Maske hat mich verraten. Das Element der Kälte wurde geopfert, um die Eisige Schar in dieses Universum zu rufen, und als die Eisigen in die Minuswelt zurückkehrten, folgten ihnen die Elemente des Raumes und des Geistes, des Krieges und der Transzendenz. Und die Anin An, das treueste und mächtigste Element, das Element der Technik, das die Terraner fast bezwungen hätte, erlag den Einflüsterungen Ordobans. Und das letzte Element, die Finsternis ...«
Plötzlich wusste er, was der Herr der Negasphäre von ihm verlangen würde. Er hatte es die ganze Zeit über gewusst und dieses Wissen verdrängt, weil ihm die Vorstellung zu absurd erschienen war. Die Finsternis einsetzen? Das Risiko einer unkontrollierbaren Entwicklung eingehen?
»Du musst es tun«, sagte der Unheimliche. Er sprach sanft, fast zärtlich. Schwarz wie er war, mit Augen, in denen sich das Licht ferner Sterne spiegelte, und einem Lächeln, das Freundlichkeit vortäuschte, um Grausamkeit zu verbergen, trat der Herr auf den Diener zu und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
Kazzenkatt schauderte unter der Berührung. Nein!, dachte er grimmig. Niemals! Bei den goldenen Monden von Sarlengort – ich werde es nicht tun!
»Du wirst es tun«, wisperte der Herr der Negasphäre. »Du weißt, dass dir keine Wahl bleibt, nicht wahr? Es ist deine einzige Möglichkeit, die Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Zuviel steht auf dem Spiel. Wenn Perry Rhodan Eden II erreicht ... Wenn der Frostrubin in die Tiefe zurückkehrt und die Lücke im Moralischen Kode schließt ... Du kannst dir nicht vorstellen, was das bedeutet, Kazzenkatt, für mich bedeutet. All die Jahrmillionen ...! All die klugen, großen Pläne, die gewonnenen Schlachten und die mühsam erkämpften Triumphe ...! Soll alles vergeblich gewesen sein?«
Er beugte sich zu Kazzenkatt hinunter und lächelte, doch das Lächeln beschränkte sich auf die schwarzen Lippen und erreichte nicht die Augen, in denen jetzt kalte Flammen loderten.
»Sie wollen mich verderben, mein träumender Freund«, sagte der Herr der Negasphäre. »Die Kosmokraten wollen mich verderben, weil sie mich fürchten und weil sie mich hassen. Ich habe zu lange gelebt und zu hart gekämpft, um noch aufgeben und sterben zu können. Sie wollen mir alles nehmen – mein Leben, meine Welt, sogar meine Vergangenheit. Sie werden erst zufrieden sein, wenn alle Spuren meines Daseins ausgelöscht sind, wenn nichts im ganzen Universum mehr an mich und mein Wirken erinnert, wenn sogar die Zeit vergessen hat, wer ich war und was ich getan habe. Sie sind schlechte Kreaturen, Kazzenkatt. Alles, was aus der Region jenseits der Materiequellen kommt, ist abgrundtief schlecht und ohne Erbarmen. Sie klagen mich der Lüge an, und dabei sind sie es, die lügen. Sie beschuldigen mich abscheulicher Verbrechen, doch sie sind es, die die größten Verbrechen begehen.
Weißt du, was geschehen wird, wenn sie siegen?«, fragten die schwarzen Lippen. »Sie werden mich erniedrigen, wie nie zuvor ein denkendes Geschöpf erniedrigt wurde. Ich bin so hoch gestiegen, dass ich die weiten Himmel sehen kann, die grenzenlosen Räume der Unendlichkeit, wo diese schrecklichen Kreaturen in ihrer Größe thronen und eifersüchtig darüber wachen, dass kein Wesen dieses Universums ihnen in ihrer Größe gleichkommt. Deshalb verfolgen sie mich, und deshalb wollen sie mich vernichten – weil ich sie sehen kann, sie und das, was sie dort tun. Was sie in den Äonen vollbracht haben und was sie für die Zukunft planen.
Sie sind so vermessen!«
Das Wesen aus der Negasphäre schwieg einen Moment. Die gesplitterten schwarzen Spiegel der Augen hellten auf, und Kazzenkatt sah schattengleich Myriaden Gesichter in den Myriaden Bruchstücken, vage Erinnerungen an etwas, das längst vergangen war. Die Gesichter waren Legion, aber nicht einmal ihre Zahl hatte sie vor dem Vergessen bewahrt. Plötzlich begriff der Zeroträumer. Wie betäubt blickte er in die schwarzen Spiegel, die fremden Augen, und las in ihnen die Antwort auf die Frage, die ihn seit viertausend Jahren quälte. Die Frage nach der Herkunft seines Herrn.
Er ist die Inkarnation der intelligenten Lebensform, die einst jene Region beherrscht hat, aus der die Negasphäre entstand, dachte Kazzenkatt. Als sich TRIICLE-9 aus der psionischen Doppelhelix des Moralischen Kodes löste, wurde in diesem Teil des Universums das Schöpfungsprogramm gelöscht. Die Materie zerfiel, als die Naturgesetze ihre Gültigkeit verloren, aber sie passten sich an. Wer oder was auch immer dort gelebt hat – sie müssen fremd gewesen sein, anders als die Bewohner Narzeschs oder der Milchstraße. Fähig, den Zusammenbruch von Raum und Zeit zu überstehen; bereit, um jeden Preis zu überleben; bereit, alles zu opfern, um nicht selbst zu Opfern zu werden ... Aber welche Lebensform ist in der Lage, eine apokalyptische Katastrophe wie die Löschung des Schöpfungsprogramms zu überstehen? Welches Volk der Urzeit war groß und mächtig genug, dem Nichts zu trotzen und sich dem Chaos anzupassen?
Kazzenkatts Gedanken wirbelten wie Schneeflocken in einem Wintersturm. Er sah den Herrn in der Gestalt eines Humanoiden vor sich stehen, und plötzlich verstand er. Die Antwort war so offensichtlich!
Ich kenne dich, sagte er zu den blinden СКАЧАТЬ