Perry Rhodan 809: Mensch aus dem Nichts. Hans Kneifel
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Название: Perry Rhodan 809: Mensch aus dem Nichts

Автор: Hans Kneifel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Perry Rhodan-Erstauflage

isbn: 9783845308081

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СКАЧАТЬ Sterne!«, sagte er fassungslos. Er stand in der Mitte der Zentrale, klammerte sich an die Lehne eines leeren Sessels und blickte langsam von einem Bildschirm zum anderen. Da waren sie: weiß, gelb, rot und blau, größer und kleiner, weiter entfernt und näher. Pfeilspitzen aus Licht, drohend und kalt, ohne den Effekt, den eine wärmende Sonne auf einem Boden eines Planeten hatte. Myriaden Sterne in völlig unbekannten Konstellationen. Senkrecht zu der Schwerkraftebene verlief ein breiter, vielfach verzweigter Arm einer atemberaubenden Konzentration von Tausenden und aber Tausenden ferner Sonnen. Sie bewegten sich nicht, nichts bewegte sich dort draußen.

      »Sterne. Ich bin in einer Raumstation ... Aber in welchem Teil des Kosmos?«, stammelte Chung Lo. Er fürchtete die Sterne nicht, aber diese eindringlichen Bilder überwältigten und schockierten ihn. Jetzt erst, als die optische Verbindung zwischen drinnen und draußen herbeigeführt worden war, packte ihn das deutliche Gefühl, das einen Menschen befallen muss, wenn er ohne Erinnerungen sich an einem Ort wiederfand, den er nicht kannte.

      Verloren im Kosmos. Verirrt, hingeschleudert in einen entlegenen Bezirk des Alls. Wo war die Sonne der Erde?

      Wo gab es in diesem Gewimmel von Lichtpunkten einen festen Bezugspunkt?

      »Es gibt ... keinen«, flüsterte Chung Lo. Er fühlte, wie eine unbekannte Schwäche ihn ergriff. Nicht die Art von Zusammenbruch, die rein körperlich nach einer Überanstrengung auftrat, sondern eine Sinnesverwirrung. Sekundenlang zuckte ein bohrender, scharfer Schmerz durch seinen Schädel. Er machte ihn halbblind. Seine Identität begann – besser konnte er sich in Gedanken nicht ausdrücken – zu flimmern. Eben noch hatte er die Kontrolle über seinen Verstand und seinen Körper besessen und sich gefreut, dass er nicht wahnsinnig geworden war in diesem Einsamkeitsschock, jetzt fühlte er, wie die Identität Chung Lo bedeutungslos wurde. Etwas anderes schob sich blitzschnell vor alle seine Sinne und ersetzte dann jenen Chung Lo. Nein, in Wirklichkeit wurde Chung Lo ausradiert.

      Chung Lo merkte nicht, was ihm passierte.

      Er wusste auch nicht, dass dieser Vorgang innerhalb von Sekundenbruchteilen oder gar noch schneller erfolgte.

      Jedenfalls schien derjenige, der schwankend und halbblind um den Sessel herumtaumelte und sich schwer in die Polster fallen ließ, ein anderer Mensch zu sein.

      *

       Ein faszinierendes Halbpanorama! Ich könnte mir vorstellen, dass diese Versammlung von Sternen grob gesehen der Eastside zuzurechnen sein könnte; dieser senkrechte milchstraßenartige Ast, sicher nur eine lokale Erscheinung, aber immerhin charakteristisch. Ich muss einmal nachdenken, denn ich kenne dieses Bild, wenn auch nur aus Photos und entsprechenden Studienaufnahmen, ebenfalls mehrfarbig und stereoskopisch.

       Keiner soll sagen, dass Abd el Pumán nicht in jedem Teil der Milchstraße zumindest nicht ganz fremd ist. Ich kenne nicht gerade jeden Stern, aber schließlich hat ein professioneller Astronom einen sechsten Sinn dafür, wo er sich gerade befindet – ich erinnere mich der spielerischen Tests, die wir während der Ausbildung zu Tausenden über uns ergehen lassen mussten. Ein holografisches Bild, zehn Sekunden Zeit, dann eine schnelle Antwort. Von hundert möglichen Treffern erzielte ich stets Zahlen zwischen einundneunzig und neunundneunzig. Natürlich, ich bin in der Eastside der heimischen Milchstraße, in dem Gebiet der Blues.

       So weit, so gut. Aber ... wie bin ich hierhergekommen?

       Ruhe, Abd el Pumán! Keine Panik. Du spürst deinen Körper, hast auf der Zunge den widerlichen Geschmack von dunklem Bier, befindest dich in einem mäßig hellen Schaltraum in einem Sessel sitzend, und du bist ratlos, weil dir ein gewaltiger Abschnitt deiner Erinnerungen fehlt.

       Wo bin ich?

       »Keine Ahnung!«, muss ich zugeben. Irgendeine Raumstation. Eastside? Blues? Eine gewisse Ruhe und Stille?

       Merkwürdig. Ich kann mich nicht erinnern, vor kurzer Zeit gegessen und ausgerechnet dunkles Bier getrunken zu haben! Ich habe irgendwann das Bewusstsein verloren und bin von jemandem oder von etwas in eine ziemlich leer scheinende Raumstation im Einflussbereich des Reiches der Gataser-Abkömmlinge mit ihren tellerförmigen Köpfen gebracht worden. Darüber hinaus glaube ich zu wissen, dass mein Körper irgendwie anders ausgesehen hat. Oder anders war. Der Körper, den ich jetzt spüre, ist schlanker als meiner, den ich in Erinnerung habe. Ich glaube, ich werde noch einmal diese faszinierenden Sternanhäufungen studieren und dann versuchen, in diesem Observatorium jemanden zu finden, der meine Fragen beantwortet. Hoffentlich gibt es hier einschlägige Beobachtungsinstrumente; ich glaube zu wissen, dass ich inzwischen viel verlernt habe.

       Wo ist der Kollege, der die Bildschirme eingeschaltet hat?

      *

      Abd el Pumán sah sich zwanzig Minuten später in einem großen Spiegel. Eben noch war sein Gesicht anders gewesen; jetzt waren die Augen auf rätselhafte Weise dunkler geworden, die Mundwinkel zogen sich leicht nach unten, die Haltung der Schultern war die eines Mannes, der große Teile seines Lebens vor Instrumente, Tabellen und Rechnern verbracht hatte, dessen Liebe nicht Tieren, Maschinen oder Raumschiffen gehörte, sondern den Vorgängen in den Chromosphären und Kernen der Sterne aller Klassen und Größen.

      In einem brausenden Luftstrom trocknete sich Abd el Pumán die schlanken Hände ab und drückte auf einen Schalter, der sein Gesicht mit einem feinen Nebel wohlriechenden Gesichtswassers einsprühte.

      »Das ist wieder ein solches Observatorium der Selbstgespräche«, sagte er laut. In dem strahlend sauberen Toilettenraum hallten seine Worte wider. »Niemand da. Eine merkwürdige Stimmung. Na ja, immerhin stört mich keiner.«

      Noch hatte er kein Identitätsproblem. Bisher war er überzeugt, dass er er war, nicht ein anderer. Aber ein deutliches Gefühl der Unsicherheit verließ ihn nicht, als er anfing, das Observatorium in dieser Sternenstation zu suchen und sich überhaupt einen Überblick zu verschaffen. Vielleicht, so dachte Abd el Pumán skeptisch, fand er denjenigen, der ihn hierher gebracht hatte? Alle anderen Probleme, die mit seiner nicht vorhandenen Erinnerung, mit jener gewaltigen Lücke zu tun hatten, vergaß er zwar nicht, aber er verschob ihre Klärung auf später.

      *

      Fünfhundert Minuten vergingen, ehe der Astronom müde wurde und mutlos zu werden begann. Er war endlose Gänge, Korridore und Rampen entlanggewandert. Er hatte in mehr als zweihundert verschiedene Räume hineingeblickt und hatte folgendes festgestellt:

      Alle Räume und Verbindungsgänge, die so eingerichtet waren, dass sie Menschen zum Aufenthaltsraum dienen konnten, waren klimatisiert, an eine »südpolar« orientierte Schwerkraftanlage angeschlossen, beleuchtet oder beleuchtbar, für mehr als hundertfünfzig Menschen berechnet, hervorragend ausgestattet und für eine kleine Ewigkeit verproviantiert.

      Er hatte große Magazine gesehen, in denen Ausrüstungsteile gelagert waren, benutzte und neue Raumanzüge, Wassertanks, Aufbereitungsanlagen und winzige, abgekapselte Systeme, die Grundsubstanzen herstellten, aus denen eine sinnreiche Automatik Proteine, Fette und Zucker herstellte. Ein Schwimmbad war ebenso vorhanden wie ein Solarium, ein Sportraum von phantastischen Ausmaßen konkurrierte mit einem Auditorium. Es gab auch ein Observatorium, aber die Geräte waren integriert in die Zentrale Kybernetik der Station.

      Die Station selbst wies einen von ihm geschätzten Durchmesser von etwa hundertfünfzig Metern auf und war sicherlich kugelförmig. Es gab kein einziges Raumfahrzeug – die Hangars für Space-Jets und andere Beiboote waren leer. Die Besatzung schien mit ihnen geflohen zu sein.

      Abd СКАЧАТЬ