Magische Verbindung. Egon Krause
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Название: Magische Verbindung

Автор: Egon Krause

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783830195641

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СКАЧАТЬ Pappkarton ist man sehr gefährdet.

      E.: Er muss doch überall klugsch…

      Aus dem alten Schulheft des Jahres 1939, in Sütterlinschrift, 27. Brachet, Juni 1939, ein Diktat:

      Zigeuner

      Auf der Wiese machten die Zigeuner Rast, ihr Haus führten sie mit sich, denn es ging auf Rädern. Es war ein schöner bunter Wagen mit hellen Fensterchen. Der Zigeunervater saß im grünen Grase neben den Frauen und spielte die Geige im Sonnenscheine. Er hatte langes schwarzes Haar, goldene Ringe in den Ohren und einen roten Gürtel um den Leib. Zu seinen Füßen saß ein kleiner brauner Junge, während eine ganze Schar anderer brauner Kinder sich in den Blumen tummelte, Frösche fing oder gar die kleinen silbernen Wellen des Flusses zu haschen suchte.

      Gut 6.7.39

      N.: Oben Brachet und unten Zigeuner, schizophren in der Zeit.

      E.: Wie romantisch. Vielleicht aber auch ein Zeichen, wie weit wir von der Realität entfernt waren, wie behütet vor den Unbilden der Politik, die in unserer Familie nie einen Platz hatte. Ich meine, in der Umgebung meines Großvaters und meiner Großmutter, in der ich mich befand, denn meine Mutter arbeitete in der Kreissparkasse, der Direktor war ein Mann in brauner Uniform, ein »Goldfasan«, so nannte man die Funktionäre der Arbeitsfront. Er bedrängte meine Mutter, in die Partei einzutreten, sie hat sich erfolgreich dagegen gewehrt und wurde stattdessen Mitglied des Roten Kreuzes.

      Ab dieser Zeit wird die Erinnerung schon farbiger, in der Schule war Sport großgeschrieben. Es machte mir Spaß, in allen Disziplinen konnte ich mithalten. Besonders erinnere ich mich an den »Völkerball«, zwei Mannschaften in einem geteilten Feld, wobei man mit dem Ball einen anderen Spieler der Gegenseite treffen musste. Wenn dieser den Ball nicht fing, war er draußen. Es kam immer dazu, dass zwei übrig blieben, Hansi und ich, es entwickelte sich ein heftiger Kampf unter dem Geschrei der Zuschauer, ich glaube, wenn man alles zusammennimmt, blieb es in den vielen Spielen unentschieden.

      N.: Ob das stimmt?

      E.: Ein anderer Wettkampf war es, wer am schnellsten die rohrförmigen Kletterstangen hinauf konnte, da war ich nicht der Schnellste. Es waren gemischte Klassen und allmählich interessierten uns natürlich unsere Mitschülerinnen.

      Es war nicht die Anziehungskraft des Weiblichen, mehr machten wir uns über ihr Äußeres lustig. R. war ein großes Mädchen und unterschied sich damit von den anderen. Ihre Brüste hoben das dünne weiße Turnhemd, nur von den Trägern gehalten, ausdrucksvoll ab und aus der kurzen schwarzen Hose kamen kräftige Beine hervor. Schnell hatte sie den Namen weg, Milchkuh, Kinder sind grausam.

      N.: Kinder, da muss ich kichern!

      E.: Einen sexuellen Reiz hatte dies für uns nicht. Es kam ihr zu Ohren, denn wir wurden zu dritt vor den Rektor zitiert und gefragt, ob wir es gesagt hätten. Zögernd gaben wir es zu und versprachen, es nicht wieder zu tun.

      N.: Wieder diese Gemeinheit – erst zögernd zu dem stehen und dann scheinheilig versprechen, es nicht wieder zu tun.

      E.: Kurz vorher, ich weiß nicht wieso, war ich zum Vertrauten unseres Gesellen geworden, der mir seine schlanke, schwarzhaarige, siebzehnjährige Freundin zeigte, mir kam sie schon recht alt vor, und mich aufklärte, was es bedeutete, sich zu lieben. Er zeigte mir die Stelle, wo er es getan hatte und was nötig war, um zu verhüten, dass Kinder entstehen. Wenn das geschähe, würden die Brüste mit Milch gefüllt, aber bei R. sei es eine normale Entwicklung, ich hatte ihm unser Vergehen erzählt und ihm R. gezeigt, er meinte, sie seien schon ungewöhnlich groß für das Alter. Ich machte mir keine weiteren Gedanken darüber, hatte aber auch keine Schwierigkeiten, dies alles zu verstehen.

      N.: Das meinst du heute!

      E.: Das erinnert mich an die Spiele mit meiner Freundin L., ich war vielleicht acht, sie neun Jahre alt und wir erkundeten unter anderem den kleinen Unterschied in unserem Versteck. Es bestand aus zwei kleinen Räumen unter der Bodentreppe des Nebengebäudes, ehemals der Hühnerstall, der eine war zu ebener Erde, der andere konnte nur über eine Leiter erreicht werden, sie waren mit Bänken ausgestattet, die aus Brettern auf Backsteinen gemacht waren, und ausgelegt mit alten Decken. In der Tür oben war ein kleines Fenster. Wenn wir nicht gestört werden wollten, zogen wir die Leiter ein. Wir waren im Laufe unserer kindlichen Spiele darauf gekommen, als wir uns mit Salben, die ich meiner Mutter heimlich weggenommen hatte, an allen möglichen Stellen einrieben. Jedenfalls brachte sie es fertig, die Manschette zu lösen und was dazu nötig war, ich kann mich jedoch an ein entsprechendes Gefühl bei ihrem Bemühen nicht erinnern. Meine Untersuchung bei ihr ist mir noch erinnerlich, zwei Wülste widersetzten sich einer weiteren Besichtigung, weil sie sich immer wieder aneinanderlegten. Offensichtlich hatten die Eltern von L. etwas gemerkt und wir konnten nicht weiterforschen.

      N.: Es ist nicht schicklich, dies zu erwähnen, übrigens warst du keine Ausnahme, Doktorspiele sind unter Kindern üblich.

      E.: Jetzt spielt er den Moralischen, warte. Ein anderes für uns hübsches Mädchen mit einem schmalen Gesicht und einer fein geformten Nase interessierte meinen Freund und mich, sie war unnahbar, die Tochter eines Arztes, vielleicht war hier schon mehr Interesse am Weiblichen vorhanden, es gelang uns nicht, ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, so suchten wir unsere Neugier auf anderem Wege zu stillen. Sie wohnte in einer Villa unterhalb eines Abhangs, von dem man, hinter Büschen verborgen, in den Garten schauen konnte. Wir legten uns dort mehrere Male auf die Lauer, um mehr zu sehen, vielleicht sie auch mal im Badeanzug, denn sie erschien nie im Schwimmbad. Kurios, es war die Stelle, die mir unser Geselle gezeigt hatte. Es blieb unser Traum. Nicht lange Zeit danach kam sie in ein Internat.

      N.: Jetzt frag ich mich, was euch dazu getrieben hat?

      E.: Neugier natürlich, du Kommentator.

      Etwa zur gleichen Zeit hatte ich ein Erlebnis. Bei einem Kletterstangenwettbewerb muss man sich mit den Beinen festklammern, in dem Augenblick, in dem man sich mit den Armen hochzieht. Als ich fast oben war, überwältigte mich ein Gefühl, das ich noch nie gehabt hatte, und zwar so, dass ich beinahe die Kletterstange losgelassen hätte. Ein Verlangen danach bildete sich aber erst später aus. Einige weitere, halb unschuldige Begebenheiten verschweige ich lieber, sie könnten Anstoß erregen.

      N.: Es könnte Anstoß erregen, es hat Anstoß erregt!

      E.: Du alter Heuchler, warte nur, bis herauskommt, was du gemacht hast!

      Moralische und unmoralische Neugier.

      Die Neugier, die die Moralisten nicht zu den Leidenschaften zählen wollen, ist eine schöne Eigenschaft des Geistes, wenn sie sich lobenswerterweise mit der Natur beschäftigt; nihil dulcius quam omnia scire, nichts ist so süß, wie alles zu wissen. Dabei gehört die Neugier zum Bereich der Sinne, denn sie kann nur den Wahrnehmungen und Eindrücken entspringen. Aber sie ist ein Laster, wenn man in die Angelegenheiten anderer eindringen will, ob sich nun der Neugierige direkt oder indirekt Kenntnis darüber verschaffen möchte oder ob er einen Menschen ausfragt, um einem anderen mit dem Erfahrenen nützlich zu sein, vielleicht auch, um es zum eigenen Nutzen auszuwerten; Neugier ist immer verwerflich oder krankhaft, weil der Geist eines von Natur aus Neugierigen stets unruhig ist. Ein erschlichenes Geheimnis gleicht einem Diebstahl. Ich meine nicht jene Art von Neugier, die mit Hilfe der abstrakten Wissenschaften die Zukunft oder Dinge, die nicht in der Natur liegen, zu enthüllen bestrebt ist. Giacomo Casanova.

      N.: Na, da hast du deine unmoralische Neugier.

      E.: Das muss gerade der sagen.

      Diese Ereignisse in meiner frühen Jugend führten keineswegs zu erotischen Gefühlen oder СКАЧАТЬ