Magische Verbindung. Egon Krause
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Название: Magische Verbindung

Автор: Egon Krause

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783830195641

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СКАЧАТЬ in Harnisch geratenen Bürgermeister von diesem Bürgerstreich. Schnell wurde die amtliche Erregung zu Papier gebracht und dem unerschrockenen Bäcker zugestellt.

      Die Polizeibehörde

I Nr. 1099 G., den 28. März 1903

      Wie mir amtlich gemeldet worden ist, haben Sie an Ihrem Haus ein Schild angebracht mit der Aufschrift: Hier kann man vorläufig noch kein Bier und keinen Wein bekommen, aber guten Kaffee und Kakao. Auf der Rückseite des Schildes steht geschrieben: Auf der einen Seite lesen und den anderen sagen. Die erstere Aufschrift ist nichts weiter als eine unbotmäßige und höhnische Bemerkung gegenüber der hiesigen Polizeibehörde und dem Magistrat, da Ihnen bekannt ist, dass Ihr Antrag auf Erteilung der Erlaubnis zum Ausschank von Wein und Bier diesseits nicht befürwortet werden konnte.

      Ich verbiete Ihnen deshalb hiermit, das fragliche Schild mit obiger oder einer ähnlichen die Behörde verletzenden Bemerkung auszuhängen.

      Sollten Sie diesem Verbote dennoch zuwiderhandeln, so wird auf Grund des § 132 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 eine Geldbuße von 60 Mark, an deren Stelle, wenn sie nicht beizutreiben sein sollte, eine Haftstrafe von einer Woche tritt, gegen Sie festgesetzt werden.

      Der Bürgermeister.

      So massiv die Drohungen auch angezeigt waren, einen Hummenschädel konnte das nicht erschüttern. Noch am gleichen Tag konterte er mit dem folgenden Schreiben:

An die löbliche Polizeibehörde dahier! G., den 28. März 1903

      Auf Ihr heutiges Schreiben, wonach Ihnen eine amtliche Mitteilung gemacht worden ist betreffs der Aufschrift auf meinem Schild, so muss ich darauf aufmerksam machen, dass Ihnen die Aufschrift des Schildes nicht richtig angebracht worden ist. Ich werde das Schild noch auf etliche Tage so belassen, damit der Betreffende es richtig lesen möge, um dann die richtige Lesart nach dorten zu melden.

      Auf die weitere Anmerkung, dass die Aufschrift des Schildes eine unbotmäßige und eine höhnische Bemerkung gegenüber dem Magistrat und der Polizei darstelle und eine Anspielung daraus zu erblicken sei, weil mein Gesuch um Genehmigung von Ausschank von Bier und Wein von hier aus nicht befürwortet werden konnte, kann ich nur mitteilen, dass die Aufschrift des Schildes viel früher angebracht war, ehe nur daran gedacht war, um Genehmigung von Bier-, Wein- etc. -ausschank einzukommen. Irgendwelche Verletzung der erwähnten Behörde liegt mir durchaus fern und Unbotmäßiges kann ich daran nicht finden. Ich kann mich sonach nicht damit einverstanden erklären, die Aufschrift zurückzuziehen. Ich bin Geschäftsmann und suche auf ehrliche und redliche Weise mein Brot und dieses bezweckt die Aufschrift des Schildes. 40 Mark habe ich als Steuer geopfert und suche solche zu verdienen. Man wolle also dorten die Sache von der guten Seite betrachten und das gute Einvernehmen wohl erhalten.

      Stets dem Wohle der Stadt dienend zeichnet gehorsamst …

      N.: Da kannst du dir ein Beispiel nehmen, das war noch ein Mann aus echtem Schrot und Korn.

      So empfindlich reagierten um die Jahrhundertwende Polizei und Behörde bei einer so harmlosen Missfallensäußerung. Der Fall ist aber typisch für jene Zeit. Heute würden kein Hahn und kein Huhn danach krähen.

      E.: Während meine Mutter sich um meine Erziehung kümmerte, damit einmal etwas aus mir werde, hatte mein Onkel, der Lehrer, zu ihrer Enttäuschung einmal geäußert: »Er«, er meinte mich, »hat das Pulver nicht erfunden.«

      N.: Hihihi, wie recht er hat.

      E.: Sie ließ sich nicht entmutigen.

      Es war meine Großmutter, die mich bemutterte. Ihre Fürsorge hat sich tief in meiner Erinnerung verankert und meine Achtung und Sorge um alte Leute geprägt, so auffällig für manche, dass mir einmal zu Weihnachten von meiner Station eine Puppe, die eine alte Dame vorstellte, geschenkt wurde, mit einem gehäkelten Einkaufnetz, in dem Medikamente waren. Die vielen Äpfel, die sie mir schälte, der gekühlte Hagebuttentee mit Zitrone, den ich, durstig von meinen Abenteuern, bekam, ihr Verständnis für meine Taten, die meiner Mutter nicht immer recht waren, zeugten für ihre Güte. Sie war vielleicht dafür verantwortlich, dass ich nie Prügel bezog, selbst einmal, als ich nicht pünktlich nach Hause kam und meine Mutter drauf und dran war, mich zu bestrafen. Dabei war es diesmal nicht einmal meine Schuld. Eine Begebenheit, die ich meiner Mutter und auch sonst niemandem erzählte.

      Ich hatte ein Fahrrad bekommen, Marke Panther, funkelnagelneu, am Ostbahnhof befand sich, von der Straße durch eine, heute würde man sagen, Leitplanke abgegrenzt, ein Abhang mit einer darunter befindlichen Mauer, vielleicht mehr als zwei Meter hoch. Ein schmaler Pfad war noch hinter der Planke, also zwischen Planke und Abhang. Ich sollte nun beweisen, ein Freund oder mehrere waren mit mir, dass es mir möglich sei, auf diesem schmalen Pfad zu fahren. Ich verlor die Balance, erreichte mit meinem Fuß wegen der auf dem Herrenfahrrad vorhandenen Längsstange und dem abfallenden Hang nicht den Boden, fuhr und stürzte samt Fahrrad den Abhang hinab zu der Mauer.

      N.: So kommt Hochmut vor dem Fall!

      E.: Hier ist Spott wirklich nicht am Platz, du Ekel.

      Als ich zu mir kam, war niemand mehr zu sehen, ich nahm mein Rad, es lenkte sich so eigenartig und ich bemerkte, dass es auf den Lenker gefallen und dieser nun auf einer Seite verbogen war. Jahrelang bin ich mit diesem Fehler gefahren, der mich immer an das Ereignis erinnerte. Aus der Sicht meiner heutigen Kenntnisse kann ich durchaus einige Zeit bewusstlos gewesen sein und glücklicherweise war das Rad nicht auf mich gefallen, der ich auch nicht unglücklich gestürzt war. Aber ich kam eben zu spät nach Hause, was mir meine Mutter übel nahm.

      N.: Ich hab es ja immer gesagt, du bist auf den Kopf gefallen, eine Erklärung für vieles.

      E.: Mein Onkel A., ein Stiefbruder meiner Mutter, kam in den Ferien nach A. Es war immer ein Ereignis für mich, da ich ja keinen Vater kannte, nur meinen Großvater hatte, der jedoch durch den Altersunterschied sich nicht so adäquat mit mir und meinen Belangen beschäftigte. Onkel A. war anders, sein Sohn, drei Jahre älter, kam nicht immer mit und blieb meist in K. mit seiner Mutter bei seinen Onkeln. Bei Spaziergängen lauschte ich gespannt seinen erfundenen oder nicht erfundenen Erzählungen mit seinem Pferd, der Blackfatty. Er war im Ersten Weltkrieg als Husar im Feld, unter dem alten Generalfeldmarschall Mackensen. Wenn ich auch die Abenteuer nicht mehr in Erinnerung habe, so doch, dass ich gespannt an seinen Lippen hing. Er war es auch, der mich sozusagen, wie ich heute weiß, auf das Hören von Klavierstücken trainierte. Er sagte zu mir: »Komm, wir gehen in die kalte Pracht.«, und meinte damit das gute Zimmer meiner Großeltern, das nur an Festtagen benutzt wurde und in dem das Klavier stand. Er konnte Liszt bravourös spielen, vom Blatt zuweilen, und ich bewunderte die zahlreichen, streng ausgerichteten schwarzen Reihen, wie Soldaten, denen er folgte, eilig, auf und ab. Es trieb mich auch an, die Biografie über Liszt mit Begeisterung zu lesen.

      Meine Bewunderung stieg ins Unermessliche, wenn er noch zum Klavierspiel sang: »Tom, der Reimer saß am Bach …« Schlager und Walzer gingen ihm leicht von den Fingern, obwohl Klassik seine Stärke blieb. Er spielte in einem Quartett in S., daher seine Fertigkeit. Der modernen Musik war er abgeneigt, noch heute benutzen wir seine Bezeichnung dafür: »Es ist, wie wenn einer in einen Strumpf sch… und ihn die Treppe hinunterwirft.«

      N.: Da siehst du, was für ein Banause du bist, von neuer Musik verstehst du überhaupt nichts.

      E.: Mein Großvater vererbte jedem seiner Kinder ein Haus, eines davon bewohnte mein Onkel später, in einem Lloyd kam er ums Leben auf der Rückfahrt von einer Chorleitung, als er die Vorfahrt nicht beachtete.

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