Название: Gefährliche Reise durch den wilden Kaukasus
Автор: Alexandre Dumas
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги о Путешествиях
Серия: Paperback
isbn: 9783843806411
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Aus diesen Linienkosaken, die unter Katharina II. aufgestellt wurden, und den von ihnen geraubten Töchtern der Tschetschenen und Lesghier ist ein ungemein kriegerischer, kühner, lebhafter und gewandter Menschenschlag entstanden.
Der Donkosak dagegen wird aus seinen friedlichen Gefilden an den Terek oder an die Kuma versetzt, seiner Ackerbau treibenden Familie entrissen und an seine lange Lanze gefesselt, die ihm mehr eine Last als eine Wehr ist. Im Felde ist er ein ziemlich guter Soldat, aber ganz unbrauchbar bei unerwarteten Angriffen und leichten Scharmützeln, wie sie im Gebirge, Wald und Tälern und Schluchten so oft vorkommen und in denen der Sieg durch Gewandtheit und Geistesgegenwart entschieden wird.
Die »Gawrielowitsche« sind daher auch ein beständiger Gegenstand des Spotts für die Linienkosaken und die tatarische Miliz. Über den Ursprung dieses Spitznamens erzählt man Folgendes: Eines Tages wurden Donkosaken, die einen Reisewagen zu begleiten hatten, von den Tschetschenen angegriffen und flohen. Ein junger Kosak, der besser beritten war als die anderen, sprengte, nachdem er Lanze, Pistolen und Schaska weggeworfen hatte, in den Stationshof und schrie aus Leibeskräften: »Sostupies sa nas, Gawrielowitsch!« (Rette uns, Sohn Gabriels!), dann fiel er ohnmächtig vom Pferd. Seit jener Zeit werden die Kosaken vom Don spöttisch »Gawrielowitsche« genannt.
Zurzeit hatten wir also Gawrielowitsche als Begleiter, und dies war, zumal bei dem Nebel, keineswegs beruhigend.
So legten wir, unsere schussbereiten Gewehre auf den Knien, die zehn bis zwölf Werst bis zur nächsten Station zurück. Dabei passierten wir die beiden befestigten Dörfer Kargatemkaja und Scherbakowskaja. Die erste Schutzwehr dieser Dörfer, die beständig in Gefahr sind, von den Tschetschenen angegriffen zu werden, ist ein breiter Graben, der das Dorf ganz umgibt. Eine dichte Dornenhecke vertritt die Stelle der Mauern und ist mindestens ebenso schwer zu ersteigen. Außerdem ist jedes Haus mit sechs Fuß hohen Palisaden umgeben. Hier versieht man auch eine niedrige Mauer mit Schießscharten.
Vor jedem Tor des Dorfes steht eines jener hohen Schilderhäuser, von denen man die ganze Nachbarschaft übersehen kann. Tag und Nacht steht auf diesem luftigen Posten ein Posten, der alle zwei Stunden abgelöst wird.
Die Gewehre sind stets geladen; die Hälfte der Pferde ist Tag und Nacht gesattelt.
Vom zwölften bis zum fünfzigsten Jahr ist jeder Bewohner dieser Dörfer Soldat. Jeder von ihnen weiß blutige Geschichten zu erzählen, die an Coopers poetische Schilderungen der Indianerkämpfe erinnern.
Danach erreichten wir die Station Sukoiposch. Hier erwartete uns ein prächtiger Anblick. Die Sonne, die eine Zeitlang mit dem Nebel gekämpft hatte, durchbrach ihn mit ihren Strahlen. Der Dunst zerteilte sich und man bemerkte immer deutlicher hervortretende Umrisse. Ob es aber Berge waren, ob Wolken? Der Zweifel dauerte noch einige Augenblicke. Endlich brach die Sonne vollends durch, der Nebel zerstreute sich in glänzenden Flocken, und die ganze majestätische Kette des Kaukasus, vom Schat-Abrus bis zum Elbrus, dehnte sich vor uns aus. Der Kasbeck, an den sich die poetische Sage von Prometheus knüpft, ragt mit seinem beschneiten Gipfel mitten aus der Gebirgskette hervor.
Wir staunten das prachtvolle Gemälde eine Weile schweigend an. Es waren weder die Alpen noch die Pyrenäen; es war ganz verschieden von allem, was wir gesehen, was unsere Phantasie geschaffen hatte; es war der Kaukasus, der Schauplatz, auf dem der erste dramatische Dichter des Altertums sein erstes Drama spielen lässt – ein Drama, dessen Held ein Titan, dessen handelnde Personen Götter sind.
RUSSISCHE OFFIZIERE IM KAUKASUS
Als die Pferde angespannt waren, setzten wir unsere Reise fort.
Wir hatten gar nicht mehr an Tschetschenen und Tscherkessen gedacht; wir würden, im Anschauen des Kaukasus versunken, wahrlich nicht einmal bemerkt haben, wenn man uns keine Eskorte gegeben hätte.
Die Sonne schien so warm und glänzend, als ob sie ihres Sieges über den Nebel froh gewesen wäre. Es war nicht mehr Herbst, wie in Kislar, es war schon der helle warme Sommer. Große Adler beschrieben, ohne die Flügel zu regen, weite Kreise in der Luft. Zwei flogen von den Steppen herüber und setzten sich auf einen Baum, wo sie im letzten Frühjahr ihr Nest gehabt hatten.
Wir fuhren auf einer schmalen, kotigen Landstraße, die durch unabsehbare Moräste führte. Letztere waren von verschiedenen Sumpfvögeln bevölkert; man sah Pelikane, Trappen, Reiher, Seeraben, wilde Enten. Die Gefahren des Menschen machen die Tiere sicher in diesen Einöden, wo der Jäger zu leicht selbst Wildbret werden kann, als dass er den Tieren eifrig nachstellen möchte.
Alle Reisenden, denen wir begegneten, waren bewaffnet. Ein reicher Tatar, der mit seinem fünfzehnjährigen Sohn und vier Dienern seine Herden besuchte, sah aus wie ein mittelalterlicher Fürst.
Fußgänger waren selten; alle trugen Handschar und Pistole im Gürtel, das Gewehr auf den Schultern. Jeder sah uns mit jener trotzigen Miene an, die aus dem Bewusstsein des Mutes entsteht. Welcher Unterschied zwischen diesen kühnen Tataren und den harmlosen Bauern, die wir auf dem Wege von Twer nach Astrachan gesehen hatten!
Am Kasbekpass
Auf einer der letzten Stationen hatte Kalino gegen einen zurückbleibenden Kutscher die Peitsche erhoben.
»Nimm dich in acht!«, legte der Tatar die Hand an seinen Handschar, »du bist nicht mehr in Russland.«
Ein russischer Bauer hätte den Peitschenhieb geduldig hingenommen.
Wir selbst fingen an, diese Zuversicht, ja diesen Stolz des freien Mannes zu fühlen. Das Bewusstsein, von einer unbekannten Gefahr bedroht zu werden, schien unseren Sinnen mehr Schärfe zu geben, um die Gefahr vorherzusehen, unser Herz mit mehr Mut zu erfüllen, um ihr Trotz zu bieten.
Auf der Station Novo-Utscherydennaja, der letzten vor der gefährlichen Stelle, konnte man uns nur fünf Kosaken zur Begleitung geben. Der Postenkommandant gestand selbst, dass es sehr wenig sei, und riet uns, die Rückkehr seiner Leute abzuwarten.
Ich fragte ihn, ob wir denn in der Nacht reisen müssten. Er antwortete, wir würden auf der Station übernachten und am nächsten Morgen mit einer Bedeckung von fünfzehn bis zwanzig Mann weiterreisen.
»Werden sich Ihre fünf Mann tüchtig wehren, wenn wir angegriffen werden?«, fragte ich den Postenkommandanten.
»Ich bürge für sie; es sind Leute, die ein paarmal in der Woche mit den Tschetschenen Scharmützel haben; keiner von ihnen wird weichen.«
»Dann sind wir acht, das ist genug. Wir wollen fort.«
Ich erinnerte die Leute noch einmal an unseren Verteidigungsplan, falls wir angegriffen würden, dann fuhren wir ab.
Die Sonne senkte sich. Der Kaukasus war wunderbar beleuchtet. Der Fuß der Berge war dunkelblau, die Gipfel waren mit rosigem Licht übergossen, die Zwischenräume gingen durch alle Abstufungen vom Violett bis zum matten Blau. Der Himmel glich flüssigem Gold.
Drei bis vier Werst von uns sahen wir wie eine dunkle Linie den Wald, durch den unser Weg führte. Jenseits des Waldes teilt sich der Weg. Der eine nach Mosdok und Wladikawkas führende Weg durchschneidet den Kaukasus in der Mitte; auf dieser Straße gelangt man über den Darialpass nach Tiflis. Es ist die Poststraße, und die Reise auf derselben ist mit Gefahren verbunden, jedoch sind diese nicht so groß, dass der Verkehr unterbrochen würde. СКАЧАТЬ