Die Goldminen von Midian. Richard Francis Burton
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Название: Die Goldminen von Midian

Автор: Richard Francis Burton

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

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isbn: 9783843806770

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СКАЧАТЬ 034 Seelen in Alexandria ein Todesfall jährlich auf 24,4 Einwohner fällt, was in etwa mit St. Petersburg oder Madrid vergleichbar wäre; Kairo hingegen bringt es mit 449 883 Einwohnern auf einen Todesfall je 21,4 Einwohner. Dies ist eine sehr hohe Zahl und übersteigt bei Weitem die von Triest (sie schwankt zwischen 30 bis 42 pro 1000), das nach Rotterdam an zweiter Stelle in Europa steht. Die Gesamtheit des ägyptischen Niltales mit seinen 5 250 000 Seelen hat einen Todesfall auf 37,9 Einwohner zu beklagen; das ist etwas geringer als die Rate der Niederlande. Der früher so ungewöhnlich hohe Anteil an Todesfällen unter Männern tendiert indessen zu einer Abnahme, während die Rate der männlichen Geburten gleich bleibt. Dies lässt auf verbesserte Lebensbedingungen für die arbeitende Bevölkerung schließen. Der Rückgang der Anzahl von Totgeburten ist verglichen mit anderen Ländern zufriedenstellend. Besonders schwer ist die Sterblichkeitsrate von Kairo zu erklären – begünstigt, wie die Stadt nun einmal ist mit ihrem außergewöhnlichen Klima, ihrem reinen Himmel, der konstanten Belüftung und einer Atmosphäre, deren Klarheit und Zuträglichkeit Besucher aus allen Teilen Europas anlocken. Man muss hier wohl die örtlichen Gegebenheiten in Betracht ziehen: den groben Umgang mit Kleinkindern; die Krankheiten der Sudanneger, die unter dem vergleichsweise harten Winter zu leiden haben; den Umstand, dass viele auswärtige Ägypter wie einst die Römer in ihre Hauptstadt strömen, um dort ihren letzten Atemzug zu tun; und schließlich die zunehmende Bewässerung rund um die Stadt.

      Mittlerweile ist man überzeugt, dass die zwischen 1872 und 1877 durchgeführten sanitären Verbesserungen, wie die Beseitigung der Elendsquartiere und das Anlegen breiter Boulevards in Alexandria und Kairo, die Situation zum Besseren gewendet haben. Die Sterblichkeitsrate von Europäern ist für einen Hafen dieser Größe vergleichsweise niedrig. Im Allgemeinen geht man davon aus, dass etwa ein Drittel der enormen Gesamtsumme, die in den Tabellen aufgeführt wird, Säuglinge und Kleinkinder betrifft. Andererseits erklärt die spartanische Behandlung von Kindern, warum diejenigen, welche die Pubertät erreichen, abgehärtet und kräftig sind.

      Korrekturbedürftig ist der volkstümliche Irrtum, wonach Regenhäufigkeit und -menge in Ägypten im Lauf der letzten Jahre durch das Anpflanzen von Bäumen zugenommen haben sollen. Clot-Bey und Herr Jomard erklärten, dass trotz der energischen Maßnahmen von Mohammed Ali Pascha, der allein schon drei Millionen Maulbeerbäume anpflanzen ließ, keinerlei Unterschied zu den Niederschlägen vor vierzig Jahren festzustellen und wahrscheinlich ist die Menge seit vielen Hundert Jahren gleich geblieben sei. Zwischen 1798 und 1800 gab es im Durchschnitt fünfzehn bis sechzehn Regentage; während der fünf Jahre zwischen 1835 und 1839 indessen verminderten sie sich auf zwölf bis dreizehn. Die Abbasiyyeh-Sternwarte registrierte 1871 neun Regentage in Kairo mit einer Gesamtdauer von knapp über 9 Stunden; demzufolge fiel sogar noch weniger Regen, als zu Beginn des Jahrhunderts bezeugt wurde.

      Der Fremde, der nur einen beiläufigen Blick auf das Land wirft und geneigt ist, es mit seiner Vorstellung von Perfektion zu vergleichen, wird das Ausmaß des materiellen Fortschritts im Niltal reichlich unterbewerten. Wohingegen wir, die gewissermaßen aus dem Jahr 1850 stammen, sehr genau einzuschätzen wissen, wie sich das gegenwärtige Ägypten zu dem früherer Jahre verhält. Unserer Überzeugung nach verläuft der Fortschritt zur vollsten Zufriedenheit. Der Gesamtumfang der kultivierten Fläche belief sich 1870 auf 3 218 715 Feddán, und 1877 können wir ihn ohne Weiteres auf 5 000 000 Feddán, also 21 000 Quadratkilometer schätzen. Dabei umfasst die überhaupt mögliche Nutzfläche 7 000 000 Feddán, also 29 400 Quadratkilometer, und entspricht der Fläche von Belgien, dem kleinsten Staat in Europa. Auf diesen 29 400 Quadratkilometern leben nach der gängigen Schätzung 5 250 000 Seelen, d. h. 178 Menschen pro Quadratkilometer; im Vergleich dazu haben wir 173 in Belgien, 101 in England, 58 in Österreich und 33 in Spanien.

      Da sich das Land vollständig selbst ernährt und statt Auswanderung zu begünstigen Immigranten anzieht, hat sich die Bevölkerung der Niltals in vierundsiebzig Jahren verdoppelt, und sie kann sich beim gegenwärtigen Entwicklungstempo in sechzig weiteren Jahren abermals verdoppeln. Dies ist eine ausreichende Antwort für alle, die auf die Ägypter als ein altersschwaches Volk herabschauen.

      Die Hauptprodukte – Baumwolle, Zucker und Getreide – werden immer einen Markt finden. Meiner Überzeugung nach wird die Bergbauindustrie – die bisher auf das Natron der Buhayrah-Provinz, auf das Salpeter und Kaliumnitrat aus Fayyum und Oberägypten sowie auf die Salinen des Mittelmeeres und des Roten Meeres beschränkt ist – künftig gigantische Ausmaße annehmen, oder diese Seiten werden vergebens geschrieben worden sein. Tatsächlich muss Ägypten, allen Unkenrufen zum Trotz, als eines der erfolgreichsten unter den modernen Königreichen betrachtet werden. Es hat seine Grenzen bis hinter die Einflusszonen der Pharaonen und Ptolemäer ausgedehnt, und als »Großägypten« ist es dazu bestimmt, Handel und Zivilisation im Herzen Afrikas zu entfalten. Es ist in der Tat kaum eine Schranke auszumachen, die seinen Aufstieg behindern könnte. Wenn es zehn Millionen zählt, wird es sich bis zum Äquator ausdehnen sowie das nördliche Becken des Kongos und die Gewässer des Victoria-Sees umfassen und den Handel dieses afrikanischen Amazonas’ und Kaspischen Meeres kontrollieren.

      2Der Feddán, ein Agrar- und Flächenmaß, entspricht 0,42 Hektar. Der Kantár oder Quintar (100 Ratl oder 36 Okes) entspricht 44,55 Kilogramm.

      KAPITEL II

       Die Veränderungen in Kairo

      Mein kurzer Aufenthalt in der Hauptstadt begann äußerst traurig. Ich besuchte sie in der Absicht, einen Vortrag vor der Société Khédiviale de Géographie zu halten. Ich bestellte eine Kutsche und wies den Dragoman an, zur Wohnung des Marquis Alphonse-Victor de Compiègne zu fahren, dessen letzter Brief noch unbeantwortet in meiner Jackentasche steckte. »Ach, Sie wissen wohl nicht, dass er gestorben ist?«, war die Antwort, gefolgt von einem Bericht über den nutzlosen, vorzeitigen Tod in einem Duell am 28. Februar. Es erübrigt sich, bei der eigenartigen Kombination unheilvoller Zufälle länger zu verweilen, dem totalen Fehlverhalten von »Freunden«, die es nicht hätten dulden dürfen, dass die Affäre eine solche Wendung nahm, der geschwächten Gesundheit, die eine Schulterwunde tödlich werden ließ, und dem Unvermögen des aufrechten Mannes, sich die ihm gemäße Stellung zu verschaffen. Es ist nur angemessen zu bemerken, dass diejenigen im Irrtum waren, die dem Ereignis einen politischen Anstrich verleihen wollten – nur weil sich die Angelegenheit zwischen einem Franzosen und einem Deutschen abspielte. Die am besten Informierten können nichts Schuldhaftes am Verhalten von Herrn Meyer entdecken, der seinerseits zu drei Monaten Haft in Preußen verurteilt wurde und mit uns auf der Flora des Österreichischen Lloyds nach Hause zurückkehrte, um seine Strafe abzubüßen. Doch die Tatsache, dass sich beide Kontrahenten so untadelig dem Ehrenkodex unterwarfen, vermag nicht über das unglückliche Ende eines jungen und vielversprechenden Lebens hinwegzutrösten, das so herrlich mit Entdeckungsreisen begann und im Alter von dreißig Jahren, gewissermaßen durch einen dummen Zufall, so plötzlich endete. Es war ein Abgang, den er durchaus nicht verdient hatte.

      Herr Frederick Smart teilte Seiner Hoheit freundlicherweise meine Ankunft mit, und schon am nächsten Tag wurde ich mit einer Einladung in den Abidín-Palast geehrt. Mein Empfang durch den Vizekönig fiel besonders wohlwollend aus; bereits die erste Audienz lehrte mich, dass dieser Fürst ein Meister des Details ist, da er gelernt hat, bei der Förderung des Aufschwungs in seinem Lande äußerste Wachsamkeit und Diskretion zu üben. Der Khedive hat kaum die angemessene Anerkennung von Europa erhalten, die sein hoher moralischer Mut verdient. Es erfordert nicht wenig Geisteskraft, so unvermittelt alle Traditionen absoluter Herrschaft aufzugeben, um sie gegen die Fesseln des Konstitutionalismus einzutauschen und obendrein die Hilfe von Fremden anderer Rasse und anderen Glaubensbekenntnisses zu erbitten, wenn sich die Verwaltung des Landes als unfähig und ineffizient erweist.

      Das liebe alte Kairo! Und erst sein Nilwasser! Süß, leicht und schmackhaft unterscheidet es sich nicht nur teilweise, sondern ganz und gar von dem anderer Flüsse. Kein Wunder, dass die Hebräer murrten, als sie darauf verzichten mussten. Der erste Schluck ist eine ganz neue Erfahrung, jede Wiederholung der reine Genuss.

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