Название: Western Sammelband 4 Romane: Wo die Wölfe warten und andere Western
Автор: Alfred Bekker
Издательство: Readbox publishing GmbH
Жанр: Вестерны
isbn: 9783745203561
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Geld, Schmuck, Waffen – alles andere war ihnen gleichgültig. Ein Sack mit Post war dabei. Auch den nahmen sich zwei der Kerle systematisch vor.
„Seht zuerst nach den Lohngeldern für die Silbermine in Bear River City!“, rief der Anführer. „Der Rest ist Kleingeld!“
Wenig später wurde eine Kiste gefunden, die mit dem Schriftzug der Utah Territory Mining Company versehen war. Zwei Männer warfen sie aus dem Frachtwaggon. Einer von ihnen sprang hinterher. Er trug am Gürtel außer einem 45er Peacemaker auch noch ein langes Bowiemesser und einen indianischen Tomahawk, dessen Stiel in einem Lederfutteral steckte.
Der Kerl zog den Tomahawk mit der Linken und begann die Holzkiste zu zertrümmern. Schon bald war es kein Problem mehr, an die darin enthaltenen Leinensäcke zu gelangen.
Der Tomahawk-Mann öffnete einen der Beutel und holte ein Bündel mit Geldscheinen hervor. Dem Anführer der Banditen warf er einen zweiten Beutel zu und rief: „Hier, überzeug dich selbst, Jim! Diesmal hat sich der Fischzug wirklich gelohnt!“
In einem der vorderen Waggons fielen plötzlich wieder Schüsse. Die Männer fuhren herum. Der Anführer hängte den Leinenbeutel an seinen Sattelknauf, schwang sich auf sein Pferd und preschte los. Schon nach wenigen Augenblicken erreichte er den Waggon. Er zog seinen rechten Revolver und spannte den Hahn.
Zwei, drei Schüsse tönten noch, dann verebbte die Schießerei im Waggon. Zwei Banditen traten ins Freie. Die Taschen ihrer Jacken waren von Diebesgut ausgebeult. Einer der beiden hatte sich eine goldene Kette mit Bernsteinschmuck um den Hals gehängt. Die Männer steckten ihre Revolver zurück in die Holster.
„Gab’s Probleme?“, fragte der Anführer.
„So ein Narr meinte unbedingt, er müsste sich hektisch bewegen, als er sein Zigarettenetui in der Jackentasche suchte!“, berichtete der mit der Bernsteinkette.
Der andere zuckte mit den Schultern. „Für mich sah es im ersten Moment wie ein Derringer aus“, ergänzte er. „Hinterher habe ich gesehen, dass der Kerl eine Holzhand hatte. Wahrscheinlich eine Kriegsverletzung!“
Der Anführer steckte den Colt wieder ein. „Also ein elender Yankee-Soldat. Um den ist es nicht schade. Machen wir, dass wir wegkommen!“
3
Eine Woche später.
Schneidend kalter Wind fegte über das zerklüftete Land. Es hatte in der Nacht etwas gefroren. Jetzt krochen die ersten Sonnenstrahlen als ferner Schimmer über die Hügelkette am Horizont.
Grainger hatte kaum geschlafen; zu kalt, viel zu kalt. Er stellte den Kragen seiner Lammfelljacke hoch und schloss nun auch den obersten Knopf. Mühsam gelang es ihm, das niedergebrannte Lagerfeuer wieder zu entfachen, um sich eine Tasse Kaffee kochen und den Rest der Bohnen vom Vorabend aufwärmen zu können.
Das Feuerholz war feucht geworden.
Grainger stand auf, nachdem es ihm endlich gelungen war, die Glut wieder zu entfachen. Mit hoch gezogenen Schultern ging er ein paar Schritte auf und ab und rieb sich die Hände. Dabei blickte er zur Hügelkette am Horizont.
Dort, ein paar Meilen weiter südlich, begannen die nördlichsten Ausläufer der großen Salzwüste. Ein Land, so schroff und lebensfeindlich, dass man es den Indianern überlassen hatte. Pawnees, Crowes und manchmal auch Blackfeet zogen durch diese Einöde auf ihrem ständigen Kampf ums Überleben.
Genau dorthin sollte auch Graingers Weg führen.
Der Mann von der U.S. Government Squad ging vor seinem bescheidenen Feuer in die Hocke und rückte den verrußten Wassertopf zurecht. Als er aufblickte, entdeckte er im Osten eine Ansammlung dunkler Punkte. Sie bewegten sich Richtung Süden.
Reiter, dachte er, mindestens ein Dutzend. Vielleicht waren es sogar noch mehr. Er stand auf, schirmte die Augen mit der Hand gegen die Morgensonne ab und beobachtete die Reiter. Immer wieder verlor er sie aus dem Blickfeld, denn sie verschwanden häufig in den Schatten von Felsmassiven.
Ihre Entfernung war schwer zu schätzen. Vielleicht eine Reitstunde, vielleicht eine halbe. Jedenfalls blieb ihm Zeit genug, seinen Kaffee zu trinken und ein paar Bohnen zu essen. Dann räumte er sein Lager auf, sattelte den Braunen, den er seit zwei Wochen ritt und stieg auf.
Offenbar hatte er denselben Weg wie die Meute, die er aus der Ferne gesehen hatte. Auch sie waren in Richtung des Indianergebiets unterwegs. Grainger trieb seinen Gaul an, galoppierte in einem Bogen und schnitt der Reitergruppe auf diese Weise den Weg ab.
Der Mann der U.S. Government Squad hatte sich genauestens mit den Karten beschäftigt, die es inzwischen über dieses Gebiet gab. Sowohl die Mormonen als auch die Oregon-Siedler hatten es durchquert und so war das Utah-Territory schon lange kein weißer Fleck auf der Landkarte mehr.
Grainger ahnte, welchen Weg der Reitertrupp nehmen würde.
Am White Creek band er seinen Braunen im dichten Gestrüpp auf einer Hügelkuppe fest. Der White Creek floss nach Süden und versickerte dort ein paar Dutzend Meilen weiter in einem brackigen Sumpf. Auf dieser Höhe jedoch war das Wasser noch genießbar und für die Männer, die auf dem Weg nach Süden waren, eine willkommene Gelegenheit, ihre Trinkwasservorräte aufzufrischen und die Pferde ausgiebig saufen zu lassen.
Der große Mann zog seine Winchester aus dem Scubbard und schritt zum Rand des Gestrüpps, das fast die gesamte Kuppe eines langgestreckten, flachen Hügels bedeckte. Von hier aus hatte er einen guten Blick auf den Ausgang der schlauchartigen Schlucht. Durch ihren Ausgang führte die günstigste Route Richtung Süden.
Noch hatte Grainger keine Ahnung, wer die Reiter waren, die er gesehen hatte. Doch er hielt sich seit jeher für einen Glückspilz und mit etwas Glück waren es jene Männer, derentwegen ihn die U.S. Government Squad in diese Gegend geschickt hatte.
Die Sonne war inzwischen zur Gänze über den östlichen Horizont gekrochen, aber das bedeutete leider nicht, dass es sehr viel wärmer geworden war. Grainger fröstelte. Er wusste, wie schnell sich in dieser Gegend das Wetter umstellen konnte.
Im Sommer war es mörderisch heiß. Salzstaub bedeckte dann alles. Der Wind trug den Staub überall hin, während die sengende Sonne alles verdorren ließ. Um hier überleben zu können, musste man entweder ein Pawnee-Indianer oder ein Kaktus sein.
Während des eisigen Winters fegten dann häufig Blizzards über das Land, die alles gefrieren ließen und unter einer hohen Schneedecke begruben. Schon im Herbst konnte es СКАЧАТЬ