Название: Soft Skill für Young Professionals
Автор: André Moritz
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
Серия: Whitebooks
isbn: 9783956233067
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5. Individuelle Faktoren
Mit individuellen Faktoren sind die Einflüsse umschrieben, welche von Person zu Person oder auch zwischen den Geschlechtern unterschiedlich ausgeprägt sind. So ist zum Beispiel soziale Überlegenheit ein solcher individueller Faktor. Auch das Verhältnis zu oder die Abhängigkeit von beruflichen Erfolgen oder die Neigung zur Selbstkritik können solche Faktoren sein, welche individuell das Selbstwertgefühl beeinflussen. Diese persönlichen Faktoren beeinflussen das Selbstwertgefühl ebenso stark und gelegentlich sogar nachhaltiger als die anderen Umstände. So ist beispielsweise das Verlangen nach Anerkennung unterschiedlich ausgeprägt und kann bei einer Person mit starker Ausprägung dieses Faktors besonders zügig zur Selbstwertquelle oder Selbstwertbedrohung werden.
Quellen und Bedrohungen des Selbstwertgefühls
Alle diese erwähnten Faktoren beeinflussen unser Selbstvertrauen. Als Quelle spenden und als Bedrohung rauben sie uns Kraft und Mut für komplexe Herausforderungen im Privat- und Berufsleben. Studien haben wiederholt bewiesen, dass Personen mit einem niedrigen Selbstwertgefühl nicht unter einer höheren Quantität von Faktoren litten, als selbstbewusste Personen. Vielmehr können sie mit einer vergleichbaren Anzahl von Faktoren nur schlechter umgehen. Demnach kommt es gar nicht darauf an, geradewegs alle der erwähnten Faktoren als direkte Quelle zu akquirieren, wenn Sie bereits zu einer Einzelnen ein außerordentlich zuträgliches Verhältnis aufgebaut haben.
Aufbau und Stärkung des Selbstwertgefühls
Trotz frühkindlicher Prägung ist mangelnde Selbstsicherheit kein unkorrigierbares Schicksal – es wurde erlernt und kann demnach größtenteils auch umgelernt werden. Dazu klären wir im Folgenden erst, welchen Grundlagen das Selbstwertgefühl entspringt und schließen dann einige konkrete Vorschläge an, wie Sie durch gezielte Übungen Ihr Selbstwertgefühl gegebenenfalls steigern können.
Individuen mit einem gesunden persönlichen Selbstwert haben erfahrungsgemäß eine positive Abgrenzung zu anderen Personen in ihrem Umkreis aufgebaut. Sie sind sich ihrer Individualität und ihrer eigenen Stärken bewusst geworden. Betont sei hierbei, dass es sich nicht um einen einfachen Vergleich mit anderen Personen handelt, in welchem Sie Schwachpunkte anderer identifizieren. Vielmehr geht es um die Identifikation der eigenen Stärken im Vergleich zur durchschnittlichen Qualifikation einer Gesellschaft bzw. des eigenen Umfelds. Dabei obliegen Ihnen nicht nur mehrere der oben genannten Selbstwertquellen, sondern meist entwickelt sich ein positives Verhältnis zu allen Faktoren.
Gerade die erste Aussage der Abgrenzung mag elitär klingen, ist aber per Rückschluss empirischer Forschung stichhaltig, da Individuen mit hohem Selbstwertgefühl auffallend häufig die Überlegenheit in einigen sozialen oder fachlichen Kompetenzbereichen gegenüber anderen Personen als Quelle ihres Selbstvertrauens aufführen.
Selbstwertgefühl nicht durch Vergleiche mit anderen, sondern durch eigenen Maßstab
Wie können Sie nun aber den Gedanken Ihrer fachlichen oder sozialen Ausnahmestellung, auch nur in einer ausbalancierten Form, postulieren, wenn Sie zuvor erkennen, dass selbstbewusste Personen an sich nicht sehr konkurrierend sind? Die angesprochene positive Abgrenzung ist der Initialschritt zu einer persönlichen Entfaltung, macht jedoch eine Person langfristig jeweils nur in diesem einen konkreten Vergleich seelenstark. Selbstwertgefühl ist aber langfristig unabhängig von Vergleichen und ist als ein intrinsischer Wert losgelöst von anderen Personen. In der abgrenzungsorientierten Formulierung heißt es: „Ich kann wenigstens besser finanzmathematisch rechnen als er.“ In einer selbst bezogenen Formulierung heißt es hingegen: „Meine Rechenleistungen sind für mein Alter herausragend gut. In der finanzmathematischen Kalkulation bin ich meiner akademischen Erfahrungen weit voraus“ (Kapitel 2.2.). Kompetenz, Stärke und Individualität sollten Sie bei der Suche nach Selbstwert nie direkt vergleichend bewerten. Lediglich im Rahmen der externen Evaluierung von Bewerbern für eine ausgeschrieben Stelle wird jedoch häufig eine vergleichende Bewertung vorgenommen.
Selbstwertgefühl durch Kenntnis von Stärken und Schwächen und Fokussierung auf Stärken und Erfolge
Zweite Grundeinstellung ist, seine Stärken und Schwächen zu akzeptieren – die Stärken einzusetzen, um seine Ziele zu erreichen, und seine Schwächen nicht als Grenzmarke, sondern in Form einer Herausforderung zu betrachten. Nur ungefähr 10 Prozent aller Menschen besitzen ein unerschütterliches Selbstvertrauen, die restlichen 90 Prozent müssen ihr Selbstwertgefühl verbessern, indem sie versuchen, an Schwächen zu arbeiten und ihre Stärken effektiver zu positionieren. Mitunter trägt bereits eine einfache Übung zu einer enormen Steigerung Ihres Selbstwertgefühls bei. Machen Sie sich einfach bewusst, wie viel Sie in einzelnen Bereichen bereits erreicht haben – regelmäßig und insbesondere dann, wenn Sie unzufrieden oder orientierungslos sind. Zum Beispiel so:
▪ kulturelle Faktoren: „Ich bin in einer werte- und sozialorientierten Gesellschaft aufgewachsen, habe eine anständige humanistische und kritische Ausbildung genossen und mit einem international gut anerkannten Abitur abgeschlossen.“
▪ soziale Faktoren: „Ich habe gute und tiefe Freundschaften – Freunde, welche mir stets zur Seite stehen, mich aber auch infrage stellen.“
▪ Familie: „Ich habe stets den guten Kontakt zu meinen Eltern und Großeltern gepflegt und kann mich jederzeit auf sie verlassen. Ich bin für sie, wie sie für mich, eine Unterstützung.“
▪ relevante Bezugsgruppen: „Ich komme mit allen aus der Volleyballgruppe außergewöhnlich gut klar, und wir haben immer ungeheuren Spaß zusammen.“
▪ individuelle Faktoren: „Ich habe mein Abitur gut bestanden, ein Studium abgeschlossen und die letzte wichtige GMAT-Prüfung erfolgreich abgelegt.“
Vermeidungshaltung gegenüber unangenehmen Situationen abbauen
Übungen zum Aufbau und der Steigerung des Selbstbewusstseins beruhen auf der Überwindung des Vermeidungsverhaltens unangenehmer Situationen. Solche Übungen können Sie zum Teil direkt während entsprechender Seminare durchführen. Andere Übungen entsprechen eher Aufgaben, welche Sie langsam und kontinuierlich in den Alltag einbauen müssen und nicht direkt in einzelne Aktivitäten umsetzen können. Zum Beispiel gibt es eine Aufgabe, welche verlangt, dass Sie einen nicht zwingend benötigten, preisgünstigen Gegenstand kaufen (z. B. einen Hammer) und ihn am nächsten Tag das Umtauschrecht nutzend zurückgeben. Dies steigert beispielsweise das Selbstvertrauen, etwas Legales, aber Unangenehmes zu tun.
Grüßen Sie alle Personen in Ihrem Umkreis mit einem „Einen schönen guten Tag“ oder ähnlich umfassenderem Satz als „Guten Tag“. Seien Sie konsequent. Gehen Sie in eine Einkaufsstraße oder setzen Sie sich in einen Bus und grüßen Sie zehn vollkommen unbekannte Personen mit einem „Guten Tag“. Manche Personen werden zurückgrüßen, manche sagen gar nichts. Den Personen, welche nachfragen, erklären Sie, dass Sie einfach nur freundlich sein wollten. Entschuldigen Sie sich auf keinen Fall!
Gehen Sie in ein Geschäft und bitten Sie eine Verkäuferin oder die Kassiererin, Ihnen den Zwanzig-Euro-Geldschein in Ein-Euro-Münzen zu tauschen. Wiederholen Sie dies so oft, bis es Ihnen nichts mehr ausmacht. Fragen Sie dann in jeder langen Schlange, ob Sie vorbei dürfen. Sie haben es sehr eilig oder Ihr Kind wartet allein zu Hause.
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