Название: Wenn die anderen das Problem sind
Автор: Susanne Klein
Издательство: Bookwire
Жанр: Зарубежная деловая литература
Серия: Whitebooks
isbn: 9783956232886
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Diese Situation tritt schnell ein, wenn Freiberufler kollegial zusammenarbeiten. Die Schwellen sind hier niedriger als bei Kollegen mit fester Anstellung. Als Freiberufler verbunden zu sein birgt immer die Möglichkeit in sich, diese Entscheidung rückgängig zu machen. Als Kollegen in einem Unternehmen hingegen muss man oft Jahre miteinander auskommen – ob man das gerne hat oder nicht.
Kränkend sind oft nicht die großen Beleidigungen, die für jeden schnell als Kränkungen zu erkennen sind, sondern eher Feinheiten, die gerne übersehen werden, aber eine Zusammenarbeit nachhaltig schädigen können.
Krise bei Freiberuflern
Wenn sich beispielsweise Freiberufler zu einem Team zusammengeschlossen haben und unter einem gemeinsamen Namen firmieren, dann werden hier Abstimmungsprozesse notwendig, die jeder alleine für sich nicht bräuchte. Da aber das Selbstverständnis immer noch das der Selbstständigkeit ist, fällt die Abstimmung in dieser Konstellation besonders schwer. In der Regel wird einer der Beteiligten zum Finanzverantwortlichen und regelt die Geschäfte – auch stellvertretend für die anderen. Kommt es beispielsweise zu einer Krise – oft bei der ersten großen Steuerzahlung, dann kann das schon die Liquidität beeinträchtigen. Der Finanzverantwortliche ist hier besonders gefragt. Dabei entstehen auch Fehlentscheidungen, die die anderen gerne überprüfen. Diese Überprüfung verursacht wieder Kosten, die von allen getragen werden müssen. Die Kosten für neue Konsultationen werden umso höher, je mehr dem Finanzbeauftragten misstraut wird. Hier beginnen ganz leicht die Kränkungen. Der Finanzbeauftragte ist gekränkt, dass die an–deren das Bedürfnis haben, seine Arbeit zu überprüfen. Das gibt er zurück, sobald er eine Chance sieht. Es entsteht eine neue Kränkung.
Beispiel
„Hör mal, Franz, mein Steuerberater schickt nun an dich – als unseren Finanzbeauftragten – seine Rechnung. Es ging um die Überprüfung des Jahresabschlusses im Sommer – du erinnerst dich sicherlich. Es sind sechs Stunden aufgelaufen, die für uns alle Klarheit in das Geschehen gebracht haben.“
Das klingt zunächst sachlich, aber es sind Kränkungen enthalten: Zum einen wird deutlich, dass dem Jahresabschluss, den Franz betreut hat, kein Glauben geschenkt wurde. Seine Leistung wurde also angezweifelt. Zum anderen wird deutlich, dass es mehr Klarheit gab mit der Unterstützung der Kollegen. Das hätte sich Franz anders gewünscht. Er selbst wollte den Jahresabschluss absolut korrekt abgeben. Die Retourkutsche kommt unbesehen:
„Ich denke nicht, Herbert, dass wir diese Kosten als Gemeinschaft übernehmen können. Ich habe kein Budget dafür eingeplant. Es war dein besonderer Wunsch, die Zahlen von deinem Steuerberater überprüfen zu lassen, es war nicht mein Auftrag. Am besten, du stellst einen Antrag an die Gesellschafterversammlung und bittest um Kostenübernahme. Dann entscheiden alle gemeinsam, was mit dieser Rechnung geschehen soll.“
Gekränkter Kollege schlägt zurück
„Gekränkter Franz schlägt zurück“, könnte man diese Antwort nennen. Er möchte die Kosten nicht übernehmen, weil seiner Meinung nach eine Prüfung nicht notwendig gewesen wäre. Die Prüfung an sich bezweifelt seine Kompetenz. Also gibt er die Kränkung zurück.
Der scheinbar sachlich geführte Dialog kann zu einem großen Konflikt führen, denn nun wird auch sein Kollege Herbert reagieren. Er wird gekränkt sein, dass er nicht wie sonst immer im Vertrauen arbeiten kann. Er muss sich zukünftig ein Budget freigeben lassen. Das entspricht nicht der bisherigen geschäftlichen Zusammenarbeit zwischen den beiden. Die Bittstellerposition, in die er nun gedrängt wird, erschüttert ihn. Er ist dem Gutdünken der Kollegen ausgeliefert, die darüber befinden werden, ob die Rechnung bezahlt wird oder nicht. Diese aber kennen wiederum weder die Sachlage genau noch die Gespräche, die geführt wurden. Er fühlt sich nicht mehr respektvoll behandelt. Das kränkt.
Er hat übersehen, dass er seinen Kollegen zuvor bereits gekränkt hat; er hatte nur die Sache im Blick, nicht die Gefühle des Kollegen Franz. Und umgekehrt versucht Franz nur, seine Arbeit zu rechtfertigen, ohne zu überlegen, was es für Herbert bedeutet, in eine solche Position gedrängt worden zu sein.
Genau genommen sind das sog. „Peanuts“ – Kleinigkeiten. Es gibt immer Lösungen, wenn beide es wollen. Aber oft wollen Menschen nicht mehr mit anderen zusammenarbeiten, wenn sie eine Kränkung erfahren haben. Sie ziehen sich zurück oder es kommt zum offenen Eklat. Es wird vielleicht nicht sofort zu einem Bruch kommen, aber der Umgang miteinander ist weniger vertrauenswürdig. Spätestens beim nächsten oder übernächsten Anlass ist es dann so weit. Selbst wenn die Kollegen dafür plädieren, das Honorar zu erstatten, bleibt das Vertrauen dauerhaft geschädigt.
Partnerschaftliche Beziehungen, ob unter Kollegen oder Geschäftspartnern, funktionieren nur über Gleichwertigkeit. Es ist enorm wichtig, darauf zu achten, dass der andere in dem Zusammensein das Gesicht wahren kann.
Im asiatischen Raum gibt es sogar fast nichts Wichtigeres, als respektvoll miteinander umzugehen und niemals den anderen offiziell zu schädigen. In unserem Kulturkreis ist man schnell dabei, dem anderen die Meinung zu sagen. Und im Dienst der Sache wird auch heftig ausgeteilt. Oft heftiger, als man es selbst oder die Kollegen vertragen können.
Reaktionen auf Verletzungen
Trotz des Bemühens, den anderen das Gesicht wahren zu lassen, verletzt jeder andere Menschen – manchmal ganz ohne es zu spüren. Das gehört genauso wie die positiven Seiten mit zu einer Beziehung. Es kommt bei einer Verletzung natürlich auch immer darauf an, wie der Getroffene reagiert. Es gibt Menschen, die ein „dickes Fell“ haben, an denen einiges abprallt. Dann gibt es aber auch Menschen, die zart besaitet sind. Der kleinste Missklang kann sie aus der Bahn werfen. Die Tiefe der individuellen Empfindung wird nicht durch die Äußerung oder Handlung an sich bestimmt, sondern einzig und allein durch das Empfinden der Person.
Macht eine Person ihr persönliches Glück davon abhängig, wie andere mit ihr umgehen, dann ist sie natürlich wesentlich störanfälliger, als wenn sie selbst dafür sorgt, dass es ihr gut geht. Das lässt sich so einfach hinschreiben; ist es jedoch im wirklichen Leben nicht. Aber wir haben ja alle noch ein paar Jahre vor uns und können hoffen, dass es jeden Tag ein Stück besser gelingt.
Teamkonflikt
Erkennungszeichen: kleine Kränkungen, die die Beziehung belasten
To Do: bei jeder Äußerung darauf achten, dass der andere das Gesicht wahren kann, aus destruktiven Prozessen aussteigen
Machtkämpfe
In Teamkonflikten geht es nicht nur um die Sache, sondern auch immer darum, wer mehr zu sagen hat. Es geht um die Positionierung in der Gruppe, um die Wahrung des Gesichtes. Konfliktlösungen in Gruppen sollten daher Ideen aller Beteiligten enthalten.
Falls es also einen Konflikt gibt und eine Person diesen anspricht, dann ist das eine Einladung zur Zusammenarbeit. Wenn man gemeinsam eine Lösung sucht, dann erlebt man sich als gleichgestellt und arbeitet zufrieden. Im günstigsten Fall fühlt man sich wohl. Sofern eine gemeinsame Lösung gefunden wird, hat die Gruppe ihre Problemlösungskompetenz erweitert.
Problem bei fertiger Lösung
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