Lebendig!. Michael Herbst
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Название: Lebendig!

Автор: Michael Herbst

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

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isbn: 9783775158800

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СКАЧАТЬ geschenkt hat: Die einen hat er zu Aposteln gemacht. Andere zu Propheten oder zu Verkündern der Guten Nachricht. Und wieder andere zu Hirten oder Lehrern. Deren Aufgabe ist es, die Heiligen für ihren Dienst zu schulen. So soll der Leib von Christus aufgebaut werden. Am Ende sollen wir alle vereint sein im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes. Wir sollen zu vollendeten Menschen werden und reif genug, Christus in seiner ganzen Fülle zu erfassen. Denn wir sollen nicht mehr wie unmündige Kinder sein – ein Spielball von Wind und Wellen im Meer zahlreicher Lehren. Sie sind dem falschen Spiel von Menschen ausgeliefert, die sie betrügen und in die Irre führen. Dagegen sollen wir an der Wahrheit festhalten und uns von der Liebe leiten lassen. So wachsen wir in jeder Hinsicht dem entgegen, der das Haupt ist: Christus.

      Epheser 4, 11-15

      Der Apostel markiert hier sozusagen die Bildungsziele einer vitalen christlichen Gemeinde. Da gibt es begabte und beauftragte Menschen, die vielleicht sogar ein Amt bekleiden. Deren vornehmste Aufgabe besteht darin, »die Heiligen für ihren Dienst zu schulen« oder nach Luther »zuzurüsten«. Und dann wird beschrieben, wie der Glaube mündig wird. Der Glaubende kann das Geheimnis Christi tiefer und umfassender erfassen. Erkenntnis wächst – das hat mit Wissen und Nachdenken zu tun. Der Glaube verlässt ein Stadium, in dem er unmündig war, nur an andere angelehnt, abhängig von Stimmungen, auf »Milch« angewiesen statt auf »feste Speise« (vgl. Hebräer 5, 11-14). Der Glaube wird urteilsfähig, er kann die Geister unterscheiden (z.B. 1. Johannes 4, 1-3) und »Lehren« prüfen. Er wird belastbar, stetig und klar. Die Wahrheit, die der Glaube erkennt, verknüpft sich mit der Liebe, die ihn leitet. Das bewahrt vor Starrsinn und Rechthaberei. Um die Gesundheit solcher Glaubensprozesse zu prüfen, hilft es, zu fragen: Werde ich am Ende stärker in meiner Liebe und Beziehungsfähigkeit, zugewandt und dienstbereit, mitfühlend und respektvoll? Oder macht mich das alles eher überheblich, besserwisserisch, kalt und distanziert? In gesunden Gemeinden gibt es einen gesunden Ehrgeiz der Gemeinde und der einzelnen Christen, eine Art Koalition für das Erwachsenwerden im Glauben.

      Im Grunde brauchen wir also nicht nur »Kurse zum (Anfangen mit) Glauben«, sondern auch »Kurse (zum Wachsen) im Glauben«. Das Emmaus-Material, das an den Emmaus-Kurs anschließt, bietet dazu einiges.6 Gordon MacDonald, einer der Theologen, die mich im Blick auf die praktische Gestalt des Glaubens am meisten geprägt haben, hat mit seinem Buch »Tiefgänger«7 die Richtung gewiesen, in die wir mit unseren Gemeinden gehen sollten: ein strukturiertes, begrenztes, vielfältiges Programm für Menschen, die im Glauben weiterkommen wollen. Das ist nach meiner Kenntnis bisher in Deutschland kaum umgesetzt worden. Vielleicht bietet dieses Buch einige Hilfestellungen für Gemeinden, die mit ihren Gemeindegliedern erste Schritte in diese Richtung gehen wollen.

      Ich glaube, dass diese Frage auch über die Zukunft unserer Gemeinden und unserer Kirchen entscheidet. Vitale Gemeinden investieren in lebendiges, mündiges Christsein. Gerade im Umbau unserer Volkskirchen von kulturdominierenden Großkirchen zu öffentlichen, missionarischen Minderheitskirchen, in der Transformation von pfarrzentrierten Betreuungskirchen zu Kirchen des allgemeinen Priestertums ist dies eine der wichtigsten »Baustellen«. Vitale Gemeinden brauchen lebendige, mündige Christen.

      Christsein!

      Lebendig und mündig – so sei also unser Christsein. Und Christ ist, wer zu Christus gehört, wer ihn kennt und ihm vertraut. Doch es gibt eine gewisse Zurückhaltung in der von Martin Luther inspirierten Theologie gegenüber Begriffen wie »Wachstum« oder »Heiligung«. Luther lag an der Veränderung des Lebens, am Gehorsam gegenüber Gottes Geboten und an einer heilsamen Umgestaltung des Daseins unter der Regie Gottes. Aber er fürchtete eine Rückkehr in das unselige Streben, sich von der Gnade unabhängig zu wähnen und auf eigene Werke zu setzen. Er fürchtete beides: die Verzweiflung dessen, der an seinem Bemühen scheitert, wie die Arroganz dessen, der sich mit seinem Bemühen erfolgreich aus den Niederungen des Lebens aus Gnade allein »befreit«.

      Wir leben davon, dass Christus für uns gestorben und auferstanden ist. Wir leben von dem wunderbaren Tausch: Alle unsere Sünde liegt auf ihm, alle seine Gerechtigkeit liegt auf uns. Darüber müssen wir nie hinauskommen. Darüber können wir nie hinauskommen. Lebendig und mündig wird unser Christsein nicht durch allmählichen »Ausgang« aus der fröhlichen Abhängigkeit von Jesus Christus, sondern durch ein tieferes Hineinfinden in diese Abhängigkeit: allein Christus, allein die Schrift, allein die Gnade, allein der Glaube. Lebendiger und mündiger Glaube ist gerade nicht mit sich selbst beschäftigt, er sonnt sich nicht im eigenen Vorankommen und er grämt sich nicht wegen der eigenen »Abgründe«. Er übt täglich die Grundübung des Glaubens ein: den Blick wegzuheben von uns selbst und aufzuschauen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender unseres Glaubens (vgl. Hebräer 12, 1-3).

      Zum Schluss (oder besser: zum Anfang)

      Sie können die Kapitel in diesem Buch einfach der Reihe nach persönlich studieren. Sie können diese Texte aber auch zur Grundlage von Gesprächen in Ihren Hauskreisen und Mitarbeitendenteams machen. In den Anmerkungen finden Sie Hinweise auf einige Autoren und Prediger, die ähnlich wie Gordon MacDonald mein Nachdenken über lebendiges, mündiges Christsein gefördert haben, vor allem John Ortberg, aber auch Timothy Keller und Bill Hybels.

      Meine Hoffnung ist, dass die Lektüre Ihnen Freude bereitet und Ihnen hilft, lebendiges, mündiges Christsein zu (er)leben. Ganz praktisch danke ich denen, die sich dieses Manuskriptes angenommen haben: meinem studentischen Mitarbeiter Matthias Trumpp, Annalena Pabst vom SCM-Verlag und meiner Lektorin Christiane Kathmann. Mein Dank gilt abschließend den Gemeinschaften und Menschen, bei denen ich selbst lebendiges und mündiges Christsein kennenlernen und einüben konnte: dem CVJM in Bielefeld, der SMD-Gruppe in Erlangen, meinem Lehrer Manfred Seitz, der während der Arbeit an diesem Buch in hohem Alter verstorben ist, der Ev. Matthäus-Kirchengemeinde in Münster, der gesamten, insbesondere internationalen Arbeit von Willow Creek, vielen guten Impulsen aus der Bewegung der »fresh expressions of church« in England, insbesondere Bischof John Finney, der GreifBar-Gemeinde in Greifswald und meinem wunderbaren Team am Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung sowie last, but certainly not least meiner Frau Christiane, mit der ich diesen Weg im Glauben seit bald vierzig Jahren teilen darf.

      Weitenhagen, 1. Februar 2018

      Michael Herbst

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Erster Teil Die Grundlage von allem: Gnade

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      1. Was bedeutet es, ein Jünger oder eine Jüngerin von Jesus zu sein?

      Denken Sie einmal an Ihre Gemeinde. Was fällt Ihnen ein? Wie geht es Ihrer Gemeinde gerade? Ich muss oft darüber nachdenken, wie es um unsere Gemeinde steht. Und dann denke ich an viele schöne Erlebnisse, die Taufe von vier iranischen Flüchtlingen, manche Highlights bei GreifBar in der Stadthalle, wenn Kunst und Wort Gottes sich ganz nah kommen, viele Gottesdienste, bei denen der Klang der Lieder plötzlich sehr lebendig war oder bei denen beim Abendmahl plötzlich etwas wahrhaft Heiliges zu spüren war. Vor allem denke ich an Menschen, die in unserer Gemeinde zum Glauben gekommen sind und deren Leben sich verändert hat, ich denke an den Einsatz, den Menschen für unsere Gemeinde bringen. Ich denke aber auch an die Niederlagen, die wir erlitten haben, Menschen, die uns verlassen haben, Gäste, die nicht gekommen sind. Ich denke an Wunden, die mancher Konflikt geschlagen hat, an Schuld, auch eigene, an Schmerz. Und dann denke ich an offene Fragen: Wie es wohl weitergeht, ob es sich überhaupt noch lohnt, Herzblut, Lebenszeit, Geld und Gaben zu investieren. Wo wir zukünftig СКАЧАТЬ