Название: Rost
Автор: Jakub Małecki
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783905951998
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Tosia streifte durchs Haus, alle drückten sie an sich, alle strichen ihr über den Kopf, es war sehr schön, und als sie schon sehr müde war, hörte sie Drews zu Ochyra sagen, sein Cousin Karol sei zu ihnen gezogen, er sei ein guter Junge, könne auf dem Feld helfen; was solle er so allein da, ein Mensch gehöre unter Menschen. Sie flüsterte den Namen Karol, bis sie einschlief, mit dem Gedanken: Alles wird gut.
Vater kam nicht mehr nach der Beerdigung, doch die Schmiede stand noch, die Pferde lebten, und alle hatten weiterhin etwas zu reden. Die ersten paar Wochen war Mama ein bisschen schläfriger und ein bisschen liebevoller, aber irgendwann war sie wieder normal. Ein halbes Jahr später wunderte sich Tosia, wie es je anders hatte sein können. Es kam ihr seltsam vor, dass da Vater gewesen war, die Schule, die Bomben. Jetzt gab es nichts – weder ihn noch die brennende Scheune noch die Granaten auf den Gleisen, und auf den Gleisen fuhr auch nichts mehr so wie früher. Niemand zeigte ihr im Laufe des Tages, wie man ein Pferd beschlägt, damit ihm die Füße nicht weh tun, und vor dem Schlafengehen wärmte niemand ihr Kissen auf dem Ofen, und niemand rief mit dröhnender, lustig-schrecklicher Stimme: ab ins Bett, so lange es warm ist.
Fast jeden Tag saß sie mit Mama und den Nachbarn vor dem Haus der Nagórnys, lehnte sich an die rauen Bretter des Zauns und sah dem Kartenspiel zu oder hörte sich die langweiligen Geschichten von Fronten, Soldaten, Manövern an. Nichts geschah.
Der Unsichtbare mit dem Namen Karol wohnte seit ein paar Monaten in Chojny, doch sie sah ihn fast nie. Er fuhr mit seinem glänzenden schwarzen Fahrrad zur Arbeit und kam erst zurück, wenn es dunkel war. Er kam nicht zum Kartenspiel oder zum Erzählen, er betrank sich nicht mit den jungen Männern aus Chojny und sang nicht nachts mit ihnen Lieder, von denen Mama meinte, sie sollte sie nicht hören. Man sagte, er kümmere sich um die Wälder bei Chełmno, aber Tosia verstand nicht so recht, wie man sich um einen Wald kümmern kann.
Viele Monate lang geschah nichts, den ganzen Herbst, Winter und Frühling, bis zum Juni. Am 10. Juni, an einem Montag kurz nach zwölf, kamen zwei Herren in Uniform, einer sah sehr gut aus. Mama stellte auf den Tisch, was sie hatte, und sie hatte Brot, Butter, Schmalz, Nudeln und Blutwurst. Nachdem die Herren gegessen hatten, stand der Gutaussehende auf, lächelte freundlich, schlug Mama mit der Faust auf den Mund und sagte in raschelndem Polnisch, alle sollten machen, dass sie wegkommen.
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