Buddhismus und kindliche Spiritualität. Alexander von Gontard
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Название: Buddhismus und kindliche Spiritualität

Автор: Alexander von Gontard

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783170351615

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СКАЧАТЬ folgend. Improvisation ist ein Hauptmerkmal des Wiederaufbaus.

      Das Gelände ist offen und wird von staubigen Wegen durchkreuzt. Eines Abends nahm ich mit meinem Fahrrad einen Nebenweg der Hauptstraße und stolperte zufällig über ein »Mini-Kloster«. Neben dem Kloster fanden sich wunderschöne Ruinen von Tempeln mit ursprünglichen Fresken, in denen immer noch Meditationen und Rituale angeboten wurden. Das Kloster bestand aus einem kleinen Haus und einer offenen Hütte mit Küche, Tisch und Stühlen. Ich wurde von einem Abt und seinem einzigen Mönch warmherzig willkommen geheißen, der ihn vermutlich schon seit einer langen Zeit als Novize begleitete. Ihre Beziehung wirkte wie die eines Vaters zum Sohn. Der Abt erzählte mir, dass er nach den Verwüstungen der Küstenregionen durch Überflutung hierher gezogen sei. Er war sehr glücklich, dass er seit einem Monat sogar Sonnenkollektoren und elektrisches Licht hatte. Davor hatten sie lediglich Kerosinlampen zur Beleuchtung. Wir sprachen stundenlang über das Dharma und natürlich auch über die Politik in diesem wunderschönen Land, das eine so lange und harte Unterdrückung erdulden musste. Sowohl Abt als auch Mönch schienen vollkommen zufrieden und ausgeglichen zu sein, trotz Armut und schwierigen politischen Bedingungen.

      Später erschienen drei Laien und beteiligten sich am Gespräch, das immer lebendiger wurde. Sie waren Unterstützer und Spender des Mönchs und des Abts. Als wir auf Wiedersehen sagten, durfte ich um dieses ungewöhnliche Kloster laufen und es fotografieren. Ich durfte das Gelände frei explorieren. Es war kein heiliger, pietätvoller oder andächtiger Ort, ganz im Gegenteil, der Abt freute sich darüber, dass ich die Schönheit und die Kunst dieses besonderen Ortes genießen konnte. Als ich schließlich in das Hotel zurückkehrte, musste ich das Fahrrad zurückschieben, da einer der Reifen durch Dornen platt geworden war. Dies gab mir mehr Zeit, mich darüber zu besinnen und zu meditieren, was ich erlebt hatte: ein offenes, freundliches, warmherziges und nicht dogmatisches Treffen im Namen des Dharma – und eine Minigemeinschaft von fünf Menschen, bei der jeder willkommen war.

      In keinem anderen Land habe ich so viele Kinder in Tempeln und Klöstern gesehen wie in Myanmar. Ich erlebte junge Mönche, die ihre Morgenrunden mit ihren Bettelschalen abliefen, indem sie nur das nahmen, was gegeben wurde, genauso wie es dem buddhistischen Geglückten entspricht. Andere Novizen befanden sich auf Pilgerfahrt, gekleidet nur in ihren Roben ohne weiteres Gepäck.

Images

      Abb. 14: Ein junger Novize mit Sonnenschirm in einem Tempel in Myanmar. Er trägt die traditionelle dunkelrote Robe.

      Die Tempel sind Orte für Familienausflüge. Manche älteren Kinder kippten als religiöses Ritual Wasser über die Statuen des Buddha. Jüngere Kinder spielten, läuteten Glocken, machten Lärm, spielten Verstecken, ruhten sich aus, tranken und aßen. Es gab Trinkwasser für jeden und Verkäufer boten Früchte und Süßigkeiten an. Babys wurden zum Tempel gebracht und mit großem Stolz umhergetragen. Andere junge Kinder im Alter von 6–7 Jahren wurden in königliche Kleider gekleidet, trugen glänzende Kronen und kräftiges Make-up. Dies war ein religiöser Initiationsritus, um ganz offiziell zum Tempel zu gehören. Die Kinder wurden von ihren stolzen Eltern begleitet, ähnlich wie Familien die heilige Kommunion ihrer jungen Kinder in katholischen Ländern feiern.

      China

      Eine interessante Feldstudie von Novizen im Alter von sieben Jahren bis zum Jugendalter wurde in Südwestchina, an der Grenze zu Myanmar und Laos durchgeführt. Borchert fasst zusammen:

      »Novizen sind schon immer junge Männer gewesen, die in einem hochgradig einschränkenden Kontext aufwachsen. Ich gehe davon aus, dass in den meisten Orten des Theravada Buddhismus, die meisten von ihnen sich angemessen verhalten, während manche auch frech sein können. Sie machen Witze und ärgern sich gegenseitig. Meistens jedoch hören sie auf den Abt, aber sie schauen auch gerne Fernsehen, reden über Sport und flirten sogar. Diese jungen Männer lernen offensichtlich soziale Werte, wenn sie für mehrere Jahre als Mönche leben. Ferner … beeinflusst diese Erfahrung die mögliche Zukunft, wie sie sich junge Menschen vorstellen. Dennoch, selbst wenn sie geformt und geprägt werden, ist ihre subjektive Erfahrung und das Verständnis des Mönch-Seins nicht unbedingt die gleiche wie von erwachsenen Mönchen. Tatsächlich sollten wir uns grundsätzlich daran erinnern, dass sie Jungen sind« (Borchert 2013, S. 265).

      Die Novizen wurden in diesem Kloster unterrichtet. Die Ausbildung umfasste eine Lehre wie auch weltliche Bildung. Einerseits wurde die traditionelle gegenseitige Beziehung zwischen Novizen und Mönchen praktiziert und andererseits wurden die jungen Novizen formal an Tischen in Klassenzimmern unterrichtet. Eine Minderheit lebte weiter als Mönche, indem sie voll ordiniert wurden, während die meisten ihre Roben ablegten:

      »Am Ende legten die meisten Jungen, die im Alter von neun oder zehn Jahren ordiniert wurden, als junge Männer ihre Roben ab. Die meisten tun dies aus prosaischen Gründen: Ihnen ist langweilig; ihre Eltern brauchen sie zur Arbeit auf den Feldern; sie interessieren sich für die Mädchen« (Borchert 2013, S. 65).

Images

      Abb. 15: Junger Novize in einem Holztempel in Myanmar. Er trägt die traditionelle Robe und hat die Haare geschoren. Der Eintritt in ein Kloster ermöglicht Bildung und kann vorübergehend sein.

      Insgesamt sind Novizen nach diesem interessanten Bericht von Borchert (2013) relativ normale junge Menschen mit allen üblichen menschlichen Stärken und Schwächen

      Der Westen

      Scheible (2013) analysierte den Zwiespalt, dem westlich orientierte buddhistische Eltern, die Kinder aufziehen, ausgesetzt sind und den schwierigen Konflikt zwischen den wahrgenommenen Idealen der Entsagung und den Ansprüchen des Familienlebens. Sie kommentiert kritisch die Rolle der Kinder im Buddhismus:

      »Kinder selbst sind ikonisch problematisch in der buddhistischen Tradition. Sie sind sichtbare Erinnerungen an die grundlegenden Effekte von Ursache und Wirkung, sie verkörpern, implizieren und perpetuieren Samsara« (Scheible 2013, S. 430).

      Das Ideal der persönlichen Entsagung in der Biografie des Buddha wird vor allem in seiner großen Abreise, dem Verlassen von Frau und neugeborenem Sohn, deutlich, wie wir gehört haben. Falls diese Art von Entsagung als Ideal übernommen wird, dann werden Kinder und das Familienleben als Hindernis einer tiefen Realisation gesehen:

      »Auf Meditationsretreats und während Lehrreden werden Kinder gelegentlich erwähnt. Üblicherweise werden sie als tangentialer Lebensbereich des praktizierenden Laien gesehen, der in großzügiger Weise toleriert wird« (Scheible 2013, S. 435).

      Auch die auf Erwachsene ausgerichteten Arten der Meditation, bei der man im Schweigen sitzt, steht, läuft und liegt, sind nicht sehr ansprechend für Kinder und Jugendliche. Sie sind unpassend oder einfach nicht »cool«.

      Wenn ich zurückdenke an die Meditationszentren, die ich bisher besucht habe, gab es nur eines, in dem Kinder willkommen und natürlicherweise integriert waren. Ich genoss es zu sehen, aber insbesondere zu hören, wie Kinder im Garten spielten. Sie gehörten einfach hierher. Dies war einfach ein sehr kinderfreundliches Zentrum und drückte damit das Ideal von liebender Güte in einer sehr praktischen Art und Weise aus. Zurückblickend wünschte ich mir, dass ich den Aufgaben der Elternschaft mehr Zeit und Achtsamkeit gewidmet hätte, als meine eigenen Kinder noch sehr jung waren.

      Es ist manchmal schwierig, die wertvollen Momente mit Kindern in einem randvollen Familien- und Arbeitsleben wahrzunehmen. Es ist eine große Leistung, wenn eine bewusste Elternschaft gelebt werden kann, wie es das Paar Kabat-Zinn (1997) in ihrem schönen Buch zur Kindererziehung ausdrückte:

      »Die СКАЧАТЬ