Название: Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman
Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Bestseller
isbn: 9783740977825
isbn:
Einen Augenblick lang zog sich Mandys Herz schmerzhaft zusammen.
Hier in diesem Zimmer hatte er geschlafen, neben sich seine Frau Iris. Ob sie sehr glücklich miteinander gewesen waren? Bestimmt, denn sonst würde er nicht so sehr um sie trauern.
Ihr Blick fiel auf die Fotografie auf seinem Nachttisch. Sie zeigte eine lachende junge Frau mit halblangem goldblonden Haar. Die großen Augen waren strahlend blau und von einem dunklen Wimpernkranz umgeben.
Iris Meinradt war eine schöne Frau gewesen, und nun war sie tot. Ein Schauer lief über Mandys Rücken, obwohl sie in ihrem Beruf schon viele Menschen hatte sterben sehen. Trotzdem ging es ihr immer wieder nahe, besonders dann, wenn es sich um einen jungen, blühenden Menschen handelte, der das Leben eigentlich noch größtenteils vor sich hatte.
Rasch wandte sie sich ab und wollte die Bettdecke aufschütteln. Dabei stieß sie mit dem Fuß zufällig an das Tablettenröhrchen, das Klaus vorhin hinuntergefallen war.
Sie bückte sich, um es aufzuheben, da entdeckte sie auch die dazugehörigen Tabletten, die verstreut auf dem Bettvorleger lagen.
Ein schrecklicher Verdacht stieg in ihr hoch. Hastig sammelte sie die kleinen weißen Pillen ein und füllte sie wieder in das Röhrchen. Sie kannte diese Tabletten, denn sie wurden in der Klinik verwendet.
Es waren Schlaftabletten. Die Menge, die sie gefunden hatte, hätte ausgereicht, um ein Leben zu beenden, nämlich das von Klaus Meinradt.
War sie gerade im letzten Moment gekommen, um ihn von dieser Wahnsinnstat abzuhalten?
*
»Mandy, guck mal, Timo kann ein neues Kunststück.« Atemlos kam Ulli ins Haus hereingelaufen. »Du mußt unbedingt mit hinauskommen.«
Die junge Frau seufzte ergeben. Bereits seit einem Vierteljahr versorgte sie den Meinradtschen Haushalt, und sie war glücklich dabei. Morgens kam sie schon kurz nach sechs Uhr, um das Frühstück zu richten, und abends ging sie erst, wenn Ulli schon schlief.
Seit drei Wochen schon begab sich Klaus Meinradt jeden Morgen wieder in sein Büro, das im Stadtkern von Maibach lag. Er leitete zusammen mit einem Kollegen ein Versicherungsbüro in der Innenstadt, das ziemlich gut florierte.
In der langen Zeit seiner Krankheit hatte sich zwangsläufig eine Menge Arbeit angesammelt, so daß er oft auch abends noch Überstunden machen mußte.
Mandy hatte sich ein kleines Auto gekauft und dafür den größten Teil ihrer Ersparnisse geopfert, aber das war es ihr wert, wenn sie nur für Klaus und seinen Sohn sorgen durfte. Sie bekam ein kleines Gehalt von ihm und dazu volle Verpflegung, so daß sie für sich selbst nicht mehr allzu viel Geld benötigte.
»Komm doch schon, Mandy. Timo kann schließlich nicht ewig im Schnee stehenbleiben.«
Die junge Frau wischte sich die Hände an ihrer Schürze ab. Dann vergewisserte sie sich, daß nichts anbrennen und nichts verkochen konnte, bevor sie dem Jungen folgte, der bereits nervös von einem Fuß auf den anderen trippelte.
Mandy war bereits mitten in den Weihnachtsvorbereitungen. Sie hatte Teig vorbereitet, aus dem sie kleine Figuren ausstechen wollte, um sie dann bunt anzumalen. Ulli sollte ein glückliches Weihnachtsfest erleben, das hatte sich Mandy vorgenommen. In der kurzen Zeit war ihr der Junge so ans Herz gewachsen, als ob sie seine richtige Mutter sei.
Nur manchmal dachte sie vage daran, daß es eines Tages vielleicht eine andere Frau in Klaus’ Leben geben könnte.
»Ist das nicht toll?« Ulli schaute erwartungsvoll zu ihr auf.
Zuerst war die Frau verblüfft, aber dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. Sie mußte einfach lachen.
Timo, der Hund mit dem großen Kopf und den kurzen Beinen, stand auf einem Sockel im Schnee, den Ulli mit viel Fleiß gebaut hatte, und machte Männchen, so gut es ihm bei seiner Leibesfülle eben möglich war.
Als er jedoch merkte, daß über ihn gelacht wurde, sprang er beleidigt herunter und bellte ärgerlich.
»Guter Hund«, lobte Mandy und beugte sich zu ihm hinunter. Dann streichelte sie seinen großen Kopf und wurde mit einem freundlichen Schwanzwedeln belohnt. Timo war ein gutmütiges Tier, das sich geduldig Ullis Schabernacke gefallen ließ.
»Jetzt sollten wir aber alle hineingehen, sonst wird uns kalt. Timo ist schon ganz naß vom Schnee«, schlug sie vor.
Ulli maulte zwar zuerst, fügte sich dann aber. »Dafür darf ich dir beim Plätzchenbacken helfen.«
»Darüber freue ich mich sogar. Dann bin ich um so schneller in der Küche fertig und kann noch eine Weile mit dir spielen.« Mandy strich dem Jungen über das wirre Haar. Er wird seinem Vater immer ähnlicher, stellte sie beglückt für sich fest.
Als es draußen bereits dämmerte, holte sie das letzte Blech mit leckeren Plätzchen aus dem Ofen. Ulli schnupperte genüßlich. »Da wird sich der Vater aber freuen, glaubst du nicht auch, Mandy?«
»Bestimmt. Und Timo auch. Hier ist ein zerbrochenes. Das kannst du ihm geben.«
Das ließ sich der Junge nicht zweimal sagen. »Hier, Timo, willst du auch?«
»Wuff«, ließ sich der Hund vernehmen und schaute erwartungsvoll zu seinem Herrchen auf. Offensichtlich schmeckte ihm das Plätzchen, denn nun tappte er auf seinen kurzen Beinchen zu Mandy, die die süßen Leckereien vorsichtig auf einen großen Teller schichtete.
»Der Vati kommt«, rief Ulli plötzlich. Er hatte an der Fensterscheibe seine Nase platt gedrückt und in die Dunkelheit hinausgestarrt.
Aber es war nicht Klaus Meinradt, sondern eine fremde Frau, die mit vorsichtigen Schritten den Plattenweg entlang auf das Haus zuging.
Wenig später klingelte es.
»Das ist nicht dein Vati«, stellte Mandy fest. »Der hat doch einen Schlüssel. Siehst du bitte nach, Ulli? Ich muß nur noch schnell hier ein bißchen saubermachen und die Plätzchen versorgen.«
»Okay, Mandy.« Flugs verschwand Ulli, gefolgt von Timo, dessen Krallen scharrende Geräusche auf dem Steinfußboden verursachten.
Dann hörte die junge Krankenschwester zuerst Ulli und dann die Stimme der Frau: »Willst du mich nicht hineinlassen, Junge? Du bist sicher der Ullrich, wenn ich mich nicht irre? Ich bin deine Tante Ursula.«
»Ich kenne aber keine… keine Tante Ursula, nur Mandy.«
Jetzt hielt es Amanda Veil an der Zeit, einzugreifen. Hatte sie sich verhört, oder hatte diese Frau tatsächlich behauptet, Ullis Tante zu sein?
Wie eine eisige Faust griff die Angst nach ihr und schnürte ihr die Kehle zu. Es war, als ahnte sie, daß ihre schöne Zeit hier schon fast zu Ende war.
Sie warf einen raschen Blick in den Spiegel. Ihr dunkles Haar war verwirrt, und ihr Gesicht von der Hitze des Backofens und von der Hektik gerötet. Aber um sich herzurichten, dazu fehlte ihr die Zeit.
Entschlossen СКАЧАТЬ