Название: Phantomschmerzen
Автор: Susan Hill
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783311701248
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»Stabil. Zeigt nach außen keine Emotionen.«
»Was hast du gesagt – dass du nichts tun kannst?«
»Mehr oder weniger. Aber ich habe auf dem Heimweg darüber nachgedacht …«
»Russon ist dafür verantwortlich, oder?«
»Das ist wahrscheinlich, doch ich kenne nicht alle Details, das war vor meiner Zeit hier. Ich lasse mir die Akten zukommen und werfe einen Blick hinein.«
»Heute Morgen bekam ich eine E-Mail von einem früheren Studienkollegen. Luke Renfrew. Ich war ziemlich scharf auf ihn.«
»Das will ich gar nicht wissen. Sag mir nur nicht, dass er nach Lafferton zieht.«
»Eigentlich nach Starly, und keine Sorge, er ist schwul.«
»Leoparden ändern ihre Flecken.«
»Luke nicht. Sein Partner ist ein sehr reicher Italiener, der gerade das Hotel gekauft hat. Er möchte mit mir über ein Projekt sprechen … mich von ihm zum Lunch dort einladen zu lassen ist das Mindeste, was ich tun kann. Auf die alten Zeiten und so.«
Sie schrie in gekünstelter Angst auf, als Kieron sich auf sie stürzte. Für Wookie war nicht ersichtlich, dass der Überfall nur Spaß war.
»Verdammte Scheiße!«
Der Hund hatte ihn fest in den Arm gezwickt, war vom Sofa gesprungen und hatte das Weite gesucht.
»Daran könnte ich sterben«, sagte Kieron.
»Nein, könntest du nicht, vorausgesetzt, dass du gegen Tetanus geimpft bist. Wenn es anfängt zu pochen oder anschwillt, gebe ich dir Penicillin, aber vorerst kleben wir ein Pflaster drauf.« Cat tupfte den Biss mit Desinfektionsmittel ab.
»Es gibt ein Kampfhundegesetz, nur zu deiner Information.«
»Wookie ist kein Kampfhund.«
Kieron streckte den Unterarm vor.
»Er ist nur nicht daran gewöhnt, dass du hier lebst. Ich mache jetzt das Abendessen.«
Kieron folgte ihr.
»Und hör um Himmels willen auf, deinen Arm so zu umklammern.«
»Es pocht.«
»Nein, es tut bloß weh.«
Er setzte sich und schaute traurig auf das Pflaster. »Und was hat jetzt dieser Luke gesagt, auf den du so scharf bist?«
»Nichts Genaues … nur dass er zu etwas meine Meinung hören will.«
»In eure Gemeinschaftspraxis eintreten?«
»Das glaube ich nicht, jedenfalls wäre das nicht meine Angelegenheit, ich bin keine Teilhaberin. Hier, putz die Bohnen für mich.«
»Ich glaube, ich kann meinen rechten Arm nicht bewegen.«
»Doch, kannst du.« Sie baute Schüssel, Bohnen und Messer vor ihm auf. »Wie war das noch, du sagtest, du hättest dir ein paar Gedanken über den Mord an Kimberley Still gemacht?«
»Keine sehr nützlichen. Ich werde die Akten durchsehen, wenn ich Zeit habe.«
»Und das wird wann genau sein?«
Er stöhnte.
»Da gibt es bestimmt jemanden, der mehr Zeit hat als du.«
Kieron hatte eine Handvoll Bohnen in die Hand genommen. Er legte sie wieder ab. »Jetzt, wo du es sagst …«
»Simon?«
»Simon«, bestätigte er.
8
Der Sturm hatte sich den ganzen Nachmittag über zusammengebraut, und als die letzte Fähre in den Hafen einbog, stampfte und schlingerte sie durch hohe Wellen, der stürmische Wind blies über den Bug, sodass sie dreimal wenden musste, um erneut das Dock anzusteuern. Als sie schließlich vertäut wurde, war nur die Mannschaft fest auf den Beinen und fröhlich.
Sam war noch nie seekrank gewesen, aber diese Fahrt hatte ihn auf die Probe gestellt. Er stützte sich ab, als er den Kai betrat, und der Boden schien unter seinen Füßen nachzugeben. Er hievte sich den Rucksack auf die Schultern und schaute den Hang hinauf, wo die Lichter im Pub noch brannten. So spät hatte er nicht ankommen wollen. Geplant war, dass er eine Fähre am frühen Nachmittag nahm, doch eins kam zum anderen, einschließlich verschlafen, keine Mitfahrgelegenheit finden, dann hinter einem anfahrenden Zug herlaufen, der, wie sich herausstellte, in die falsche Richtung fuhr. Daher hatte er es erst kurz vor Betriebsschluss geschafft.
»Du hast Glück. Die fahren morgen eher gar nicht aus, wenn die Wettervorhersage stimmt.«
Es war dunkel, und niemand wartete am Kai. Die einzigen anderen Passagiere waren ein Mann mit Rucksack, der allein zum Parkplatz ging, und eine Gruppe Studenten auf Exkursion, die in einen wartenden Kleinbus stiegen, der sie auf die andere Seite der Insel zum Feldforschungszentrum bringen würde. Die Crew machte die Fähre zum Auslaufen bereit. Sam ging den Hang hinauf zum Pub. Draußen standen zwei Fahrräder und ein verbeulter Transit. Drinnen war es ruhig, bis auf das Heulen des Windes und zwei Männer, die am Tresen etwas tranken. Sie drehten sich um, als die Tür aufging.
»Komm rein und mach die Tür zu, Junge, sonst werden wir ins Meer geweht.«
Sam war keinen Schritt näher gekommen, nachdem die Tür zu war.
»Du brauchst vielleicht einen Whisky, so grün, wie du aussiehst.«
»Mir geht’s gut. Hat jemand ein Auto, um mich mitzunehmen?«
»Haben sie nicht, jedenfalls nicht zu dieser Nachtzeit und bei dem Wetter. Wo willst du denn hin?«
»Komm schon, Junge, ich geb dir einen aus.« Der Mann mit dem roten Gesicht schob dem Wirt ein paar Münzen über den Tresen. »Ich hab dich schon mal gesehen.«
»Ich war schon mal hier.«
»Dann komm … Auf dich und ein langes Leben.« Sam betrachtete den Whisky. Er hatte noch keinen probiert, aber sie beobachteten ihn. Alle drei. Er hob sein Glas und leerte es in zwei Zügen, wie die Medizin, nach der er schmeckte, stellte das Glas ab und fragte noch einmal, ob die Möglichkeit bestand, über die Insel gefahren zu werden.
Der Wirt seufzte. »Meine Schrottkarre ist in der Werkstatt mit Riss in der Ölwanne, die Frau fährt Fahrrad, und das willst du dir heute Abend nicht leihen. Du lässt deins doch sicher auch hier, oder, John?«
Der Mann mit dem roten Gesicht glitt vom Barhocker. »Aye.«
»Danke für den Drink«, sagte Sam.
Der Mann nickte, schob sich aus der Tür und ließ den nächsten Windstoß herein.
»Er wohnt nur hundert Meter von hier den Hügel rauf. Wenn du auf die andere Seite willst, hast du heute Abend kein Glück. Ich hab kein leeres Zimmer, aber du kannst gern СКАЧАТЬ